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Veröffentlicht am 24.03.2023

True Crime!

TRUE CRIME. Der Abgrund in dir
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In diesem Buch finden wir nicht nur eine Aneinanderreihung von aufgeklärten und unaufgeklärten Kriminalfällen, sondern zwischendrin finden wir auch immer wieder E-Mails, die Hausmann von Angehörigen erhalten ...

In diesem Buch finden wir nicht nur eine Aneinanderreihung von aufgeklärten und unaufgeklärten Kriminalfällen, sondern zwischendrin finden wir auch immer wieder E-Mails, die Hausmann von Angehörigen erhalten hat, Tagebucheinträge der Autorin, die zeigen, wie nahe ihr diese Fälle gehen, und Interviews von unterschiedlichen Expertinnen. Diesen Mix fand ich sehr gelungen, weil man sich nicht nur mit traurigen Schicksalen auseinandersetzen muss, sondern auch Hintergründe beleuchtet werden. Ich habe in diesem Buch einiges gelernt und vor allem auch gemerkt, dass die Schicksale der Toten und vor allem auch Angehörigen auch an einer Autorin, die diese "nur" zusammenträgt, nicht spurlos vorbeigehen.

Im Zentrum des ganzen Buches steht der Todesfall Phoebe Handsjuk. Hausmann tauscht sich mit der Mutter der Verstorbenen aus und lernt Phoebe durch Erzählungen kennen. Man merkt durch die Tagebucheinträge, dass Hausmann immer mehr in die Geschehnisse eintaucht, immer mehr Sympathien aufbaut. Sie sagt selbst einmal, dass es ihr immer schwerer fällt, sachlich zu bleiben, je mehr sie in den unterschiedlichen Fällen versinkt.

Das macht alles so nahbar. Nicht jeder nacherzählte Kriminalfall ist auf die gleiche Art spannend. Aber in Kombination mit den Tagebucheinträgen, mit den Gedanken der Autorin und den Fragen, die sie sich stellt, und mit den Interviews mit Expert
innen im Nachgang, bekommen die Nacherzählungen ein völlig neues Niveau.

"True Crime" ist kein Buch, das mir besonders lange im Kopf bleiben wird. Zwar verfolgen wir hier die traurigen Schicksale real existierender Menschen, aber dennoch ist dies natürlich kein Roman, in dem wir als Leser*innen eine Beziehung zu den Charakteren aufbauen. Das Buch wird also nicht nachhaltig präsent bleiben. Dennoch hat mir das Lesen unglaublich viel gegeben. Ich habe neue psychologische Fachbegriffe gelernt, neue Abgründe der Menschen erkundet, und das hatte doch sehr viel schauriges Unterhaltungspotenzial.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Christmas!

Remember Last Christmas
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Ich habe generell keine hohen Erwartungen an Christmas Romance. Sie müssen nicht die besten Liebesromane sein. Aber ich möchte doch etwas schönes lesen, eine Liebesgeschichte, die irgendwie funkt und ein ...

Ich habe generell keine hohen Erwartungen an Christmas Romance. Sie müssen nicht die besten Liebesromane sein. Aber ich möchte doch etwas schönes lesen, eine Liebesgeschichte, die irgendwie funkt und ein bisschen spannend ist. Und vor allem möchte ich von cozy Momenten und weihnachtlicher Stimmung lesen.

In diesem Buch geht es um Alexis und Maron, die gemeinsam als Weihnachtselfe und Santa in einer Mall arbeiten. Weihnachten pur, könnte man meinen. Aber tatsächlich bekommen wir von dem Job und der damit einhergehenden sinnlichen Stimmung nicht allzu viel mit. Der einzige Moment, der mir mit den beiden als Santa und Elfe im Kopf geblieben ist, ist der als Alexis von einem kleinen Mädchen angekotzt wird. Und zwar so richtig. Es wird nicht übertrieben detailliert beschrieben. Aber ehrlich gesagt reicht da schon die Vorstellung, wie sie mit vollgekotzter Kleidung durch die Mall zur Toilette laufen muss. Richtig ekelhaft … und nicht wirklich cozy und weihnachtlich.

Meine Erwartungen an ein weihnachtliches Setting mit cozy Momenten wurde als nicht erfüllt. Aber wie sieht es mit den anderen Punkten aus?

SPANNUNG
Liebesgeschichten haben für mich auch immer etwas spannendes. Oder sollten sie zumindest haben. Dieses Kribbeln des Neuen, die Aufregung des Verliebtsein, die sexuelle Spannung vielleicht sogar.

In »Remember Last Christmas« gab es zusätzliches Spannungspotenzial aufgrund des One-Night-Stand, den Alexis und Maron vor einem Jahr hatten - und an den Maron sich nicht erinnern kann. Das nagt natürlich an Alexis und als Leserin fragte ich mich die ganze Zeit: Wie kann es sein, dass er sich nicht mehr erinnert?

Zusätzlich werden die beiden an Weihnachten nach ihrer Schicht in der Mall versehentlich eingesperrt. Zwei Personen ganz allein in der Mall ohne Handynetz oder irgendeiner anderen Möglichkeit, nach Hilfe zu rufen. Das könnte sich theoretisch zu einem meiner liebsten Tropes entwickeln. Dieses eingesperrt sein und gezwungen sein, sich miteinander zu beschäftigen. Ehrlich, ich fand diesen Plottwist so genial. Als ich das gelesen habe, war ich hellauf begeistert.

Die Begeisterung hielt allerdings nicht lange an. Denn leider hat sich die Situation im Buch nicht ganz so spannend dargestellt, wie gedacht. Alexis und Maron versuchen sich von ihrer auswegslosen Situation abzulenken und veranstalten dabei die unterschiedlichsten Dinge. Ob es ein Wettrennen auf Holzpferden ist oder ein Ausflug auf der im Kreis fahrenden Lokomotive.

Versteht mich nicht falsch, das sind Dinge, die sicherlich sehr viel Spaß machen und in der Realität unterhaltsam sind. Aber gelesen haben sie sich ehrlich gesagt wahnsinnig albern. Es war mehr ein »Was machen die da?!« als ein »Das ist ja cool!«. Und dadurch blieb der Unterhaltungswert für mich aus.

LOVESTORY
Aber mal abgesehen von der weihnachtlichen Stimmung oder der romantischen Spannung geht es in einem Liebesroman ja immer noch um das Paar. Und das sind in diesem Fall Alexis und Maron, die gemeinsam zur Highschool gingen, aber nicht besonders viel miteinander zu tun hatten. Im Verlauf der Geschichte kommt heraus, dass sich beide auf unterschiedlichste Weise doch wahr genommen haben, aber mehr als ein kurzes Nicken auf den Schulfluren scheint nie gewesen zu sein.

Und ehrlich gesagt fühlt es sich auch jetzt nicht nach mehr an. Ich habe die Funken zwischen den beiden überhaupt nicht gespürt. Alexis und Maron waren für mich nicht so richtig auf einer Wellenlänge und die Dialoge wirkten extrem gekünstelt. Die Erwiderungen haben auch nicht immer ganz zusammen gepasst. Manchmal wirkten einige Sätze wie Wortspiele, die einfach vollkommen daneben gegangen sind. Maron sagt einmal, er fände Alexis sehr schlagfertig und das möge er an ihr. Aber für mich funktioniert Schlagfertigkeit nur, wenn das gesagte auch zum vorangegangenen passt.

FAZIT
Von »Remember Last Christmas« bin ich ein bisschen enttäuscht. Ich wollte einen weihnachtlichen Liebesroman, habe aber weder von der Weihnachtsstimmung noch von der Lovestory besonders viel mitnehmen können. Die Charaktere wirkten eher blass, ihre Dialoge waren sehr inszeniert und die Funken waren überhaupt nicht vorhanden. Für Zwischendurch ist das Buch ganz nett, aber definitiv kein Muss.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Atmosphärisch!

Where the Roots Grow Stronger
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Ein paar Stichworte: Second Chance | eher weniger spicy | atmosphärisch

Die Grundvoraussetzungen haben für mich nicht so ganz gepasst. Klappentext, der mich nicht so anspricht, und ein Trope, das für ...

Ein paar Stichworte: Second Chance | eher weniger spicy | atmosphärisch

Die Grundvoraussetzungen haben für mich nicht so ganz gepasst. Klappentext, der mich nicht so anspricht, und ein Trope, das für mich persönlich auch nicht so spannend ist. Daher ist es vermutlich nicht besonders überraschend, dass mich das Buch nicht geflasht hat. Trotzdem wollte ich das Buch lesen, weil ich Shetland als Handlungsort spannend finde und der Autorin schon länger auf Instagram folge.

Ich hatte direkt vor »Where the Roots grow stronger« ein New Adult-Buch gelesen, dass extrem plotdriven war. Es ist also viel passiert, der Fokus lag komplett auf der Handlung.

Ich habe den Eindruck, in der Shetland Love-Reihe liegt der Fokus viel mehr auf der Atmosphäre. Engel besticht hier mit einer mal völlig anderen Kulisse und ausdrucksstarken Naturszenen. Es schwingt sehr viel Melancholie mit, und das war erst einmal eine Umstellung. Weil ich das so auch nicht unbedingt erwartet habe. Aber ehrlich gesagt, macht das für mich den Charme dieses Reihenauftaktes aus. Dass der Fokus mehr auf der Atmosphäre, auf dem Feeling des Settings liegt. Und nicht so sehr auf Drama und Spannung.

Und das ist auch der Grund, weshalb ich die Reihe fortsetzen möchte. Weil ich mich ein bisschen in den Handlungsort und die Atmosphäre verliebt habe, weil ich das Gefühl beim Lesen sehr besonders fand. Ich möchte unbedingt nach Shetland zurückkehren und mehr davon entdecken. Mehr von den Bewohnern erfahren. Das Buch gibt einem so ein bisschen Kleinstadt-Feeling, aber ganz ungezwungen, nicht mit dem »Das hier ist eine Kleinstadt mit liebenswerten, schrulligen Bewohnern«-Hammer, sondern einfach auf eine ganz, ganz natürliche Art. Das mochte ich super gerne.

Second Chance ist wie gesagt nicht meins. Ich lese lieber über Paare, die sich zum ersten Mal lieben lernen, anstatt sich neu lieben lernen. Deshalb haben mich Fiona und Connal als Paar nicht besonders begeistert. Da gab es für mich persönlich einfach keine Funken, diese Aufregung des Verliebtseins hat mir gefehlt. Und das ist wirklich nur eine absolut persönliche Vorliebe und Einschätzung. Ich glaube, das mich in der Hinsicht die Lovestorys der Schwestern viel mehr begeistern können. Und darauf freue ich mich schon.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Tolles Kinderbuch!

Zehn Wünsche, sieben Abenteuer und eine sprechende Katze
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Mit »10 Wünsche, 7 Abenteuer und eine sprechende Katze« habe ich ein neues Lieblingsbuch aus dem mixtvision Verlag gefunden. Und das sagt vermutlich viel darüber aus, in welche Richtung diese Rezension ...

Mit »10 Wünsche, 7 Abenteuer und eine sprechende Katze« habe ich ein neues Lieblingsbuch aus dem mixtvision Verlag gefunden. Und das sagt vermutlich viel darüber aus, in welche Richtung diese Rezension gehen wird.

10 WÜNSCHE …
Dieses Buch hat mich irgendwie sofort in seinen Bann gezogen. Auf der Verlagsseite wird es ab 9 Jahren empfohlen, dadurch liest es sich natürlich super leicht und schnell. Das bedeutet aber nicht, dass es dem Buch an Tiefe fehlt. Denn während es natürlich vorrangig um Wünsche und Abenteuer geht, sind die Charaktere wahnsinnig vielschichtig dargestellt.

Die Geschwister Ed und Roo stehen natürlich im Zentrum der Geschichte. Sehr schnell wird klar, welche Dynamik zwischen den beiden herrscht. Ed sitzt noch nicht so lange im Rollstuhl und versteckt seine wahren Emotionen immer hinter einer dicken Wand aus Sarkasmus. Roo hingegen hat es zu ihrer Mission gemacht, jegliche Themen oder Fragen den Rollstuhl ihres Bruders betreffend abzuschmettern. So lehnt sie auch gerne Handlungen in ihrem Namen ab, obwohl sie sie gerne wahrnehmen würde. Aber sie schützt ihren Bruder und stellt ihn vor ihr eigenes Wohlbefinden. Ed scheint dies anfangs nicht zu bemerken und lässt seinen Frust auch gerne an seiner kleinen Schwester aus.

Erst Willard, der merkwürdige Nachbarsjunge, der sich den beiden quasi aufdrängt, öffnet Ed da nach und nach die Augen. Willard hat sich beim Lesen als wahrer Schatz entpuppt. Während er zu Beginn des Buches ein bisschen dämlich wirkt, zeigt sich immer mehr, dass er auf seine Art ein paar ziemlich kluge Sachen sagt.

Und dann wäre da noch Miss Filey, bei der die drei Kinder ihre Tage verbringen sollen. Es sind ihre alten Geburtstagskerzen, die Wünsche erfüllen können. Allerdings weiß sie davon selbst nichts. Miss Filey hatte ich anfangs in die Kategorie »unbedeutende Nebencharaktere« geschoben, weshalb ich umso überraschter war, dass auch sie ihren Auftritt und ihre Entwicklung bekommt. Denn Miss Filey ist eine ältere Dame, bei der man den Eindruck hat, dass sie in ihrem Leben viele Gelegenheiten verpasst hat. Weil sie immer zu schüchtern war oder sich einfach nicht getraut hat. Das hat sie mir einfach sehr sympathisch gemacht. Und während Ed sehr lange gebraucht hat, bis er sie mochte, habe ich sie direkt ins Herz geschlossen.

… 7 ABENTEUER …
Ed, Roo und Willard finden die Geburtstagskerzen in Miss Fileys Haus. Aber nur durch Zufall entdecken sie, dass die Kerzen Wünsche erfüllen können - allerdings nur für die Zeit, bis sie heruntergebrannt sind. Es beginnt harmlos, mit einem auftauchenden Hund, mit einer Ameise, die Kunststücke vollführen kann. Doch dann geht etwas gewaltig schief und auf einmal sind sie alle vier in einem Haus voller Abenteuer gefangen.

Schnell wird klar, sie können nur zurückkehren, wenn sie alle Abenteuer bestreiten. Das schließt eine Schatzsuche ein und auch ein Zusammenstoß in einer Rakete mit einem Meteoriten. Und während die vier in gefährlichen und auch aufregenden Abenteuern, nach Lösungen suchen, macht jeder von ihnen eine besondere Entwicklung durch. Sie freunden sich an, sie werden selbstbewusster, selbstreflektierter. Zu sehen, wo Ed, Roo, Willard und Miss Filey am Anfang stehen und wo am Ende des Buches fand ich besonders schön.

… UND EINE SPRECHENDE KATZE
Natürlich lasse ich als Katzenliebhaberin die sprechende Katze nicht unter den Tisch fallen. Der arrogante Kater wird nämlich versehentlich mit in die Abenteuer gewünscht und ist davon überhaupt nicht begeistert.

Attlee ist schon ein älterer Kater. Er wird ziemlich gebrechlich dargestellt und muss wohl auch ziemlich stinken. Trotzdem überrascht er immer wieder mit seinem Sarkasmus (was Ed gar nicht passt, immerhin ist das sein Job) und Einfallsreichtum. Vermutlich hätte sogar Attlee Spaß an den Abenteuern gehabt, wenn ihm nur einer seine geliebten Fisch-Leckerlies gebracht hätte. Dass man hungrig jedoch eher mies gelaunt ist, kann ich absolut nachvollziehen.


FAZIT
Ich hätte es vor dem Lesen nicht gedacht, aber »10 Wünsche, 7 Abenteuer und eine sprechende Katze« reiht sich in meine Lieblingsbücher aus dem mixtvision Verlag ein. Ich war extrem beeindruckt von der Entwicklung, die alle Charaktere durchmachen - auch Miss Filey. Ich fand nicht alle Abenteuer gleichermaßen spannend, doch hat mich das Buch vor allem durch die Charaktere, Attlee und den tollen Humor überzeugt. Mit solchen Büchern hätte mir das Lesen als Kind definitiv mehr Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Nicht typisch Ng

Unsre verschwundenen Herzen
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Wäre dieses Buch nicht von Celeste Ng hätte mich der Klappentext nicht besonders angesprochen. Aber das ist auch bei ihren anderen Romanen der Fall. Die habe ich nur durch Zufall entdeckt und lieben gelernt. ...

Wäre dieses Buch nicht von Celeste Ng hätte mich der Klappentext nicht besonders angesprochen. Aber das ist auch bei ihren anderen Romanen der Fall. Die habe ich nur durch Zufall entdeckt und lieben gelernt. Deshalb habe ich diesmal auch gar nicht so sehr auf den Klappentext geachtet und ich fand ihn ja auch nicht gänzlich uninteressant.


ALLER ANFANG IST …
… verwirrend. Ehrlich, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verwirrt ich anfangs war. Weil ich nicht verstanden habe, in welcher Realität dieses Buch spielt. In unserer? In einer, die an unsere angelehnt ist? In einer vollkommen veränderten? In der Vergangenheit? In der Zukunft? In der Gegenwart?

Ich war wahnsinnig verwirrt. Denn es geht in diesem Buch um PACT, ein in Amerika erlassenes Gesetz, das das amerikanische Gedankengut schützen soll und quasi für Patriotismus pur steht - auf eine ungesunde, gefährliche Weise. Und ganz besonders gefährlich für Amerika ist China und in Amerika lebende Chinesen.

Im Vorwort erwähnt die Autorin, dass ihr die Inspiration zu diesem Buch (wenn man das so nennen kann) aufgrund der aktuellen Situation in Amerika gekommen ist. Durch das Corona-Virus und vor allem auch Trumps Umgang damit und alternativen Namen dafür ist die Feindlichkeit gegenüber Chinesen und/oder asiatisch aussehenden Menschen enorm angestiegen. Und genau darum geht es in diesem Buch.

Aber wie gesagt, ich habe anfangs nicht verstanden, in welcher Realität wir uns finden. Ich konnte das Gelesene nicht so richtig in Fiktion und Non-Fiction einordnen.


DIE AUFLÖSUNG
Am Anfang begegnen wir Bird. Seine Mutter ist chinesischer Abstammung, sein Vater ist Amerikaner. Auch Bird erlebt diese Feindlichkeit, aber beim Lesen wirkte es auf mich so, als würde er sie nicht so richtig wahrnehmen. Als würde es hauptsächlich anderen passieren, weil sein Vater ihn immer beschützt und davor abschirmt. Ihm eintrichtert, wegzusehen und sich immer an die Regeln zu halten, nicht aufzufallen.

Das, was Bird vorrangig zu belasten scheint, ist, dass seine Mutter vor Jahren einfach verschwunden ist. Als Kind konnte er es sich nicht erklären und auch jetzt ist er noch ein Kind ohne Mutter. Bis er eine Zeichnung per Brief von ihr bekommt und sich aufmacht, um das Rätsel zu lösen und sie zu finden.

Und hier erfahren wir auch endlich, wie es zu PACT gekommen ist. Aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise, die Amerika beinahe zerstört hätte und wahnsinnig viele Erkrankungen, Plünderungen, gewaltvolle Demonstatrionen zur Folge hatte, suchte man einen Feind. Ein Grund, weshalb es Amerika so schlecht erging. Und den fand man in China.

PACT wurde erlassen, um die Bürger der USA dazu zu bringen, ihr Land an erster Stelle zu sehen. Sich stets patriotisch zu verhalten. Es ist die Grundlage dafür, Asiaten auszugrenzen und ihnen teilweise Gewalt anzutun (passiert auch in diesem Buch. Deshalb Triggerwarnung für Gewalt - auch an Frauen), Literatur, die nicht die amerikanische Kultur repräsentiert, verschwinden zu lassen, und so vieles mehr. Und wer auch immer sich gegen PACT ausspricht, muss mit den Folgen leben: Denn PACT bietet zudem die gesetzliche Möglichkeit USA-»feindlichen« Familien ihre Kinder zu entreißen, damit diese nicht weiter mit den »falschen« Werten aufwachsen.


DAS NACHWORT DER AUTORIN
Mit dem Nachwort der Autorin wird eines klar: Zwar ist die Realität in »Unsere verschwundenen Herzen« erfunden, doch hat sie ganz klar einen wahren Kern. Denn Asiatenfeindlichkeit war schon immer ein Problem, ist es seit dem Corona-Virus noch mehr. Aber auch das Entzweireißen von Familien ist nichts neues. Das kommt schon lange vor, Ng hat es nur mit dem Namen PACT versehen.


FAZIT
»Unsere verschwundenen Herzen« hatte definitiv etwas augenöffnendes an sich. Dass Rassismus gegen Asiat*innen in Amerika ein Thema ist, war mir klar. Aber hier in diesem Buch wird das nochmal auf eine andere Art verdeutlicht. Dennoch hab ich von dem Buch mehr erwartet. Das, was ich an Celeste Ngs Romanen so liebe, kam hier nämlich zu kurz: die geniale Darstellung komplizierter, verzwickter Beziehungen zwischen unterschiedlichen Menschen. Daher ist »Unsere verschwundenen Herzen« nicht mein liebster Roman der Autorin. Zeigt aber durchaus auf, weshalb Gegenwartsliteratur so wichtig ist.

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