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Veröffentlicht am 10.09.2020

Clara und Robert

Die Pianistin
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Clara Wieck ist seit frühester Zeit von ihrem ehrgeizigen Vater zu einem Klavier-Wunderkind "gemacht worden". Nur leider führt Friedrich Wieck ein extrem strenges Regime - eine schöne Kindheit sind anders ...

Clara Wieck ist seit frühester Zeit von ihrem ehrgeizigen Vater zu einem Klavier-Wunderkind "gemacht worden". Nur leider führt Friedrich Wieck ein extrem strenges Regime - eine schöne Kindheit sind anders aus!
Aber der Erfolg scheint ihm recht zu geben, denn 1835 - da beginnt der Roman - ist die 16jährige Clara seit Monaten mit ihm auf Tournee und spielt vor ausverkauften Häusern.
Aber der Schein trügt - nach außen ein perfektes Paar ist das Leben für Clara unerträglich geworden!
Denn Clara ist verliebt in den aufstrebenden Komponisten Robert Schumann und der Vater versucht diese Verbindung zu sabotieren, wo er nur kann.
Friedrich hält Schumann für lebensuntüchtig, will außerdem die "Geldquelle" Clara weiter in die eigene Börse sprudeln lassen.
Aber Clara ist eine Kämpferin und tatsächlich schaffen sie und Robert es zu heiraten - gegen den Willen des Vaters.
Leider ist das Leben als Clara Schumann nicht immer so, wie Clara sich dies vorgestellt hatte.
Robert ist launisch, will eine Hausfrau und keine konzertierende Pianistin zur Ehefrau. Und dann auch noch eine, die mehr Erfolg hat als er!
Aber trotz aller Höhen und Tiefen - Clara liebt ihren Robert sehr. Und so schafft sie das schier Unmögliche: Erfolg als Pianistin zu haben und Robert zu dem Erfolg zu verhelfen, den er allein vielleicht nie erreicht hätte.

Clara Schumann kennen leider viele nur daher, dass ihr Porträt auf dem 100-DM-Schein war.
Dabei war sie eine ganz außergewöhnliche Frau und eine herausragende Pianistin. Sicher die beste ihrer Zeit, ebenbürtig mit Liszt, Mendelssohn oder Chopin.
Die Autorin zeichnet hier das Bild einer Frau, geprägt durch einen herrischen Vater, an stetigen Selbstzweifeln leidend, die nur auf der Konzertbühne richtig aufblüht.
In einer von Männern dominierten Welt steht sie immer wieder zurück, sucht stets Schuld und Fehler bei sich - man möchte manchmal schreien.
Auch wenn mir bekannt war, dass die Ehe der Schumanns zu einer Tragödie wurde, brachten mich die Beschreibungen manchmal bis an meine Belastungsgrenze.
Denn Robert Schumann war für mich kaum zu ertragen!
Wie hat diese hochtalentierte Frau das nur ausgehalten?
Es gibt zwei nie eindeutig geklärte Fragen um Clara Schumann:
Warum hat sie Robert nie in der Nervenheilanstalt besucht?
Wie eng war die Beziehung zu Johannes Brahms?
Die hier angebotene Erklärung klingt plausibel und scheint zum Charakter dieser faszinierenden Frau zu passen.
Kleiner Kritikpunkt: Die Beschreibungen der diversen Reisen und Konzerte haben mir mit all den diversen Details etwas zu viel Raum eingenommen. Gern hätte ich dafür lieber etwas mehr über Claras Leben nach Roberts Tod erfahren.

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Veröffentlicht am 04.09.2020

Rügen im Winter

Eisblumenwinter
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Mit ihrem neuen Buch "Eisblumenwinter" entführt Anne Barns ihre Leser(innen)?erneut auf die Insel Rügen.
War in "Drei Schwestern am Meer" Katharina die Hauptperson, so ist es jetzt deren jüngere Schwester ...

Mit ihrem neuen Buch "Eisblumenwinter" entführt Anne Barns ihre Leser(innen)?erneut auf die Insel Rügen.
War in "Drei Schwestern am Meer" Katharina die Hauptperson, so ist es jetzt deren jüngere Schwester Pia, die eine gutgehende Karamellwerkstatt auf der Insel betreibt.
Pias Kontakt zu ihrem Freund Paul liegt gerade auf Eis, denn der arbeitet als Koch auf Juist und keiner der beiden will sich von "seiner" Insel trennen.
Dies ist übrigens ein kleines Crossover, denn man kennt Paul bereits aus den Juist-Büchern der Autorin
Eine mindestens genauso große Rolle spielt aber auch Oma Anni, die die drei Schwestern nach dem Tod der Eltern aufgezogen hat.
Als in der Adventszeit Annis Schwester Erika auftaucht, hat sie eine große Überraschung im Gepäck: Sie hat deren Tante gefunden, von der Anni und Erika dachten, sie sei in den Wirren der deutschen Teilung zuerst verschwunden und dann verstorben.
Aber Tante Hedwig lebt mit ihren 95 Jahren an der Nordsee und ist sogar noch recht fit!
Ob diese jetzt vielleicht Antworten auf verschiedene Fragen aus den Zeiten des kalten Krieges, Flucht und Verrat geben kann?

Ich mochte die familiäre, liebevolle Grundstimmung der Handlung. Die Frauen sind allesamt unglaublich sympathisch, die Beziehungen untereinander eng.
Die Schwestern haben ihre kleinen Problemchen, aber der Tenor ist "gemeinsam schaffen wir alles".
Dies war mir ab und an einen Ticken zu viel, aber für die Vorweihnachtszeit passt es dann vielleicht doch wieder ganz gut....
Es kommen in der Geschichte sehr viele Namen und Personen vor, was unter anderem an der Aufklärung der Vorgänge aus der Vergangenheit über mehrere Generationen geht. Dazu die neu gefundene Verwandtschaft aus Dänemark...
Aber am Ende klärt sich alles auf und das erwartete Happy-End ist so süß wie Pias Karamell.
Die Landschaftsbeschreibungen sind wieder eine Liebeserklärung an Nord- und Ostsee. Rügen klingt hier selbst im Winter verlockend!

Bei "Eisblumenwinter" punktet die Autorin erneut vor allem mit tollen kulinarischen Einflechtungen.
Wieder werden süße Naschereien hergestellt, es wird gebacken und geschlemmt, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft.
Perfekt passend sind die vielen Rezepte im Anhang, welche die Geschichte abrunden.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Marie, die Große

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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„Träume dir dein Leben schön, und mach aus diesen Träumen eine Realität.“
Dieses Zitat von Marie Curie beschreibt ihr Leben, genau wie der Titel dieses Buches, nahezu perfekt.

Zu Beginn der Handlung lebt ...

„Träume dir dein Leben schön, und mach aus diesen Träumen eine Realität.“
Dieses Zitat von Marie Curie beschreibt ihr Leben, genau wie der Titel dieses Buches, nahezu perfekt.

Zu Beginn der Handlung lebt die kleine Maria Skłodowska zusammen mit ihrer Familie im vom Russischen Zarenreich besetzten Teil Polens.
Die Unterdrückung der Polen und die Beschneidung ihrer Rechte prägen Marie Curie ihr Leben lang.
Was sich aber nie unterdrücken lässt, das ist der Wunsch, nein der Hunger nach Wissen. Ihr Interesse an den Naturwissenschaften entdeckt Marie schon als kleines Kind - und lässt sie nie wieder los!

In kurzen Zwischenkapiteln erzählt die 59jährige Marie rückblickend aus ihrem Leben und unterteilt das Buch so in drei Abschnitte.
Der erste Abschnitt behandelt die Kindheit der späteren Nobelpreisträgerin. Die enge Bindung der Familie, besonders der Schwestern zueinander.
Im zweiten Teil geht es verstärkt um Maries Kampf um Bildung und die Möglichkeit studieren zu dürfen. Hier wird der brennende Ehrgeiz sich, trotz vieler Hindernisse, Wissen anzueignen immer deutlicher.
Den dritten Teil, den ich als besonders spannend empfunden habe, legt den Fokus auf die Forscherin Marie Curie und ihre große Liebe, Ehemann Pierre Curie.

Vieles ist über das berühmte Paar bekannt. Aber zumeist sind dies trockene Fakten.
Die Autorin schafft es, den Menschen Marie hinter der Wissenschaftlerin Curie hervortreten zu lassen.
Ihre Besessenheit ein neues Element im Periodensystem als erste zu entdecken, empfand ich manchmal als erschreckend, allerdings die tiefe Liebe zu Pierre als gleichfalls unglaublich stark und intensiv.
Diese beiden haben sich sehr geliebt, sich immer unterstützt und zu Höchstleistungen angetrieben. Ein echtes Power-Couple!
Was mir beim lesen aber regelmäßig feuchte Hände bereitet hat, das waren die Beschreibungen der Forschung mit Uran und Pechblende oder den von den Curies entdeckten Elementen Radium und Polonium.
Das Marie das "so schön leuchtende" Radium teilweise in einer einfachen Phiole in der Hosentasche mit sich trug, hat mich regelrecht gegruselt.
Spätestens bei den Selbstversuchen möchte man ihnen zurufen "Lasst es sein, es tötet euch!"
Vieles könnte man aus diesem spannenden Buch über eine außergewöhnliche Frau hervorheben. Ihre Kraft, ihre Energie, ihr unerschütterlicher Wille ihren Lebenstraum zu erfüllen.
Ich glaube Marie hat irgendwann gewusst, dass die Handhabung mit den radioaktiven Stoffen den Körper von ihr und Pierre irgendwann zerstören würde.
Aber ich glaube auch, sie hat keinen Tag, keine Entscheidung bereut.

Ein außergewöhnliches Buch über eine große Frau und eine große Wissenschaftlerin!

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Peggy in New York

Miss Guggenheim
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Als Teil der Buchreihe "Frauen zwischen Kunst und Liebe" geht es hier um die außergewöhnliche Peggy Guggenheim.
Mit ihrem unglaublichen Spürsinn für Talent und den Zeitgeist ist sie zur Wegbereiterin für ...

Als Teil der Buchreihe "Frauen zwischen Kunst und Liebe" geht es hier um die außergewöhnliche Peggy Guggenheim.
Mit ihrem unglaublichen Spürsinn für Talent und den Zeitgeist ist sie zur Wegbereiterin für Moderne Kunst geworden.
Der Surrealismus und die abstrakte Kunst sind erst durch ihren Mut und ihre Kraft in den USA richtig wahrgenommen worden.
Über ihre Galerie "Art of this Century" hat Peggy Guggenheim das Zentrum der Kunstszene schlussendlich von Paris nach New York verlagert!

Als es Peggy Guggenheim aus Europa zurück nach New York geht, ist dies eine Flucht vor dem 2. WK.
Später, nachdem sie ihren Lebensmittelpunkt wieder zurück nach Europa verlegt hat, wird sie sagen, die Zeit in New York sei die aufregenste ihres Lebens gewesen!
An Peggys Seite ist ihre große Liebe, der deutsche Maler Max Ernst, den sie später auch heiraten wird. Diese Beziehung ist schwierig, die Ehe am Ende eine Katastrophe.
Bereits in Paris und London ist Peggy Guggenheim der Liebe zur Kunst verfallen. Jetzt in New York hat sie die Vision einer Galerie für "alle Menschen" - nicht nur für das Establishment. Mit ihrer direkten und unkonventionellen Art begeistert sie tatsächlich in kürzester Zeit sowohl die Menschen auf der Straße, als auch die Kritiker.
Peggy Guggenheim entdeckt und fördert junge Künstler und mit ihr als Mäzenin entstehen ganz neue Stilrichtungen.

Wie im wahren Leben von Peggy Guggenheim, steht auch hier im Buch die Kunst im Vordergrund. Die Männer in ihrem Leben sind wichtig und prägend. Aber die Kunst, in all ihren Facetten, sind das, was Peggy Guggenheim und ihre Geschichte ausmachen.
In kleinen "Zwischenkapiteln" erlebt man Peggy Guggenheim im Jahr 1958 in ihrer Wahlheimat Venedig. Zusammen mit ihrem alten Freund Frederick Kiesler lässt sie verschiedene Ereignisse Revue passieren.
Dort, in der Villa, in der sie auch lebt, hat Peggy ein Museum für ihre atemberaubende Sammlung eingerichtet.
Als Leser hat man das Gefühl, Peggy Guggenheim ist dort tatsächlich endlich angekommen.
Über ihr Leben sagt sie "Es geht immer nur um Kunst und Liebe". Bei ihr scheint dies untrennbar verbunden.
Sie war eine starke, lebensbejaende und visionäre Frau!

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Hebammen-Trilogie Teil 3

Schicksalhafte Zeiten
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Nach "Aufbruch in ein neues Leben" und "Jahre der Veränderung" jetzt der dritte Teil der Hebammen-Saga von Linda Winterberg. 

Band 1 startete 1919 als die recht unterschiedlichen jungen Frauen Margot, ...

Nach "Aufbruch in ein neues Leben" und "Jahre der Veränderung" jetzt der dritte Teil der Hebammen-Saga von Linda Winterberg. 

Band 1 startete 1919 als die recht unterschiedlichen jungen Frauen Margot, Luise und Edith ihre Ausbildung zur Hebamme beginnen.
In Band 2 haben die drei Freundinnen ihre Ausbildung beendet, arbeiten gemeinsam im Krankenhaus und wohnen zusammen in einer kleiner Wohnung. Der Alltag bestimmt ihr Leben.

Band 3 "Schicksalhafte Zeiten" startet 1942.

Die jungen Freundinnen sind endgültig erwachsen geworden.
Der Krieg hat nicht nur in der Stadt, sondern auch in ihrem Leben Spuren hinterlassen.
Auch wenn sie beruflich auf verschiedenen Wegen unterwegs sind, eint sie der Wille zu helfen und Unrecht zu bekämpfen. Auch wenn sie dadurch selbst in Gefahr geraten.

Die Beschreibungen des Alltags in Berlin während des Krieges und dem täglichen Horror des Naziregimes, sind der Autorin wieder hervorragend gelungen!
Der historische Rahmen wird authentisch und bildhaft vermittelt.
Ich habe schon allein beim lesen die allgemeine Lage, besonders bei den medizinischen Belangen, als beklemmend empfunden!
Das menschenverachtende Gebaren der damaligen Machthaber und ihrer Handlager hat bei mir regelrechtes Entsetzen ausgelöst.
Das Schicksal der unterschiedlichen Protagonist(inn)en zeichnet dann auch leider ein allzu realistisches Bild der damaligen, dunklen Zeit.
Aber auch der kleine Funke Hoffnung ist Teil der Handlung und lässt die Leser(innen) an der Seite von Margot, Luise und Edith ausharren.

Ich liebe den Schreibstil von Linda Winterberg und ich freue mich auf den angekündigten Band 4 der Reihe!

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