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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2018

Ausbruch aus der Komfortzone

Verliebt für eine Weihnachtsnacht
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Harriet ist mutig. Oder will es zumindest werden. Denn sie hat sich selbst die Challenge gesetzt, dass sie von Thanksgiving bis Weihnachten jeden Tag etwas tun will, für das sie sich überwinden muss. Denn ...

Harriet ist mutig. Oder will es zumindest werden. Denn sie hat sich selbst die Challenge gesetzt, dass sie von Thanksgiving bis Weihnachten jeden Tag etwas tun will, für das sie sich überwinden muss. Denn sie hat sich in ihrer Komfortzone schon zu lange aufgehalten, findet sie. "Eine Straße ohne Hindernisse ist ein Parkplatz. Und ich möchte mein Leben nicht auf einem Parkplatz verbringen." Diese Einstellung bewundere ich wirklich, halte ich mich selbst doch auch lieber in meiner Wohlfühlzone auf als unerschrocken Dinge zu tun, die mir eher unangenehm sind.

Weil ihre Schwägerin findet, dass zu Harriets Leben unbedingt auch ein Mann gehört, probiert sie Online Dating aus, nur um damit natürlich gehörig auf die Nase zu fallen. Denn die wirklich guten Männer findet man dort nicht, die fallen einem eher unerwartet vor die Füße.

Darauf folgen eine Hündin, Kennenlernen, viel Schnee, eine Krankheit, peinliche Momente, Küsse, und noch viel mehr Schnee, Hunde und vor allem Küsse.

~~~ACHTUNG: Spoiler~~~
Und dann kommt die mutigste Entscheidung, die Harriet wahrscheinlich je getroffen hat. Statt sich mit dem zufrieden zu geben, was sie kriegen kann - wie es wohl die meisten Frauen getan hätten - will sie nicht weniger als die wahre Liebe, bei der sie sich nie verbiegen muss.
~~~ Spoiler ENDE~~~

So eine richtige Wohlfühl-Liebesgeschichte, mit ganz viel Winter, Hunden und Herz. Weihnachten ist ganz am Schluss auch noch, aber ich würde das Buch nicht als typisches Weihnachtsbuch klassifizieren.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Primamegamat

Wir Buddenbergs - Das Geheimnis vor der Tür
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Eine Geschichte perfekt für die Weihnachtsferien. In diesen befinden sich nämlich die Kinder der Familie Buddenberg - und Lisbeth - gerade, als erst ein mysteriöses Paket und kurz darauf ein noch mysteriöser ...

Eine Geschichte perfekt für die Weihnachtsferien. In diesen befinden sich nämlich die Kinder der Familie Buddenberg - und Lisbeth - gerade, als erst ein mysteriöses Paket und kurz darauf ein noch mysteriöser Mann vor ihrer Tür steht. Was beide bei ihnen machen, wo sie herkommen und was sie wollen, das gilt es nun herauszufinden.

Nebenbei gibt es auch noch eine halsbrecherische Schlittenfahrt, ein Weihnachtsbaumkauf, das Theaterstück in der Schule und die Ankunft des Seemanns. Und am Ende ein köstliches Festbratenessen mit allen Opas und Omas dieser großen Patchworkfamilie. Weihnachtliche Stimmung kommt hier beim Lesen also definitiv auf!

Als letztes Kapitel gibt es auch noch mal eine Zusammenfassung aller Ereignisse (und das waren doch eine ganze Menge), das hat mir ganz gut gefallen dass man noch einmal rekapitulieren konnte. Auch die Geschichte der beiden Schwestern aus der Antike birgt eine gute Moral, das hat mir als Erwachsene sehr gut gefallen.

Ich hab das Buch meinem 8jährigen Sohn abends vorgelesen. Allerdings eignet es sich zum Vorlesen finde ich nicht ganz so gut. Es kommt sehr viel wörtliche Rede von sehr vielen unterschiedlichen Personen vor, und das ist für den Zuhörer nicht immer leicht einzuordnen, bzw. muss er sich da schon etwas konzentrieren. (Beim selber lesen sieht man durch die Namen leichter durch, oder kann auch noch mal schnell zurück gehen im Text.) Und eines der Kinder vertauscht gern mal die Buchstaben in einigen Wörtern, da hatte ich beim Vorlesen manchmal einen Knoten in der Zunge.
Aber, als es etwa nach der Hälfte des Buches dann spannender wird was in diesem ominösen Steinklotz steckt und wer PeBe wirklich ist, hätte ich gar nicht mehr aufhören sollen mit dem Vorlesen, wenn es nach ihm gegangen wäre. Seine Abschlusswertung sind sehr gute 4 Sterne, meine sind 3,5 Sterne. Da es ein Kinderbuch ist, und er da der Experte, wiegt seine Wertung mehr.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Gemächlicher Beginn, stark im Abgang

Bluthaus
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Ich hab ziemlich früh im Buch den Zusammenhang zwischen Johanna und der ermordeten Frau gesehen, bzw. auch wieso Miriams Familie einen unerwarteten Ostsee-Urlaub machten. Viel Spannung und Überraschungsmomente ...

Ich hab ziemlich früh im Buch den Zusammenhang zwischen Johanna und der ermordeten Frau gesehen, bzw. auch wieso Miriams Familie einen unerwarteten Ostsee-Urlaub machten. Viel Spannung und Überraschungsmomente gab es also nicht, bis dann im letzten Drittel das Verschwinden einer weiteren Person hinzu kommt. (An der Aufklärung um den Mord an der Frau, die Johanna erstversorgt, war ich eigentlich nicht wirklich interessiert). Wirklich Fahrt nahm die Geschichte dann aber erst auf den letzten 60 Seiten auf, beim großen "Showdown". Aber der war dann dafür wirklich spannend.

Nicht erst auf den letzten paar Seiten, sondern bereits von Anfang an, gefiel mir allerdings der Erzählstil der Autorin. Die Protagonisten, mit all ihren persönlichen Details (an deren Fortsetzung ich durchaus interessiert bin), waren mir sehr sympathisch. Und die Geschichte, die im Oktober 1997 passierte und dem Leser gleich zu Beginn präsentiert wird, machte mich sehr betroffen - zumal wir ja dann anschließend, Stück für Stück, die Ereignisse von vor der Tat zu lesen bekommen und somit immer mehr Mitgefühl aufbauen können.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Winterliches Stars Hollow, nur sexier

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Avery und ihre Tochter Hailey ziehen in den beschaulichen Ort Redwood, der sehr malerisch genau zwischen dem Meer und den Bergen liegt. Haufenweise Schnee und eine behagliche Ferienhütte aus Holz, fertig ...

Avery und ihre Tochter Hailey ziehen in den beschaulichen Ort Redwood, der sehr malerisch genau zwischen dem Meer und den Bergen liegt. Haufenweise Schnee und eine behagliche Ferienhütte aus Holz, fertig ist das Urlaubsparadies. Dazu noch ein Haufen Bewohner, die zwar einerseits ziemlich neugierig sind, aber auch einen Neuankömmling sehr herzlich aufnehmen und gleich ungefragt mit einer gemeinnützigen Aufgabe betreuen. Insgesamt erinnerte mich dieses Setting ein bißchen an Stars Hollow, und war mir daher auch sehr sympathisch. (auch wenn ich mir ebenso wie Avery ein bißchen mehr Privatsphäre wünschen würde).

Denn Avery will in Redwood vor allem ihrer autistischen Tochter ein ruhiges und stabiles Umfeld bieten, und sie selbst will nach ihrer Scheidung endlich ein neues Leben beginnen. Einen neuen Mann hat sie dabei zwar eigentlich nicht eingeplant, aber ihrem attraktiven neuen Chef kann sie nicht lange wiederstehen. Schon beim ersten Blick zwischen ihnen hat es gefunkt.

Ab da an dreht sich zwischen Cade und Avery eigentlich alles um körperliche Anziehung, um Funken die sprühen, und um ihre Atmung die keuchend, stöhnend, zischend, aber jedenfalls immer lautstark entweicht oder manchmal auch scharf eingezogen werden muss sobald sich der andere auch nur im selben Raum aufhielt. Wochenlang flirten die beiden heftigst herum, ohne dass einer von beiden sagt was Sache ist oder was sie voneinander wollen. (Mir wäre das an Averys Stelle schon viel zu viel 'unverbindliche' Anmache gewesen, noch dazu vom Chef.) "Da läuft nichts" behaupten sie, wenn die neugierigen Einwohner von Redwood auf Twitter über ihre Beziehung zueinander spekulieren. Und so machen sich die (ledigen) Frauen von Redwood weiterhin ungeniert an den begehrtesten Junggesellen der Stadt heran.

Ich hab ja mittlerweile schon ein paar Romane dieses neuen "new adult" Genres gelesen, und so ist es doch schon langweilig, dass der männliche Protagonist meist als Schürzenjäger charakterisiert wird der nichts anbrennen lässt, aber auch nie mit derselben Frau 2x ins Bett steigt. Bis dann natürlich die ganz besondere Frau auftaucht! Als ob es keine anderen guten Gründe gibt, wieso ein attraktiver junger Mann noch Single ist.
Zumindest ist Cade nicht - wie in all den anderen Büchern - der knallharte Bad Boy, der nur mürrisch ist. Ganz im Gegenteil, die Ladies erliegen reihenweise seinem Charme und auch mit Tieren - und neuerdings sogar mit kleinen Kindern - kann er sehr gut umgehen.
Und da das Buch nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben wurde, blieben auch die unnötigen und sich ständig wiederholenden inneren Monologe der beiden Protagonisten weitesgehend aus.

Ebenso wie große Dramen, die ihre Beziehung doch noch gefährden. Das fanden manche Leserinnen langweilig, ich fand es ganz beruhigend, dass nicht an den Haaren herbei gezogene Probleme aufgetischt wurden. Theatralisch war die Schreibweise stellenweise eh genug, wenn Cade immer gleich Schlägerphantasien entwickelte sobald die Sprache auf Averys Ex kam (den sie in allen Belangen scheiße fand, aber komischerweise konnte sie dennoch nicht aufhören, in jeder Situation mit Cade an ihn zu denken). Oder die ständigen "zur Hölle" Gedanken von beiden, die im US-amerikanischen Original vielleicht eine gängige Floskel sind, im deutschen hingegen in dieser Häufung recht komisch wirken.

Zumindest das dt. Cover ist um viele Längen besser als jenes von der Originalausgabe. Und auch das Buch selbst ist eher eines der besseren US-Liebesschnulzen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Dennoch sagen mir rein vom Stil her die Liebesromane von britischen, und neuerdings auch teilweise deutschen, AutorInnen mehr zu.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Schein vs. Sein

Nebenan funkeln die Sterne
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Es gibt eine Folge der TV-Serie "Black Mirror", in der eine utopische (oder gar schon dystopische) Welt präsentiert wird, in der man jederzeit und für alles Likes oder Dislikes vergeben und bekommen kann ...

Es gibt eine Folge der TV-Serie "Black Mirror", in der eine utopische (oder gar schon dystopische) Welt präsentiert wird, in der man jederzeit und für alles Likes oder Dislikes vergeben und bekommen kann - und diese dann den Wert und Status eines Menschen in allen Lebenslagen bestimmen. Das ist alles natürlich sehr überspitzt dargestellt, aber wer weiß ob wir wirklich noch so weit entfernt davon sind... Schon heute leben nicht mehr nur Kinofilme/Musik/Bücher, Hotels und Restaurants von Internet-Bewertungen, das hat sich auf unglaublich viele Geschäftszweige ausgebreitet. Auch seine Handwerker und Ärzte sucht man sich danach aus, wie andere Leute sie bewerten, und bei Amazon bestelle ich eigentlich keinen Artikel der weniger als 3 Sterne hat - und selbst 3 sind schon sehr wenig.

Ich freue mich auch selbst, wenn meine Buch-Rezensionen ein Like erhalten; oder meine Fotos bei Facebook Reaktionen bekommen. Und klar poste ich da eher ein Foto von meinen Kindern, wenn sie mal lieb und fröhlich miteinander spielen als wenn sie gerade einen Wutanfall haben oder sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Ich selektiere also, und teile lieber die schönen Momente mit meinen Freunden und nicht die schlechten. Doch würde ich auch soweit gehen, und ein Leben vorgaukeln, dass ich gar nicht führe?

Das macht nämlich Emma, die sich seit 2 Jahren fern der Heimat in London verkriecht und sowohl ihre Familie als auch die ihr unbekannten Instagram-Follower mit einem supertollen aktiven Leben an der Seite von Troy beeindruckt. Am Anfang hielt ich sie deshalb für etwas oberflächlich, dachte dass sie nur auf "Likes" aus ist. Aber dem ist nicht so. Für sie ist Instagram einfach nur der einzige Kontakt zur Außenwelt, der ihr geblieben ist in ihrem Einsiedlerleben, das sie liebevoll "cocooning" nennt, ich nenne es Agoraphobie. Und die beginnt sie erst mit dem Auftauchen des neuen Nachbarn Nathan langsam, und im Grunde gezwungenermaßen, zu überwinden.
Am Ende des Buches erklärt Emma ihre Lügenwelt auf Instagram folgendermaßen "Ich wollte einen Ort in meinem Leben, an dem alles freundlich und hell ist und (...) einen Ort, an dem ich zuversichtlich sein konnte."

Mir gefiel an diesem Buch vor allem, dass es mir die Situation von Emma absolut glaubhaft vermittelt hat, die einzelnen Szenen wo sie sich doch mal raustraut aus ihren 4 Wänden haben sehr gut verdeutlicht, was und wie sie sich dabei fühlt. Nathan hat mit vielen kleinen Gesten immer und immer wieder versucht, Kontakt zu ihr aufzubauen. Dass er trotz ihrer harten Schale nicht locker ließ fand ich toll. Auch dass zwar immer wieder auf einen Vorfall in ihrer Vergangenheit hingewiesen wird, aber jedes Mal erfahren wir ein kleines Stückchen mehr davon bis es schließlich ganz aufgeklärt wird. Ganz oft ist es nämlich eher so, dass es Unmengen von Andeutungen gibt, die sich alle nur im Kreis drehen, und der Leser wird kein bißchen schlauer sondern nur noch genervter.

Bis zu den letzten paar Seiten war es für mich ein klares 5-Sterne-Buch. Dann kam ganz zum Schluss ein bißchen zu viel Kitsch hinzu. Und da störte mich gar nicht mal so sehr, was passiert ist, sondern die kitschigen Metaphern im Schreibstil. "Sein Blick zog sie so in sein Innerstes, dass es das Außen nicht mehr gab." usw. Nur bei der Beschreibung der Melodie hat die bildhafte Sprache gut gepasst! Ich habe dann auch bis zum Ende meiner Rezension mit mir gerungen, wie viele Sterne ich denn nun vergebe. Aber ich bleibe doch bei den 5 Sternen, da das was mich dann störte nur einen so winzig kleinen Teil am ganzen Buch ausmachte.