Das rote Band der Hoffnung
Das rote Band der HoffnungEs gibt Bücher, die zu wenig Beachtung in der Leserschaft bekommen. Und oft frage ich nach dem Warum. Erst kürzlich habe ich eine großartige Geschichte gelesen, für die ich mir viele Leser wünsche. Nachdem ...
Es gibt Bücher, die zu wenig Beachtung in der Leserschaft bekommen. Und oft frage ich nach dem Warum. Erst kürzlich habe ich eine großartige Geschichte gelesen, für die ich mir viele Leser wünsche. Nachdem ich meine Lektüre beendet habe, sah ich mich bewusst in verschiedenen Buchläden nach diesem einen Buch um. Nicht zuletzt, weil ich mich gerne bei Buchhändlern beliebt mache und meine Lieblingsbücher in den Vordergrund der gut bestückten Regale rücke. Umso mehr ärgere ich mich, wenn ein besonderes Buch nicht zu finden ist. Dabei sind Geschichten wie „Das rote Band der Hoffnung“ von Lucy Adlington so wichtig. Sie sind wichtig, weil sie uns nicht vergessen lassen, welches Unrecht Menschen in unserem Land widerfahren ist.
Das rote Band der Hoffnung
Die 14-jährige Ella liebt die Welt der Mode. Sie träumt von einer eigenen Boutique, in der sie die schönsten Stoffe zu Kleidungsstücken verwandelt und damit ihre Kunden begeistert. Doch dieser Traum scheint unerreichbar, obgleich es ihr an Talent kaum mangelt. Ella wurde ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort gleicht Talent einer Lebensversicherung. Denn wer nicht arbeiten kann „geht durch den Schornstein“. Jedes Kleidungsstück, das sie für KZ-Aufseherinnen oder SS-Offiziersgattinnen anfertigt, kann entscheidend für Ella sein … zwischen Leben und Tod.
Als ich zum ersten Mal den Ausdruck hörte, dass Menschen durch den Schornstein gingen, dachte ich, es würden Leute dort hochgeschickt, um sie zu fegen und sauber zu machen. Doch so gern ich auch weiterhin daran geglaubt hätte, es gab einfach zu viel Rauch und zu viel Asche. Zu viele Leute, die kamen und einfach verschwanden. Seite 64
Lucy Adlington beschreibt in ihrem Jugendbuch den beschwerlichen Alltag von Ella in einem Setting, welches ich mir nur sehr schwer vorstellen kann – zu schwer wiegen die menschenverachtenden Taten des NS-Regimes. Der Autorin ist es gelungen, die Handlung so zu gestalten, dass man als Leser durch die dramatischen Ereignisse im Konzentrationslager nicht überfordert wird. Lucy Adlington führt den Blick der Leser gezielt auf die literarische Hauptfigur Ella, die sich durch ihr Talent und ihr zielstrebiges Wesen ein Stück weit Normalität in der alltäglichen Hölle des Konzentrationslagers verschafft.
Für mich gab es einige bewegende und auch erschütternde Lesemomente in diesem Buch, aber auch sehr viele erhellende. Ellas Geschichte hat mich tief beeindruckt. Nicht zuletzt, weil sie sich ihre Menschlichkeit bewahrt hat trotz all der schrecklichen Dinge, die um sie herum geschehen. Mit ihrer Kreativität und ihrem liebenswerten Wesen bringt sie viel Farbe, Licht und Hoffnung an einen sonst düsteren und grauen Ort.
„Das rote Band der Hoffnung“ von Lucy Adlington ist ein beachtenswertes und relevantes Jugendbuch, für das ich mir viele Leser wünsche.