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Veröffentlicht am 13.06.2017

Starke Frauen in dunkler Zeit

Die Stunde unserer Mütter
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1940: Maria lebt, seit Ehemann Werner an der Front ist, mit Tochter Anna allein in einer Kleinstadt bei München.
Als sie auf Bitten ihres in München lebenden Bruders Philipp dessen Frau Vivien und die ...

1940: Maria lebt, seit Ehemann Werner an der Front ist, mit Tochter Anna allein in einer Kleinstadt bei München.
Als sie auf Bitten ihres in München lebenden Bruders Philipp dessen Frau Vivien und die gemeinsame Tocher Antonia aufnimmt, ist sie zuerst nicht begeistert, denn die aus England stammende Schwägerin ist ihr bisher nicht wirklich sympathisch gewesen.
Aber die Frauen versuchen das beste aus der Situation zu machen. Nicht zuletzt die Liebe zu Bruder, bzw. Ehemann eint die beiden.
In der Nähe ihres Wohnortes ist ein mit Stacheldraht umzäuntes "Frauenlager". Aber erst als Marias russische Haushaltshilfe Nadja, die eigentlich schon längst zu Familie gehört, von der SS abgeholt wird, beginnen die Frauen sich Gedanken zu machen.
Maria und Vivien versuchen, zumindest im Kleinen, Widerstand zu leisten und werden enge Freundinnen.
Aber auch Anna und Antonia müssen mit dem Alltag in Nazi-Deutschland, zwischen Pubertät, BDM und HJ zurechtkommen und lernen miteinander klarzukommen.
1945, Deutschland hat bereits offiziell kapituliert, riskieren Maria und Vivien ein weiteres, ein letztes Mal ihr Leben, um das vieler anderer zu retten. Es ist, wie Anna und Antonia feststellen, "die Stunde ihrer Mütter"!

Katja Maybach ist wieder ein bewegender, wunderbar recherchierter Roman gelungen, der einen sofort mitnimmt in die dunkelste Zeit deutscher Geschichte - und das ohne gängige Klischees zu bedienen.
Inspiriert durch ihre eigene Familiengeschichte seht ein Stück Alltag im Vordergrund, wie er so sicher kein Einzelfall war.
Die Männer im Krieg, müssen die Frauen an der "Heimatfront" allein klarkommen und wachsen nicht selten über sich hinaus.
Bei Maria und Vivien sind Lebensmittelknappheit und Angst vor Verrat - und um ihre Männer- ihr täglicher Begleiter.
Anna und Antonia erleben erste Verliebtheit und müssen ganz nebenher schnell erwachsen werden.
Die Entwicklung der vier Hauptprotagonisten wird hier ganz langsam und vorsichtig - und trotzdem eindringlich - vermittelt.
Aber auch "Nebencharaktere" wie z.B. die neugierige Nachbarin oder der wortkarge Bäcker sind wichtige Säulen der Geschichte.
Den Schreibstil kann ich nur als fesselnd beschreiben. Abwechselnd wird aus der Sicht der vier Frauen erzählt und man ist dadurch jederzeit an deren Seite und lebt, liebt, leidet und hofft mit Ihnen.
Das Buch endet, trotz Verluste und Rückschläge, voller Hoffnung und mit einem positiven Blick in die Zukunft.

Ein wunderbarer Roman mit Tiefgang und von meiner Seite aus eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.05.2017

Lust auf Inselurlaub

Apfelkuchen am Meer
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Merle ist eine gelernte Konditorin und BWL-Studentin. Sie beschließt spontan, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, nach Juist zu reisen und dort den Sommer über in der Konditorei "Strandrose" ...

Merle ist eine gelernte Konditorin und BWL-Studentin. Sie beschließt spontan, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, nach Juist zu reisen und dort den Sommer über in der Konditorei "Strandrose" zu arbeiten.
Eine Freundin hatte ihr von einer Apfelrosentorte vorgeschwärmt, die sie dort gegessen hatte. Aber eigentlich kennt niemand außerhalb Merles Familie das Rezept....
Bei der Gelegenheit kann Merle auch ihre Oma Enna besuchen, die, nachdem die einige Jahre in den USA gelebt hatte, wieder nach Juist zurückgekehrt ist.
Sehr schnell verliebt sich Merle in die Insel und ihre Bewohner. Und ein Insulaner hat es ihr besonders angetan: Jannes - mit dem sie schon als Kind befreundet war...
Bei der Suche nach dem Bäcker der Apfelrosentorte entdeckt Merle, dass es bei der Geschichte um den Tod ihrer Tante Undine ein paar Ungereimtheiten gibt. Was ist damals wirklich geschehen?

Apfelkuchen am Meer ist ein Roman, der mich von Beginn an gepackt hat. Merle war mir sofort sympathisch und ihre komplette Familie habe ich direkt ins Herz geschlossen.
Die Beschreibungen von und in Juist sind einfach zauberhaft, die Menschen liebenswert.
Der Begriff "Töwerland", also "Zauberland" trifft hier wirklich zu.
Man möchte direkt den nächsten Urlaub auf Juist buchen und im Café Strandrose sitzen oder das Meeresleuchten genießen!
Natürlich ist es ein typisches Buch mit Happy-End Garantie, aber auf dem Weg dahin ist nicht alles nur eitel Sonnenschein.
Gerade Undines Geschichte geht wirklich ans Herz!

Ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird!

Abgerundet wird das Buch durch ein Rezept für eine Apfelrosentorte und für eine leckere Apfelbutter.
So kann man sich einen kleinen Juist-Urlaub immer wieder selbst nach Hause holen.

Veröffentlicht am 02.07.2024

Anders als erwartet

Forgotten Garden
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Mit "Forgotten garden" rückt Sharon Gosling diesmal nicht eine Liebesgeschichte in den Mittelpunkt der Handlung, sondern eher die Themen Gemeinschaft, Hoffnung, Mut und Freundschaft.
Luisa, die sich nach ...

Mit "Forgotten garden" rückt Sharon Gosling diesmal nicht eine Liebesgeschichte in den Mittelpunkt der Handlung, sondern eher die Themen Gemeinschaft, Hoffnung, Mut und Freundschaft.
Luisa, die sich nach dem Tod ihres Mannes vom Leben zurückgezogen hatte, beginnt zuerst sehr zögerlich mit der Arbeit am Gemeinschaftsgarten.
Unterstützung erhält sie von dem sympathischen Lehrer Cas, der den zumeist perspektivlosen Kindern und Jugendlichen in dem kleinem Ort Collaton mit seinem Boxclub so etwas wie eine Zufluchtsstätte bietet.
Harper, die mit ihrem jüngeren Bruder bei einem dauerbetrunkenen, aggressiven Vater lebt, rebelliert erstmal gegen alles und jeden.
Ihr Traum ist eine Kfz-Lehre und dann ein Neuanfang mit ihrem Bruder in einer besseren Gegend.
Gemeinsam schaffen diese drei ganz unterschiedlichen Menschen etwas ungewöhnliches: Sie geben den Menschen mit dem Gemeinschaftsgarten Hoffnung.
Der Anfang ist schwer und die Hindernisse und Rückschläge sind gewaltig!
Als es dramatisch wird und alles zu scheitern droht, zeigt sich, dass aus Fremden Freunde geworden sind und besonders Harper wächst über sich hinaus.
Die zu Beginn recht trostlose Stimmung in Collaton wird gut vermittelt und man stellt sich den kleinen Ort irgendwie grau vor.
Freudlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Alkohol und Drogen scheinen allgegenwärtig.
Luisa und ihr Gartenprojekt bringen Farben und Leben nach Collaton und so blühen Pflanzen und Menschen gleichzeitig auf.
Es entstehen neue Freundschaften und eine echte Gemeinschaft.
Das Ende war ungewöhnlich, aber es hat mir dennoch gefallen, lässt es doch viel Raum für eigene Spekulationen über die Zukunft von Luisa, Cas, Harper und das neu erwachte Collaton.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Teil 2 der Dilogie

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
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Altenburg, 1945: Wiesen voller Orchideen im Frühling, Heuernten in der Sommersonne, stille Landschaften im Herbstnebel.
Klara und Mia Fuchs wachsen als Schwestern auf einem idyllischen Bauernhof in der ...

Altenburg, 1945: Wiesen voller Orchideen im Frühling, Heuernten in der Sommersonne, stille Landschaften im Herbstnebel.
Klara und Mia Fuchs wachsen als Schwestern auf einem idyllischen Bauernhof in der Eifel auf.
Die beiden sind unterschiedlich wie Tag und Nacht: Während Mia alle Blicke auf sich zieht und die Menschen mit ihrer ungezwungenen Art für sich einnimmt, ist Klara nachdenklich und in sich gekehrt. Nur wenn sie singt, fällt alle Schüchternheit von ihr ab.
Ihre glockenhelle Stimme verzaubert jeden, der ihr zuhört.
Als der tschechische Sänger Pavel auf dem Hof Schutz sucht, nimmt das Leben der Schwestern eine unerwartete Wendung…

Nach Lisbeth und Johanna steht nun mit Mia und Klara die nächste Generation im Fokus der Handlung um die Familie Fuchs und die Geschehnisse des kleinen Eifeldorfes Altenburg.
Die zwei Schwestern sehnen sich, wie so viele Menschen nach dem Krieg, nach einem neuen, freien und selbstbestimmten Leben.
Klara scheint ihre Zukunft in der Musik zu finden, Mia könnte als Nachfolgerin des kinderlosen Onkel Heinrich Chefin der Fuchs-Werke werden.
Aber was ist mit der Liebe?
Das sich beide für den charmanten Musiker Pavel interessieren ist eine Zerreißprobe für ihre schwesterliche Zuneigung!
Rückhalt und Zuflucht finden beide stets bei Mutter Johanna, die nach dem tragischen Verlust ihrer großen Liebe Marc mit dem Niederländer Ces einen neue, zweite Liebe gefunden hat.
Die Fuchs-Mädchen Klara und Mia breiten ihre Flügel aus um sich und das Leben auszuprobieren.
Dabei geht nicht alles glatt und manches kommt anders als geplant oder erdacht: Träume platzen, neue entstehen. Hoffnungen erfüllen sich nicht, unerwartete Ereignisse bringen neues Glück.
So unterschiedlich das Leben der Schwestern auch verläuft - die Verbundenheit zur Heimat sitzt tief und führt sie regelmäßig zurück ins "Haus der Füchsin".
Mit "Der Ruf der Nachtigall" findet die ausgesprochen atmospärisch geschriebene Eifelfrauen-Dilogie einen würdigen Abschluss.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Start einer Reihe?

Mord in der Wiener Werkstätte
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Mit Lili hat die Autorin eine selbstbewusste junge Frau geschaffen, die sich an der Seite ihres spiel- und trunksüchtigen Vaters bravourös, aber nicht zwingend gesetzestreu durchs Leben schlägt.
Innerhalb ...

Mit Lili hat die Autorin eine selbstbewusste junge Frau geschaffen, die sich an der Seite ihres spiel- und trunksüchtigen Vaters bravourös, aber nicht zwingend gesetzestreu durchs Leben schlägt.
Innerhalb der Handlung treten auch der Alltag der verschiedenen Gesellschaftsklassen ganz klar hervor: Neben der Arroganz der "besseren Kreise" ist auch das Leben der Arbeiterschicht gut beschrieben.
Die Kriminalistik, die zu der Zeit noch in den Kinderschuhen steckt, machen es den ermittelnden Kiberern doch recht schwer - wie gut, dass die clevere Lili Hinweise und Spuren richtig zu deuten weiß.
Der Kriminalfall ist gut aufgebaut und der/die Täter(in) wird nicht zu schnell erraten.
Das der Handlungsort teilweise die in der Sezession beheimatete Wiener Werkstätte war, hat mich erfreut, bin ich doch schon mehrfach am "goldenen Krautwickel" vorbeigelaufen.
Ein interessanter, hoffentlich erster Band - ich würde mich auf Fortsetzungen freuen!

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