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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2024

Abschied nehmen

Das späte Leben
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Bernhard Schlink erzählt hier aus der Ich-Perspektive von einem todkranken Mann, der gerade erst die Diagnose Krebs im Endstadium erhalten hat und nun völlig planlos dasteht, wie er die letzten Wochen ...

Bernhard Schlink erzählt hier aus der Ich-Perspektive von einem todkranken Mann, der gerade erst die Diagnose Krebs im Endstadium erhalten hat und nun völlig planlos dasteht, wie er die letzten Wochen oder vielleicht Monate seines "späten Lebens" gestalten soll.

Etwas Besonderes machen? Aber was?
Zeit mit Frau und Kind verbringen? Ja, das klingt gut, das will er machen. Aber gleichzeitig auch so weit wie möglich den Alltag weiterlaufen lassen. Besonders für seinen Sohn, der erst 6 Jahre alt ist, und den er nicht verschrecken will. Was kann er ihm noch mit auf den Weg geben an guten Ratschlägen, was kann er ihm vielleicht noch beibringen, welche bleibenden Erinnerungen kann er mit ihm zusammen noch erschaffen?

"Das späte Leben" ist ein sehr berührender und emotionaler Roman, sicher nichts "nettes" für Zwischendurch. Wer leicht von den Themen um Krebs, Tod und Vater-Kind-Beziehungen getriggert wird, sollte sich überlegen, ob das Buch wirklich was für ihn/sie ist.

Ich fand die Story ohne den Twist um Martins Ehefrau schon ausreichend. Es war aber auch ok so, wie es sich Schlink schlussendlich erdacht hat.

Ich hab jetzt erst im Zuge der Rezension nochmal im Klappentext gelesen, wie alt Martin eigentlich ist. 76. Er wirkte auf mich eher wie Mitte 60. Wahrscheinlich wurde ich da auch von der Stimme von Ulrich Noethen beeinflusst, und auch der Tatsache dass sein Sohn erst 6 Jahre alt ist.

Alles in allem ein sehr gutes, und eben auch sehr emotionales Buch.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

2 Fälle in einem

Die Vergessene
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Meine Gefühle zu "Die Vergessene" von Karin Slaughter sind ein kleines bisschen zwiegespalten.

Zum einen hat mich die Geschichte wahnsinnig interessiert, andererseits hab ich mich auch immer etwas gefürchtet ...

Meine Gefühle zu "Die Vergessene" von Karin Slaughter sind ein kleines bisschen zwiegespalten.

Zum einen hat mich die Geschichte wahnsinnig interessiert, andererseits hab ich mich auch immer etwas gefürchtet vor den Zeitsprüngen in die Vergangenheit, aus Angst was Emily jetzt schon wieder ertragen muss. Ich fand es fürchterlich, wie sie ihre besten Freunde behandelt haben. Oder auch wie Erwachsene behandelt haben, und ihr die Schuld an einfach allem gaben. Absolut erschreckend!

Der nicht-chronologische Aufbau der Geschichte bewirkte bei mir allerdings auch, dass ich nach ca. einem Drittel des Buches nochmal ganz von vorn begonnen habe, weil ich mich frage ob ich in der "Beweisführung" schon irgendwas übersehen habe, was auf den Täter schließen könnte. Also hab ich alles nochmal gelesen und besonderes Augenmerk auf gewisse Szenen gelegt. Schlauer geworden bin ich dadurch allerdings nicht, ich tappte weiterhin im Dunkeln - so auch wie unsere Protagonistin in der Gegenwart Andrea Oliver.

Die beschäftigt sich allerdings nicht nur mit dem Fall, der 40 Jahre zurück liegt, sondern auch mit ganz aktuellen Vorkommnissen. Womöglich hängt ja auch beides zusammen?
Ich fand die finale Auflösung ein bisschen unspektakulär und deshalb vielleicht auch ein bisschen unbefriedigend. Zu verschiedenen Dingen hätte ich mehr Info gewollt, oder als Leserin "live" dabei sein wollen.
Vielleicht gibt es ja auch noch eine Fortsetzung, die letzten paar Seiten deuten nämlich an, dass die Geschichte um Andrea noch nicht auserzählt ist.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Amüsante Anekdoten aus der Lebensmitte

LEBENSMITTEALLERGIE
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Der Titel ist so ein geniales Wortspiel, das hat mich wirklich gecatched und neugierig gemacht auf das Buch. Und ich wurde nicht enttäuscht. Susanne M. Riedel erzählt unterhaltsam geschriebene Anekdoten ...

Der Titel ist so ein geniales Wortspiel, das hat mich wirklich gecatched und neugierig gemacht auf das Buch. Und ich wurde nicht enttäuscht. Susanne M. Riedel erzählt unterhaltsam geschriebene Anekdoten aus ihrer 'Lebensmitte', oder beschreibt manchmal auch nur ihre Gedanken oder kleinen Glücksmomente. Man hört ja immer wieder, wenn jemand sagt, dass man auch die "kleinen Dinge im Leben" genießen oder wertschätzen soll, aber tatsächlich tut es dann im Alltag doch kaum jemand.

Viele Dinge konnte ich nachvollziehen und in einigen mich auch wiedererkennen. Besonders amüsant fand ich ihre Bahnfahrt nach Schweden.

Die kurzen Geschichten eignen sich auch perfekt als Lesestoff für zwischendurch mal, oder als "Klo-Lektüre".

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Kolumnen zum Lebensabschnittwechsel

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Ich habe zu Beginn gar nicht gewusst, dass der Roman in Wien spielt. Das ist für mich ja immer ein Pluspunkt, und war es auch hier. Zumal ich während des Lesens sogar ganz in der Nähe des Brunnenmarktes ...

Ich habe zu Beginn gar nicht gewusst, dass der Roman in Wien spielt. Das ist für mich ja immer ein Pluspunkt, und war es auch hier. Zumal ich während des Lesens sogar ganz in der Nähe des Brunnenmarktes unterwegs war zu einer Weihnachtsfeier.
Das Thema - Kinder ziehen aus, und die Mutter ist plötzlich ganz allein - ist bei mir noch ein bisschen hin, aber ich konnte mich doch recht gut in die Protagonistin hineinversetzen. Die Gemütszustände hat Doris Knecht auch sehr gut beschrieben, und vor allem ist es auch überhaupt kein melancholisches Buch geworden. Ihre Protagonistin - die wohl auch sehr viele autobiografische Züge trägt, wenn ich mir die Kurzbiografie hinten im Buch so durchlese - fällt in kein tiefes Loch als sie plötzlich kinderlos ist, sondern begreift es einfach als neue Lebensphase. Und vor allem bleiben ihre zwei Kinder ja auch in unmittelbarer Nähe zu ihr wohnen. So könnte ich mir das auch gut vorstellen später...

In der Kurzbiografie über Doris Knecht steht als erste Berufsbezeichnung Kolumnistin, bevor dann noch Schriftstellerin folgt. Hier in diesem Buch steht die Kolumnistin deutlich im Vordergrund, denn es ist weniger ein Roman als eine Aneinanderreihung von einzelnen Kolumnen zu einem Oberthema, der weitesgehend eine chronologische Abfolge einhält. Ich persönlich hätte einen "echten" Roman etwas besser gefunden.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Cluedo in der Berghütte

Die Einladung
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Ich hab den neuesten Psychothriller (und diese Bezeichnung verdient er wirklich, mit dem Fokus klar auf "Psycho") von Sebastian Fitzek dieses Mal als Hörbuch genossen. Und es war soo spannend, dass ich ...

Ich hab den neuesten Psychothriller (und diese Bezeichnung verdient er wirklich, mit dem Fokus klar auf "Psycho") von Sebastian Fitzek dieses Mal als Hörbuch genossen. Und es war soo spannend, dass ich ihn auch weiterhören musste während ich mein ganzes Haus weihnachtlich dekoriert habe. Normalerweise ist dabei eine X-Mas-Playlist Pflicht, um in die richtige Stimmung zu kommen. Aber hier musste ich einfach wissen, wie es weitergeht - jedenfalls ab dem Moment als Marla in der Berghütte eintrifft.

Ich musste auch mehrmals den Zurück-Button betätigen, denn oftmals fragte ich mich "Habe ich mich da gerade verhört?". Die Dinge entwickeln sich wirklich auf sehr unglaubliche Art und Weise. Ständig ergibt sich eine neue Wendung; Geheimnisse und Motive werden aufgedeckt, die alles wieder in eine andere Richtung lenken. Ein kleiner Notizzettel mit den Charakteren und ihren Attributen kann ganz hilfreich sein, so wie bei Cluedo, damit man sich beim Mitdenken und -rätseln leichter tut. Allerdings hätte mir das auch nicht geholfen, um das Ende vorher zu sehen.

Für Kreativität dieses "Falls" und die Spannung ab der 2. Hälfte (die aber auch die 1., etwas weniger spannende Hälfte benötigte, um das Set-Up aufzubauen) würde ich Fitzek die volle Punktzahl geben. Für mich war der letzte Twist dann aber zu skurril. Ich weiß schon aus "Der Heimweg" und "Elternabend", dass er Überraschungsmomente sehr gern einsetzt - aber eben in der richtigen Dosis.

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