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Veröffentlicht am 03.12.2018

Ein bewegendes Buch mit einer sehr interessanten Handlung, die ein paar kleine Schwächen aufweist

Vox
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„Vox“ ist der Debütroman von Christina Dalcher. Der sozialkritische Roman ist im August 2018 erschienen.

Eine neue Regierung versetzt die USA wieder in eine Zeit, in der die Frauen keinerlei Rechte haben: ...

„Vox“ ist der Debütroman von Christina Dalcher. Der sozialkritische Roman ist im August 2018 erschienen.

Eine neue Regierung versetzt die USA wieder in eine Zeit, in der die Frauen keinerlei Rechte haben: Kein Pass, keine Arbeit, kein Wahlrecht und auch keine Stimme. Ein Wortzähler, den jedes Mädchen und jede Frau tragen muss, erlaubt nicht mehr als 100 Wörter pro Tag, danach wird frau mit Stromschlägen bestraft. Jean war vor der Neuerung eine hochangesehene Neurowissenschaftlerin. Jetzt muss sie miterleben, wie ihre kleine Tochter in der Schule nicht im Lesen unterrichtet wird, sondern nähen und kochen lernt, ihre Söhne allmählich die neuen Regeln verinnerlichen und die Frauen abfällig betrachten und ihr Mann sich immer mehr anpasst. Aber Jean will nicht aufgeben, sie ist bereit für ihre Stimme zu kämpfen. Wie weit würdest du gehen, um eine falsche Regierung zu stürzen?

Dystopie oder realitätsnah, die Frage habe ich mir so manches Mal gestellt. Die Schilderungen, wie es zu dem Wechsel in der Regierung, der schleichenden Patriarchalisierung, dem religiösen Fanatismus gekommen ist, sind durchaus realistisch und lassen dieses – für jede Frau – Horrorszenario nicht so abwegig erscheinen, wie es wünschenswert wäre. Allerdings ist der weitere Verlauf der Geschichte, wie Jean es schafft, die Regierung zu hintergehen doch sehr fantastisch und unrealistisch.

Der Anfang des Buches war faszinierend und erschreckend zu gleich. Mitanzusehen, wie die Regierung es mit perfiden Methoden schafft, ihre fanatischen Vorstellungen umzusetzen und Gehirnwäsche bei den Menschen zu betreiben, wie schnell sich die jungen Leute an diese Regeln gewöhnen und sie als normal und richtig erachten, wie die Weltsicht sich ändern kann und man auf einmal Freunde/geliebte Menschen verrät und verachtet, weil sie sich „falsch“ verhalten, ist erschreckend, zumal es nichts Neues ist, sondern ja in anderer Art und Weise bereits vorgekommen ist.
Im Verlauf des Buches gerät dieser Ansatz dann aber etwas mehr in den Hintergrund und die neurolinguistische Arbeit der Protagonistin gerät in den Fokus. Sowohl was die medizinischen Fakten anbelangt als auch am Ende die Umsetzung von Jeans Plan bleibt es dann allerdings sehr schwammig und die Erklärungen lassen viele Fragen des Lesers unbeantwortet. Hier hätte die Autorin vermutlich etwas tiefer recherchieren müssen, um mehr ins Detail gehen zu können und sich nicht zu sehr in Ungereimtheiten zu verstricken.

Der Schreibstil ist gut. Das Buch liest sich flüssig und durch die Ich-Erzählperspektive kann man sich auch gut in Jeans Gefühls- und Gedankenwelt hineinversetzen.

Das Cover rüttelt wach und zeigt sofort, worum es geht. Die roten Buchstaben auf dem weißen Grund wirken alarmierend und das rote X vor dem Mund der Frau verdeutlicht anschaulich das Thema.

Sozialkritik, religiöser Fanatismus, Feminismus, Gleichberechtigung sind die Hauptthemen des Buches.

Fazit:
Ein bewegendes Buch mit einer sehr interessanten Handlung, die ein paar kleine Schwächen aufweist. Aber durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Ein Emotionscocktail der besonderen Art – absolute Leseempfehlung.

Dear Life - Lass mich wieder lieben
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„Dear Life – Lass mich wieder lieben“ stammt aus der Feder von Meghan Quinn und ist im November 2018 erschienen.

Ein Buch, vier Protagonisten, vier unterschiedliche Schicksale, ein Programm, das alles ...

„Dear Life – Lass mich wieder lieben“ stammt aus der Feder von Meghan Quinn und ist im November 2018 erschienen.

Ein Buch, vier Protagonisten, vier unterschiedliche Schicksale, ein Programm, das alles verändert und zwei neue Lieben. Das ist quasi die Kurzfassung des Inhalts, wobei hier noch die unzählbare Menge an Emotionen fehlt, die dieses Buch unbeschreiblich machen.

Die vier Protagonisten werden jeder auf seine Art sehr ausführlich und liebevoll von der Autorin gezeichnet. Gleich zu Beginn erhält der Leser einen tiefen Einblick in deren Leben und die schweren Schicksalsschläge, die jeder von ihnen erleiden muss. Besonders durch die wechselnden Erzählperspektiven jeweils aus Sicht der 4 Protagonisten ergibt sich ein sehr guter Eindruck von den Personen.

Die einst lebensfrohe, quirlige Hollyn ist verbittert und zynisch, hadert mit ihrem Leben und hat sich komplett in ihr Schneckenhaus zurückgezogen.
Daisy ist eine naive, überbehütete Frau, die das wahre Leben bislang nicht kennengelernt hat und plötzlich auf sich alleingestellt zurechtkommen muss.
Der Profi-Sportler Jace musste die schwerste Entscheidung treffen, die man sich nur vorstellen kann. Und obwohl er weiß, dass er den besten Weg gewählt hat, ist er zerfressen von Schuldgefühlen und Kummer.
Carter ist sarkastisch, arrogant und hasst sein Leben abgrundtief. Er ist der absolute Pessimist und zieht alles ins Lächerliche oder Negative.

Auf den ersten Blick scheinen die vier nichts gemeinsam zu haben, aber sie alle starten mit einem Programm, dass einem helfen soll, mit der Vergangenheit abzuschließen, Frieden mit sich und seiner Umwelt zu finden und einen Neustart zu wagen.

Der Schreibstil ist wunderbar, bildhaft und sehr einfühlsam. Man kann sich in jeden der Charaktere sehr gut hineinversetzen und durchlebt mit ihnen gemeinsam die verschiedenen Stufen der Trauer. Aber gerade Carters Sarkasmus und Hollyns verbitterte Art sorgen auch immer wieder für Szenen, in denen man lauthals loslachen muss. Eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle zeichnet dieses Buch aus. Ich habe selten Bücher gelesen, in denen Lachen und Weinen so dicht beieinander waren und die Emotionen so stark ausgeprägt waren – und das Ganze ohne ins Kitschige abzugleiten. Wirklich fantastisch geschrieben.

Beeindruckt war ich auch von der differenzierten und sehr gut nachvollziehbaren Art und Weise wie jeder der Vier mit seinem Schicksal umgeht und lernt, wieder ins Leben zurückzufinden.

Eine Geschichte rund um Liebe, Verlust, Trauer, Freundschaft und Hoffnung.

Das Cover ist mit den zwei Pärchen relativ schlicht, aber durchaus gelungen.

Das einzige Negative waren für mich die verhältnismäßig vielen Rechtschreibfehler. Dies sollte bei einem verlagskorrigierten Buch in dem Ausmaß nicht vorkommen.

Fazit:
Ein Emotionscocktail der besonderen Art – absolute Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 02.11.2018

Absoluter Lesegenuss.

Höllisches Intermezzo
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Der Dark-Fantasy-Roman „Höllisches Intermezzo“ von Bo Leander ist 2017 erschienen.

Der gefallene Engel Azzael lebt im Schatten von Luzifer und führt dessen Befehle aus. Als er die Vampirin Lillith trifft, ...

Der Dark-Fantasy-Roman „Höllisches Intermezzo“ von Bo Leander ist 2017 erschienen.

Der gefallene Engel Azzael lebt im Schatten von Luzifer und führt dessen Befehle aus. Als er die Vampirin Lillith trifft, fühlt er zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder so etwas wie Hoffnung und sieht einen Sinn in seinem Leben. Allerdings will Luzifer die Vampire auf Geheiß von Gott ausrotten und damit landet auch Lillith auf Azzaels Abschussliste. Er muss entscheiden, auf wessen Seite er steht und welche(n) Verlust/Strafen er bereit ist, dafür in Kauf zu nehmen.

Mit viel trockenem Humor und Sarkasmus wird hier eine fantastische Geschichte über Luzifer, Gott, gefallene Engel und Vampire erzählt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, angenehm zu lesen und lässt einen nur so durch das Buch hindurchfliegen. Das Buch enthält jede Menge Spannung, viel Humor, eine Prise Erotik und überraschende Wendungen.

Die Charaktere sind alle sehr gut beschrieben und versprühen jeder auf seine Art ihren Charme: Azzael mit seinen Drogen- und Alkoholexzessen, der auf einmal die Liebe für sich entdeckt und für sie zu kämpfen wagt. Luzifer, der alles versucht, um endlich mal über Gott triumphieren zu können, und doch jedes Mal aufs Neue wieder unterliegt und klein beigeben muss. Und Gott, die auf eine unaufdringliche, gewitzte Art Luzifer zu nehmen weiß.

Die Schauplätze der Geschichte sind anschaulich beschrieben, so dass man das Gefühl hat, mit Azzael zusammen durch Rom zu spazieren.

Das Ende kommt mit einer überraschenden Wendung – ob ich die gut finden soll, weiß ich nicht, aber damit gerechnet hatte ich definitiv nicht ?

Das Cover ist ein echter Hingucker. Die Skyline Roms und darüber die finster dreinblickenden Augen ziehen einen geradezu magisch an. Und (zumindest die Buchversion) enthält viele kleine entzückende Eulen als Verzierung der Seiten.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein Buch zum Träumen und Wegsuchten.

Ein Teil von uns
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„Ein Teil von uns“ ist ein weiterer wunderbarer Roman aus der Feder von Kira Gembri.

Nia und Aaron lernen sich unter traurigen, tragischen Umständen im Krankenhaus kennen und diese erste Begegnung setzt ...

„Ein Teil von uns“ ist ein weiterer wunderbarer Roman aus der Feder von Kira Gembri.

Nia und Aaron lernen sich unter traurigen, tragischen Umständen im Krankenhaus kennen und diese erste Begegnung setzt Aaron ziemlich zu. Er hat das Gefühl in Nias Schuld zu stecken und kann sich über sein neugewonnenes Leben nicht wirklich freuen. Als er die Möglichkeit hat, Nia eine Reise nach Australien anzubieten, wo sie ein Haus geerbt hat, sieht er seine Chance gekommen, einen Teil der Schuld zu begleichen. Gemeinsam erleben die beiden am anderen Ende der Welt so manche Höhen und Tiefen.

Der Schreibstil ist auch bei diesem Buch von Kira Gembri wieder flüssig, angenehm zu lesen und emotional. Schon gleich zu Beginn erlebt man mit Nia zusammen ihren schlimmsten Albtraum und freut sich mit Aaron über sein unfassbares Glück.

Die beiden Charaktere sind liebevoll gezeichnet und wachsen einem während des Lesens ans Herz.

Besonders Aaron mit seiner sarkastischen Art und den vielen lockeren Sprüchen, die über seine Ängste und Schwächen hinwegtäuschen sollen, kommt gut rüber.

Bei Nia ist es schön mitanzusehen, wie sie im Verlauf des Buches lernt, ihre von den Eltern auferlegten Ketten abzustreifen und über sich hinaus zu wachsen.

Australien wird anschaulich beschrieben, die Besonderheiten des Outbacks und des Lebens dort.

Und auch in diesem Buch gibt es wieder ein besonderes Thema, dem sich die Autorin widmet – Organspende. Einfühlsam werden die Probleme, Leiden und Hoffnungen von Nierenkranken erzählt, aber auch die Gedanken und Schuldgefühle, die womöglich so manchem Organempfänger quälen.

Beim Cover bleibt Kira Gembri ihrem Stil treu und zeigt wieder die Protagonisten als Scherenschnitte, diesmal vor der Skyline von Sydney, mit einem Flugzeug im Hintergrund und jeder Menge Herzen.

Fazit:
Ein Buch zum Träumen und Wegsuchten.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Ein schonungsloser Roman, der polarisiert.

Der Junge, der Träume schenkte
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„Der Junge, der Träume schenkte“ von Luca di Fulvio ist im Jahr 2011 erschienen.


Selten ist mir eine Rezension zu schreiben und ein Buch zu bewerten so schwergefallen wie bei diesem Buch.


Das Positive ...

„Der Junge, der Träume schenkte“ von Luca di Fulvio ist im Jahr 2011 erschienen.


Selten ist mir eine Rezension zu schreiben und ein Buch zu bewerten so schwergefallen wie bei diesem Buch.


Das Positive an diesem Buch:
Der Schreibstil ist sehr gut. Die Geschichte wird flüssig erzählt, die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und man bekommt einen guten Einblick in die Zeit und das Leben in den armen Vierteln von New York in den 1920ern.


Das Negative:
Trotz des gelungenen Schreibstils musste ich das Buch immer wieder nach wenigen Seiten weglegen und mich etwas anderem widmen, weil mich die schonungslose Erzählweise über Gewalt, Vergewaltigungen, Mord abgeschreckt und angeekelt hat.


Bei dem Klappentext hatte ich ehrlich gesagt, etwas anderes erwartet. Christmas (früher Natale) hat zwar einen Charme, dem sich nur wenige Charaktere widersetzen können, und schafft es trotz einiger Rückschläge etwas aus seinem Leben zu machen. Dennoch konnte ich mit ihm nicht warm werden, erst zu einem späten Zeitpunkt wurde er mir etwas sympathischer, wobei er auch dann immer noch sehr spezielle Anwandlungen hatte.


Die anderen Charaktere in diesem Buch haben mich auch eher abgestoßen, als dass ich sie wirklich leiden konnte. Obwohl es der Autor schafft, selbst dem schlimmsten Gangster und dem härtesten Zuhälter irgendwo einen weichen Kern zu bescheren, war ich doch froh, als die Geschichte zu Ende war – auch wenn das letzte Drittel oder Viertel etwas besser wurden.


Anfangs springt der Autor oft zwischen den Zeiten hin und her, das bringt auf der einen Seite etwas Abwechslung, aber auch immer wieder etwas Unruhe in den Roman. Später wechseln dann nur noch die Schauplätze.


Trotz der vielen schweren Schicksalsschläge, die die Protagonisten erleiden müssen, schafft es Christmas, die Hoffnung zu wahren und an seine Freunde weiterzugeben. Neben dem ganzen Leid wird auch von der wahren Freundschaft und von der echten großen Liebe erzählt, die alles überwindet. Insofern ist der Titel passend gewählt, auch wenn es mir bis zu der Hälfte des Buches nicht so vorkam, aber Christmas hält an seinem Traum fest und er bestärkt auch alle anderen, an ihre Träume zu glauben und einen Weg zu finden, diese zu verwirklichen.


Fazit:
Ein schonungsloser Roman, der polarisiert. Wer mit den Gewaltszenen umgehen kann, wird hier einen beeindruckenden Roman zu lesen bekommen. Wer eher zart besaitet ist, sollte die Finger von diesem Buch lassen.