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Veröffentlicht am 21.11.2018

Bezaubernder Liebesroman, der mitten ins Herz trifft

Nordsternfunkeln
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Vor acht Jahren hat Juna Amrum und ihren damaligen Freund Bosse fluchtartig verlassen und seither versucht, die Ereignisse, die dazu geführt haben, zu vergessen. Nun kehrt Juna zurück. Wider Erwarten lebt ...

Vor acht Jahren hat Juna Amrum und ihren damaligen Freund Bosse fluchtartig verlassen und seither versucht, die Ereignisse, die dazu geführt haben, zu vergessen. Nun kehrt Juna zurück. Wider Erwarten lebt Bosse noch immer auf der Insel. Und Junas Gefühle fahren bei seinem Anblick sofort wieder Achterbahn. Bosse scheint es nicht anders zu gehen. Doch Juna will den großen Schmerz, den sie vor Jahren erlebt hat, nicht noch einmal durchmachen.....

Die zu Herzen gehende Liebesgeschichte wird in der Ich-Form erzählt. Leonie Lastella verwendet dazu verschiedene Perspektiven, da das Geschehen abwechselnd aus der Sicht von Juna und Bosse betrachtet wird. Dadurch bekommt man nicht nur einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühle der beiden Hauptprotagonisten, sondern erfährt hautnah, wie sie aufeinander wirken und sich gegenseitig wahrnehmen. Da die Kapitel immer mit dem Namen des Protagonisten gekennzeichnet sind, in dessen Haut man quasi gerade steckt, ist es leicht die Übersicht zu behalten.

Der Einstieg in die Handlung gelingt ebenso mühelos. Denn Leonie Lastella hat einen wunderbar mitreißenden Schreibstil, dem man sich nur schwer entziehen kann. Es gelingt ihr hervorragend, die Charaktere so lebendig zu schildern, dass man sich vom ersten Moment auf die beiden unterschiedlichen Hauptprotagonisten, und ihren jeweiligen Umgang mit der Situation, einlassen kann. Die Handlungsorte sind ebenfalls so authentisch beschrieben, dass man das gesamte Inselleben und die unterschiedlichen Bewohner beim Lesen vor Augen hat und somit ganz in die Handlung eintauchen kann.

Die beiden Hauptcharaktere wirken sehr sympathisch und ihre Handlungen größtenteils nachvollziehbar. Es gibt zwar gelegentlich Momente, in denen man sie schütteln und am liebsten dazu zwingen würde, endlich miteinander zu reden, aber das zeigt ja, wie leicht es fällt, mit den Protagonisten mitzufiebern. Die Liebesgeschichte wird so bezaubernd und gefühlvoll erzählt, dass man das Knistern zwischen den Zeilen regelrecht spüren kann. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse, fliegt förmlich durch das Buch und mag es erst aus der Hand legen, wenn man am Ende angekommen ist. Allzu romantische und kitschige Verwicklungen, bei denen die Heldin auf rosaroten Wolken schwebt und dem Helden ziemlich vorhersehbar und laut seufzend in die Arme sinkt, braucht man auch nicht zu befürchten. Denn Leonie Lastellas Geschichte trifft mitten ins Herz und ist trotzdem locker und leicht zu lesen.

Obwohl ich sonst um Liebesgeschichten immer einen großen Bogen mache, da mir die Handlungen meist zu vorhersehbar und zu zuckersüß sind, mache ich bei den Romanen von Leonie Lastella immer eine Ausnahme. Denn sie schafft es von der ersten Seite an, mich zu fesseln und ganz in den Bann der Handlung zu ziehen. "Nordsternfunkeln" konnte mich voll und ganz begeistern, da die Geschichte mitten ins Herz trifft und trotzdem locker und leicht erzählt wird.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Spannender, temporeicher Thriller

Böse Bilder
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Ein gnadenloser Killer nutzt die Anonymität des Internets, um zwei Fotos einer jungen Frau zu posten. Auf dem ersten Bild ist sie völlig verängstigt und auf dem zweiten sieht man, dass ihr Hals durchtrennt ...

Ein gnadenloser Killer nutzt die Anonymität des Internets, um zwei Fotos einer jungen Frau zu posten. Auf dem ersten Bild ist sie völlig verängstigt und auf dem zweiten sieht man, dass ihr Hals durchtrennt wurde. Der Unbekannte nennt sich "I_Killer" und beobachtet stolz seine ständig wachsende Online-Fangemeinde. Er fühlt sich dazu berufen, seine Fans schon bald mit den nächsten bösen Bildern zu unterhalten. DCI Dan Fenton wird mit den Ermittlungen betraut. Er schwört, dass er diesen Täter zur Strecke bringen wird, doch damit gerät der alleinerziehende Vater ins Visier des Killers....

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, denn ohne langatmiges Vorgeplänkel, befindet man sich sofort mitten im Geschehen und beobachtet, wie der Killer seine ersten beiden Fotos inszeniert. Damit wird das Interesse an der Handlung von Anfang an geweckt. Der Autor verwendet unterschiedliche Perspektiven, in denen die verschiedenen Hauptcharaktere im Mittelpunkt stehen. Außerdem gibt es immer wieder Kapitel, in denen man quasi in den Kopf des Killers eintaucht und an seinen Gedanken teilhaben kann. Die Handlung ist in ziemlich kurze, häufig wechselnde, Kapitel unterteilt. Dadurch wird von Anfang an ein recht hohes Tempo erzeugt.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und sich deshalb ganz auf das perfide Spiel des Killers einlassen. Die bereits früh aufgebaute Spannung kann durchgehend gehalten werden. Man beobachtet das wahnsinnige Treiben des Killers und die Bemühungen, ihn zur Strecke zu bringen. Genau wie die Ermittler, tappt man lange Zeit im Dunkeln. Denn auch wenn sich die Hinweise verdichten, kann man nicht sicher sein, mit der eigenen Vermutung richtig zu liegen. Man ist hin- und hergerissen und weiß nicht, was man glauben soll und wem man eigentlich noch vertrauen kann. Es gelingt Max Manning dabei hervorragend, Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Das Finale hat es wirklich in sich, denn hier steigt die Spannung noch einmal steil nach oben.

Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und bei diesem Exemplar habe ich mich außerordentlich gut unterhalten. Das hohe Tempo und die durchgehende Spannung haben dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen mochte. Dabei wurde ich einige Male in die Irre geleitet und am Ende überrascht. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb fünf Sternchen und eine klare Leseempfehlung für Thriller-Fans.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Deutsche Geschichte - interessant erzählt

Eine Familie in Deutschland
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Die Familie Ising ist seit Generationen im Wolfsburger Land ansässig und betreibt dort eine Zuckerfabrik. 1933 macht sich allerdings auch dort der Wandel der Zeit bemerkbar und sorgt dafür, dass nicht ...

Die Familie Ising ist seit Generationen im Wolfsburger Land ansässig und betreibt dort eine Zuckerfabrik. 1933 macht sich allerdings auch dort der Wandel der Zeit bemerkbar und sorgt dafür, dass nicht nur das Unternehmen in Gefahr gerät, sondern auch die Familie auf eine harte Probe gestellt wird. Zu unterschiedlich sind die Meinungen und Ansichten der einzelnen Familienmitglieder. Der älteste Sohn Georg wird lieber Autoingenieur, als das Familienunternehmen fortzuführen, der mittlere Sohn Horst fühlt sich stets ungerecht behandelt und findet in der Partei endlich die Anerkennung und Gemeinschaft, die er schon lange vermisst. Deshalb betrachtet er die Freunde seiner Schwestern auch mit ziemlichem Misstrauen, denn Edda hat sich für einen Kommunisten entschieden und Charlotte gar für einen Juden. Konflikte und Intrigen sind vorprogrammiert.....

"Eine Familie in Deutschland - Zeit zu hoffen, Zeit zu leben" ist der Auftaktband des Zweiteilers, in dem die Familie Ising im Zentrum der Handlung steht. In diesem Band schaut man den unterschiedlichen Mitgliedern in den Jahren 1933 bis 1939 über die Schulter und beobachtet die Auswirkungen, die die historisch belegten Ereignisse auf das Leben dieser fiktiven Familie haben.

Der Einstieg in die Handlung gelingt relativ mühelos, denn Peter Prange stellt die einzelnen Familienmitglieder gleich am Anfang auf einem Fest vor. So lernt man sie nach und nach kennen und bekommt auch recht bald einen Eindruck von den Beziehungen untereinander. Das Geschehen wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und ist in einzelne, recht kurze Kapitel unterteilt. Dadurch bekommt man nicht nur einen guten Überblick über die gesamte Handlung, sondern beobachtet außerdem, welche unterschiedlichen Auswirkungen die historisch belegten Ereignisse auf die jeweiligen Familienmitglieder haben.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen, sodass man die Familie lebhaft vor Augen hat. Dadurch, dass der Bau des Volkswagen Werkes und die damit verbundene Gründung der Stadt Wolfsburg, so eng mit dem Familienschicksal verknüpft wird, erfährt man Interessantes und lernt ganz nebenbei noch etwas. Die Auswirkungen der Machtergreifung wirken sich ganz unterschiedlich auf die Familienmitglieder aus. Schon bald wissen die Protagonisten, dass sie einander nicht mehr uneingeschränkt vertrauen können. Durch die durchgehend interessanten Schilderungen und den lebendigen Schreibstil fliegt man förmlich durch das Buch und mag sich kaum vom Gelesenen lösen. Denn man möchte unbedingt erfahren, welche Entscheidungen die einzelnen Familienmitglieder treffen und wie sie durch diese Zeit kommen werden. Man merkt, dass Peter Prange die historischen Fakten sehr gut recherchiert hat, denn sie fließen mühelos in die Handlung ein. Allerdings kann man bei der hohen Anzahl der Merkmale, die im damaligen Deutschland nicht erwünscht waren, sich aber in dieser Familie bündeln, schon den Eindruck gewinnen, dass hier möglichst viel untergebracht werden sollte. Dadurch wirkt diese Familiengeschichte leider ziemlich konstruiert. Wenn man darüber großzügig hinwegsieht, wird man allerdings sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 07.11.2018

Unterhaltsamer Schmöker

Die Zarentochter (Die Zarentöchter-Saga 2)
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Die Großfürstin Olga Nikolajewna Romanowa, genannt Olly, ist die zweitälteste Tochter des Zaren Nikolaus I. Sie wächst wohlbehütet und fern der Realtität, am prunkvollen Zarenhof auf. Die Nöte des einfachen ...

Die Großfürstin Olga Nikolajewna Romanowa, genannt Olly, ist die zweitälteste Tochter des Zaren Nikolaus I. Sie wächst wohlbehütet und fern der Realtität, am prunkvollen Zarenhof auf. Die Nöte des einfachen Volkes werden von ihr ferngehalten. Trotzdem erkennt sie früh, dass dringend etwas für die Bevölkerung getan werden muss. Deshalb wächst in ihr der Entschluss, später einen einflussreichen Mann zu heiraten, um Veränderungen herbeizuführen.

Doch zunächst werden geeignete Ehepartner für den Zarewitsch und Ollys ältere Schwester Mary gesucht. Die beiden werden in den europäischen Königshäuser wie Paradepferde vorgeführt. Doch als der Zar daran denkt Olly zu verheiraten, weist sie mögliche Bewerber ab, denn ihr Herz hat bereits eine unstandesgemäße Wahl getroffen. Da sie jedoch von Kindesbeinen an dazu erzogen wurde, mit einer Eheschließung die Macht Russlands zu stärken, kommt für sie nur ein Ehemann aus den höchsten Kreisen in Frage.

Dieser historische Roman erzählt die wahre Geschichte der Königin von Württemberg und umfasst den Zeitraum von ihrer Kindheit bis zu ihrer Vermählung...



Ich habe bereits einige Romane von Petra Durst-Benning gelesen. Der gewohnt flüssige Schreibstil zog mich schnell in den Bann der Erzählung und ließ mich so am prunkvollen Leben der Zarenfamilie teilhaben. Die Familienmitglieder des Zarenhaushaltes wirkten auf mich menschlich und lebendig. Die Moralvorstellungen der damaligen Zeit und das strenge höfische Protokoll, wurden in die Erzählung einbezogen und so wirkten die Handlungen der agierenden Personen auf mich sehr glaubhaft. Durch die detaillierten Beschreibungen der eleganten Kleider, Frisuren und der zahlreichen Feste , konnte ich mir die Handlung lebhaft vorstellen.

Mit den im Buch verwendeten Kosenamen der Zarentöchter (Olly, Mary und Adini) konnte ich mich zunächst kaum anfreunden, da sie mir zu unglaubwürdig klangen. Doch in den Anmerkungen der Autorin kann man nachlesen, dass sämtliche Kosenamen der Zarenfamilie, Olga Nikolajewnas Memoiren entnommen wurden.

An diesem Roman hat mir besonders gut gefallen, dass es ich um die wahre Geschichte einer historischen Persönlichkeit handelt. Historische Fakten wurden in der Erzählung mit schriftstellerischen Freiheiten vermischt. Einige Beispiele dieser Freiheiten können im Anhang nachgelesen werden.

Für einen historischen Roman, dessen Handlung im damaligen Russland spielt, kamen mir persönlich zu wenig geschichtliche Ereignisse des Landes und seines Volkes in der Handlung vor. Da jedoch die junge Großfürstin Olly den Mittelpunkt der Geschichte bildete, wurden diese Ereignisse sicher auch von ihr ferngehalten.

Insgesamt gesehen hat mir der historische Roman überraschend gut gefallen. Denn ich hatte befürchtet, dass die Erzählung in einen kitschigen Liebesroman ausarten könnte. Doch zum Glück hält sich dieser Aspekt des Romans im erträglichen Rahmen.

Von mir gibt es deshalb vier Bewertungssterne für die unterhaltsamen Lesestunden und die interessante Darstellung dieser historischen Persönlichkeit.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Erschreckend realistisch!

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Erschreckend realistisch greift Andreas Eschbach in seinem neuen Roman die Idee auf, was gewesen wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer, Mobiltelefone, E-Mails und soziale Medien gegeben hätte, ...

Erschreckend realistisch greift Andreas Eschbach in seinem neuen Roman die Idee auf, was gewesen wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer, Mobiltelefone, E-Mails und soziale Medien gegeben hätte, die das Regime, zur totalen Überwachung aller Einwohner, nutzen könnte.

Im Zentrum dieser fiktiven Handlung steht Helene Bodenkamp, bei der sich bereits früh das Talent zum Programmieren abzeichnet. Nach Beendigung ihrer Schullaufbahn wird sie vom NSA, dem Nationalen Sicherheits-Amt, angeworben. Sie arbeitet dort für die Analysten, die sie beauftragen, unterschiedliche Abfragen zu programmieren. Denn in dieser fiktiven Welt wird alles in riesigen Datensilos gespeichert und kann durch Helenes Programme, ganz nach Bedarf, herausgefiltert werden. Da es kein Bargeld mehr gibt, hat der Staat Zugriff auf alle Geldbewegungen, Ein- und Verkäufe. Außerdem werden das Weltnetz, die Elektropost, tragbare Telephone, Foren und Komputer überwacht. Persönliche Tagebucheinträge, bei denen den Menschen vorgegaukelt wird, dass sie geschützt sind, werden ebenfalls gnadenlos ausspioniert. In diesem Staat bleibt nichts geheim.

Helene ist zunächst eifrig dabei und denkt nicht daran, welche Auswirkungen diese Programme für die überwachten Menschen haben. Das ändert sich allerdings, als sie einen fahnenflüchtigen Soldaten bei Freunden versteckt und feststellt, dass das System, durch geschickte Abfragen, trotzdem herausfinden könnte, wo er ist. In Helene beginnt sich Widerstand zu regen. Deshalb versucht sie das System zu unterwandern und im Kleinen etwas zu bewirken. In einem weiteren Handlungsstrang beobachtet man ihren Vorgesetzten Eugen Lettke, der die Möglichkeit der totalen Überwachung für seinen ganz eigenen Rachefeldzug nutzt und dabei einige Grenzen überschreitet.

Es gelingt Andreas Eschbach hervorragend, die angespannte, düstere und bedrohliche Atmosphäre, die in dieser fiktiven Welt herrscht, zu beschreiben. Man ist sich beim Lesen stets bewusst, wie groß die Gefahr einer Entdeckung ist und beobachtet entsetzt, welche Macht mit dieser totalen Überwachung verbunden ist. Die Charaktere wirken sehr lebendig. Man entwickelt spontane Sympathien, aber auch Abneigungen, und gerät dadurch bereits früh in den Sog des realistischen Szenarios. Fiktive Ereignisse werden geschickt mit wahren historischen Begebenheiten verknüpft, sodass das Ganze noch erschreckender wirkt.

Trotz der sehr umfangreichen Länge dieses Romans, habe ich mich beim Lesen keinen Moment gelangweilt. Andreas Eschbach konnte mich mit seinem intensiven Schreibstil, den eingestreuten Erklärungen und den Schicksalen der Hauptcharaktere, durchgehend in den Bann der Ereignisse ziehen und zum Nachdenken anregen. Von mir gibt es deshalb eine klare Leseempfehlung für dieses erschreckend realistische Szenario, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.