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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2018

Wer "Friends" liebte, wird auch dieses Buch mögen...

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen ausgelesen, und bin jetzt eigentlich traurig, dass ich die Welt von Anni und ihren Freunden und Schülern so schnell 'verlassen' musste. Ich habe sie gern auf ihrem ...

Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen ausgelesen, und bin jetzt eigentlich traurig, dass ich die Welt von Anni und ihren Freunden und Schülern so schnell 'verlassen' musste. Ich habe sie gern auf ihrem Weg ein Stück begleitet.

Die Idee, die Protagonistin eine Lehrerin sein zu lassen und an eine Brennpunktschule zu versetzen, hört sich zwar vielleicht so an als würde das Buch auf der "Fack ju Göthe"-Welle mitschwimmen, aber ich las ein Buch in diesem Setting tatsächlich erst zum 2. Mal (das andere Mal war die 'Frau Freitag'-Reihe). Für mich war das also neuartig, vor allem aber sehr interessant. Über die Entstehung des Schüler-Musicals zu lesen fand ich ebenso gut. Schade, dass es sowas damals an meiner Schule noch nicht gab.

Die Geschichte spielt in Hamburg, und die Stadt (samt ihren Stadtteilen, Besonderheiten, Kiezlokalen, Alster & Elbe, Dom, Planten un Blomen, ihrem Dialekt und ihren Unikaten) kommt sehr häufig vor, was ich extrem gut fand. Ich kenne Hamburg nicht so gut, aber hatte wirklich das Gefühl mit Anni dort zu sein.

Bei der Wohnsituation von Anni, Nele, Kai und Sebastian musste ich unwillkürlich an die Serie "Friends" denken! Sie gehen beieinander ein und aus, die Mädels kochen meist das Essen für alle, bei den Jungs wird TV geschaut, sie unternehmen privat viel zusammen und wenn man mal Chips verkrümelt ist das überhaupt nicht schlimm (besonders da musste ich an die Szene mit Joey und Rachel denken, wo Rachel Spaghetti auf den Boden von Joeys Apartment kleckert). Ich liebe "Friends", und so fühlte ich mich auch mit den vieren hier gleich so richtig wohl! (Ich fand es dann nur etwas verwunderlich, als Anni und Sebastian mal sagen, dass ihre Freundschaft ja gar nicht so eng ist, sie sind eher Bekannte. Nachbarn halt. Fand ich gar nicht!)

Die Angewohnheit, bei Tchibo unnütze Dinge zu kaufen ist mir ebenfalls nicht fremd, wobei ich immerhin sagen kann, dass ich keinen der von Anni aufgezählten Dinge je gekauft habe. Da besteht bei mir ja wohl noch Hoffnung, oder?

Und dann war da ja noch die Liebesgeschichte. Hach ja, die fand ich auch wunderschön. Als Leser weiß man ja schon recht früh wie es enden wird, wie es einfach enden muss! Aber bis dahin haben wir Anni einfach gern beobachtet!

Achtung: kleiner SPOILER
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Einzig die Selbstzerfleischung von Anni, dass sie an der ALS soo vieles falsch gemacht hat, fand ich ein bißchen übertrieben. Ich fand nämlich gar nicht, dass sie so viele Fehler gemacht hat, ganz im Gegenteil!
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Ich hätte ja fast nur 4,5 Sterne gegeben, aber dann wurde ich am Ende, bei der Rede von Heaven-Tanita, genauso emotional wie Anni. Für mich ein Zeichen, dass ich voll drin steckte in der Geschichte, und mitgerissen wurde. Mehr geht nicht, und daher verdienterweise die Bestnote!

Es war bereits mein 2. Roman von Petra Hülsmann, und weitere werden definitiv folgen!

Veröffentlicht am 13.09.2018

June findet ihren Weg nach Hause

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
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Ich hatte mir anscheinend die Kurzbeschreibung nicht genau durchgelesen, weshalb mir anfangs nicht klar war dass es 1987 spielt. Wo man immer noch nicht viel über AIDS wusste und jeder Erkrankte auch unweigerlich ...

Ich hatte mir anscheinend die Kurzbeschreibung nicht genau durchgelesen, weshalb mir anfangs nicht klar war dass es 1987 spielt. Wo man immer noch nicht viel über AIDS wusste und jeder Erkrankte auch unweigerlich daran starb. Genauso ergeht es Finn, dem Onkel und Lieblingsmensch von June, 14 Jahre alt.

Ich war mir auch nicht sicher, ob das hier als Jugendbuch gedacht war, weil June auch die Erzählerin der ganzen Geschichte ist. Im Nachhinein glaube ich nicht, dass es ein Jugendbuch ist. Aber es kann durchaus auch von Teenagern gelesen werden.

Denn es geht hier auch gar nicht vordergründig um AIDS, sondern vielmehr um June, die an ihrer Schule wohl eher ein Außenseiter ist. Kein einziges Mal wird ein Freund oder Freundin erwähnt. Stattdessen verbringt sie ihre Freizeit im Wald hinter der Schule und stellt sich vor sie wäre im Mittelalter. Die Epoche, in der sie am liebsten gelebt hätte. Das Verhältnis zu ihrer älteren Schwester hat sich seit ein paar Jahren drastisch geändert, diese verhält sich ihr gegenüber nur noch kalt und gemein. Ihre Eltern sind beruflich sehr eingespannt, haben kaum Zeit für die Mädels. Und dann meldet sich plötzlich der Freund und Lebenspartner von ihrem Onkel Finn bei June. Er möchte sie treffen, sie kennen lernen, Geschichten austauschen über den Menschen den sie beide so sehr geliebt haben.

Mir gefiel, wie zerrissen June anfangs ist wenn es um Toby geht, wie sie ihn eigentlich nicht kennenlernen will weil ihre Schwester ihr sagte er ist Schuld daran dass Finn AIDS bekommen hat. Aber dann gewinnt ihre Neugier auf alles was auch nur ansatzweise mit Finn zu tun hat Überhand, und vielleicht hat sie auch ein bißchen Mitleid mit dem großen schlaksigen Mann, der ja sonst keinen Menschen mehr auf der Welt hat.
Diese Freundschaft zwischen diesen ungleichen Menschen ist ungewöhnlich und schräg, sie begegnen einander anfangs recht zaghaft, aber schon bald sind sie so vertraut miteinander dass sie übereinander lachen und miteinander weinen können.

Aber das Buch ist vielschichtig, fokussiert nicht nur auf die Beziehung zwischen June und Toby, oder June und Finn. Sondern es entwickelt sich auch das Verhältnis zwischen June und Greta weiter, wir erhalten kleine Einblicke in die Beziehung zwischen Toby und Finn und sogar in die von Finn und seiner großen Schwester Danni. Ein wahres Beziehungsgeflecht wird da gewoben.

Es ist ein schönes Buch, in dem ich viel schönes aber auch viel trauriges lesen durfte. Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch bei Netgalley entdeckt habe, ich glaube im Buchladen wäre ich dran vorbei gegangen. Ich hätte mir gewünscht, das Portrait von dem so viel gesprochen wird im Buch, als Cover zu haben um mir selbst ein Bild davon zu machen.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Liebe auf den 5. Blick?

Ab morgen für immer
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Das erste Drittel des Buches handelt eigentlich von Eve und ihrer Liebe zu Jesse. Und ich fragte mich wie da dieser Ben, der ebenfalls schon in Erscheinung getreten ist aber noch nicht wirklich auffiel, ...

Das erste Drittel des Buches handelt eigentlich von Eve und ihrer Liebe zu Jesse. Und ich fragte mich wie da dieser Ben, der ebenfalls schon in Erscheinung getreten ist aber noch nicht wirklich auffiel, ins Bild passen soll.

Tut er aber wenig später doch, und das ganz gut. Zumindest tut er Eve gut. Dass sie auch in einer ganz anderen Beziehung eine Verbindung zueinander hatten, fand ich eine sehr gute Ergänzung zu der Geschichte.

Schade fand ich eigentlich, dass Eves Freundinnen so wenig vorkamen. Eigentlich nur ganz zu Beginn. Hat sie diese im Verlaufe ihrer Beziehung zu Jesse alle vergrault? Denn auch später hat sie, bis auf wenige Treffen, nicht wirklich viel mit ihnen zu tun; und lassen vor allem nicht erkennen dass ihnen irgendwas an Eve liegen würde.
Da taucht Bens Clique wesentlich häufiger auf.

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Achtung: SPOILER
Ich fand die Reaktion von Ben, sich "nur" wegen eines Kusses von Eve zu trennen, übertrieben. Vor allem auch deshalb, weil sie 1. es sofort gebeichtet hat, es 2. gar nicht weiter hat kommen lassen, was ihr vielleicht auch einiges abverlangt hat und 3. hat sie das alles eben getan, weil sie Ben liebte (und nicht weil ihr der Kuss vielleicht nicht gefallen hätte). Insofern hätte es aus meiner Sicht für Ben eher ein Zeichen sein sollen, dass seine Freundin sich aktiv für ihn entschieden hat. Er aber war wahrscheinlich in seinem Stolz sehr verletzt (was ich ebenfalls sehr gut nachvollziehen kann!), und hat deshalb gleich einen Schlusstrich gezogen.

Die Geschichte mit Eves Vater fand ich irgendwie unbefriedigend. Nach so vielen Jahren treffen sie sich nur einmal zum Mittagessen, und dann noch nicht mal alleine, und ohne wirklich miteinander zu reden über das was damals passiert ist. Eve hat versucht, Antworten zu finden. Aber ihr Dad hatte einfach keine...Ich würde mich da auch total be***issen fühlen an ihrer Stelle. Ich habe Verständnis dafür, wenn sich ein Paar trennt. Aber wieso dann ein Elternteil so gar kein Interesse mehr an seinen Kindern haben kann (nachdem er zuvor ja gar kein so schlechter Vater gewesen sein muss) geht mir nicht in den Kopf.
SPOILER ENDE
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Ich habe das Buch an einem 9/11 zu Ende gelesen, was ich sehr passend finde. Immerhin hat dieses Datum ja eine besondere Bedeutung in dem Roman, und ich fand es sehr gut dass dieses Ereignis doch immer noch vorkommt in Romanen. Mir kommt es auch erst wie vorgestern vor, als ich die einstürzenden WTC im Fernsehen gesehen habe. Generell spielt die Stadt New York, und vor allem Manhatten, eine nicht unwichtige Rolle im Buch, was mir ebenfalls gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Lässt Luft für einen möglichen 2. Teil

Das kleine Café an der Mühle
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3,5 Sterne

Die Kurzbeschreibung ist nicht ganz korrekt (Sophie mochte ihre Tante sehr, aber es zieht ihr keineswegs den Boden unter den Füßen weg als sie von ihrem plötzlichen Tod erfährt; die Mühle ist ...

3,5 Sterne

Die Kurzbeschreibung ist nicht ganz korrekt (Sophie mochte ihre Tante sehr, aber es zieht ihr keineswegs den Boden unter den Füßen weg als sie von ihrem plötzlichen Tod erfährt; die Mühle ist gar nicht renovierungsbedürftig - lediglich der Gastraum des Cafés muss mal neu gestrichen und möbiliert werden, und 'Improvisationstalent' muss sie dabei auch nicht wirklich beweisen; und auch dem Nachbarn Peter wird eine viel größere Rolle zugewiesen als er sie dann die meiste Zeit des Buches innehat), und auch das Cover zeigt keine Mühle. Es ist ein sehr schönes Cover, und ich würde dort auch in einem Café gerne einkehren. Aber es nunmal kein Mühlencafé, das ja sogar im Titel angepriesen wird.

Aber das ist eigentlich schon fast alles, was ich zu meckern habe. Denn die Geschichte an sich ist lieb und Sophie sehr sympathisch. Ihr wünscht man einfach alles Gute und Gelingen mit ihrem neuen Projekt. Einiges fällt ihr recht leicht in den Schoß (die diversen Hilfen) - aber es bleibt noch glaubwürdig. Nur dass ihre Tante nie erwähnt hat wer so zu ihren Freundinnen zählt mag ich gar nicht so recht glauben.

Jetzt hab ich doch noch was zu meckern:
Achtung SPOILER:
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- Ich habe mir immer noch erwartet, dass irgendwie ihr Geografiestudium oder ihre Kenntnisse im Journalismus / Schreiben von Reiseführern nochmal eine Rolle spielen werden. Vor allem nachdem sie ja ganz am Anfang sagte, sie hat sich doch nicht all die Jahre abgerackert um als Kellnerin zu enden. Gut, sie ist ja dann nicht nur eine Kellnerin sondern Besitzerin eines Bistros, aber trotzdem.
- Das Ende hätte es so für mich gar nicht gebraucht. Ich fand diese Liebesgeschichte, die im Grunde das ganze Buch über ja gar keine war, unnötig reingequetscht. Auch ohne diese Szene an Silvester hätte die Geschichte sehr gut funktioniert (Einzig der Bogen zu Dottis Spezialität des Hauses war nett. Aber mal ehrlich, der Mann war gerade auf dem Weg um sich bei der Frau seines Herzens zu entschuldigen, macht dann doch einen Rückzieher, und kaum zu Hause macht er sich als Erstes einen Kaffee? Am Abend? Ernsthaft?). Außerdem muss ich gestehen, dass Peter bei mir absolut durchgefallen war nachdem er bei der Hochzeitsfeier zwar ganz genau gewusst hat dass Sophie das Wasser bis zum Hals stehen muss und sich dennoch nicht aufgerafft hat um zu helfen. Das geht gar nicht! Das er dann später einen wichtigen Kontakt hergestellt hat konnte das in meinen Augen auch nicht mehr rausreißen.
SPOILER Ende
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Im Vorwort wird erwähnt, dass es sich hierbei um ein Autorenpaar handelt, und der Mann sonst eher Krimis schreibt. Merkt man beides nicht, und das ist ein gutes Zeichen!
Im Nachwort gibt es dann einige leckere Rezepte. Verschiedene Vorschläge für die viel gelobten Kaffeeküsse, und dann noch ein Mokkakuchen. Hört sich alles lecker an...
Das Buch hat weniger als 300 Seiten, dennoch hatte ich nicht das Gefühl dass hier was gefehlt hätte oder durch die Geschichte gerast wurde. Vielleicht hätten die Autoren noch ein bißchen auf die alte Mühle eingehen können, denn man merkt eigentlich gar nichts vom Setting. Selbst als Sophie das erste Mal das Domizil ihrer Tante betritt beschreibt sie nur die einzelnen Räume, aber es wird nichts davon erwähnt was von der Mühle eigentlich noch steht. Gibt es noch einen 'Turm'? Die Mühlenflügel? Das Mühlrad? Gibt es überhaupt einen Bach in der Nähe? Vor meinem inneren Auge konnte jedenfalls kein Bild dieser Behausung entstehen.
Aber so gibt es immerhin Potential für einen 2. Teil, den ich mir hier sehr gut vorstellen könnte!

Veröffentlicht am 11.09.2018

Wunderbare Liebesgeschichte aus Berlin

Mein (nicht ganz) perfektes Leben
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Nach Lesen der Kurzbeschreibung war ich unschlüssig, ob ich schon wieder ein Buch lesen wollte, in dem eine junge lebenslustige Frau einen Grummelbär aus der Reserve locken musste um ihn von seinem Glück ...

Nach Lesen der Kurzbeschreibung war ich unschlüssig, ob ich schon wieder ein Buch lesen wollte, in dem eine junge lebenslustige Frau einen Grummelbär aus der Reserve locken musste um ihn von seinem Glück zu überzeugen. Das habe ich doch schon so oft gelesen, auch dieses Jahr schon mehrfach.
Die guten Bewertungen und ein kurzer Blick ins Buch haben mich dann doch dazu bewogen, das Buch zu probieren. Und es hat sich gelohnt. Sehr sogar!
Das Buch war witzig, flott, an keiner Stelle wirklich realitätsfern. Die Autorin lässt ihre Hauptpersonen natürlich auch ihre Gedanken und Gefühle äußern, aber zum Glück in genau dem richtigen Maß, und keineswegs so oft wiederholend dass es nervt oder langweilt.
Und so sympathisch wie Lila und Fred waren mir schon länger kein Wirbelwind und Brummbär mehr.

Ich konnte mich einfach sehr gut in beide hinein versetzen, ihre Art und Weise nachvollziehen. Ich war begeistert von Lilas positiver Einstellung allem gegenüber, auch wenn ich selbst wohl nicht nach der Devise leben könnte "es wird sich schon was ergeben". Etwas gewundert hat mich dann ja doch, dass sie trotzdem einen Lebensplan verfolgt, das passte eigentlich gar nicht zu ihrer spontanen und offenen Art. Es passte aber sehr wohl zu ihren bisherigen Erlebnissen im Leben und war damit durchaus nachvollziehbar. Ich verstand, wonach sie sich sehnte. Ich bin aber trotzdem voll auf der Seite ihrer Mutter, als sie ihr eine Weisheit mit auf den Weg gibt, die Alfred Lord Tennyson schon mit "It is better to have loved and lost than never to have loved at all." perfekt ausdrückte.

Freudig überrascht war ich dann von der Wendung, dass es plötzlich Fred war, der Lila rumkriegen musste, und nicht umgekehrt. Ob es ihm schließlich gelingt, möchte ich hier nicht verraten... Sein Kompliment, dass er jetzt wieder eine ganze Palette von Farben braucht um seine Gefühle auszudrücken, finde ich jedenfalls ganz wunderbar!

Zu guter letzt muss ich auch noch erwähnen, dass es mir auch außerordentlich gut gefallen hat, wie die Autorin Berlin als Schauplatz so oft eingebunden hat. Bei jeder Nennung von Straßen, Plätzen, S-Bahnlinien kam ein bißchen Heimatgefühl bei mir auf (obwohl ich bisher nicht wusste, dass Spandau so einen schlechten Ruf hat).