Ein blutiges Finale
Unsterblich - Tor der Ewigkeit3,5 Sterne
Wenn eine spannende Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet und die Fortsetzung noch nicht erschienen ist, dann wird der Leser meist auf eine harte Probe gestellt. Wenn man dann die Nachricht ...
3,5 Sterne
Wenn eine spannende Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet und die Fortsetzung noch nicht erschienen ist, dann wird der Leser meist auf eine harte Probe gestellt. Wenn man dann die Nachricht bekommt, dass die Fortsetzung wahrscheinlich gar nicht weiter übersetzt wird, ist das sehr bitter. Selbst heute zieren noch einige sehr interessante Reihen, die nicht fortgesetzt werden, mein Regal - was mich maßlos ärgert. Lange Zeit sah es auch für die „Unsterblich“ – Reihe von Juli Kagawa so aus, als würden die ersten beiden Bände unvollkommen in den Tiefen meines Bücherregals versinken. Doch nach über zweieinhalb Jahren des Bangens um einen gebührenden Abschluss, erschien mit „Unsterblich – Tor der Ewigkeit“ jetzt der finale Band. Auch wenn dieser als Taschenbuch etwas aus der Reihe tanzt und nicht zu seinen Vorgängern passt, war ich hellauf begeistert und musste diesen finalen Band sofort lesen. Bevor ich jetzt munter drauf losplaudere, noch ein Tipp für Leser, die diese düstere Vampirreihe noch nicht kennen: Wenn ihr nicht zartbesaitet seid und aufregende und etwas blutige Geschichten mögt, schaut erst einmal in meine Rezension zu „Unsterblich – Tor der Dämmerung“, um euch nicht zu Spoilern.
Zweieinhalb Jahre sind eine verdammt lange Zeit, wenn man einen erhöhten Bedarf an Geschichten hat. Aus diesem Grund hatte ich einige Schwierigkeiten wieder in die Geschichte hineinzufinden. Irgendwie erschien alles so fremd, ich war aber trotzdem zu bequem, um mir noch einmal das Ende von „Unsterblich - Tor der Nacht“ durchzulesen. An einige wichtige Details erinnerte ich mich jedoch sehr gut: Die Welt hatte sich verändert, die Städte wurden größtenteils zerstört und nichts und niemand war mehr sicher. Auch die Vampire nicht, denn über allen schwebte eine große Bedrohung. Unvergessen sind auch Allisons Rachepläne, denn ihr wurde zum Ende des zweiten Bandes fast alles genommen.
Mit diesen Ereignissen lassen sich auch viele Veränderungen bezüglich Allisons Charakter erklären. Die literarische Hauptfigur wirkt in den ersten Kapiteln etwas befremdlich und völlig resigniert. Alles, was diese großartige Protagonistin ausgemacht hat, scheint auf den ersten Blick verschwunden zu sein. Allison kämpft nicht mehr gegen das Monster, das sie eigentlich immer verabscheut hat. Sie lässt ihm freien Lauf und der Leser lernt eine ganz neue, erschreckende und äußerst brutale Seite von ihr kennen. Im Laufe der Handlung wird Allison durch viele Ereignisse an ihre ursprünglichen Werte erinnert, und wird nach und nach wieder annähernd zu dem Vampirmädchen mit äußerst menschlichen Charakterzügen, das ich sehr schätze.
In diesem finalen Band trifft man aber auch alte Bekannte, die keine ihrer Eigenschaften eingebüßt haben. Zum einen Allisons geheimnisvoller Schöpfer Kanin und zum anderen ihr überaus „charmanter“ Blutsbruder Jackal. Zusammen mit dieser etwas extravaganten Schicksalsgemeinschaft macht sich der Leser auf den Weg, um den gefährlichen Meistervampir Sarren zu verfolgen und zu besiegen. Dabei erlebt er literarische Höhen und Tiefen, und speziell in den ersten Kapiteln muss man sehr geduldig sein. Obgleich viele interessante Begebenheiten auf den Leser niederprasseln, wirkt die Handlung etwas langatmig und man hat das Gefühl einen endlosen und eintönigen Weg vor sich zu haben. Nach den ersten hundert Seiten ändert sich das grundlegend durch eine komplexere Handlung. Und in den letzten Passagen rast man buchstäblich durch die Zeilen, um mit einem hollywoodreifen Showdown zu enden.
Wer etwas empfindlich im Bezug auf brutalen und blutigen Szenen ist, wird in einigen temporeichen Ereignissen auf eine harte Probe gestellt. Auch ich kam oft an meine Grenzen und musste die eine oder andere Passage überfliegen, damit sich mir nicht der Magen umdreht.
Nach einem großartigen und ideenreichen ersten Band las ich einen etwas ruhigeren und wenig komplexeren Folgeband mit vielen eindringlichen Szenen. Den dritten Band „Unsterblich – Tor der Ewigkeit“ kann man mit keinem dieser zwei Bücher vergleichen, denn hier tobt Julie Kagawa sich – im Gegensatz zu ihren märchenhaften und leichten Geschichten – in temporeichen und blutigen Szenen aus, um den Leser am Ende zufrieden - wenn auch von Blut überzogen -, aus ihrer Vampirwelt zu entlassen. Auch wenn ich etwas mehr von dem großen Finale erwartet habe, bin ich froh, dass ich diese ideenreiche Fantasytrilogie abschließen konnte.
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