Liebesroman ohne Besonderheiten
Ein Sommer wie LimoneneisWer seinen Urlaub gern im südlichen Italien verbringt, dem kann ich dieses Buch sehr ans Herz legen. Das Flair der Amalfi-Region und vor allem der Anbau von Zitronen wird sehr gut beschrieben.
Die Geschichte ...
Wer seinen Urlaub gern im südlichen Italien verbringt, dem kann ich dieses Buch sehr ans Herz legen. Das Flair der Amalfi-Region und vor allem der Anbau von Zitronen wird sehr gut beschrieben.
Die Geschichte an sich ist auch ok, aber nichts Besonderes. Sie spielt vorwiegend im Hier & Jetzt, und in kleinen Rückblenden auch vor ca. 25 Jahren. Allerdings passiert in beiden Zeitebenen kaum etwas nennenswertes. Wenn doch mal Konflikte auftauchen, so werden die sehr rasch (und dadurch unglaubwürdig) gelöst. Ich bin ja eh kein Freund von zu viel Drama, Intrigen oder negativer Stimmung. Aber authentisch sollte es dabei dann doch zugehen. ~~~Achtung: SPOILER: Wie schnell Remy nach dem Auffliegen der Bestechungszahlungen Reue zeigt und alles macht, was ihm Raffaele diktiert, fand ich überhaupt nicht glaubhaft! Nachdem er zuvor ja ganz anders charakterisiert wurde. Wir reden hier von einem heißblütigen Süditaliener! Der es sicherlich auch nicht so ohne weiteres hinnehmen würde, dass seine Ehefrau ihn einfach so verlässt. Wo er es doch war, der in der Beziehung immer die Hosen anhatte und sein Sohn sogar ein wachsames Auge auf die Mutter werfen musste. SPOILER ENDE ~~~
Sehr unglaubwürdig fand ich ebenfalls, dass Marco seit 20 Jahren nicht weiß wen seine große Jugendliebe geheiratet hat! Er war seitdem zwar nicht oft aber doch einige Male zu Hause, und hat das nie erfragt oder von irgendwem gehört? In einem kleinen Dorf??
Im Nachwort schreibt die Autorin, sie hat sich die schriftstellerische Freiheit genommen, Dinge zu erfinden die es so in echt gar nicht gibt, einen Bootssteg zum Beispiel. Sie hält es da wie Pippi Langstrumpf und macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Das stört mich bei solchen Dingen (wie dem Bootssteg) auch überhaupt nicht. Wenn sie allerdings auch rechnet wie Pippi, und aus 2x3=4 macht plus 3 macht 9, dann stört mich das leider immer. In der Rückblende von 1992 sind Marco und Pippo 13 Jahre alt, 1994 dann plötzlich 17. In anderen Rückblenden gibt es Andeutungen, die vermuten lassen, dass die ältere Zahl stimmt. Dann müssten sie 2018 allerdings 41 sein - sie sind aber noch knapp unter 40. Und Lisabetta erzählt ganz zu Anfang, dass sie dieses Jahr ihren 20. Hochzeitstag hat. Schwanger geworden und geheiratet hat sie allerdings mit 19 - das wäre dann ja bereits 1996 gewesen. Es geht also immer hin und her mit den Altersangaben.
Zum zweiten wird hier von einem WM-Viertelfinalspiel der Italiener 2018 berichtet. Dass sich Italien gar nicht für diese WM qualifiziert hat sei der Autorin verziehen. Vielleicht stand das beim Schreiben des Buches noch gar nicht fest. Fest stand allerdings schon sehr lange der Zeitrahmen, und dass die WM am 14.06.18 starten wird. Das Buch spielt aber über Pfingsten, und das war 2018 am 20.05. An solchen Unstimmigkeiten reibe ich mich immer etwas auf, vielleicht bin ich da auch ein 'Monk', aber das hätte man doch auch wirklich besser recherchieren können und statt dem Viertelfinalspiel einfach ein letztes Testspiel vor der WM stattfinden lassen. An so etwas hätten dann nämlich auch die Italiener problemlos teilnehmen können.
Ein netter, sommerlich angehauchter Roman (der aber wie gesagt im Frühling spielt) ohne große Aufregungen.