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Veröffentlicht am 13.10.2021

Extravagante Partyspiele

Sweet Goodbye
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Superreiche Kids, die innerlich aber total kaputt sind. 4 beste Freunde seit der Kindheit, und trotzdem hat jeder sein eigenes kleines Geheimnis, das er mit niemandem teilt. Bis ein "Wahrheit oder Pflicht" ...

Superreiche Kids, die innerlich aber total kaputt sind. 4 beste Freunde seit der Kindheit, und trotzdem hat jeder sein eigenes kleines Geheimnis, das er mit niemandem teilt. Bis ein "Wahrheit oder Pflicht" Spiel so einiges zutage fördert.

Max, Liv, Anton und Martina haben es wirklich nicht leicht im Leben, trotz all dem Geld mit dem sie aufgewachsen sind und das für sie selbstverständlich ist. Richtig sympathisch sind mir die vier dennoch nie geworden, weshalb ich bis zum Ende eine emotionale Distanz zu ihnen hatte. Und dann ist dieses Ende auch noch ziemlich abrupt, ohne Nachsatz oder einem Mini-Epilog.

Ist das, was sie schlussendlich beschließen, wirklich das Richtige? Ich weiß es nicht... Aber ich war glücklicherweise auch noch nie annähernd in einer der Situationen, in denen sich die Jugendlichen wiederfinden. Dennoch wäre es nicht schlecht gewesen, wenn Camilla Läckberg dieses Finale irgendwie doch noch moralisch einordnet, denn so wirkte es irgendwie eher wie ein Dummer-Jungen-Streich.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Nostalgischer Schweden-Sommer

Ein Sommer mit Percy und Buffalo Bill
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Ein Sommer wie anno dazumal! Es wird zwar nie erwähnt, wann die Geschichte spielt, aber es wird schon bald deutlich, dass es mindestens 50 Jahre her sein muss, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Das merkt ...

Ein Sommer wie anno dazumal! Es wird zwar nie erwähnt, wann die Geschichte spielt, aber es wird schon bald deutlich, dass es mindestens 50 Jahre her sein muss, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Das merkt man nicht nur an der vollkommenen Abwesenheit von elektronischen Spielgeräten oder einem Fernseher. Sondern auch daran, dass die Jungs zB den Tarzan-Schauspieler Johnny Weissmüller und General Patton aus dem 2. WK kennen.

Wahrscheinlich hat Autor Ulf Stark einen nostalgischen Blick auf seine eigene Ferienzeit als Kind geworfen. Sein Ich-Erzähler heißt sicher nicht nur zufällig ebenfalls Ulf. Dessen bester Freund, der aufgeweckte Percy, besucht ihn dieses Jahr in seinem Urlaub bei den Großeltern. Obwohl zunächst alle denken, dass der leicht cholerisch wirkende Großvater etwas gegen diesen Überraschungsgast haben wird, versteht sich gerade dieser dann am besten mit dem selbstbewussten Steppke. Und auch ich habe mit der Zeit immer mehr Sympathien für den Opa entwickelt.

Für mich als Erwachsene war es ein nettes Kinderbuch über einen 'Sommer wie damals' in Schweden. Ohne Mega-Highlights, aber so sind eben auch die meisten Ferien. Meinen Söhnen würde es glaube ich nicht ganz so gut gefallen, da zum einen der Schreibstil des Autors nicht so 'modern' ist wie sie es aus anderen Kinderbüchern kennen. Zum anderen ist ihnen die Welt der Jungs und ihre 'Abenteuer' komplett fremd: Raupen aus Opas Gemüsebeet entfernen, allein mit dem Boot rausfahren, eine Hütte bauen, eine Käfersammlung anlegen, ein wildes Pferd zähmen, sich verlieben bis es weh tut. Gerade letzteres hat meiner Meinung nach nicht zu einem 10jährigen Jungen gepasst, und noch weniger dass die Buben rauchen!

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Tarantino ist nicht umsonst Filmemacher + Drehbuchschreiber, kein Romancier

Es war einmal in Hollywood
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Ich habe den Film dazu zwar schon sehr lange auf meiner Watch-List, und sogar die Blu-Ray Version vor einem Jahr gekauft. Aber dennoch bin ich bisher nicht dazu gekommen, mir es auch anzuschauen. Somit ...

Ich habe den Film dazu zwar schon sehr lange auf meiner Watch-List, und sogar die Blu-Ray Version vor einem Jahr gekauft. Aber dennoch bin ich bisher nicht dazu gekommen, mir es auch anzuschauen. Somit konnte ich aber auch ganz unvoreingenommen an das Buch herangehen und wusste tatsächlich kaum, was mich erwarten wird.

Was habe ich bekommen? Ein Buch über Hollywood anno 1969, in dem mehrere Handlungsstänge erzählt werden - und leider keine davon wirklich zu Ende. Vor allem der sehr abrupte Abschluss, ohne dass die Ereignisse vorkommen, von denen ich definitiv wusste, hat mich negativ überrascht.

Am meist hat mich ja die Geschichte rund um Cliff interessiert, aber auch der Teil rund um die Manson Family. Am wenigsten der Westerndreh von Rick. Zwischendrin ist Tarantino aber nicht selten abgeschweift, hat kleine Anekdoten eingestreut (die mit der eigentlichen Handlung rein gar nichts zu tun hatten sondern einzig und allein sein umfangreiches Filmwissen unter Beweis stellen) und er betreibt seitenweises Namedropping. Wer mal warum und wo mit wem gedreht hat oder fast gedreht hätte oder gern mal gedreht hätte oder irgendwann nochmal drehen wird. Sooo viele Namen, die meisten für mich unbekannt und leider auch so uninteressant, dass ich mir das Googeln erspart habe (das habe ich dann nur bei einigen wichtigen Personen der Handlung getan. Vor allem wollte ich wissen, ob es für die junge und für ihr Alter äußerst taffe Darstellerin der Mirabell Lancer eine reale Entsprechung gab, aber da will sich das Internet nicht festlegen).

Jedenfalls hat man daran gut gemerkt, dass Tarantino ohne Zweifel ein ausgezeichneter Drehbuchschreiber und Filmemacher ist (und dazu auch noch sehr fasziniert vom Hollywood der 60er Jahre), aber deshalb noch lange kein guter Romancier. Der würde solche Aufzählungen niemals einbauen, zumal sie meist für die Handlung an sich auch völlig unerheblich waren.
Ein anderes Indiz für einen schlechten Romanautor: Quentin Tarantino ergeht sich zum Beispiel in einer seitenlangen penibel genauen Beschreibung einer Kneipe (inklusive der Angabe, welche der Filmplakate an der Wand gerahmt sind und welche nur mit Reißzwecken befestigt wurden). Das alles sind wertvolle Hinweise für den Set Designer, die ein Drehbuchschreiber wahrscheinlich geben würde wenn er später am Set alles genau so haben möchte wie er es sich in seinem Kopf vorstellt beim Schreiben. Aber diese Detailfülle ist doch recht selten in Romanen zu finden. Genauso wenig wie die Angabe, wie lange der Barkeeper noch bei den Männern verweilt, bevor er sich dann einem anderen Gast zuwendet. Es finden sich haufenweise Anmerkungen, die für die Handlung total unerheblich sind und als reine 'Regieanweisungen' fungieren.

Mit all dem hätte ich aber wahrscheinlich auch leben können, wenn die Handlung wenigstens rund gewesen wäre. Aber bei keiner der Handlungsstränge kommt es zu einem Abschluss. Es ist eher so, als ob wir einen zeitlich sehr begrenzten Lebensabschnitt von verschiedenen Personen begleiten, der irgendwo anfängt (teilweise auch mit Rückblenden versehen) und genauso unvermittelt dann auch wieder aufhört. Das hatte ich von einem Meister des Erzählens auf der Leinwand doch anders erwartet.

Den Film schaue ich natürlich trotzdem. Zumal am Ende in einer Anmerkung steht, dass das Buch "eine frische, spielerische, aber auch schockierende Abkehr von der Filmfassung ist". Vielleicht endet der Film ja ganz anders? Tarantino hat dieses Buch ja offensichtlich auch erst NACH dem Film geschrieben, und es war auch sein erster Roman. Vielleicht übt er das ja erst noch.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

"Schön" liegt ja im Auge des Betrachters

Es ist immer so schön mit dir
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Es gibt niemand besseren um Heinz Strunk Romane vorzulesen als Heinz Strunk selbst. Seine Protagonisten sind eher auf der Loser-Seite des Lebens als auf der Überholspur, und genau das kann er stimmlich ...

Es gibt niemand besseren um Heinz Strunk Romane vorzulesen als Heinz Strunk selbst. Seine Protagonisten sind eher auf der Loser-Seite des Lebens als auf der Überholspur, und genau das kann er stimmlich irgendwie echt super rüberbringen. Man hat sofort so einen leicht schlunzigen Typ vor Augen, dem das Leben eher so passiert als dass er aktiv was steuert, und der selbst überrascht ist wenn er irgendwo mal Erfolg hat. Und der auch kein Freund von viel Drama ist, schon gar nicht in einer Beziehung. Und dennoch will er seine langweilige Langzeitfreundin Julia gegen die aufregende Vanessa eintauschen.

Irgendwie konnte ich nie große Sympathie für den Protagonisten aufbauen, der noch nichtmal einen Namen bekommt! Und so wurde mir auch seine Geschichte nach dem ersten Teil stetig egaler. Irgendwie drehte sich sein Leben da auch ein bisschen im Kreis, und auch am Ende weiß ich gar nicht so genau was denn jetzt die "Moral von der Geschichte" ist. Erst beim Schreiben dieser Rezi sah ich, dass die 'Zwischenüberschrift' über dem Klappentext "Eine katastrophale Liebesgeschichte" lautet. Ja, so kann man das Ganze wohl auch zusammenfassen. Mich hat sie aber nicht ganz so angesprochen wie ich es mir anfangs erhofft hatte.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Dreiecksgeschichte

Aber vielleicht wird auch alles gut
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Ein Buch über "die großen und kleinen Hürden im Kopf". Noch dazu ein "own voices Roman", d.h. Autorin Lea Melcher weiß selbst genau worüber sie da schreibt. Das hat mich sehr neugierig gemacht. Und dann ...

Ein Buch über "die großen und kleinen Hürden im Kopf". Noch dazu ein "own voices Roman", d.h. Autorin Lea Melcher weiß selbst genau worüber sie da schreibt. Das hat mich sehr neugierig gemacht. Und dann gab es schon haufenweise sehr gute Bewertungen zu diesem Buch.

Leider kann ich diese nicht teilen. Zum einen hatte ich mir von der Geschichte vielleicht was anderes erwartet. Denn die war im Grunde eine Liebesgeschichte, die ich in dieser Konstellation sogar schon mehrfach gelesen hatte. Junge und Mädchen treffen sich, mögen sich, kommen aber irgendwie nicht fix zusammnen. Und als sie sich dann das nächste Mal wieder treffen, ist er der Freund der besten Freundin und damit natürlich absolut 'off limits'. Was dann natürlich IMMER zu unschönen Komplikationen führt, sonst hätte man ja keine Geschichte.

Hier haben wir eine Geschichte, doch tritt diese über einen sehr langen Zeitraum komplett auf der Stelle. Es gibt Rückblenden, durch die die Problematik zwischen Emmi und Jack erklärt wird. Aber in der heutigen Zeit kommen die zwei gar nicht vom Fleck. Auch die Paartherapie, von der ich aufgrund des Klappentextes dachte dass sie ein zentraler Bestandteil sei, ist nicht mehr als eine Randnotiz.

Genauso wie die Agoraphie, die Emilia hat. Die spielt tatsächlich nur eine sehr untergeordnete Rolle hier. Dabei hätte ich gerade bei dem Thema viel viel mehr erwartet, nachdem die Autorin hier laut ihrer Biografie eigene Erfahrungen hat.

Am meisten gestört hat mich aber wohl doch die Stimme der Sprecherin dieses Hörbuches. Sie hat einige verschiedene Stimmen für die einzelnen Charaktere gestaltet, die man auch sofort wiedererkannt hat. Doch leider waren mir so gut wie alle diese Stimmen unsympathisch. Allen voran die Stimmen, die sie für Emmi (klang meist so, als ob diese eine heiße Kartoffel im Mund hatte) und Jack (der hatte so eine leicht arrogange, leicht gelangweilte Schlafzimmer-Stimme) wählte. Ich glaube, wenn ich das Buch gelesen statt gehört hätte, hätte es mir doch einen Tick besser noch gefallen.

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