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Veröffentlicht am 21.08.2023

Gibt es einen Plural von Schuld?

Porträt auf grüner Wandfarbe
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London: In den 1990er Jahren wird Gwen von ihrer Tante Lily gebeten, diese noch einmal in die alte Heimat Köslin - heute Polen - zu begleiten.
Diese Fahrt wird dann zu einer Reise durch Raum und Zeit, ...

London: In den 1990er Jahren wird Gwen von ihrer Tante Lily gebeten, diese noch einmal in die alte Heimat Köslin - heute Polen - zu begleiten.
Diese Fahrt wird dann zu einer Reise durch Raum und Zeit, denn Gwen fallen alte Briefe, Fotos und Aufzeichnungen in die Hände, die deutlich machen - es gibt in ihrer Familie einige Geheimnisse und noch mehr unausgesprochene Wahrheiten.

In den 1930er Jahren arbeitet die junge Ella Blau im legendären Schloss Elmau. Dort lernt sie die exaltierte Ilsabé kennen, die - trotz unterschiedlicher Herkunft und Interessen - zu einer Freundin wird.
Im Schloss trifft Ella außerdem auf den verwitweten Baron Jakob von Stein, für den sie schwärmt und den sie dann als Assistentin nach Köslin begleitet. Dort wird sie zu einer Art Ersatzmutter für seine Kinder Theo, Heinrich und Lily.
Heiraten wird der Baron dann aber Ilsabé, die gemeinsame Tochter Marga, Gwens Mutter, wird geboren.

Diese zuerst einfach klingende Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt und durch ganz unterschiedliche Personen aus Gegenwart und Vergangenheit ergänzt und erweitert.
Diese tauchen wie immer neue Teile eines Puzzels auf, dessen fertiges Bild man (noch) nicht kennt.
Das macht die Handlung ausgesprochen interessant und facettenreich, hat aber auch dazu geführt, ab und zu innezuhalten und zu überlegen, wer da jetzt wie mit wem verwandt, bekannt oder verbandelt war.
Zumal immer wieder neue interessante und spannende Verbindungen und Entwicklungen hochkommen - und dies nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge!
Ich habe irgendwann überlegt mir vielleicht Notizen zu machen.
Aber durchhalten lohnt sich wirklich, denn "Porträt auf grüner Wandfarbe" ist eine faszinierende Geschichte, die ausgesprochen atmospärisch von einer untergegangenen Zeit erzählt, die für mich beim lesen wie ein alter Film in sepia daherkommt.
Die einzelnen Bruchstücke, die Gwen nach und nach zu einem Familienporträt zusammensetzt, werfen ein ganz neues Bild auf die Vergangenheit und die Familie.
Denn ein paar dieser "verschwiegenen" Bruchstücke hatten unvorhersehbare Folgen, die noch immer nachwirken.
Wann ist der Zeitpunkt ein Schweigen zu brechen? Oder ist es irgendwann einfach zu spät?
Hebt eine Schuld eine andere auf?
Kann nach vielen Jahren eine Versöhnung durch Akzeptanz gelingen?

Der Debütroman von Elisabeth Sandmann lässt sich definitiv nicht "so nebenher" lesen oder hören.
Er ist unfassbar vielschichtig und mit vielen Wendungen und ganz außergewöhnlichen Protagonist(inn)en versehen, die einen in ihren Bann ziehen und nicht so schnell wieder loslassen.
Ein spannender Familienroman über starke Frauen, ihre Leidenschaften und den Wunsch nach Selbstbestimmung.

Die Sprecherin Elisabeth Günther liest ausgesprochen gut, besonders Ilsabé scheint mir hervorragend gelungen.

Natürlich auch in Papierform zum lesen verfügbar

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Teil 3 der Reihe

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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Baden-Baden 1925. Die Kurstadt wird von begeisterten Schach-Anhängern überrannt und brummt wie zur Sommerfrische.
Alle wollen das Internationale Schachturnier im prachtvollen Turniersaal des Kurhauses ...

Baden-Baden 1925. Die Kurstadt wird von begeisterten Schach-Anhängern überrannt und brummt wie zur Sommerfrische.
Alle wollen das Internationale Schachturnier im prachtvollen Turniersaal des Kurhauses verfolgen.
Auch das Fräulein vom Amt Alma Täuber und ihre Freundin Emmi hat das Schachfieber gepackt.
Bis ein tragisches Unglück Almas gesamte Aufmerksamkeit fordert.
Gertrude, die Cousine einer Kollegin, wurde tot in einer Wäschetrommel der Waschdampfanstalt gefunden.
Die Polizei geht von Unfall oder Selbsttötung aus.
Doch Alma erscheint beides eher unwahrscheinlich.
Entgegen der Warnung ihres Freundes - Kriminalkommissar Ludwig Schiller - beginnt sie Gertrudes Umfeld zu befragen.
Und sieht im verruchten Tanzlokal Libelle etwas, das nicht für ihre Augen bestimmt ist.
Wusste auch Gertrude davon?
Und hat sie das das Leben gekostet?

Die "goldenen" 20er Jahre nur in Berlin?
Auch im mondänen Baden-Baden weiß man das Leben zu genießen!
Alma und ihre lebenslustige Freundin Emmi nutzen, neben ihrer Arbeit, die sie sehr lieben, jede Gelegenheit zum tanzen und feiern.
Über ihre Arbeit als Fräulein vom Amt kommt Alma erneut mit einem mysteriösen Todesfall in Kontakt.
Bei ihren Nachforschungen stets an ihre Seite sind, neben Emmi, Cousin Walter und ihre große Liebe Ludwig, für den sie noch nicht bereit ist ihre Selbstständigkeit aufzugeben.
Mit Mut und Charme ermitteln die Freundinnen in Hotels und Bars und kommen dabei einem Diebes-Ring auf die Spur.
Aber ist diese Gruppe auch für einen Mord verantwortlich?
Als es eine zweite Tote gibt, bekommt Alma Hilfe von unerwarteter Seite.
Eine Entführung, ein Einbruch in der Wohnung der Freundinnen und ein tätlicher Angriff - Alma lebt gefährlich!
Aber klug und gewitzt kann sie den/die Täter/in überführen.
Atmosphäre und Zeitgeist werden auch im dritten Teil der Reihe perfekt eingefangen und das historische Baden-Baden wird zu einem interessanten und lebendigen Hintergrund.
Alma und Emmi sind einfach liebenswert und verkörpern die selbstbewussten Frauen dieser Zeit hervorragend.
Ich freue mich auf weitere Bände mit "Hier Amt - Was beliebt?"

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Paris ist immer eine Reise wert

Sommertage im Quartier Latin
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Paris und die Liebe gehören anscheinend untrennbar zusammen.
In dieser zauberhaften Geschichte geht es aber auch - oder vor allem - um das Leben. Um die Zeit, die wir haben, um Chancen und Möglichkeiten. ...

Paris und die Liebe gehören anscheinend untrennbar zusammen.
In dieser zauberhaften Geschichte geht es aber auch - oder vor allem - um das Leben. Um die Zeit, die wir haben, um Chancen und Möglichkeiten. Und eben immer um die Liebe.
"Sommertage im Quartier Latin" ist der Auftakt zu einer Reihe mit Geschichten aus der Stadt der Liebe, geschrieben von Anne Stern, deren Schreibstil ihre Leser(innen) seit langem begeistert.
Ich freue mich schon jetzt auf jede weitere literarische Reise in die französische Hauptstadt.

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Schokolade und Liebe

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 2)
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Dieser (separat zu lesende) zweite Teil der Salz & Schokolade - Dilogie spielt zeitlich vor Band 1.
Im Zentrum der Handlung stehen u.a. die fiktiven Protagonist(inn)en Julius Mendel, Cäcilia (Cici) David ...

Dieser (separat zu lesende) zweite Teil der Salz & Schokolade - Dilogie spielt zeitlich vor Band 1.
Im Zentrum der Handlung stehen u.a. die fiktiven Protagonist(inn)en Julius Mendel, Cäcilia (Cici) David und ihr Dienstmädchen Emmi, Ida Wachholz und der Arbeiter Jonni Hansen.
Wie schon in "Der Geschmack von Freiheit", versteht es die Autorin auch in "Süße Wunder" ganz hervorragend eine Geschichte rund um die real existierende Schokoladenfabrik Halloren in Halle/Saale entstehen zu lassen.
Die Familien David und Mendel stehen stellvertretend für die reiche Oberschicht im Kaiserreich. Als Kontrast erlebt man mit den Geschwistern Ida und Moritz die Welt der Salzwirker und mit Dienstmädchen Emmi und Bäckergeselle Jonni die Arbeiterklasse.
In ihre jeweilige Welt hineingeboren scheint es unmöglich, die unsichtbaren, starren Grenzen zu überwinden.
Auch die Liebe zwischen Ida und Julius ist anscheinend dafür nicht stark genug.
Die aus Pflichtgefühl heraus geschlossene Ehe zwischen Julius und Cäcilia steht von Beginn an unter einem schlechten Stern - für beide ist es keine Liebe!
Die Arbeitsbedingungen sind Anfang des 20. Jahrhunderts noch ausgesprochen hart und Rechte haben einfache Arbeiter keine. Zumindest Julius versucht dies, gegen viele Widerstände, schrittweise zu ändern.
Aus unterschiedlichen Gründen planen Salzwirker Moritz und Bäcker Jonni nach Amerika auszuwandern.
Kann Jonni die selbstbewusste Ungarin Emmi dazu überreden mit ihm zu gehen? Wird die unglückliche Ida ihren Bruder Moritz begleiten?
Die versnobte Cici macht Julius indes das Leben nicht leicht. Er, der eigentlich nur als einfacher Chocolatier arbeiten will, muss an der Seite einer ungeliebten Frau plötzlich auch noch die gemeinsame Fabrik von Vater und Schwiegervater leiten.
Als der Krieg ausbricht, werden nicht nur in Halle die Weichen neu gestellt.

Da ich bereits das Vergnügen hatte Halle/Saale und die Schokoladenfabrik Halloren zu besuchen, war ich begeistert ein paar Orte als Schauplätze im Buch wiederzufinden.
Auf dem Gelände der alten Saline ist nicht viel geblieben, das Café David ist leider ganz verschwunden.
Aber Fotos innerhalb des Besucherbereiches der Firma Halloren zeigen, wie wunderschön es gewesen sein muss.
Die Festkleidung der Halloren, wie sie Moritz im Buch trägt, ist in einer Vitrine ausgestellt.
Ein Besuch ist absolut empfehlenswert - ebenso wie eine anschließende Diät, den ich habe mich im Halloren-Shop reichlich durchgefuttert und für zuhaus eingedeckt.

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Veröffentlicht am 01.08.2023

Iran 1953

Zum Schweigen verdammt
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Der Kalte Krieg war USA vs. Sowjetunion, Nato vs. Warschauer Pakt. Und er fand über ihre "Stellvertreter" BRD und DDR direkt vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt.
Mit dem Iran gab es jedoch einen ...

Der Kalte Krieg war USA vs. Sowjetunion, Nato vs. Warschauer Pakt. Und er fand über ihre "Stellvertreter" BRD und DDR direkt vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt.
Mit dem Iran gab es jedoch einen Schauplatz, bei dem die Großmächte ihre Fäden im Verborgenen gezogen haben - über die Geheimdienste!
Während des Konfliktes zwischen dem Iran und Großbritannien um die persischen Ölforderungen (bei dem Den Haag Teheran Recht gegeben hat!) hat der Iran einen starken Premierminister und einen politisch schwachen Schah.
Die kommunistische Tudeh-Partei unterstützt Premier Mohammad Mossadegh, die USA den jungen Schah Mohammed Reza Pahlavi.
Um zu vermeiden, dass der Iran kommunistisch wird und sich zu eng an die Sowjetunion bindet, planen CIA und MI6 den Sturz der demokratisch gewählten Regierung und eine Stärkung der Macht des religiösen, vermeintlich leicht lenkbaren Schah.

Die Geschehnisse im Iran, die vollumfänglich erst 2013 nach Veröffentlichung der entsprechenden Akten ans Tageslicht kamen, werden hier in eine fiktive Handlung eingebunden, welche auch und vor allem die Sichtweise der Perser zu Wort kommen lässt.
Bruno und Eddy treffen für ihre geplante Reisereportage auf verschiedene Personen, sodass historische Zusammenhänge und unterschiedliche politische Ansichten für die jungen Männer (und die Leserschaft) über die geführten Gespräche etwas klarer werden, auch wenn noch immer viele Fragen offen bleiben.
Dabei beschreibt die Autorin gleichzeitig auch die vielfältige Schönheit des Landes und die Kultur der stolzen Perser.
Der Iran, unter dem starken und zukunftsorientierten Reza Schah ein demokratischer, säkularer Staat, wird unter seinem unerfahrenen Sohn Reza Pahlavi leider zum Spielball der Großmächte.
Die Doppelmoral in Ost und West ist erschreckend und zeigt deutlich, wie schnell auf beiden Seiten Werte verkauft werden um ein angestrebtes Ziel zu erreichen.
Das Schicksal der Menschen: Kollateralschäden!
Melanie Metzenthin erzählt in ihrer sehr gut recherchierten Geschichte den Beginn der Wandlung eines neutralen, tendenziell den europäischen Werten zugewandten Landes, in den Gottesstaat, wie wir ihn heute kennen.
Der gastfreundliche und in der damaligen Zeit noch weltoffene Iran mit seinen freundlichen und herzlichen Menschen, wird hier ganz wunderbar beschrieben.
Die aktuellen Bilder von tief verschleierten Frauen die keine Rechte mehr haben, von teils offen aggressiv auftretenden Männern, sowie von Demonstrationen, bei den Menschen brutal niedergeprügelt werden, stimmen dadurch noch trauriger.

Da mir schon "Im Lautlosen" von Melanie Metzenthin extrem gut gefallen hat, habe ich mich mit "Zum Schweigen verdammt" zum ersten Mal für eine Geschichte mit Handlungsort Iran entschieden.
Eine gute Entscheidung, denn ich habe viel neues erfahren und gelernt!
Interessant ist auch das Nachwort.

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