Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2019

Gut geschrieben, schönes Setting, aber ein bisschen zu viel künstliches Drama

Crystal Lake – Diagnose Liebe
0

Dieses Buch ist mit 102 Seiten extrem kurz, und da es Teil einer (momentan nur 3teiligen) Reihe ist 'fühlt' es sich auch eher so an wie eine Episode einer TV-Serie. Von der ich womöglich die Pilotfolge ...

Dieses Buch ist mit 102 Seiten extrem kurz, und da es Teil einer (momentan nur 3teiligen) Reihe ist 'fühlt' es sich auch eher so an wie eine Episode einer TV-Serie. Von der ich womöglich die Pilotfolge verpasst habe... Aber gut, natürlich haben einige Figuren schon eine Vorgeschichte die sie mitbringen, und die Autorin versucht auch ihr möglichstes, durch Hinweise und eingestreute Bemerkungen diese für den Leser zu verdeutlichen.

Die Geschichte an sich ist gut geschrieben, klarerweise nicht sehr tiefgehend aber dennoch irgendwie rund. Ein bisschen hat mich der Hang zu Übertreibungen gestört. Mark verliert nach nur einer Woche im Krankenhaus schon seinen Sponsor? Leena will nach einem kleinen 'Zwischenfall' sofort wieder wegziehen? Und wie schnell gleich von wahrer Liebe gesprochen wird... Nun ja, zumindest passt diese Dramaturgie, die ich maximal aus US-Romance-Büchern kenne, gut zum Setting dieser Reihe. Diese Berge von Colorado - und ein Krankenhaus - ist eine sehr gelungene Wahl und birgt viel Potential (weil viel Personal) für zahlreiche Fortsetzungen! Worum es in Band 2 gehen wird, ist in einem Cliffhanger zumindest schon angedeutet.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Niedliche Erlebnisse aus dem Hasenwald, doch keine speziellen Schulanfänger-Geschichten!

Hops & Holly 1: Die Schule geht los!
0

Aufgrund des Titels und auch der Kurzbeschreibung nahm ich an, dass Hops und Holly nun in die Schule kommen und typische Erstklässler-Situationen durchleben. Dem ist nicht so, es geht einfach die Schule ...

Aufgrund des Titels und auch der Kurzbeschreibung nahm ich an, dass Hops und Holly nun in die Schule kommen und typische Erstklässler-Situationen durchleben. Dem ist nicht so, es geht einfach die Schule nach den Sommerferien wieder los. Sie erleben natürlich dennoch schultypische Dinge, wie einen Vertretungslehrer oder einen neuen Mitschüler. Aber auch Episoden aus dem Familienalltag werden geschildert, wie das Babysitten durch den Großvater oder wie die Zwillinge ihren Geburtstag feiern.

Meinen Kindern gefiel am besten, dass wir zur Abwechslung mal wieder ein Buch lasen, das in sich geschlossene Geschichten/Kapitel hatte. Bei einer fortlaufenden Story mit um die 150 Seiten dauert es halt doch mehrere Abende, bis wir sie durchhaben. Was blöd ist, wenn es gerade sehr spannend wird und wir dann abbrechen müssen.
Hier konnten wir 3-4 Kapitel lesen, und man erfuhr auf jeden Fall immer das Ende jeder Geschichte.

Mein jüngster Sohn kommt im Herbst in die Schule, und daher hoffte ich hier auf eine passende Einstimmung darauf. Diesen Zweck erfüllt das Buch nicht wirklich muss ich gestehen. Zudem fand ich die Geschichten nicht nur inhaltlich sondern auch sprachlich eher passender für Kinder ab der 2. bis ca. 4. Klasse (so alt sind in etwa auch Hops & Holly). Dem gegenüber stehen dann wieder die absolut entzückenden und zahlreichen farbigen Illustrationen, die mehr zu Büchern für Vorschulkindern passen und meinen kleinen Sohn auch definitiv bei der Stange hielten.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Lebenstraum

Das Hotel der verzauberten Träume - Die goldene Botschaft (Das Hotel der verzauberten Träume 3)
0

Dies ist der dritte Band über die kleine Traumdeuterin Joelle - und wenn ich mir anfangs vielleicht dachte 'Wie oft kann man dieses Thema denn variieren, so dass es sich nicht einfach nur wiederholt?' ...

Dies ist der dritte Band über die kleine Traumdeuterin Joelle - und wenn ich mir anfangs vielleicht dachte 'Wie oft kann man dieses Thema denn variieren, so dass es sich nicht einfach nur wiederholt?' so wurde ich positiv überrascht. Ging es im ersten Band um Träume im Allgemeinen und einen verlorenen Traum im Besonderen; und im 2. Band dann um einen ganz besonders fiesen Albtraum, so muss Joelle (unterstützt von ihrem Bruder Lancelot) nun einen 'Lebenstraum' mit seinem Besitzer vereinen, damit sie endlich nachts wieder in Ruhe schlafen kann.

Obwohl es sich in jedem Buch um einen neuen Traum dreht, würde ich empfehlen, zuvor zumindest das erste Buch gelesen zu haben, damit man eine Vorstellung hat von Joelle, den Apfel-Schwestern und ihren besonderen Fähigkeiten. Es wird hier zwar ansatzweise erklärt, aber ein besseres Verständnis haben die jungen LeserInnen sicherlich, wenn sie mehr vom ganzen Drumherum wissen.

Ich habe das Buch meinen Jungs beim abendlichen Zu-Bett-Gehen vorgelesen. Da passt die Thematik Träume ja eigentlich hervorragend, dennoch bin ich nicht sicher ob es in dem Fall die beste Wahl war da wir pro Abend nur ca. 20-30 Seiten schaffen. Weil anfangs erstmal die Geschichte etabliert wird, hält sich da die Spannung nämlich in Grenzen - und das Interesse meiner Jungs leider auch. Dann kamen noch Ferien dazwischen, wo wir abends gar nicht gelesen haben, und dann haben wir sogar noch ein ganz anderes Buch eingeschoben weil die zwei das unbedingt wollten, bevor wir uns wieder dem Hotel der verzauberten Träume zugewendet haben. Aber sobald wir dann bei etwa der Hälfte des Buches waren, hätte ich es am besten alles in einem Stück vorlesen sollen. Geht natürlich nicht, und so wurden sie noch 2-3 Mal auf die Folter gespannt wie es weitergeht.

Normalerweise liest die Altersgruppe für dieses Buch (ab ca. 8 Jahre) aber eh schon selbst, und kann das viel schneller durchlesen und dann fällt der gemächlichere Anfang nicht so sehr auf und das Ende kann man in einem Rutsch lesen. Das fiel dann aber leider auch ganz schön kurz aus, man könnte es sogar fast verpassen. Das hat uns alle ein bisschen enttäuscht.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Was als keine Schummelei anfing...

Lila, Lila
0

David will Marie imponieren, und weil sie auf Schriftsteller und Intellektuelle steht, gibt er ganz spontan einen Zufallsfund vom Flohmarkt als sein literarisches Werk aus. Blöderweise findet Marie dieses ...

David will Marie imponieren, und weil sie auf Schriftsteller und Intellektuelle steht, gibt er ganz spontan einen Zufallsfund vom Flohmarkt als sein literarisches Werk aus. Blöderweise findet Marie dieses Manuskript nicht nur gut, sondern so grandios dass sie es direkt an einen Verlag weiterschickt. So verselbständigt sich die Sache dann rasch, bis David schließlich heillos überfordert ist. Und dann wird es erst richtig spannend, als nämlich der echte Autor des Buches auftaucht.

Bis zu dieser Konfrontation vergeht allerdings einige Zeit, etwa das halbe Buch. Dass es dennoch nicht zu langweilig wird (ok, ein bißchen fad war es stellenweise schon), ist allein Suters Schreibstil geschuldet. Verständlich, aber keineswegs simpel, berichtet er hier von einem jungen Mann, der recht planlos durch sein Leben stolpert und keine anderen Ziele hat als Marie zu gefallen. Der Leser ahnt natürlich, dass die Lüge irgendwann auffliegen muss. Die Frage ist nur: wie schlimm wird es werden?

Ich für meinen Teil war natürlich immer auf Daniels Seite, konnte sein Tun auch durchaus nachvollziehen. Aber je mehr sich dann Jacky in sein Leben drängte, desto mehr war ich auch genervt davon, wie untätig Daniel seinem Leben zuschaute, dass ohne jegliche Kontrolle seinerseits neben ihm her raste. Das lässt Martin Suter auch Marie sehen: "Seine absolute Unfähigkeit, sich durchzusetzen, ging ihr auf die Nerven." und sprach mir damit aus dem Herzen.

Doch wie kommt man bloß raus aus dem Schlamassel? Suter wird an dieser Stelle durchaus kreativ und lässt die Geschichte schließlich zu einem zwar etwas offenen aber würdigen Ende kommen.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Eine mögliche Variante von Marlene Dietrichs schillerndem Leben

Marlene und die Suche nach Liebe
0

Wer eine realitätsnahe Biografie über Marlene Dietrich sucht, sollte wohl nicht zu diesem Buch greifen. Denn dieses voluminöse Buch ist viel eher ein Roman über eine junge Frau am Anfang des letzten Jahrhunderts, ...

Wer eine realitätsnahe Biografie über Marlene Dietrich sucht, sollte wohl nicht zu diesem Buch greifen. Denn dieses voluminöse Buch ist viel eher ein Roman über eine junge Frau am Anfang des letzten Jahrhunderts, die aus allen Zwängen und Regeln (und davon gab es in den 20er Jahren in Berlin doch erstaunlich wenig - so eine freizügige Zeit wie damals gab es danach wohl erst wieder Ende der 60er) ausbrechen und unbedingt berühmt werden will - koste es, was es wolle. Und es kostet einiges.
Zuerst versucht Marlene ihr Glück - gezwungen von der strengen Mutter - als Geigerin. Sie ist darin nicht schlecht, aber hat nicht das Potential einmal 1. Geigerin eines berühmten Orchesters zu werden. So verlegt sie sich auf Revueauftritte, steht vereinzelt auch Model für Fotoaufnahmen, nimmt Schauspielunterricht und gelangt über die Theaterbühne schließlich zum Film.

Ich habe noch keinen einzigen Film mit Marlene Dietrich gesehen (wäre jetzt aber sehr interessiert daran, auch aus filmhistorischer Sicht), und wusste auch kaum etwas von ihr als Person. Ich wählte dieses Buch vor allem, um mehr über die ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts zu erfahren, um Einblicke in die Anfänge der Filmindustrie zu erhalten und schließlich auch um mehr über diese geheimnisvolle Dietrich zu erfahren. Alle meine Ansprüche wurden vollends erfüllt! Nur Fotos haben mir gefehlt, denn ich habe gern ein Bild vor Augen wenn im Buch ein bekannter Name auftaucht oder von einem Filmdreh geschrieben wird. So war ich ständig am googeln, und stieß dadurch leider auch immer wieder auf Fehler in diesem biografischen Roman. Anna May Wong war z.B. erst ab Herbst 1928 in Berlin - im Buch ist es allerdings Ende 1925 oder maximal 1926. Von Gary Cooper, mit dem sie 1930 eine Affäre hat, wird mehrmals behauptet er sei verheiratet. Ist er aber erst seit 1933 (und lernt seine Frau auch erst in dem Jahr kennen, es kann also noch nicht mal seine Verlobte gewesen sein). Als Dietrich ihn 1935 wiedertrifft ist er wohl gerade dabei sich von seiner Gattin scheiden zu lassen - das tut er aber bis zu seinem Tode nicht. Und auch Cary Grant lebte erst ab 1934 (nach seiner 1. Ehe) mit Randalph Scott in der Villa in Malibu. Im Buch schreiben wir aber das Jahr 1933.

Und dass sind nur die Dinge, die mir ohne großen Rechercheaufwand aufgefallen sind. Es lässt mich aber glauben, dass es der Autor hier mit der Wahrheit nicht immer so genau nahm, und lieber eine gute Geschichte erzählen wollte nach dem Motto 'So könnte es gewesen sein'. Denn all die Gespräche und Vorkommnisse, die sich in Marlenes eigenen vier Wänden (oder Garderoben oder sonstwo außerhalb der Öffentlichkeit) abspielten - und davon handelt das Buch zum überwiegenden Teil - sind wohl größtenteils der Phantasie des Autors entsprungen und nicht überliefert oder belegt. Das sollte man beim Lesen im Hinterkopf behalten! Vielleicht ist es so gewesen, vielleicht aber auch nicht. Der Autor schreibt dazu selbst im Nachwort: "Die zentralen Ereignisse dieses Romans sind wirklich passiert, wenngleich sie durch erfundene Dialoge und Eindrücke der Protagonisten neu interpretiert wurden." D.h. die Filmdrehs, Umzug nach Hollywood und Auftritte an der Front haben ja nachweislich stattgefunden, der Rest ist a 'good guess'. Doch immerhin liest sich das Buch sehr unterhaltsam, es wird nie langweilig und einiges davon wird wohl auch stimmen.

Dem deutschen Titel (im englischen Original wurde es unter dem simplen "Marlene" veröffentlicht) wird der Roman absolut gerecht. Das Thema Liebe wird sehr groß geschrieben, und der Autor ist in seinen Schilderungen genauso wenig prüde wie Marlene Dietrich selbst mit ihrem Körper oder ihrer Lust. Sie hat nichts anbrennen lassen, und landet mit fast jedem Namen, der im Buch erwähnt wird - egal ob männlich oder weiblich - ziemlich rasch in der Kiste.

Es gibt in dieser Reihe des Aufbau-Verlags zahlreiche andere Bücher zu weiteren Frauen der Kunstszene des 20. Jahrhunderts. Aber nur dieses Buch hat mich wirklich gereizt, zu lesen, denn hier interessierte mich sowohl die geschichtliche Zeit, das Gewerbe und die Person an sich. (Einzig Coco Chanel würde ich auch spannend finden.)

Ich habe in einem Filmseminar im Studium mal beiläufig gehört, dass einzig Josef von Sternberg Marlene Dietrich "zum Star machte", mit der Art wie er sie filmen und fotografieren ließ. Da wir das Thema aber nicht vertieft hatten, wusste ich damit nicht viel anzufangen. Wie kann man jemanden dazu machen? Entweder ein Schauspieler hat Talent, und das Glück die richtigen Rollen zu erwischen, oder eben nicht. Nach diesem Roman verstehe ich viel besser was gemeint ist, und auch wie von Sternbergs mit der richtigen Beleuchtung das Aussehen von Marlene so positiv beeinflussen konnte.
Was ich mich dabei aber fragte: wieso hat man nicht gleich eine perfekte Schönheit genommen? Die Romanfigur Marlene klagt ständig darüber, dass sie zu dick ist, vom Regisseur eine Diät auferlegt bekommt mit der sie sich immer wieder quälen muss, dass ihr Gesicht und ihre Nase zu dick sind und nur bei der richtigen Beleuchtung mit dem Schmetterlingsschatten unter ihrer Nase gut aussieht. Auch ihre Auftritte in den Filmen vor dem "Blauen Engel" waren "grauenvoll", wie von Sternberg ihr sagt. Wieso also die ganze Mühe wenn es sicher Dutzende andere Schauspielerinnen gab, die von vornherein perfekt waren?
Anscheinend hatte sie das gewisse Etwas, eine Attitude (Gleichgültigkeit gepaart mit Arroganz und auch einem nicht unerheblichen Anteil an Rotznäsigkeit und Chupze), die ihr eine geheimnisvolle Aura verlieh und die Marlene Dietrich bis heute zu einer unvergessenen Ikone der Film- und auch Modewelt machen.