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Veröffentlicht am 09.08.2022

Wenn ich sterbe, wird es auf dem Meer sein

Die Passage nach Maskat
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Spätsommer 1929: Der traumatisierte Kriegsveteran Theodor Jung begibt sich als Fotoreporter auf den luxuriösen Ozeanliner Champollion.
Er soll für die "Berliner Illustrierte" über die Reise von Marseille ...

Spätsommer 1929: Der traumatisierte Kriegsveteran Theodor Jung begibt sich als Fotoreporter auf den luxuriösen Ozeanliner Champollion.
Er soll für die "Berliner Illustrierte" über die Reise von Marseille nach Maskat im Oman berichten.
Mit an Bord befinden sich auch Ehefrau Dora, Schwager Ernst, sowie die Schwiegereltern Hugo und Marthe Rosterg.
Unter den anderen Passagieren sind u.a. eine skandalumwehte Nackttänzerin, ein mysteriöser römischer Anwalt, eine englische Lady, ein junger amerikanischer Ingenieur und ein Geldeintreiber aus der Berliner Unterwelt.
Als Dora nach wenigen Tagen auf der Champollion spurlos verschwindet, wird die Reise für Theodor zum Albtraum - denn nicht nur deren Familie, auch die anderen Passagiere und die Besatzungsmitglieder behaupten, Dora nie an Bord gesehen zu haben.

Dieses Buch ist eine faszinierende Mischung aus historischem Reiseroman und aufregendem Krimi.
Cay Rademacher beschreibt die Schauplätze von Nordafrika bis in die arabische Welt ausgesprochen bildhaft, sodass man fast meint, die flirrende Wüste bei den Pyramiden zu sehen, die Hitze im Tal der Könige zu spüren und die Gewürze auf den Basaren zu riechen.
Die Charaktere sind allesamt sehr vielschichtig angelegt und werden perfekt beschrieben - gerade, wenn einige nach und nach ihre Masken sinken lassen und die unterschiedlichen Verbindungen und Abhängigkeiten ans Tageslicht kommen.
So wie Jung zwischenzeitlich beginnt an seinem Verstand zu zweifeln, stellen sich auch den Leser(innen) immer neue Fragen, wie wohl die unterschiedlichen Vorkommnisse an Bord zusammenhängen könnten.
Beim mitfiebern entsteht ein farbenprächtiges Kopfkino und irgendwann lässt einen die Handlung kaum mehr los!
Die finale Auflösung um Doras ist überraschend, das Ende gibt sehr viel Raum für Spekulationen.
Grandios und spannend erzählt!

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Veröffentlicht am 06.08.2022

Fundstücke

Die Glücksbringerin
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Vermisst wirklich niemand all die wunderbaren Gegenstände, die sich im Fundbüro ansammeln?
Emma kann es nicht glauben.
Als ihr Chef sie damit beauftragt den angeblich wertlosen Kram zu entsorgen, nimmt ...

Vermisst wirklich niemand all die wunderbaren Gegenstände, die sich im Fundbüro ansammeln?
Emma kann es nicht glauben.
Als ihr Chef sie damit beauftragt den angeblich wertlosen Kram zu entsorgen, nimmt sie die lieb gewonnenen Schätze heimlich mit nach Hause und macht sich auf die Suche nach den Menschen, denen sie einst gehörten.
Schnell merkt sie, dass hinter jedem Gegenstand eine Geschichte steckt und dass sie nicht nur die Fundsachen, sondern immer auch all das zurückbringt, was die Besitzer einst verloren haben – Erinnerungen, Träume und manchmal sogar die Hoffnung auf Glück.

Mit "Die Glücksbringerin" hat Maia Franke einen romantisch-verspielten Wohlfühlroman geschrieben, der zwar zuweilen recht unrealistisch ist, aber vielleicht genau deshalb so gute Laune verbreitet.
Emma ist zuerst sehr schüchtern und auch etwas unbedarft, aber alle mögen sie sehr.
Ja, sie erinnert in ihrer Art etwas an (Die zauberhafte Welt der) Amélie, denn auch Emma lebt ein klein wenig in einer Traumwelt.
Die kurzen Geschichten, die sie sich zu den Fundsachen ausdenkt und dann in ihrem Blog postet, sind jedesmal schön und voller Emotionen.
Tom dagegen ist die Karikatur eines aufstrebenden, aber unsensiblen Vorgesetzten, der nur Zahlen, Bilanzen und die eigene Karriere im Blick hat.
Aber Emma findet in ihrer liebenswerten Art immer wieder einen Weg Menschen zu unterstützen und zu einem kleinen Glück zu verhelfen.
Und mit ihrem "Retter" Dominik kommt es vielleicht auch zu ihr...

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Veröffentlicht am 04.08.2022

Die Nachricht des Mörders

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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Baden-Baden 1922:
Alma Täuber liebt ihre Arbeit als Telefonistin und genießt es, frei und unbeschwert zu sein und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Als sie bei einer Telefonschalte zufällig den Bruchteil ...

Baden-Baden 1922:
Alma Täuber liebt ihre Arbeit als Telefonistin und genießt es, frei und unbeschwert zu sein und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Als sie bei einer Telefonschalte zufällig den Bruchteil eines Gesprächs mithört, lässt sie die Stimme des Anrufers, die von einem erledigten Auftrag "bei den Kolonnaden" spricht, nicht mehr los.
Mutig stellt Alma Nachforschungen an und findet heraus, dass genau dort eine ermordete Frau aufgefunden wurde.
Doch bei der Polizei glaubt außer Kommissaranwärter Ludwig Schiller niemand an einen Zusammenhang zu dem Anruf.
Alma begibt sich gemeinsam mit Schiller zwischen mondänen Bäderhotels und illegalen Casinos auf die Spur des Mörders.

Die Sprecherin Dagmar Bittner schafft es ganz hervorragend, nicht nur Alma und ihre quirlige Freundin Emmi zum Leben zu erwecken, auch das mondäne Baden-Baden entsteht wie ein Film vor dem inneren Auge.
Der Zeitgeist der 1920er Jahre ist perfekt eingefangen, sei es in Almas Familie, am Arbeitsplatz, auf der Rennbahn Iffezheim oder generell im gesellschaftlichen Leben.
Besonders die Vermieterin von Alma und Emmi, die Witwe Meier (Dies ist ein anständiges Haus!), ist ein echtes Original!
Die Beschreibungen der Stadt, durch die Alma läuft, klingen fast wie aus einem Reiseführer und hören sich richtig interessant an.
Viele historische Informationen sind wie nebenbei mit eingebunden.
Die Aufklärung der Mordfälle ist sehr spannend und es macht viel Spaß Alma dabei zu begleiten, wie sie immer wieder Informationen zusammenträgt und ständig neuen Spuren folgt - auch wenn sie sich dabei sogar selbst in Gefahr begibt!
Die vorsichtige Annäherung von Alma und Schiller ist dem historischen Kontext gemäß sehr zurückhaltend und aus heutiger Sicht äußerst charmant.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser sehr atmospärischen Krimireihe, die ich mir ganz wunderbar verfilmt vorstellen kann!

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Nur gut Gemeintes

Für immer, oder was?
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Es will bei Laura einfach nicht klappen mit dem "Für-immer-Mann" und so kommt sie mit ihren 38 Jahren ins Grübeln.
Ist sie bislang nur an die falschen Kerle geraten oder liegt das Problem womöglich bei ...

Es will bei Laura einfach nicht klappen mit dem "Für-immer-Mann" und so kommt sie mit ihren 38 Jahren ins Grübeln.
Ist sie bislang nur an die falschen Kerle geraten oder liegt das Problem womöglich bei ihr?
Bevor sie den vielversprechenden Daniel datet, will Laura auf Nummer sicher gehen und besucht ihre Ex-Freunde, um eventuell früher gemachte "Fehler" nicht zu wiederholen.
Doch die Reise entpuppt sich als Gefühlsachterbahn und plötzlich findet sie sich in ein ganz neues Dilemma verstrickt.

Auf einem extrem persönlichen Roadtrip trifft Laura nacheinander nicht nur auf Nerd Max, Öko-Fan Patrick, Mama-Söhnchen Thilo und "Fremdgeher" Quentin, sondern taucht auch tief in die Vergangenheit ein, was zu einem teils schmerzhaften Seelenstriptease führt.
Ist die Freundschaft zu Jugendfreund Skipper die Antwort auf all ihre Fragen?
Und ist Daniel tatsächlich der Mann ihrer Träume?
Auch wenn ich den locker-flapsigen Tonfall prinzipiell gut und passend zur Handlung fand, war er mir zuweilen ein wenig drüber.
Leider fand ich dann auch den WhatsApp-Austausch zwischen Laura und Daniel ziemlich daneben. Es klang eher nach verschossenen Teenagern und nicht nach Erwachsenen Ende 30. Die Dialoge waren unrealistisch und zu sehr gewollt und dadurch ziemlich "unsexy". Ich habe sie stellenweise nur überflogen.
Laura fand ich sympathisch, die Freundinnen Charlotte und Mimi etwas zu viel Klischee.
Alles in allem, nette Lektüre für zwischendurch, aber es gibt für meinen Geschmack bessere Bücher der Autorin.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Fast bis zum Nordkap

Fast bis zum Nordkap
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Bea lebt in einer sterilen Penthouse-Wohnung mit Saugroboter, zumeist leerem Kühlschrank und Blick auf die Binnenalster. Finanziert durch ihre erfolgreiche Arbeit in einer großen Werbeagentur.
Die Beziehung ...

Bea lebt in einer sterilen Penthouse-Wohnung mit Saugroboter, zumeist leerem Kühlschrank und Blick auf die Binnenalster. Finanziert durch ihre erfolgreiche Arbeit in einer großen Werbeagentur.
Die Beziehung zum attraktiven Marco läuft gut.
Doch in letzter Zeit häufen sich bei ihr Zeichen von Erschöpfung. Ein Burn-out?
Bea spürt, dass sie etwas ändern muss und beschließt eine Auszeit zu nehmen.
Und ihr Chef stellt sie tatsächlich frei!
Jedoch nur unter der "Bedingung", danach als Partnerin in die Agentur zurückzukehren.
Sechs Monate mit dem Bulli bis zum Nordkap sollen es werden - mit ganz viel Natur und Seen und Elchen.
Danach sieht sicher alles ganz anders aus!
Doch der beleidigte Marco will "eine Pause" und Bulli Werner gibt im verschlafenen Dorf Sjöhyttan den Geist auf.
Bea ahnt, dass ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt wird.
Nicht ganz unbeteiligt: Der alleinerziehende Tischler Per, der ihr, direkt an einem See, ein Tiny House zur Verfügung stellt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Bea und Per erzählt. So lernt man die beiden, ihr jeweiliges Leben und auch ihre Gefühlswelt sehr schnell und gut kennen.
Bea ist eine Business-Frau mit Herz, die langsam den wahren Sinn des Lebens entdeckt.
Per, ein Natur-Mensch durch und durch, führt ein beschauliches Leben und versucht vor allem ein guter Vater für Ebba und Olivia zu sein.
Auch wenn recht schnell klar ist wie die Geschichte ausgehen wird, ist der Weg dahin zauberhaft.
"Liebe braucht keine Ferien" trifft Schweden-Idyll: Selbstfindung in der Natur, ein wenig Kitsch und ein paar Verwicklungen - schon hat man die Zutaten für eine herrlich romantische Sommerlektüre!

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