konnte mich nicht restlos begeistern
Tagebuch einer furchtbar langweiligen EhefrauIch bin auf das Buch von Marie-Renée Lavoie gestoßen, als ich mich über das diesjährige Partnerland Kanada bei der Frankfurter Buchmesse informiert habe. Das freche Cover fand ich sehr ansprechend und ...
Ich bin auf das Buch von Marie-Renée Lavoie gestoßen, als ich mich über das diesjährige Partnerland Kanada bei der Frankfurter Buchmesse informiert habe. Das freche Cover fand ich sehr ansprechend und da ich selbst schon ein paar Jahre Ehe auf dem Buckel habe, die auch nicht immer nur harmonisch waren, interessieren mich Bücher über Frauen in ähnlichem Alter und Lebensstadium. Als ich das Buch dann hier bei der Leserunde entdeckt und auch noch gewonnen habe, war die Freude groß. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal, dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte!
Das Buch startet mit der bissigen Meinung der Hauptprotagonistin Diane über die Ehe und zeichnet im weiteren Verlauf ein kritisches Bild unserer Gesellschaft voller Doppelmoral und egoistischer Männer. So wird die einst gemeinsame Entscheidung für Familie und Haus ab der Trennung zu einer, die die Frau alleine schultern muss. Die Schuld für die misslungene Ehe wird auf die Frau abgewälzt. Dazu kommt, dass der Ehemann, obwohl er seiner Frau gerade eröffnet hat, dass er sich nach 28 gemeinsamen Ehejahren von ihr wegen einer jüngeren Frau trennen wird („Ich bin einfach nicht mehr glücklich mit Dir!“), dennoch ihre gemeinsame Silberhochzeit feiern möchte, um den Schein zu wahren („denn das erwarten alle und sie haben es verdient“). Diane platzt der Kragen und ab jetzt geht sie mit der buchstäblichen Axt zu Werke. Sie lässt nichts aus – Verleugnung, Zusammenbrüche, Kurzschlussreaktionen, Rachepläne, Zerstörungsorgien bis hin zur Suche eines neuen Ichs und Neuanfang.
„Schreiend komisch“ wie vom Verlag beworben, würde ich dieses Buch jetzt nicht betiteln. Ab und zu musste ich schmunzeln aber so laut wie das Cover ist die Handlung nicht. Eigentlich sind die Situationen, in die Diane gerät mehr traurig als komisch.
Mir blieb Diane relativ fremd. Ihre Aktionen konnte ich meist nicht nachvollziehen und fand sie übertrieben. Der Schreibstil ist flüssig und das Buch ist in kurze Kapitel geteilt, die sich schnell weglesen lassen. Jedoch ist die Geschichte nicht fesselnd oder mitreißend. Man folgt Diane von einer Episode zur nächsten, erlebt mit ihr Alltagsbanalitäten und viele Fremd-Schäm-Aktionen. Ein bisschen hat mich auch gestört, dass Diane (natürlich) aus sehr gut betuchten Verhältnissen kommt und sich um Geld keine Gedanken zu machen braucht. Sie kann einfach aus dem Vollen schöpfen, Dinge zerstören und neu ersetzen. Das geht nicht Jedem so und macht sie für mich noch ein bisschen unsymphatischer.
Dennoch schafft Marie-Renée Lavoie ein Zusammengehörigkeitsgefühl und ruft uns Frauen einen Appell zu „Bleibt, wie ihr seid, egal ob langweilig oder nicht und lebt euer Leben.“ Wer entscheidet schon, was langweilig ist und was nicht?
Schönstes Zitat: „Niemand besteigt ein Boot mit dem Gedanken, dass es untergehen wird. Aber Boote gehen nun mal unter. …Die Liebe ist genau wie das Meer das Risiko wert, auf das wir uns einlassen.“