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Veröffentlicht am 23.02.2023

Gänsehaut

Zirkuslichter
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Kennt ihr solche Bücher, bei denen ihr nicht wollt, dass sie enden, weil sie euch so sehr aus der Seele sprechen? Bei denen ihr Angst vor dem Ende habt? Bei denen ihr das Gefühl habt, Freunde gefunden ...

Kennt ihr solche Bücher, bei denen ihr nicht wollt, dass sie enden, weil sie euch so sehr aus der Seele sprechen? Bei denen ihr Angst vor dem Ende habt? Bei denen ihr das Gefühl habt, Freunde gefunden zu haben?

Das hier ist so ein Buch!

Hiro schreibt... direkt. Es tut verflucht weh, denn jede Ecke und jede Kante der Protagonisten bohrt sich in dein Herz! Und dennoch setzen sie sich genau dort fest und lassen dich alles spüren.

Ach verdammt, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich diese Geschichte beschreiben soll. Ich finde keine gescheiten Worte dafür. Außer: lest es selbst!

Reicht aber nicht als ordentliche Rezi, oder? Ok, ich versuch es nochmal.

Hier geht es um 4 Jungs, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein armer Junge, der reich sein möchte. Ein reicher Junge, dem sein Reichtum nichts bedeutet und der ihn und alles, was damit zusammenhängt, sogar verabscheut. Ein Junge, der gegen seine Monster kämpft, mal gewinnt, aber auch mal verliert. Und einer, der geliebt werden möchte.

Und diese 4 treffen im Zirkus aufeinander. Dass hier Welten aufeinanderprallen, ist vorhersehbar. Und doch wieder nicht, denn wie die 4 miteinander umgehen, ist so authentisch, dass man diese fiktive Geschichte 1:1 exportieren und irgendwo hinsetzen könnte und es würde genau so passieren.

Hier wird nichts schön geredet, hier wird gestritten, geliebt, gelitten, geweint, gelacht. Es ist nicht schlimm, Schwäche zu zeigen. Man darf Rückschläge haben, man darf durch die Hölle gehen. Nur aufgeben ist keine Option.

Hiro hat mich mit dieser Geschichte tief berührt. Besonders mit Emil und Arne fühlte ich mich sehr verbunden. Emil möchte mehr sein, geliebt werden, einen Sinn in seinem Leben sehen und vergisst dabei die kleinen Dinge, die schon da sind und die das Leben genauso großartig machen. Vielleicht sogar noch ein bisschen großartiger als der Wunsch, Mehr zu sein. Und er versteht nicht, dass anderen ihr Leben genügt. Wie könnte er auch, wenn er immer davon überzeugt war, dass das nicht ausreicht, um glücklich zu sein? Und Arne und sein Kampf gegen die Depression und Panikattacken, die ständige Angst, vor dem Leben, vor sich selbst, vor den eigenen Ansprüchen, vor den eigenen Wünschen. Davor, sich selbst zu überfordern, aber in dem Kokon, in dem man lebt, nicht mehr atmen zu können, frei sein zu wollen. Und die immer wiederkehrenden Rückschläge...

Und dennoch versprüht das Buch eine gewisse Leichtigkeit, den unbedingten Wunsch zu Leben und zu Lieben, glücklich sein zu wollen. Trotz der schweren Themen! Die Jungs sind alle noch so jung und müssen sich mit so einer sch** herumschlagen, schaffen es aber dennoch immer wieder, sich kleine Oasen zu schaffen, Auszeiten, um dem Wahnsinn zu entfliehen.

Diese Geschichte tut weh, öffnet die Augen, aber hilft auch, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Das Wichtige im Leben. Ohne mit dem Finger draufzustoßen. Man versteht es einfach so. Den Kloß im Hals kann ich aber nicht wegleugnen. Genau wie einige Tränen, die ich beim Lesen vergossen habe.

Freue ich mich auf die Fortsetzung? Aber hallo! Hab ich Bammel davor? Nicht zu leugnen. Aber ich bin vor allem dankbar für die offenen Worte, die hier gefunden wurden und hoffe so sehr, dass das Buch ganz viele Menschen da draußen erreicht.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Herzdrache

Mein Kompass ohne Nadel
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Ralley fahren. Davon hab ich so überhaupt absolut keine Ahnung. Deshalb fand ich es so spannend, dass dieses Thema in einen Herzdrachen eingearbeitet wurde.

Das Cover mag ich gern, die Farben sind großartig! ...

Ralley fahren. Davon hab ich so überhaupt absolut keine Ahnung. Deshalb fand ich es so spannend, dass dieses Thema in einen Herzdrachen eingearbeitet wurde.

Das Cover mag ich gern, die Farben sind großartig! Der Schreibstil ist leicht und eindringlich. Macht Spaß. So wie man das von der Autorin kennt. Gefühle transportieren und Atmosphäre schaffen, das hat sie wirklich drauf.

Inhaltlich hat mir diese Geschichte wirklich gut gefallen. Eine gebrochene Frau, ein Geheimnis und der Wunsch, endlich wieder eine Richtung zu haben, ein Ziel, Hoffnung.

Ich hätte gern mehr zum Thema Ralley gelesen, denn die kurzen Einblicke haben mir echt gut gefallen. Der Fokus lag aber tatsächlich auf der Herzensgeschichte (verständlicherweise). Und die wurde toll beschrieben.

Wyatt ist ein Mensch, den man sich an seiner Seite wünscht. Ehrlich, authentisch, loyal. Und Gefangener seiner Gefühle. Nicht nur Atlas hat ihre Richtung verloren, auch Wyatt kämpft gegen seine Dämonen. Und trotzdem steht er ungebrochen und ohne zu wanken an der Seite derer, die seine Loyalität verdient haben.

Atlas ist so eine starke Frau, auch wenn sie das selbst nicht sieht. Sie sieht nur das, was sie verloren hat, aber es fehlt der Blick für all das, was ihr geblieben ist.

Ihre Eltern gingen mir furchtbar auf die Nerven. So ignorante &%

&

%_××&... so sollten Eltern nicht sein. Sie sollten für ihre Kinder da sein, komme was wolle. Egal, nur Randfiguren, die aber ebenfalls helfen, dass Atlas den Fokus nicht verliert.

Corvin fand ich als Antagonist wirklich gelungen. Ekliger Typ, Intrigen, Machthunger, Gier. Seine Machenschaften sind an Dreistigkeit kaum zu überbieten und man fieberte schon auf seinen nächsten Schachzug hin und der Hoffnung, dass er irgendwann in seine Schranken gewiesen wird. Dann aber bitte mit einem Knall.

Ein Herzdrache, der sich Etappe für Etappe in mein Herz gefahren hat. Immer mit dabei der Kompass. Egal ob gebrochen oder nicht, er hat die Richtung bestimmt.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Spannende Fortsetzung

Der Klang des Bösen
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Lange hats gedauert, bis ich Zeit und Muße für diese Geschichte hatte, denn ich finde, für Jula und Hegel muss man sich Zeit nehmen, um die Brillanz des Phonetikers komplett erfassen zu können.

Diesmal ...

Lange hats gedauert, bis ich Zeit und Muße für diese Geschichte hatte, denn ich finde, für Jula und Hegel muss man sich Zeit nehmen, um die Brillanz des Phonetikers komplett erfassen zu können.

Diesmal haben wir es mit einem sehr persönlichen Fall zu tun, der alle Beteiligten an die Grenzen des Möglichen bringt... Und einige auch darüber hinaus. Wir spielen hier mit dem Tod, fordern ihn heraus, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Ich hätte zwar gern wieder ein bisschen mehr über die Phonetik erfahren, aber das, was gezeigt wurde, war überragend gut. Was man alles durch Schall hören kann, welche Geräusche man mit den richtigen Geräten extrahieren kann, egal, wie viel Krach im Hintergrund ist, Wahnsinn.

Der Mord ist sehr perfide und kaltblütig und Vincent Kliesch schafft es, uns Lesende immer wieder auf falsche Spuren zu führen.

Jula kam mir leider ein wenig zu kurz und die Auflösung des Falls ging dann doch recht fix, aber alle Beteiligten hatten einen wirklich speziellen Auftrag in diesem Fall. Teils unkonventionell, teils selbstmörderisch. Zu welchen Mitteln hier gegriffen wird, fand ich spannend.

Ein wirklich gelungener Thriller und ich hoffe, dass es noch weitergehen wird, denn die Thematiken sind wirklich spannend.

Und der Schreibstil sowieso. Eine Geschichte zum mitfiebern und miträtseln.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Highlight

Einfach nur Paul
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Ich hab mein erstes Buchhighlight 2023 gefunden. Eine Coming Of Age Geschichte, die nicht mit lauten Tönen daherkommt, sondern die die Gefühle ernst nimmt, die alle im Kopf und im Herzen sind und die erlaubt, ...

Ich hab mein erstes Buchhighlight 2023 gefunden. Eine Coming Of Age Geschichte, die nicht mit lauten Tönen daherkommt, sondern die die Gefühle ernst nimmt, die alle im Kopf und im Herzen sind und die erlaubt, alles zu denken, alles zu fühlen und zu sein, wer man sein möchte. Zu fühlen, was man möchte und genannt zu werden, wie man möchte und es auch sagen darf, wenn mal auf Anhieb etwas nicht klappt.

Paul - unser Hauptcharakter - ist 16, Leadsänger einer Band, verliebt in seine beste Freundin und nichts davon macht ihn glücklich. Als sein Leben auf den Kopf gestellt wird, fängt er an, sich zu fragen, wer er eigentlich ist. Er geht auf die Suche nach sich selbst, erlaubt sich, nicht zu filtern sondern alle Möglichkeiten auszuloten.

Die Menschen in seinem Leben finde ich toll. Sie sind für ihn da, wenn er Ruhe braucht oder eine Umarmung, ein Ohr oder den Kopf gewaschen. Wenn er jemanden zum schimpfen oder zum gemeinsam weinen.

Er bekommt und nimmt sich die Zeit, die er braucht, mit der neuen Situation klarzukommen.

Den Schreibstil fand ich grandios gut. Er ist so ehrlich und authentisch, wie es Teenager in diesem Alter sind. Nichts übertrieben, alles klar.

Mit den beiden Sprechern hatte ich zu Beginn meine Probleme, hab aber schnell gelernt, dass Pauls Sprecher genau das macht, was Paul denkt. Manchmal leise, manchmal laut, manchmal schnell, manchmal viel, immer direkt und ohne Filter. Und die Sprecherin passt auf den zweiten Blick ebenfalls perfekt.

Die Kapitel, die jeweils mit Briefen abschließen, deren Sinn erst im Laufe der Geschichte klar wird, bereiten von mal zu mal mehr Gänsehaut und schaffen es, für alle mitzufiebern und zu hoffen, dass diese Worte irgendwann live gesagt werden können.

Dass hier viele queere Themen behandelt werden, die Teenes in diesem Alter beschäftigen, ist großartig. Jeder darf sein, wie man sein möchte, es wird aber nicht erwartet, dass sofort alles schick ist. Es sind Prozesse, die hier in Gang gesetzt werden, viele Gespräche, die geführt werden, Hoffnungen, dass es doch nur eine "Phase" ist und trotzdem das Wissen, dass alles so richtig ist. Es ist utopisch, zu erwarten, dass das Umfeld bei einem Outing immer mit "alles klar" reagiert und dann der Alltag weitergeht. Auch Familie und Freunde dürfen sich Zeit nehmen, sich an die veränderte Situation zu gewöhnen. Und diese Zeit und das Zusammenwachsen wird hier m. E. unglaublich einfühlsam und ehrlich dargestellt.

Ich könnte noch ganz viel erzählen, was ich hier toll fand, aber das würde den Rahmen sprengen. Deshalb:

Von mir eine Herzensempfehlung, einfach wegen toll und wichtig. Lest es!

Ganz großes Kino.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Glaube trifft Wissenschaft

Verdammt nah am Himmel
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Dies ist so eine Geschichte, bei der man das rationale Denken ausschalten und hauptsächlich fühlen sollte, um die Tragweite dessen, was die Autorin hier erzählt, erfassen zu können.

Der Klappentext sagt ...

Dies ist so eine Geschichte, bei der man das rationale Denken ausschalten und hauptsächlich fühlen sollte, um die Tragweite dessen, was die Autorin hier erzählt, erfassen zu können.

Der Klappentext sagt überhaupt nichts aus und nur der Blurb von Ava Reed zeigt ein wenig auf, wohin die Reise führt.

Also steigt man einigermaßen Ahnungslos in diese Geschichte ein und stolpert erstmal über die Triggerwarnung, die vermuten lässt, was genau sich hinter der Geschichte verbirgt.

Denn es geht um Krankheit, um suizidales Verhalten, um Unfälle und deren Folgen und um das Leben selbst. Uff... diesen Schock einmal überwunden, steigen wir direkt in die Geschichte ein, lernen Jack und Rose (Namenskombi beabsichtigt) kennen und ihre Sicht auf das Leben. Die eine mit großem Gottvertrauen, der andere ein Zahlenfanatiker mit einer Leidenschaft für Wissenschaft, der nichts glaubt, das nicht bewiesen werden kann.

Die beiden werfen sich gern und viele Phrasen an den Kopf, finden aber einen Weg, gemeinsam die letzten Stunden zu verleben. Ein Countdown zählt herunter.

Mir waren es leider oft zu viele Phrasen, die wir hier zu lesen bekommen haben. Ich weiß nicht, ob man im Angesicht des baldigen Todes wirklich alle Kalendersprüche bringen muss, die man mal gehört hat. Doch die Dynamik der beiden gibt das her.

Was ich tatsächlich nicht so gern mochte, war dieser 36-Fragen-Katalog. Das hat für mich nicht zur Story gepasst.

Insgesamt war die Geschichte schwierig für mich. Ich habs nicht gefühlt. Ja, ich mochte die Protagonisten und den Weg, den sie beide gehen. Auch, dass auf Knochenmarkspende und Typisierung aufmerksam gemacht wird, fand ich großartig.

Dass mit dem Thema Suizig sehr umsichtig umgegangen wird, nicht verurteilend, sondern wissbegierig, fand ich super.

Und trotzdem fehlte mir der Funke. Dieses gewisse Etwas, um das, was passiert, wirklich zu fühlen. Ich weiß auch nicht.

Der Schreibstil ist toll, das Buch wirklich hübsch aufgemacht, der Countdown verwirrend und die Protagonisten speziell, deshalb war es kein Problem, zu folgen und die Geschichte zu verschlingen. Gerade das Ende und die Hintergründe von Jack und Rose fand ich toll.

Kein Highlight, aber eine wirklich gute Geschichte, bei der mir zwar etwas gefehlt hat, die aber sicher viele Lesende begeistern wird, die weniger rational denken als ich in diesem Fall.

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