Berührt und regt zum Nachdenken an
Solange sie tanzenAda Friedberg ist seit fast einem Jahr Witwe. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans hat sie lange, glückliche Jahre verbracht. Hans fehlt ihr an jedem einzelnen Tag. Doch Ada lässt sich nicht unterkriegen. Sie ...
Ada Friedberg ist seit fast einem Jahr Witwe. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans hat sie lange, glückliche Jahre verbracht. Hans fehlt ihr an jedem einzelnen Tag. Doch Ada lässt sich nicht unterkriegen. Sie bewältigt ihren Alltag beinahe allein und wird dabei von ihrem Boxer Hemingway unterstützt. Denn Hemingways Versorgung gibt ihrem Leben Struktur und außerdem sorgen die gemeinsamen Spaziergänge dafür, dass Ada aus dem Haus geht. Langsam beschleicht Ada allerdings das Gefühl, dass sie zunehmend vergesslicher wird. Obwohl sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen, ist ihr Erschrecken darüber groß. Als im Haus gegenüber ein junges Paar einzieht, das Ada aus ihrer Wohnung mit dem Fernglas beobachtet, fühlt sie sich an ihre Zeit mit Hans erinnert. Denn die neuen Nachbarn scheinen genauso leidenschaftliche Tänzer zu sein, wie es einst Ada und Hans waren...
Barbara Leciejewski beschreibt Adas Geschichte so einfühlsam, dass man vom ersten Moment an, eine ganz besondere Atmosphäre wahrnimmt. Deshalb fühlt man sich sofort wohl, kann sich entspannt zurücklehnen und beobachten, wie Ada ohne ihren geliebten Ehemann Hans zurecht kommt und wie sie ihr Leben nun gestaltet. Dabei gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diese werden so lebendig geschildert, dass man beinahe meint, selbst dabei zu sein und Ada und Hans über die Schulter zu schauen.
Doch auch die Gegenwart hat einiges zu bieten. Man verfolgt Adas Bemühungen, ihren Alltag selbst zu bewältigen, durchgehend interessiert und nimmt mit einem mulmigen Gefühl wahr, dass sie langsam vergesslich wird. Ada wirkt so authentisch, dass man mit ihr mitfühlen und sich ganz auf sie einlassen kann. Sie ist sehr sympathisch, hat das Herz auf dem richtigen Fleck und außerdem einen ganz besonderen Humor. Es gibt Momente, in denen man ganz unverhofft schmunzeln kann. Doch auch solche, in denen man tief berührt wird und heftig schlucken muss.
Dieser Roman ist zwar eher ruhig, doch so einfühlsam geschrieben, dass er tief unter die Haut geht, da die Emotionen einfach echt wirken. Man kann sich ganz auf Ada einlassen, ihre Erinnerungen genießen, aber auch über die Ängste und Schwierigkeiten, die mit dem Älterwerden verbunden sind, nachdenken.