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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2019

Liebesroman ohne Besonderheiten

Ein Sommer wie Limoneneis
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Wer seinen Urlaub gern im südlichen Italien verbringt, dem kann ich dieses Buch sehr ans Herz legen. Das Flair der Amalfi-Region und vor allem der Anbau von Zitronen wird sehr gut beschrieben.

Die Geschichte ...

Wer seinen Urlaub gern im südlichen Italien verbringt, dem kann ich dieses Buch sehr ans Herz legen. Das Flair der Amalfi-Region und vor allem der Anbau von Zitronen wird sehr gut beschrieben.

Die Geschichte an sich ist auch ok, aber nichts Besonderes. Sie spielt vorwiegend im Hier & Jetzt, und in kleinen Rückblenden auch vor ca. 25 Jahren. Allerdings passiert in beiden Zeitebenen kaum etwas nennenswertes. Wenn doch mal Konflikte auftauchen, so werden die sehr rasch (und dadurch unglaubwürdig) gelöst. Ich bin ja eh kein Freund von zu viel Drama, Intrigen oder negativer Stimmung. Aber authentisch sollte es dabei dann doch zugehen. ~~~Achtung: SPOILER: Wie schnell Remy nach dem Auffliegen der Bestechungszahlungen Reue zeigt und alles macht, was ihm Raffaele diktiert, fand ich überhaupt nicht glaubhaft! Nachdem er zuvor ja ganz anders charakterisiert wurde. Wir reden hier von einem heißblütigen Süditaliener! Der es sicherlich auch nicht so ohne weiteres hinnehmen würde, dass seine Ehefrau ihn einfach so verlässt. Wo er es doch war, der in der Beziehung immer die Hosen anhatte und sein Sohn sogar ein wachsames Auge auf die Mutter werfen musste. SPOILER ENDE ~~~
Sehr unglaubwürdig fand ich ebenfalls, dass Marco seit 20 Jahren nicht weiß wen seine große Jugendliebe geheiratet hat! Er war seitdem zwar nicht oft aber doch einige Male zu Hause, und hat das nie erfragt oder von irgendwem gehört? In einem kleinen Dorf??

Im Nachwort schreibt die Autorin, sie hat sich die schriftstellerische Freiheit genommen, Dinge zu erfinden die es so in echt gar nicht gibt, einen Bootssteg zum Beispiel. Sie hält es da wie Pippi Langstrumpf und macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Das stört mich bei solchen Dingen (wie dem Bootssteg) auch überhaupt nicht. Wenn sie allerdings auch rechnet wie Pippi, und aus 2x3=4 macht plus 3 macht 9, dann stört mich das leider immer. In der Rückblende von 1992 sind Marco und Pippo 13 Jahre alt, 1994 dann plötzlich 17. In anderen Rückblenden gibt es Andeutungen, die vermuten lassen, dass die ältere Zahl stimmt. Dann müssten sie 2018 allerdings 41 sein - sie sind aber noch knapp unter 40. Und Lisabetta erzählt ganz zu Anfang, dass sie dieses Jahr ihren 20. Hochzeitstag hat. Schwanger geworden und geheiratet hat sie allerdings mit 19 - das wäre dann ja bereits 1996 gewesen. Es geht also immer hin und her mit den Altersangaben.
Zum zweiten wird hier von einem WM-Viertelfinalspiel der Italiener 2018 berichtet. Dass sich Italien gar nicht für diese WM qualifiziert hat sei der Autorin verziehen. Vielleicht stand das beim Schreiben des Buches noch gar nicht fest. Fest stand allerdings schon sehr lange der Zeitrahmen, und dass die WM am 14.06.18 starten wird. Das Buch spielt aber über Pfingsten, und das war 2018 am 20.05. An solchen Unstimmigkeiten reibe ich mich immer etwas auf, vielleicht bin ich da auch ein 'Monk', aber das hätte man doch auch wirklich besser recherchieren können und statt dem Viertelfinalspiel einfach ein letztes Testspiel vor der WM stattfinden lassen. An so etwas hätten dann nämlich auch die Italiener problemlos teilnehmen können.

Ein netter, sommerlich angehauchter Roman (der aber wie gesagt im Frühling spielt) ohne große Aufregungen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Ausgereifte Liebesgeschichte

Samstag
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Es gibt ja derzeit zahlreiche Frauenromane, die gerade mal so die 300 Seiten Grenze knacken. Dafür veröffentlichen viele dieser AutorInnen meist gleich mehrere Romane pro Jahr. Frieda Bergmann setzt definitiv ...

Es gibt ja derzeit zahlreiche Frauenromane, die gerade mal so die 300 Seiten Grenze knacken. Dafür veröffentlichen viele dieser AutorInnen meist gleich mehrere Romane pro Jahr. Frieda Bergmann setzt definitiv Qualität vor Quantität, und schreibt ihre Bücher lieber in größeren Abständen - dafür sind diese dann auch gleich mal von ordentlichem Umfang und vor allem mit einer vielschichtigen Story versehen, die bei anderen Autorinnen auf mindestens 2 Bände aufgeteilt worden wäre.

~~~Vorsicht: ab hier treten vereinzelte Spoiler von Plotdetails auf!~~~

In "Samstag..." lernen wir Hannah kurz nach einer gescheiterten Beziehung kennen, fiebern ihrer zaghaft erblühende Liebe zu Sam mit, die in einen stürmischen Sommer mündet, und spüren ihre große Enttäuschung dann ebenso schmerzhaft. Anschließend reisen wir mit ihr nach Irland und begegnen dort Collum, der sie wie ein typischer (britischer) Gentleman langsam aber charmant erobert. Und selbst damit ist der Plot noch nicht "voll", doch mehr will ich hier gar nicht verraten.

Wer - so wie ich - Frieda Bergmanns neuesten Roman "Einmal Liebe zum Mitnehmen" schon kennt, weiß wie zumindest eine der Liebesgeschichten ausgehen muss. Das nahm mir etwas die Spannung, zum Glück ließ es aber nicht automatisch auf das Ende schließen. Und ich fühlte mich dennoch die ganze Geschichte über sehr gut unterhalten, was wohl auf den tollen Schreibstil von Bergmann zurückzuführen ist. Mir jedenfalls liegt er offensichtlich.

Die Autorin blieb in beiden Büchern ihrer Charakterisierung von Collum treu, auch hier ist er bereits der reserviert-pragmatische Typ aus gutem Hause, der die Zügel des Lebens fest in der Hand hat und auch für die Frau an seiner Seite gern schon mal Pläne macht. Pläne sind aber augenscheinlich gar nicht Hannahs Welt, so weiß sie Anfang Juli noch gar nicht, ob sie ab Beginn des Herbstsemesters wie geplant wieder in Deutschland sein will oder doch noch in Irland verlängern will. Puuh, dieses Ungewisse wäre ja gar nichts für mich.
Frieda Bergmann schafft es sogar, dass ich zeitweise mal Mitgefühl für die "böse Hexe" dieser Geschichte empfand. Allerdings nur ganz kurz, sobald sie dann eine Dienstreise nach der anderen antritt ohne richtig ihr wenige Monate altes Baby zu sehen, war mein Mitgefühl dann auch schon wieder passé.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Schwestern-Zwist

Von A wie allein bis Z für zusammen
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Andrea bastelt am Sterbebett ein ABC ihres Lebens, dass sie ihren zwei erwachsenen Töchtern hinterlässt in der Hoffnung, dass es sie wieder zusammen führt. Denn Rose und Poppy haben seit 16 Jahren nicht ...

Andrea bastelt am Sterbebett ein ABC ihres Lebens, dass sie ihren zwei erwachsenen Töchtern hinterlässt in der Hoffnung, dass es sie wieder zusammen führt. Denn Rose und Poppy haben seit 16 Jahren nicht mehr miteinander geredet geschweige denn gemeinsam ihre Mutter besucht. So erfahren sie von deren tödlicher Krankheit auch erst, als es schon zu spät ist. Widerwillig, aber auch von Schuldgefühlen und vor allem Trauer getrieben, machen sich die zwei Schwestern daran, den letzten Willen ihrer geliebten Mutter zu erfüllen.

Was folgt ist eine Reise in die Vergangenheit von allen drei Frauen, kleinere Anekdoten von glücklichen Momenten ihres Lebens. Aber auch der Anlass für das große Zerwürfnis kommt zur Sprache. Es rechtfertigt unbestritten Roses anschließende Reaktion gegenüber Poppy. Doch dass sie einer beteiligten Partei vergeben konnte und der anderen nicht fand ich von ihr wirklich scheiße. Und auch unverständlich angesichts ihrer doch sehr engen Geschwisterbeziehung, die sie zuvor hatten.

So schön ich die Idee mit dem ABC auch fand, so finde ich es noch viel trauriger, dass sich Andrea nicht persönlich von ihren Mädchen verabschiedet hat - und ihnen auch nicht die Möglichkeit gegeben hat, ihre Mutter noch ein letztes Mal zu sehen. Andrea sagt einmal, wie sehr sie ihre Töchter vermisst, wie gern sie sie noch ein letztes Mal umarmen würde. Auch wenn die Sache mit ihrer letzten Aufgabe dann vielleicht weniger dramatisch gewirkt hätte, ich hätte meine Töchter auf jeden Fall noch kontaktiert für ein letztes Lebewohl.

Einer meiner Lieblingssätze im Buch, weil so viel Wahrheit aber auch Tragik darin liegt, ist von Rose: "Meine Mum hat uns genauso geliebt, und es bringt mich fast um dass sie erst sterben musste damit ich es endlich zu schätzen lernte."

Insgesamt ein sehr schön zu lesender, etwas melancholisch machender (aber dann auch wieder versöhnlich stimmender) Roman über den Zusammenhalt in der Familie.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Was anderes erwartet

Fahrenheit 451
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Es ist ein Klassiker, der schon lange lange in meinem Regal stand ohne dass ich das Verlangen spürte es auch zu lesen. Zum Glück gab es nun eine Leserunde zu diesem Buch, denn so habe ich es 1. endlich ...

Es ist ein Klassiker, der schon lange lange in meinem Regal stand ohne dass ich das Verlangen spürte es auch zu lesen. Zum Glück gab es nun eine Leserunde zu diesem Buch, denn so habe ich es 1. endlich mal gelesen und 2. auch bis zum Ende durchgehalten.

Denn ich muss leider gestehen, dass ich mit dem Schreibstil bis zum Ende nicht warm geworden bin. Vielleicht ist er mir nur zu ungewohnt, aber ich fand auch die schwer zu entschlüsselnden Anspielungen anstrengend, und trotz all der Metaphern war es mir an anderen Stellen dann wieder zu abstrakt.

Eine Passage fiel mir aber besonders auf, als Mildred und ihre "Freundinnen" über Kinder reden. Eine von ihnen ist zwar Mutter, aber nur weil die Menschen ja sonst irgendwann aussterben würden. Reine Pflichterfüllung, aber man kann sie ja immerhin in die Schule abschieben und die 3 freien Tage im Monat kriegt man auch noch rum wenn man sie vor die 'Familie' hockt und die Wand anknipst. Zum Schluss sagt sie dann: '»Natürlich haben sie nicht viel für mich übrig, aber ich erwidere ihre Gefühle herzlich!« Die Frauen lachten aus vollem Hals.' Als Mutter fand ich diese ganze Passage echt arg.

Von der zentralen Handlung mit den "neuen Medien" und Ächtung der Bücher war ich am Schluss etwas enttäuscht, hatte mir wohl was anderes erwartet. Vielleicht habe ich es auch nur nicht kapiert? Ich habe vom Film nur einen sehr kleinen Ausschnitt mal im Rahmen einer Uni-Vorlesung gesehen, da hat Clarisse Guy mitgenommen zu den 'Rebellen' am Fluss, die jeder ein Buch auswendig lernen damit es nicht in Vergessenheit gerät. Ich hatte daher gedacht, dass zumindest ein beträchtlicher Teil der Handlung dann in dieser Community spielen wird. Anscheinend weichen da Film und Buch deutlich voneinander ab.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich mich Ray Bradbury in seiner Meinung nicht ganz anschließen kann. Mir ist bewusst dass er diese Zukunftsvision ganz bewusst sehr überzeichnet dargestellt hat, und es selbst heute "nicht so schlimm" geworden ist. Zum Zeitpunkt des Erscheinens von 'Fahrenheit 451' ist ja das Fernsehen in den heimischen Wohnzimmern gerade erst aufgekommen.
Aber ich finde nicht, dass man da ein Entweder-Oder-Szenario draus machen muss. Es liegt an jedem selbst, ob er ein Smombie wird oder sich vom TV berieseln lässt statt echte soziale Kontakte zu pflegen oder sich ein gutes Buch zur Hand zu nehmen. Und auch wenn ich Filme wirklich liebe kann ich für mich nur sagen, dass ich deswegen niemals nicht mehr lesen werde. (Den Film zu diesem Buch möchte ich jetzt aber schon gern sehen! Und habe jetzt sogar erst entdeckt, dass es letztes Jahr eine Neuverfilmung gab!)
Da mich also das Buch weder auf sprachlicher Ebene noch mit der Umsetzung der Thematik überzeugt hat, reicht es nur für 2 Sterne.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Erfrischend und prickelnd wie Limonade

Limonadentage
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Geschichten über eine 2nd-Chance-Liebe gibt es derzeit zuhauf, und so einige davon habe ich auch gelesen. Obwohl ich in dem Fall romantisch veranlagt bin, fiel es mir bei einigen Paaren schwer mit ihnen ...

Geschichten über eine 2nd-Chance-Liebe gibt es derzeit zuhauf, und so einige davon habe ich auch gelesen. Obwohl ich in dem Fall romantisch veranlagt bin, fiel es mir bei einigen Paaren schwer mit ihnen mitzufiebern. Entweder war mir eine der Figuren nicht sympathisch, oder ich habe überhaupt keine Chemie zwischen ihnen gespürt, fand die sich-wieder-näher-kommen Handlung blöd oder ich war einfach nur vom Schreibstil genervt. Hier aber stimmte alles (na gut, fast alles - ihre Dates in der heutigen Zeit hätten noch etwas mehr sein können), ich hab es regelrecht knistern gespürt zwischen Avery und Cade und den beiden wirklich die Daumen gedrückt!
~~~Achtung: SPOILER~~~
Und dann passiert sowas! Ein unerklärlicher Satz von Cade, und ein richtig fieser Cliffhanger! Grrr! Das wo ich endlich mal voll auf der Seite des Pärchens bin. Gleich mal geschaut wann es den 2. Teil endlich gibt!~~~SPOILER ENDE~~~

Die Rückblicke in die Vergangenheit erzählen bruchstückhaft von ihrer Freundschaft im Alter von 6 Jahren, die sich irgendwann in Liebe wandelt. Das Ende der Beziehung wird von Avery immer mal wieder erwähnt, aber wie genau das war kommt zum Glück erst zum Schluss. Da hat Cade nämlich einige Sympathiepunkte wieder eingebüßt. ~~~Achtung: SPOILER~~~ Wieso lässt er Avery monatelang ihre gemeinsame Studienzeit in L.A. planen, um dann sich einfach davon zu machen. Ich fand auch den Grund total blöd - L.A. ist nicht weit genug vom Vater entfernt. Das kam mir von der Autorin ein bisschen zu konstruiert vor.~~~SPOILER ENDE~~~

Ich hatte vorher gelesen, dass die Autorin Deutsche ist, auch wenn die Geschichte in den USA spielt. Später habe ich das noch einmal recherchiert, weil ich mir angesichts des Schreibstils echt nicht mehr sicher war, denn es gibt zahlreiche Sätze, die sich ao anhören als wäre das Buch im Original auf englisch. Annie Stone verwendet Redewendungen, die im Englischen üblich sind, die aber auf deutsch niemand sagen würde und sich teilweise auch komisch anhören. Beispiele...
'und einen Moment sieht er so aus, als hätte er aus dem Sahnetopf genascht.' (like the cat that got the cream)
'Ich werd keine Schnitte mehr bei ihr haben, oder?' (?? was mit cut him some slack? es hört sich auf deutsch jedenfalls extrem eigenartig an)
'Du hattest doch gesagt, dass du ihn für den Einen hältst, der deiner hätte sein sollen, aber der entwischt ist.' (the one that got away)
'Diesen Pep-Talk gebe ich mir selbst.' (Pep-Talk sagt auf deutsch wirklich niemand!)
'mein Bauch hängt über meiner Hose, wie bei diesem Muffin hier. Ich hab ein Muffin-Oberteil über meiner Hose.' (genauso wenig wie Muffin Top)
'Er sieht aus, als wäre er beim Griff in die Keksdose erwischt worden.' (caugth with the hand in the cookie jar)
Ich fand das etwas befremdlich, auch wenn es zumindest zum Setting der Geschichte passt. Gut hingegen fand ich aber, dass die derzeitige politische Situation in den USA eingearbeitet wurde, das hat sehr gut gepasst (auch um Figuren zu charakterisieren).

Trotz dieser vereinzelten sprachlichen Irritationen mir diese Liebesgeschichte sehr gut gefallen - und vor allem besser als viele andere dieses Genres. Und jetzt warte ich sehnsüchtig auf die Fortsetzung.