Profilbild von Katjuschka

Katjuschka

Lesejury Star
offline

Katjuschka ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Katjuschka über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2019

Ein Lügengeflecht reicht weit zurück

Das bretonische Haus der Lügen
0

Adrienne kehrt nach längerem Aufenthalt im Ausland zum ersten Mal wieder zurück in die Bretagne, ins Ferienhaus ihrer Adoptiveltern. Jahre nachdem Adoptivmutter Eva sie nach einem großen Streit aus dem ...

Adrienne kehrt nach längerem Aufenthalt im Ausland zum ersten Mal wieder zurück in die Bretagne, ins Ferienhaus ihrer Adoptiveltern. Jahre nachdem Adoptivmutter Eva sie nach einem großen Streit aus dem Haus geworfen hatte.
Nur weil sie ihren Adoptivbruder Jannis geküsst hat? Oder steckt mehr dahinter?
10 Jahre in den Krisengebieten der Welt bei "Ärzte ohne Grenzen" haben Spuren hinterlassen. Nach einem Zusammenbruch wird Adrienne zurück in die Heimat geschickt. Die Einladung zu Evas 60. Geburtstag ist ein Anlass den Kontakt zur Familie wieder aufzunehmen.
Aber Adrienne hat sich verändert. Trotz posttraumatischem Leiden, sowie einem größeren persönlichen Verlust, beginnt sie jetzt vieles aus der Vergangenheit zu hinterfragen. Adrienne nimmt nicht mehr alle Launen und Spielchen von Eva kommentarlos hin. Und dabei kommt so einiges an Ungereimtheiten, Geheimnissen und Lügen ans Tageslicht.
Eva hatte Adrienne jahrelang vorgelogen ihre leiblichen Eltern seien bei einem Unfall verstorben. Doch das war nicht ihre einzige - und nicht ihre letzte Lüge!
Mehr und mehr zeichnet sich ein riesiges Lügengeflecht ab, das bereits vor Adriennes Geburt ihren Anfang nahm. Und das betrifft nicht nur Eva und Adrienne. Auch das Leben von Adriennes leiblichen Eltern Caroline und Jean, das von Adoptivvater Martin und Adoptivbruder Jannis wurden entscheident von der selbstsüchtigen und manipulativen Eva dramatisch verändert.
Adrienne aber gräbt weiter in der Vergangenheit, stellt unangenehme Fragen und findet nicht nur neue Familienangehörige.

Die Geschichte rund um Adrienne und die Geschehnisse der Vergangenheit sind völlig anders, als ich es aufgrund des Klappentextes erwartet hatte.
Hier wird ein Familiengeheimnis aus einer Zeit eingearbeitet, die man in Deutschland den "deutschen Herbst" genannt hat.
Das es zeitgleich zur RAF in Frankreich eine ähnliche Gruppierung gab, war mir übrigens völlig neu!

Adrienne war mir von Beginn an unglaublich sympathisch, ihre Lebensgeschichte wird extrem empathisch und gleichzeitig fesselnd beschrieben.
Die Geschehnisse der Vergangenheit werden nicht nur Adrienne nicht sofort und in Gänze offenbart, auch die Leser erfahren nur häppchenweise was vor vielen Jahren geschehen ist.
Und immer wieder fragt man sich: "Was kommt da noch?" und "Wie kann eine liebende Mutter so etwas tun?"
Eva ist im Prinzip von Anfang an unsympathisch. Sie ist eine Diva und eine Egomanin. Dabei will sie eigentlich nur geliebt werden! Ihr Ehemann Martin dagegen ist ein herzensguter Mensch, den man sofort mag! Wie hält er es nur mit und bei ihr aus?
Die ganze Geschichte um Caroline und Jean ist unglaublich tragisch. Und so hat man beim lesen sehr viel Sympthie für die zwei Liebenden, obwohl sie Mitglieder einer terroristischen Vereinigung waren. Ein wenig der "Bonnie und Clyde" - Effekt?
Doch waren die beiden wirklich diese Monster, wie die Öffentliche sie sieht? Je mehr Adrienne aufdeckt, desto mehr will sie wissen.
Sie bekommt tatsächlich Kontakt zur Schwester von Jean und zu einem Bruder von Caroline. Plötzlich zeichnet sich ein völlig anderes Bild ihrer Eltern ab.
Eva aber versucht jetzt verstärkt alle um sich herum zu manipulieren und die Geschichte in ihrem Sinne zu lenken. Allerdings ist Adrienne nicht mehr das kleine Mädchen von früher und bleibt hart.
An ihrer Seite sind aber nicht nur Martin und Jannis. Auch Ruben, ein niederländischer Arzt, den sie von ihrem letzten Einsatz kennt und der ihr nicht aus dem Kopf geht, meldet sich bei ihr. Haben die beiden eine Zukunft? Denn es gibt etwas, dass Adrienne ihm vor der Abreise aus dem Jemen verschwiegen hatte...

Mich hat dieses Buch unglaublich gefesselt. Es war durchgehend spannend zu lesen und natürlich habe ich mitgerätselt und spekuliert, was tatsächlich wahr ist - und was von Eva erfunden, verdreht oder gebogen wurde. Das Ende hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Versöhnlich, traurig, liebevoll, tragisch, hoffnungsvoll, offen, spekulativ.... von allem ein wenig.

Definitiv ein spannender Pageturner!

Veröffentlicht am 10.03.2019

Wunderbares, ewiges Wien

Die Fliedertochter
0

In "Die Fliedertochter" reist die junge Paulina im Jahr 2018 für ihre "Wahloma" Antonia von Potsdam nach Wien. Toni, wie alle sie nennen, hat eine mysteriöse Hinterlassenschaft erhalten, fühlt sich aber ...

In "Die Fliedertochter" reist die junge Paulina im Jahr 2018 für ihre "Wahloma" Antonia von Potsdam nach Wien. Toni, wie alle sie nennen, hat eine mysteriöse Hinterlassenschaft erhalten, fühlt sich aber selbst nicht fit genug für die Reise. 
Bei der "Erbschaft" handelt es sich um das altes Tagebuch einer gewissen Luzie Kühn. Um herauszufinden um was es sich hier überhaupt handelt, beginnt Paulina zu lesen - und wird immer tiefer hineingezogen in das Leben dieser jungen, aufstrebenden Schauspielerin.....

1936: Luzie, deren Eltern bereits verstorben sind, lebt bei ihren jüdischen Großeltern. Sie hat erste Erfolge am Theater, beschließt aber nach Wien zur Schwester ihres Vaters zu ziehen. Sie will unbedingt vermeiden, dass die Großeltern ins Blickfeld der erstarkenden Nationalsozialisten rücken. 
Bei Tante Marie wird sie als die lange vermisste Tochter vorgestellt und zu ihrer aller Sicherheit auch adoptiert. 
Lange währt die Ruhe jedoch nicht. Das judenfeindliche Verhalten der Bevölkerung nimmt auch in Wien immer mehr zu und als Hitler den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verkündet beginnt ein Grauen, welches sich keiner auch nur annähernd vorstellen konnte.

Teresa Simon beschreibt in ihrem Roman die Geschichte einer jungen Frau, die in den dunkelsten Stunden Europas nicht nur um ihr eigenes Leben bangen muss.
Die Beschreibungen Wiens dieser Zeit sind nicht immer leicht zu lesen. Hat sich Österreich jahrzehntelang als erstes Opfer von Nazi-Deutschland verkauft, und sich erst sehr spät mit der eigenen braunen Vergangenheit auseinandergesetzt, werden hier nun unsägliche historische Fakten eingearbeitet, die einem mehr als einmal den Atem stocken lassen.
Was die selbsternannten Herrenmenschen ihren unliebsamen Mitmenschen angetan haben, ist mit Worten kaum zu beschreiben.
Beim Thema Euthanasie und Zwangssterilisation kann einem richtig übel werden.
Durch den extrem fesselnden Schreibstil ist man gefühlt selbst in diesem dunklen Wien und erlebt die Schrecken fast hautnah mit!

Genau wie Paulina, haben auch mich Luzies Tagebucheinträge sofort in Bann gezogen.
Die immer mehr auftretende Gewalt wird unglaublich bildhaft geschildert. Die Gefühle von Luzie und die Angst um ihre Lieben, auch wegen der gefälschten Identität, sind fast greifbar beschrieben.
Aber nicht alles ist grausam. Luzie erlebt die Liebe, findet Freunde.
Sehr lange ist nicht klar, wie ist es Luzie ergangen? Was ist aus ihr geworden? 
Und natürlich: Was für eine Verbindung gibt es zwischen Luzie und Antonia?
So sehr wie ich bei Luzie mit ihr gelebt, geliebt und gelitten habe, konnte ich bei Paulinas Erzählstrang dann etwas durchatmen.
Ist deren Geschichte, die tatsächlich sogar mit der von Luzie verflochten ist, zwar interessant, hat sie mich dennoch nicht so gefesselt, wie die von Luzie.
Allerdings kann man dies auch nicht erwarten, denn der historische Teil dieses Buches ist von unglaublicher Wucht! Mehr als einmal musste ich tief durchatmen.

Ich liebe die Stadt Wien sehr. Das hat sich nach der Lektüre nicht geändert.
Aber ich werde jetzt den einen oder anderen Ort mit anderen Augen sehen, neu erfahren.
Ob ich die jubelnden Menschen vor meinem geistigen Auge sehen werde, wenn ich nächstes Mal am Heldenplatz stehe?
Auf jeden Fall werde ich ins Café Demel gehen, eine Melange trinken und an all jene denken, die dies nicht mehr konnten.
Es gibt immer ein Stück Himmel um den Kopf zu heben....!

Veröffentlicht am 13.02.2019

Bewegend

Mehr als nur ein halbes Leben
0

Sarah führt ein Leben auf der Überholspur mit Ehemann, 3 Kindern und einem 80-Stunden-Job. Doch nach einem Autounfall liegt sie kurz im Koma und zurück bleibt ein linksseitiger Neglect. Sie kann links ...

Sarah führt ein Leben auf der Überholspur mit Ehemann, 3 Kindern und einem 80-Stunden-Job. Doch nach einem Autounfall liegt sie kurz im Koma und zurück bleibt ein linksseitiger Neglect. Sie kann links nicht mehr erkennen. Nirgends. Sarah weiß, sie hat eine linke Hand, kann sie aber weder sehen noch finden, schon gar nicht benutzen. In einem Buch findet sie die linken Seiten nicht und auf ihrem Teller isst sie nur das, was auf der rechten Seite liegt. Personen im linken Teil eines Raumes kann sie hören, aber nicht sehen. Sogar einen 3 Meter hohen geschmückten Weihnachtsbaum übersieht Sarah, denn er steht in der linken Zimmerseite. Links existiert einfach nicht!
Mit viel Energie, Willen und Kampfgeist versucht Sarah mit der Hilfe und Unterstüzung ihres Mannes und ihrer Mutter ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Nach "Mein Leben ohne Gestern" hat Lisa Genova wieder ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Der tägliche Kampf um die Bewerkstelligung ganz gewöhnlicher Tätigkeiten (Gang zur Toilette, sich selbst anziehen) oder Handgriffe (eine Cola aus dem Kühlschrank holen, Zeitung lesen) wird extrem realistisch beschrieben. Und genau wie Sarah nicht bemitleidet werden will, so kommt auch während des lesens weder Mitleid noch Fremdschämen auf. Eher Respekt und sehr viel Sympathie für eine echte Kämpferin mit eisernem Willen, die trotz einiger Rückschläge ihr Ziel nicht aus den Augen verliert.

Wenn ich schon von Alice angetan war, so hat mich Sarah richtig begeistert. Für mich eine eindeutige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.02.2019

Sehr bewegend!!!

Das Haus am Himmelsrand
0

Mal wieder ein Buch auf zwei Zeitebenen? Ein Familiengeheimnis, das spät gelüftet wird? Und dann ein klassisches Happy-End?  
In "Das Haus am Himmelsrand" wird in einem Roman das Thema Nationalsozialismus ...

Mal wieder ein Buch auf zwei Zeitebenen? Ein Familiengeheimnis, das spät gelüftet wird? Und dann ein klassisches Happy-End?  
In "Das Haus am Himmelsrand" wird in einem Roman das Thema Nationalsozialismus jedoch von einer ganz neuen Seite behandelt.
Auf dem Sterbebett ist "Sorg für Gerechtigkeit" das letzte, was Lizzys Großvater zu ihr sagt. Was hat er damit gemeint? 
Auf seine Anweisung hin hat sie auch ein paar Unterlagen aus einem alten Schreibtisch geholt. Was ist damals, in den 1930-1940er Jahren geschehen? Was hat es mit den Listen, den ihr unbekannten Namen und Überweisungen in die Schweiz auf sich?
Lizzy beginnt nachzuforschen und dringt inmmer tiefer in die Vergangenheit ihrer Familie ein.
Was sie dabei nach und nach herausfindet erschreckt sie zutiefst. Ist ihr geliebter Großvater womöglich gar nicht der, für den sie ihn immer gehalten hat?
Was ist aus dem jüdischen Geschäftspartner geworden? Warum haben sich der Großvater und sein Bruder auf Jahrzehnte entzweit? Keiner will über die Vergangenheit reden. War der Großvater tatsächlich ein Nazi?

Ich fand es unglaublich spannend zu lesen wie Lizzy bei ihren Nachforschungen immer mehr Hinweise findet, die darauf hindeuten, dass der Großvater eine dunkelbraune Vergangenheit haben könnte.
Hat er seinen ehemaligen Partner Samuel Bloch verraten? Hat er sich an ihm bereichert und in den Tod geschickt?
Hat er der Tochter und dem Enkel von Samuel ein kleines Haus in Frankreich vererbt um sein Gewissen zu erleichtern? Eine Art späte Wiedergutmachung? 
Hilfe erhält Lizzy nicht von ihrer Familie, denn Mutter und Bruder wollen, wie so viele noch heute, das Thema "Was hat meine Familie damals gemacht?" am liebsten totschweigen.
Ein früheres Kindermädchen der Familie und der Sohn eines alten, überzeugten Nazis, der sich der Aufklärung von Unrecht in diesen Zeiten verschrieben hat, geben die entscheidenden Hinweise....
Die Beschreibungen von Lizzys inneren Kämpfen waren unglaublich gut und beeindruckend realistisch dargestellt. Soll sie wirklich immer weitermachen? Sie hat irgendwann die ganze Familie gegen sich.
Aber der Gedanke an das Unrecht, das ihr geliebter Großvater begangen haben könnte, lässt sie nicht ruhen. Ihr Zwiespalt war fast mit Händen greifbar!

Ich kenne kein Buch in dem es darum geht, wie Nachkommen damit umgehen müssen, wenn sie erfahren, dass Eltern oder Großeltern im Nationalsozialismus zu den Tätern gehört haben (könnten).
Gibt es eine vererbbare Schuld? Wie geht man damit um? Können die Nachkommen der Opfer und die Nachkommen der Täter sich unbelastet gegenübertreten? Auch dies ist ein schwieriger Konflikt!
Mich hat die Geschichte sehr beeindruckt, denn noch immer wird in Deutschland vieles aus der braunen Vergangenheit verschwiegen und unter den Teppich gekehrt. Sei es aus Scham, sei es aus Angst.
Lizzy ist hier unglaublich mutig und stark. Ich weiß nicht, was ich an ihrer Stelle getan hätte!
Wo standen meine Großeltern? Nazis? Widerständler? Mitläufer? Ich habe keine Ahnung. Ich habe nie gefragt. Ich wünschte ich hätte. Was, wenn mir die Antworten nicht gefallen hätten? Jetzt ist es zu spät.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Fesselnd!

Der Verrat
0

Nane wird mit Mitte 40, nachdem sie eine 20jährige Haftstrafe verbüßt hatte, aus dem Gefängnis entlassen.
Nach und nach entfaltet sich die Geschichte rund um ein Verbrechen, welches so nie geplant war ...

Nane wird mit Mitte 40, nachdem sie eine 20jährige Haftstrafe verbüßt hatte, aus dem Gefängnis entlassen.
Nach und nach entfaltet sich die Geschichte rund um ein Verbrechen, welches so nie geplant war und das Leben von mehreren Menschen nachhaltig verändert hat.
Dazu gibt es immer wieder Rückblenden in das Leben und die Vergangenheit der unterschiedlichen Protagonisten, ohne jedoch verwirrend oder langatmig zu werden.
Im Gegenteil. Man lernt Nanes Hintergrund innerhalb ihrer Familie näher kennen, das problematische Verhältnis zu den Eltern, die Rivalität unter den Schwester, besonders zu Pia!
Die Konfliktsituationen "Eltern-Kinder" und auch "unter Geschwistern", trägt sich durch die gesamte Geschichte!
So steht auch die Familie rund um Thomas, dem Ehemann von Pia, im Fokus: Seine Schwester Margot mit Sohn Marius, sein Sohn Henning aus erster Ehe und dessen Tochter Sonja.
Sie müssen sich nach der Heirat von Thomas und Pia neu positionieren, innerhalb der Familie neu definieren.
Die unterschwelligen Animositäten treten jedoch erst richtig in den Vordergrund, als Nane auf Bewährung entlassen wird. Alte Konflikte brechen auf, es werden neue Allianzen gebildet!
Die Verflechtung der beiden Familien reicht weit zurück und wird sich auch niemals entwirren lassen.
Nane will, jetzt wieder in Freiheit, endlich genau wissen, was damals, vor 20 Jahren, wirklich geschah.
Hat sie tatsächlich diese große, sie unglaublich bedrückende Schuld auf sich geladen, wegen der ein Mensch uns Leben gekommen ist?
Warum kann sie sich an diesen letzten Anruf nicht mehr erinnern?
Wollte sie Thomas noch warnen oder hat sie ihn am Telefon nur beschimpft, wie er vor Gericht ausgesagt hat? Wer lügt, wer hat etwas zu verbergen?
Nane, der die Vergangenheit keine Ruhe lässt, stellt immer neue Fragen und dringt damit immer tiefer in die Vorkommnisse dieses einen tragischen Tages vor.
Nach und nach treten immer mehr Ungereimtheiten zutage und langsam wird klar, welch tragische Geschichte hinter dem "Mord" steckt!

Der Schreibstil von Ellen Sandberg ist phänomenal. Jeder einzelne Protagonist bekommt genügend Raum um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, wird so wichtig für die Handlung.
Auch die Perspektivwechsel lassen einen immer tiefer in die Geschichte eintauchen, verleihen sie so der Handlung immer wieder neue Aspekte, neue Blickwinkel.
Ich persönlich fand besonders die Frauenfiguren und deren sehr unterschiedlichen Gedankengänge und Gefühle sehr bildhaft und authentisch beschrieben.
Auch hat sich von Kapitel zu Kapitel die Geschichte langsam immer deutlicher abgezeichnet - durch die verschiedenen Rückblenden bestens ergänzt!
Auch wenn sich irgendwann (nicht zu früh) abgezeichnet hatte was vor 20 Jahren geschehen war, konnte die Autorin recht spät trotzdem noch eine kleine überraschende Wendung einbauen.

"Der Verrat" ist ein sehr spannende Geschichte mit einem sehr realistischen Ende, welche ich sehr gern gelesen habe!