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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2020

Startet zunächst gemächlich, nimmt dann aber deutlich Fahrt auf

Die Stimme
1

Die freie Journalistin Jo ist geschieden und lebt mit ihrer besten Freundin Tabitha in deren Wohnung. Tabitha verdient bedeutend mehr als Jo und deshalb liegt die Wohnung nicht nur in einer angesehenen ...

Die freie Journalistin Jo ist geschieden und lebt mit ihrer besten Freundin Tabitha in deren Wohnung. Tabitha verdient bedeutend mehr als Jo und deshalb liegt die Wohnung nicht nur in einer angesehenen Gegend, sondern ist mit einem Smart Home System ausgestattet, das Tabitha und Jo das Leben erleichtert. Denn "Electra" regelt die Raumtemperatur, das Licht und steht den beiden auch sonst gerne helfend zur Seite. Doch plötzlich scheint Electra ein Eigenleben zu führen. Immer, wenn Jo sich alleine in der Wohnung aufhält, beginnt sie mit ihr zu sprechen. Sie kennt ein dunkles Geheimnis aus Jos Vergangenheit und droht ihr damit. Geschickt beginnt Electra, Jo von ihren Freunden zu isolieren. Doch ist das Realität oder bildet Jo sich alles ein?

Die Handlung wird hauptsächlich in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Jo, geschildert. Jo wirkt sehr sympathisch und führt locker durch die Handlung. Der Einstieg verläuft zunächst gemächlich. Dadurch hat man die Gelegenheit, Jo und ihre Gewohnheiten näher kennenzulernen. Als Electra plötzlich mit Jo zu sprechen beginnt, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Zwar kommt noch keine Hochspannung auf, doch das Interesse an den geheimnisvollen Vorgängen wird definitiv geweckt. 

Dadurch, dass die Handlung vorwiegend aus der Sicht von Jo geschildert wird, hat man einen eingeschränkten Blick auf die Gesamthandlung. Doch das übt einen großen Reiz aus, denn zunächst weiß man nicht, ob all die merkwürdigen Dinge tatsächlich passieren oder ob Jo sich alles nur einbildet. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr gerät man in den Sog der Ereignisse. Plötzlich weiß man nicht mehr was man glauben soll oder wem man hier vertrauen kann. Jeder und alles wirkt verdächtig. Zum Ende hin nimmt dieser Thriller ein ziemlich hohes Tempo auf und gipfelt schließlich in einem hochspannenden Finale. 

Ein spannender Thriller, der zwar erst recht gemächlich startet, dann aber ein hohes Tempo aufnimmt und dazu anregt, sich Gedanken darüber zu machen, wozu Technik fähig sein kann. 

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Unterhaltsamer Roman

Teatime mit Lilibet
1

Die schottische Lehrerin Marion Crawford  ist 22 Jahre alt. Sie fühlt sich dazu berufen, Kindern aus schlechter gestelltem Umfeld Bildung zu vermitteln, damit deren Leben eine Kehrtwendung nehmen kann. ...

Die schottische Lehrerin Marion Crawford  ist 22 Jahre alt. Sie fühlt sich dazu berufen, Kindern aus schlechter gestelltem Umfeld Bildung zu vermitteln, damit deren Leben eine Kehrtwendung nehmen kann. Doch im Jahr 1932 erhält Marion eine Anstellung im englischen Königshaus, um die Prinzessinnen Elisabeth und Margaret zu unterrichten. Marion setzt nun alles daran, den Kindern, die hinter den Palastmauern relativ abgeschottet aufwachsen, einen Blick in das wirkliche Leben zu ermöglichen...

"Teatime mit Lilibet" ist ein historischer Roman, der auf den Ereignissen, die Marion Crawford selbst in "The Little Princesses" niedergeschrieben hat, beruht. Wendy Holden mischt in ihrer Version Fiktion und Fakten. Allerdings gelingt es ihr hervorragend, die damaligen Ereignisse so lebendig zu schildern, dass man sofort das Gefühl hat, einen authentischen Blick hinter die Kulissen des englischen Königshauses zu bekommen. 

Obwohl man Marion Crawford beim Lesen etwas distanziert betrachtet, spürt man doch, mit welchem Herzblut sie sich der Erziehung und Bildung der beiden Prinzessinnen widmet. Es ist ihr wichtig, dass die beiden über ihren goldenen Tellerrand hinausschauen können und die ganz normale Welt kennenlernen. Die Einblicke, die man hier quasi durch einen Blick durchs königliche Schlüsselloch bekommt, sind sehr interessant geschildert. Denn in den Jahren, die Marion Crawford die Kinder begleiten durfte, ist im Königshaus viel passiert. Durch die geradezu bildhaften Beschreibungen, kann man mühelos in diesen Roman eintauchen und die royale Welt auf sich wirken lassen. Dabei wird man auch immer wieder dazu angeregt, sich genauer über die handelnden Personen zu informieren, Hintergründe zu recherchieren oder sich einfach nur die Bilder anzusehen, um die Geschichte noch authentischer genießen zu können. 

Ein interessanter und unterhaltsam geschilderter Blick durchs königliche Schlüsselloch. 

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Ein Roman, der tief berührt und lange nachwirkt

Die Schweigende
1

Als Jens Remy überraschend stirbt, verlieren seine Frau Karin und die gemeinsamen Töchter Geli, Imke und Anne den liebevollen Mittelpunkt ihres Familienlebens. Die Töchter sind zwar mittlerweile erwachsen ...

Als Jens Remy überraschend stirbt, verlieren seine Frau Karin und die gemeinsamen Töchter Geli, Imke und Anne den liebevollen Mittelpunkt ihres Familienlebens. Die Töchter sind zwar mittlerweile erwachsen und haben ihre eigenen Familien, doch ohne Vater Jens fehlt der Zusammenhalt. Das zeigt sich schnell, als Imke den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen möchte. Denn mit seinen letzten Worten hat Jens sie dazu aufgefordert, einen Peter zu finden, von dem die Töchter noch nie gehört haben. Karin blockt sofort ab, als Imke nachfragt. Denn über die Vergangenheit hat Karin noch nie gerne gesprochen. Doch Imke gibt nicht auf und das, was sie nach und nach ans Tageslicht bringt, ist schier unfassbar...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. In der Gegenwart stehen Karin, Geli, Imke und Anne abwechselnd im Zentrum des Geschehens und in der Vergangenheit beobachtet man Karin - und erfährt dort nach und nach Schreckliches. 

Ellen Sandberg, die Krimifans eher unter dem Namen Inge Löhnig kennen dürften, schafft es vom ersten Moment an, Protagonisten und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie beim Lesen unmittelbar vor Augen hat. Das gelingt ihr nicht nur in den beiden unterschiedlichen Zeitebenen, sondern auch in den wechselnden Perspektiven. Die Charaktere wirken so authentisch, dass man Sympathien oder spontane Abneigungen fasst und sich deshalb ganz auf das Geschehen einlassen kann. In allen Handlungssträngen beobachtet man fasziniert die Entwicklung und mag manchmal kaum glauben, was passiert. Man kann deshalb mit den Charakteren mitfiebern und eine wahre Gefühlsachterbahn erleben. Denn das, was Imke nach und nach aus der Vergangenheit ihrer Mutter erfährt, und auch das, was nach dem Tod von Jens in der Familie geschieht, macht einen zuweilen fassungslos. Durch die häufigen Wechsel der Perspektiven wird ein hohes Tempo aufgebaut, dem man sich nur schwer entziehen kann und deshalb mag man das Buch nur ungern aus der Hand legen. 

Ellen Sandbergs "Die Schweigende" ist ein Roman, der tief berührt, zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt! 

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Konnte mich leider nicht mitreißen

Die verlorene Tochter der Sternbergs
1

Berlin, 1939: Für die jüdische Bevölkerung wird das Leben zunehmend schwerer. Obwohl Amanda Sternberg ihren Buchladen schließen muss, glaubt sie zunächst daran, dass ihr und ihren beiden Töchtern, an der ...

Berlin, 1939: Für die jüdische Bevölkerung wird das Leben zunehmend schwerer. Obwohl Amanda Sternberg ihren Buchladen schließen muss, glaubt sie zunächst daran, dass ihr und ihren beiden Töchtern, an der Seite ihres Mannes, der ein angesehener Kardiologe ist, nichts passieren kann. Doch dann wird Amandas Mann verhaftet. Auf Umwegen lässt er ihr mitteilen, dass er für seine Familie bereits die Flucht arrangiert hat. Viera und Lina sollen mit der St. Louis nach Kuba reisen und dort von einem Verwandten aufgenommen werden. Amanda soll Zuflucht bei Bekannten in Frankreich suchen. Im Hamburger Hafen kann Amanda sich dann aber nicht von der kleinen Lina trennen. Sie vertraut die sechsjährige Viera einem mitreisenden Ehepaar an und nimmt Lina mit nach Frankreich….

Die Inhaltsangabe lässt auf einen intensiv erzählten Roman hoffen, der zu Herzen geht. Der Einstieg scheint diese Hoffnung zu erfüllen. Denn man wird Zeuge, wie eine alte Frau überraschenden Besuch bekommt, der sie eindringlich mit ihrer verdrängten Vergangenheit konfrontiert.

Das Geschehen verlagert sich danach in die damalige Zeit. Man lernt die Familie Sternberg kennen und beobachtet mit einem unguten Gefühl, wie ihr Leben zunehmend schwerer wird. Da die Familie sofort sympathisch wirkt, lässt man sich gerne auf ihr Schicksal ein. Der Grundstein für einen aufwühlenden Roman scheint damit gelegt.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Man kann sich Handlungsorte und Personen mühelos vorstellen. Dennoch bleibt man beim Lesen eher auf Distanz. Es fällt nicht leicht, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Das, was ihnen widerfährt, ist schrecklich und man möchte gewiss nicht in ihrer Haut stecken. Doch diese Gefühle werden nicht intensiv vermittelt. Man wird zu einem Beobachter, der viele unterschiedliche Protagonisten kennenlernt, doch einige dieser Handlungsfäden verlaufen sich und werden nicht fortgesetzt. Dadurch wirkt die Handlung sprunghaft aneinandergereiht. Es gibt Szenen, die ziemlich ausufernd erzählt werden und dann wieder welche, in denen man mehr wissen möchte, aber nicht genug erfährt, um Gefühle aufzubauen oder in die Sogwirkung zu geraten, die diese Geschichte eigentlich ausüben müsste.

„Das Erbe der Rosenthals“, der Debütroman des Autors, konnte mich voll und ganz begeistern. Leider wurden meine Erwartungen, dass sich diese Begeisterung und die intensiven Gefühle, die ich beim Lesen des Debüts erlebt habe, auch hier einstellen würden, enttäuscht. Denn „Die verlorene Tochter der Sternbergs“ konnte mich leider nicht mitreißen. Vielleicht liegt es daran, dass meine Erwartungen einfach zu hoch waren.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Spannender Ostsee-Krimi, der durch einige Wendungen überrascht

Ostseegruft
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Kommissarin Pia Korittki hat ihre Freundin Kirsten zum letzten Mal auf deren Hochzeit gesehen. Nun muss sie sich auf Kirstens Trauerfeier von ihr verabschieden. Pia erfährt, dass Kirsten viel zu früh bei ...

Kommissarin Pia Korittki hat ihre Freundin Kirsten zum letzten Mal auf deren Hochzeit gesehen. Nun muss sie sich auf Kirstens Trauerfeier von ihr verabschieden. Pia erfährt, dass Kirsten viel zu früh bei einem Unfall gestorben ist. Am Grab taucht allerdings ein Unbekannter auf, der behauptet, dass Kirstens Tod kein Unfall war. Dadurch wird Pias Misstrauen geweckt. Sie beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf einige Ungereimtheiten....

"Ostseegruft" ist bereits der fünfzehnte Band der Reihe, in der Kommissarin Pia Korittki ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Serie kennt. Um allerdings die beruflichen und privaten Nebenhandlungen und die Weiterentwicklung der Hauptcharaktere zu verfolgen, ist es empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten.

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos. Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man ganz in die Ermittlungen eintauchen kann und dabei alles mühelos vor Augen hat. Auch in diesem Band erfährt man wieder einiges aus dem Privatleben der sympathischen Kommissarin. Diese Nebenhandlungen nehmen allerdings nicht zu viel Raum ein. Sie sind ausgewogen in den Krimi eingeflochten, sodass man sich als Fan der Reihe über das Wiedersehen mit alten Bekannten, aber auch über neue Entwicklungen, freuen darf.

Es ist von Anfang an klar, dass diese Ermittlungen einen besonderen Status bei Pia einnehmen, da ihre Freundin Kirsten das Opfer ist. Pias Nachforschungen sind von Anfang an interessant, denn man beginnt sofort mitzurätseln. Nach und nach lernt man Kirstens Umfeld kennen und schon bald stellt man eigene Vermutungen an. Doch hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Immer wenn man meint, dass man der Lösung einen Schritt näher gekommen ist, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass man die eigenen Ermittlungen über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Dadurch tappt man nicht nur bis fast zum Schluss im Dunkeln, sondern ist überrascht, in welche Richtung sich dieser Fall entwickelt. Die Spannung ist durchgehend spürbar und steigert sich zum Ende hin noch enorm. Auch wenn der Täter und die Hintergründe abschließend feststehen, bleiben noch ein paar Fragen offen. Das ist aber der einzige Kritikpunkt bei diesem spannenden Ostsee-Krimi.


Ein durchgehend spannender Ostsee-Krimi, den man, einmal angefangen, kaum aus der Hand legen mag, da man immer wieder durch unverhoffte Wendungen überrascht wird.

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