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Veröffentlicht am 18.10.2020

Fasziniert und regt zum Nachdenken an

Das Buch Ana
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In ihrem Roman "Das Buch Ana" erzählt Sue Monk Kidd die fiktive Geschichte von Ana. Ana wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Die Mutter scheint Anas Bruder Judas deutlich zu bevorzugen, ...

In ihrem Roman "Das Buch Ana" erzählt Sue Monk Kidd die fiktive Geschichte von Ana. Ana wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Die Mutter scheint Anas Bruder Judas deutlich zu bevorzugen, doch Anas Vater sorgt dafür, dass seine Tochter lesen und schreiben lernt und die Thora studieren kann. Das schärft nicht nur ihren  Verstand, sondern fördert ihr Interesse am Schicksal der Frauen, die in ihrer Welt kaum Rechte haben und den Männern und ihrer Willkür ausgeliefert sind. Ana schreibt diese Geschichten auf, um den Frauen eine Stimme zu geben und so dafür zu sorgen, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Schon bald muss sie feststellen, dass auch sie sich unterordnen soll. Denn ihre Familie vereinbart eine Verlobung mit einem deutlich älteren Mann. Als sie diesem Mann auf dem Markt förmlich vorgeführt wird, lernt Ana dort zufällig einen jungen Mann kennen, der ihr schon bald nicht mehr aus dem Kopf geht. Es handelt sich um Jesus von Nazareth. Diese Begegnung ändert alles für Ana....

Die Grundidee dieses fiktiven historischen Romans, dass Jesus von Nazareth verheiratet gewesen sein könnte, und dass Ana, die junge jüdische Frau, mit den, für ihre Zeit geradezu rebellischen Gedanken, diese Frau gewesen sein könnte, wirkt zunächst gewöhnungsbedürftig. Doch Sue Monk Kidd schafft es bereits nach wenigen Seiten, dass man diese Gedanken vergisst und die Geschichte fasziniert auf sich wirken lässt. Denn es gelingt ihr einfach hervorragend, die damalige Zeit zum Leben zu erwecken. 

Im Zentrum der Handlung steht Ana. Sie ist ein junge Frau, die nicht alles als gegeben hinnimmt, sondern darüber nachdenkt und hinterfragt. Ana wirkt vom ersten Moment an sympathisch und deshalb kann man sich mit ihr identifizieren und ganz in die fiktive Geschichte eintauchen. Wobei es der Autorin mühelos gelingt, historische Fakten und künstlerische Freiheit glaubhaft miteinander zu verweben. Dabei herausgekommen ist ein Roman, der einen bereits nach wenigen Seiten in den Bann zieht. Denn Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass eine einzigartige Atmosphäre entsteht. Auch wenn man natürlich weiß, wie die Geschichte endet, kommt keine Langeweile auf, denn es gibt nicht nur einige Überraschungen, sondern etliche Szenen, die berühren und zum Nachdenken anregen. 

"Das Buch Ana" ist ein grandioser historischer Roman, mit einer fiktiven Hauptprotagonistin, die sich selbst nie in den Mittelpunkt stellt, aber es versteht, zum Nachdenken anzuregen. 

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Magisch...

Die Nebel von Skye
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Tante Mathilda lädt Enya und ihre Familie in die schottischen Highlands ein. Mathilda möchte dort gemeinsam mit ihnen Silvester verbringen. Außer bei Enya, die sich dort Anregungen für einen Kurzfilm erhofft, ...

Tante Mathilda lädt Enya und ihre Familie in die schottischen Highlands ein. Mathilda möchte dort gemeinsam mit ihnen Silvester verbringen. Außer bei Enya, die sich dort Anregungen für einen Kurzfilm erhofft, hält sich die Begeisterung der anderen Familienmitglieder in Grenzen, denn eigentlich hat niemand Lust auf diese Reise. Da Tante Mathilda allerdings sehr reich ist und in Aussicht gestellt hat, dass sie Teile ihres Vermögens lieber mit der warmen Hand abgeben möchte, müssen alle mit. Kaum angekommen, üben die schottischen Highlands eine magische Faszination auf Enya aus. Sie sieht Dinge, die es eigentlich nicht geben kann und auch Großtante Mathilda scheint ein Geheimnis zu hüten...

Der Einstieg in diesen magischen Jugendroman gelingt mühelos und kann deshalb auch Leser, die nicht mehr zur jugendlichen Zielgruppe gehören, begeistern. Denn Katharina Herzog versteht es hervorragend, sowohl Handlungsorte, als auch Protagonisten, so lebendig zu beschreiben, dass man sofort in die Geschichte eintauchen kann. Die schottischen Highlands und Dunvegan Castle, der Stammsitz des Clans der MacLeods, bilden eine atemberaubende Hintergrundkulisse, die geradezu dazu einlädt, sich mit Enya in die magischen Vorkommnisse zu stürzen. Eine wohldosierte Prise Romantik, die sich wunderbar ins Geschehen einfügt, rundet das gelungene Leseerlebnis ab. 

Der Schreibstil ist locker und sehr angenehm lesbar. Man kann sich in die Protagonisten hineinversetzen und die gruselige Atmosphäre, die zwischen den Zeilen schwebt, förmlich spüren. Deshalb ist die Spannung auch von Anfang an greifbar. Es gibt zwar immer mal wieder kleine Atempausen, doch langweilig wird es nie. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse und mag das Buch kaum noch aus der Hand legen. Das liegt sicher auch daran, dass einem die Charaktere im Verlauf der Handlung immer mehr ans Herz wachsen, sodass man sich am Ende kaum von ihnen verabschieden mag. 

Ein faszinierender Jugendroman, der durch sympathische Charaktere und eine magische Geschichte überzeugt. 

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Mitreißende Fortsetzung

Wunderjahre
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"Wunderjahre" ist nach "Libellenjahre" der zweite Band der Warthenberg-Saga. In dieser Fortsetzung steht Eva Rosanowski, die Tochter von Constanze von Warthenberg und ihrem Mann Clemens Rosanowski, im ...

"Wunderjahre" ist nach "Libellenjahre" der zweite Band der Warthenberg-Saga. In dieser Fortsetzung steht Eva Rosanowski, die Tochter von Constanze von Warthenberg und ihrem Mann Clemens Rosanowski, im Zentrum der Ereignisse. Eva freut sich darauf, endlich einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Doch dann sorgt das Schicksal dafür, dass ihr Leben eine unverhoffte Wendung nimmt. Obwohl sie versucht, sich mit ihrer Situation abzufinden, kann sie dem neuen System, das im Ostteil Berlins eingeführt wird, nur wenig abgewinnen. Für Eva wird schon bald klar, dass sie ihre Zukunftspläne nur in Westdeutschland verwirklichen kann. Doch auch dort meint es das Schicksal nicht immer gut mit ihr...

Der erneute Einstieg in die Saga gelingt beinahe mühelos. Denn der Autorin gelingt es hervorragend, kurze Rückblicke in die Ereignisse des ersten Teils so in die aktuelle Handlung einfließen zu lassen, dass man alles wieder präsent hat und dadurch den weiteren Verlauf genießen kann. 

Handlungsorte und Protagonisten werden so authentisch beschrieben, dass man beim Lesen sofort die passenden Bilder dazu im Kopf hat. Deshalb kann man sich ganz auf die Handlung einlassen und beobachten, welchen steinigen Weg Eva vor sich hat. Obwohl das Schicksal oft zuschlägt, wirkt die Geschichte glaubwürdig und nicht übertrieben oder gar zu dick aufgetragen. Das liegt sicher mit an dem eindringlichen Schreibstil der Autorin, der dafür sorgt, dass man mit den Charakteren mitfiebert. Dadurch fliegt man förmlich durch das Buch und mag sich kaum vom Gelesenen lösen. Die politischen Ereignisse der damaligen Zeit bilden außerdem eine glaubhafte Hintergrundkulisse, die zum Nachdenken und Erinnern anregt. 

Eine mitreißende Fortsetzung, die durch lebendige Charaktere und eine authentische Hintergrundkulisse überzeugt. 

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Wunderbarer Roman

Und die Welt war jung
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"Und die Welt war jung" ist der Auftakt der zweibändigen Drei-Städte-Saga von Carmen Korn. Die Handlung trägt sich in den Jahren 1950 bis 1959 zu. Man beobachtet also ein Jahrzehnt über drei Familien, ...

"Und die Welt war jung" ist der Auftakt der zweibändigen Drei-Städte-Saga von Carmen Korn. Die Handlung trägt sich in den Jahren 1950 bis 1959 zu. Man beobachtet also ein Jahrzehnt über drei Familien, die miteinander verwandt oder befreundet sind, in den Städten Köln, Hamburg und San Remo. 

Es gelingt der Autorin von Anfang an, den damaligen Zeitgeist so glaubwürdig zu beschreiben, dass man ihn durchgehend wahrnimmt. Die Protagonisten sind normale Leute, mit denen man sich mühelos identifizieren kann. Sie alle haben den Krieg zwar überlebt, tragen aber noch immer an den Folgen. Am Anfang sollte man aufmerksam lesen, um die Personen kennenzulernen und ihre Beziehungen untereinander zu verstehen. Es gibt allerdings ein Personenregister, das diesen Einstieg erleichtert. Die Handlung trägt sich abwechselnd in den jeweiligen Heimatstädten der Akteure zu und wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Da die Wechsel aber immer mit dem jeweiligen Handlungsort und dem Datum gekennzeichnet sind, fällt es schon nach wenigen Seiten leicht, die Übersicht zu behalten. 

Die Probleme und Sorgen wirken äußerst lebendig. Obwohl es zu einigen Schicksalsschlägen und Verwicklungen kommt, wirkt das Ganze nicht überfrachtet oder unglaubwürdig. Man kann sich mühelos auf die Handlung einlassen und den damaligen Zeitgeist genießen. Der Schreibstil ist äußerst angenehm lesbar. Man fühlt sich schon nach wenigen Seiten wohl und beobachtet gespannt, welche Veränderungen dieses Jahrzehnt für die Protagonisten bringt. Dabei wachsen einem die unterschiedlichen Charaktere schnell ans Herz. Dadurch fliegt man förmlich durch die Seiten und mag sich am Ende des Buchs kaum von den liebgewonnenen Protagonisten trennen. 

Ein wunderbarer Roman, mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen. 

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Atemberaubend spannend

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
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Auf Sylt wird die Leiche eines angesehenen Geschäftsmannes gefunden. Die Todesart ist einfach unglaublich. So etwas haben die Ermittler noch nie gesehen. Denn der Mann wurde offenbar in einem Gewächshaus ...

Auf Sylt wird die Leiche eines angesehenen Geschäftsmannes gefunden. Die Todesart ist einfach unglaublich. So etwas haben die Ermittler noch nie gesehen. Denn der Mann wurde offenbar in einem Gewächshaus festgehalten, bis ihn, der unter ihm wachsende Bambus, mit seinen spitzen Sprossen durchbohrte und dabei qualvoll tötete. Die Fallanalytiker Rabea Wyler und Jan Grall werden als externe Berater zu diesem außergewöhnlichen Fall herangezogen. Schon bald schlägt der Täter erneut zu...

Nach "Der Alphabetmörder" und  "Rapunzel, mein" ist "Rache, auf ewig" bereits der dritte Fall, bei dem die beiden Fallanalytiker Rabea Wyler und Jan Grall ermitteln. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen sicher auch dann folgen, wenn man die Vorgänger nicht gelesen hat. Allerdings sind die Vorkenntnisse hilfreich, um zu verstehen, warum die beiden als externe Berater arbeiten und warum die vorherigen Ermittlungen tiefe Spuren bei beiden hinterlassen haben. 

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos. Ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich mitten im Geschehen und beobachtet, wie der Geschäftsmann im Gewächshaus festgehalten und relativ emotionslos darauf hingewiesen wird, dass der unter ihm sprießende Bambus bald für seinen qualvollen Tod verantwortlich sein wird. Das Interesse an diesem Fall wird dadurch sofort geweckt. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Da diese häufig an entscheidenden Stellen wechseln, nimmt der Thriller bereits früh ein hohes Tempo auf. Es gibt zwar immer mal wieder kurze Atempausen, in denen man sich sammeln kann, doch danach zieht der Autor das Tempo sofort wieder an. Der Täter schlägt auf seinem Rachefeldzug gnadenlos zu und rechnet mit seinen Opfern ab. Beim Lesen sollte man deshalb nicht zu zartbesaitet sein, da die Situationen, in denen die Leichen aufgefunden werden, so realistisch beschrieben werden, dass sofort das Kopfkino anspringt und man die entsprechenden Bilder vor Augen hat. Auch wenn man, durch die wechselnden Perspektiven, etwas mehr weiß, als die Ermittler, bleibt der Fall rätselhaft. Man kann sich nie sicher sein, welche Wendung die Handlung auf den nächsten Seiten nimmt, denn es kommt immer wieder zu Überraschungen. Das Ganze gipfelt schließlich in einem Finale, das einem den Atem raubt. 

Ein atemberaubend spannender Fall für Rabea Wyler und Jan Grall, der durch ein hohes Tempo dafür sorgt, dass man förmlich durch die Seiten fliegt!

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