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Veröffentlicht am 08.11.2017

Gut, jedoch mit Schwächen

ColourLess – Lilien im Meer
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Meinung

Gerade im Bereich der Dystopie oder auch des phantastischen Romans ist es in meinen Augen wichtig, dem Buch genug Raum zum reifen und zur Entwicklung zu lassen. Hastig heruntergebrochenund somit ...


Meinung



Gerade im Bereich der Dystopie oder auch des phantastischen Romans ist es in meinen Augen wichtig, dem Buch genug Raum zum reifen und zur Entwicklung zu lassen. Hastig heruntergebrochenund somit fern wirken solche Welten auf den Leser, wenn - an sich fremde Orte - nicht ausreichend durchdacht und zu Papier gebracht wurden. In ColourLess ermöglicht Beatrice Jacoby ihren Lesern genau diese Zeit, sich in Mary Yard zurecht zu finden, so dass man sich fast schon heimisch fühlt und die Gassen des Hafens sowie die Straßen der Stadt vor dem geistigen Auge auferstehen sieht.

Besonders die Idee hinter dieser kleinen und beschaulichen Insel hat mir von Anfang an sehr zugesagt. Die Welt wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Die beschleunigte Entwicklung der Technologie führte letztendlich zum Zusammenbruch der modernen Welt. Die Einwohner Mary Yards nahmen sich dies zum Anlass, jegliche Elektronik zu verbieten. Da man allerdings nicht gänzlich auf den Luxus von technologischen Fortschritt verzichten wollte, fand sich eine Lösung, die dem Roman einen zusätzlichen Touch von Steam Punk einhauchen konnte. Zusätzliche Elemente wie das Verbot von überschwänglichen Gefühlen und eine mutierte Art der Farbenblindheit runden das Gesamtbild ab. Letzteres versetzte mich gefühlstechnisch in jugendliche Erinnerungen an den Film Pleasentville, den ich mir nun bald wieder einmal ansehen sollte.

Der Roman schafft jedoch an keiner Stelle den Absprung von Vorgeplänkel zur eigentlichen Geschichte. Die Figuren entwickeln sich zwar in einem fort, jedoch entstand bei mir nie das Gefühl, dass der Plot sonderlich vorankommt. Mehrere Handlungen laufen parallel zueinander und brauchen recht lange, um zueinander finden zu können. Es ist schwierig, meine Probleme damit konkret in Worte zu fassen, da die Story aufgrund dieser Misere nur schwammig haften bleiben konnte. Hin und wieder habe ich Träume, in denen ich aus gewissen Szenerien herauskommen muss, oder bestimmte Aufgaben erfüllen muss. Wie es in Träumen nunmal so ist, verschwimmen diese hier und da, man dreht sich im Kreis, oder aber das Ziel ändert sich fortwährend. Dazu kommt bei mir, dass ich mit Personen 'zusammenarbeiten' muss, die teilweise einfach nicht greifbar sind. Nach solchen Träumen wache ich meist mit einem leicht mulmigen Gefühl wieder auf. Und genau dieses Gefühl stellte sich mir nach den ersten 200 Seiten Lesen ein. 

"Auf meiner Zunge lag noch immer der Geschmack eines Gedanken, den ich schon nicht mehr fassen konnte." - Pos. 189

Charakterausbau und Schreibstil müssen von mir zusammengefasst werden. Darauf möchte ich im folgenden Absatz näher eingehen. So sehr ich die Entwicklung, die jede einzelne Figur im Laufe der Geschichte durchmacht zu schätzen wusste, so unklar waren mir weiterhin einige ihrer Handlungen. Wenn man Charaktere über einen so langen Zeitrahmen (wie diesen 600 Seiten) verfolgt, müsste sich nach und nach ein Gefühl des Wiedererkennens von Verhaltensmustern einstellen. Im konkreten Beispiel zweier Schlüsselfiguren war dies jedoch nie so recht der Fall, da sie oft für ihre angedachte Figur untypische Verhaltensweisen an den Tag legten. Dies macht sie zwar auf der einen Seite interessant, da dies zu unerwarteten Situationen führen kann. Auf der anderen Seite hatte ich dadurch nie das Gefühl, ihnen richtig nahe kommen zu können. Ein wenig sehe ich da den Schreibstil der Autorin im Fokus. Dieser hat mir sehr zugesagt, da Jacoby eine bildhafte Sprache verwendet, um ihre Figuren sowie deren Umgebung zum Leben erwecken zu lassen. Ihre Sprache ist metaphern- sowie gedankenschwer und wirkt hier und da schon leicht melancholisch. Eigentlich genau das, was ich mir immer zu lesen wünsche. Allerdings belässt sie es hier nicht bei Gedanken und Erzählungen, sondern nimmt dies auch mit in ihre wörtliche Rede hinein. Dieser Umstand sorgte mehrfach dafür, dass ich Sätze in Unterhaltungen wiederholen musste um sie richtig einordnen zu können. 

Fazit



ColourLess ist eine wundervoll verfasste Liebesgeschichte, die allerdings die ein oder andere Schwäche aufweist. Man sollte ihr Raum zur Entfaltung geben und etwas Geduld aufbringen, um sie vollständig auf sich wirken zu lassen. Freunde der rasanten Erzählungen werden nicht auf ihre Kosten kommen, jedoch ist das Worldbuilding in jedem Fall einen Blick ins Buch wert. Auch wenn es mich nicht zu 100 % überzeugen konnte, würde ich wieder zu einen Roman der Autorin greifen.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Zu viel Kitsch, jedoch schöne Landschaften

Die Rückkehr der Wale
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Meinung

Isabel Morland war mir bis zu diesem Roman leider überhaupt kein Begriff. Interessanterweise bin ich aufgrund ihres Namens zunächst davon ausgegangen, dass es sich um eine britische/amerikanische ...

Meinung



Isabel Morland war mir bis zu diesem Roman leider überhaupt kein Begriff. Interessanterweise bin ich aufgrund ihres Namens zunächst davon ausgegangen, dass es sich um eine britische/amerikanische Autorin handeln muss. Auch wenn ich bislang keine Erfahrung mit ihren Texten sammeln konnte wurde mir schnell klar, dass ihre Stärke im Erschaffen von Bildern vor dem geistigen Auge ihrer Leser liegt. Das stimmige (wenn doch sehr bearbeitete) Bild, welches das Cover ziert, findet sich in ihren zahlreichen Schilderungen der kargen, jedoch schönen Landschaft des Settings wieder. Diese Beschreibungen sind immer genau auf den Punkt gebracht, ohne ein Gefühl von ‚zu viel‘ heraufzubeschwören. Ein ebensolches Augenmerk wurde auf das Charakterdesign der Protagonistin sowie der zahlreichen Nebenfiguren gelegt. Kayla und ihre schrulligen Nachbarn lassen die kleine schottische Insel wahrlich zum Leben erwecken. Und doch ließ mich der Roman recht enttäuscht zurück.

So sehr mir all die kleinen, miteinander verwobenen Geschichten zugesagt haben, ließen sie der eigentlichen Handlung – der Liebesgeschichte – zu wenig Raum, um sich voll entfalten zu können. Auch wenn mich das Genre New Adult in der Regel gut zu unterhalten weiß umgehe ich es momentan, da mir die Romane alle viel zu ähnlich geworden sind. Genau aus diesem Grund greifen ich dann lieber zu einem romantischen Buch wie diesem hier, um nicht immer wieder die gleiche ‚Liebe auf den ersten Blick‘ Story lesen zu müssen. Leider fallen einige klassische New Adult Elemente auf Die Rückkehr der Wale zu, was dann doch zu dem ein oder anderen Augenrollen meinerseits geführt hat. Von dem unglaublich schönen und mysteriösen Fremden, über die Protagonistin mit gefährlicher Vorbeziehung, die damit verbundenen Dramen bis hin zum Reden von ‚Liebe‘, wo ich beim besten Willen noch keine sehen konnte. Es ist sicher eine Frage des Geschmacks. Wenn es jedoch kaum nennenswerte Szenen zwischen der Protagonistin und ihrem Love Interest gibt, jedoch plötzlich wie aus dem Nichts ein Leben ohne den anderen nicht mehr möglich ist, steigt mein Interesse an dem weiteren Verlauf leider aus und sehnt sich nach einem anderen Buch des Stapels der Ungelesenen. Weil sich dies auch hier wieder einmal so rasch zugespitzt hat, verlor ich schon ungefähr bei der Hälfte des Romans die Lust am Weiterlesen. Ich muss der Vollständigkeit halber allerdings dazu erwähnen, dass sich die Charaktere in Die Rückkehr der Wale in den 30ern befinden und teilweise auch noch einmal älter sind.

Weil mich der Ausgang des Romans dennoch gereizt hat, habe ich ihn tatsächlich bis zum Ende hin durchgelesen. Ehrlicherweise muss ich anmerken, dass ich die ein oder andere Seite überflogen habe, um schneller voran zu kommen. Wie mit dem offensichtlichsten Problem in Kaylas Romanze seitens der Autorin umgegangen wurde, war dann wieder so einfach gelöst und aus der Welt geschaffen worden, dass mich im Großen und Ganzen die Lektüre insgesamt sehr enttäuscht hat.

Am positivsten hat mich überrascht, dass das Buch fantasiereiche Elemente aufweist, die ich so nicht erwartet hätte. Auch der Epilog war recht verblüffend, da ich aufgrund es Vorgeplänkels etwas ganz anderes für den Schluss erwartet hätte. Mit etwas Abstand befürchte ich allerdings, dass er auf einen weiteren Teil hindeuten könnte, was wieder dieses positiv-negative Ende zerstören würde. Es bleibt abzuwarten. Allerdings würde ich einen tatsächlichen Folgeband nicht lesen wollen.

Fazit



Nicht jeder Coverkauf führt zum Erfolg. Im Fall von Die Rückkehr der Wale blieb mehr Frust, als Leselust über. Der Roman ist eine kitschige Liebesgeschichte mit phantastischen Einschlägen und überzeugt am meisten mit seiner wundervoll beschriebenen Kulisse. Vielleicht ist es etwas für die Fans von großen Romanzen und Lesern, die gerne in die Landschaften Schottlands versinken. Für mich war es es leider eher eine Enttäuschung. Wenn auch eine, die sich schnell verkraften lässt. Denn es wird sicher kein Roman bleiben, der mir noch lange in Erinnerung bleibt. Dafür hat er zu viele Elemente, die man bereits aus anderen romantischen Büchern kennt.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Leider nicht so wie erwartet

Bird and Sword
7

Meinung

Aufgrund der Leseprobe waren meine Erwartungen so immens hoch, dass eigentlich damit zu rechnen war, dass diese zusammenbrechen wie ein Volgar, der gegen seinen eigenen Willen vom Himmel geschossen ...

Meinung



Aufgrund der Leseprobe waren meine Erwartungen so immens hoch, dass eigentlich damit zu rechnen war, dass diese zusammenbrechen wie ein Volgar, der gegen seinen eigenen Willen vom Himmel geschossen und in den Tod geschickt wird. Ein Volgar ist ein magisches Wesen, halb Mensch und Vogel, und ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Nun eigentlich sollten sie das sein, doch so sehr ich versucht habe, die magischen und phantastischen Anteil wohlwollend zu betrachten, so ging dies doch alles zu Laster der Liebe unter.

Das Buch wird damit beworben, so romantisch wie Selection und so spannend wie A Song of Ice and Fire zu sein. Der erste Part mag vielleicht noch zutreffen, mit Game of Thrones hat das hier jedoch wenig zu tun. Bird & Sword ist ein Roman, der so viel Potenzial bietet, es aber nicht ausschöpft. Die mittelalterliche Welt mit ihren vielen verschiedenen Wesen und Städten wird angedeutet, jedoch kaum beschrieben. Die wundervollen Einfälle Harmons, Lark mit Tieren ’sprechen‘ und generell nur über Gedanken kommunizieren zu lassen waren die Eigenschaften, die dieses Buch am meisten getragen haben. Mehr von diesen zauberhaften Ideen rund um die Wortzauber und weniger Gossip wären die Zutaten, die ich mir hier gewünscht hätte.

Der Umgang der Personen miteinander bleibt, wie auch das Beschreiben der Umgebungen, sehr oberflächlich. Sie interagieren, weil es der Plot so vorsieht und zeigen dabei kaum Persönlichkeit. Und so ist es dazu gekommen, dass mir der Ausgang von Larks Geschichte nicht sonderlich berührt hat. Weder zu ihr, noch zu ihrem Love Interest konnte ich eine besondere Beziehung aufbauen. Hätte Harmon weniger auf Klischees, sondern ihre eigenen Ideen gesetzt, hätte sie auch mich mit ihrer Geschichte abholen können. Ich bin die Protagonistinnen satt, die ja so sehr unscheinbar sind. Ebenso gehen mir die Bad Boys, die sich für ihre Angebetete ändern, auf die Nerven – selbst wenn sie Könige sind.

Wenn man noch einmal auf den Vergleich zu A Song of Ice and Fire zurück kommen mag: Bird & Sword fehlt es an den politischen Durchtriebenheiten, den feinfühligen Charakterzügen und der deutlichen Dramatik, um mit einem solchen Epos mithalten zu können. Es geht hier nicht um Kämpfe, (denn die werden mal eben so abgehandelt) oder um die Gestaltwandler (dafür haben sie zu wenig Spielraum und es gibt zu viele Logikfehler), sondern wie Protagonistin A am effektvollsten mit Objekt der Begierde B zusammenfindet.

Auch bleiben einige Fragen ungeklärt, die höchstwahrscheinlich auch nicht mehr im nachfolgenden Teil geklärt werden. Die Kombination mit den vorhersehbaren Plotelementen sowie dem Nichtaufbau von Emotionen gegenüber den Figuren haben schlussendlich dazu geführt, dass ich diesen Roman weder weiterempfehlen, geschweige denn noch einmal lesen würde. Was wirklich sehr schade ist.

Und auch wenn ich grundsätzlich keine Cover bewerte muss ich nun doch einmal ein Wort zu diesem Trend loswerden, den auch Bird & Sword befallen hat. Egal wie düster der dystopische Thriller oder wie blutig das phantastische Gemetzel ist: Die Cover vieler solcher Bücher zieren derzeit wunderhübsche Mädchen (die meist mit der Protagonistin wenig gemeinsam haben) die noch viel schönere Ballkleider tragen. Beispiele wären da Selection, Der Kuss der Lüge oder auch Glimmernächte. Das Reich der sieben Höfe von Sarah J. Maas schießt dazu noch den Vogel ab, wird die ballkleidtragende Schönheit mit Bogen in der Hand abgebildet. Sicherlich die perfekte Garderobe für den nächsten Jagdausflug. Die Originalcover der Bird & Sword Romane gefallen mir durch ihr düsteres Erscheinungsbild deutlich besser.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass ich mit den Figuren dieses Romans insoweit Spaß hatte, dass ich – aufgrund des Manuskripts – diese ständig an die Seitenränder zeichnen ‚musste‘ (und leider bin ich sehr häufig ins Zeichnen abgedriftet). Immerhin meine Freude am Zeichnen konnte mir der Roman wiederbringen.

Fazit



Wer Romantasy mag, bei der die Liebe im Vordergrund steht und sich durch einen umfangreichen Weltenbau gelangweilt fühlt, kann mit Bird & Sword nichts falsch machen.

Da hier an so vielen Stellen lediglich an der Oberfläche gekratzt wird, konnte bei mir kein Interesse geweckt werden, auch den zweiten Teil lesen zu wollen. Auch wenn dort die einzige Person, die mich wirklich überzeugen konnte, zum Protagonisten aufsteigen wird.

Eine seichte Liebesgeschichte trifft auf blasse Welten und Charaktere. Betrachtet man den Roman als Märchen, sollte er einen zufriedener stellen. Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Märchen wie Die Schöne und das Biest und Rumpelstilzchen unterstreichen dies.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Fantasie
  • Gefühl
Veröffentlicht am 27.10.2017

In Ordnung, aber nicht so gut wie ihre bisherigen Titel

Heute fängt der Himmel an
0

Meinung

Generell sind Romane, die ein ‚großes und düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit‘ beinhalten, nicht mein Fall. Sie laufen immer nach einem bestimmten Schema ab und müssen entweder ganz besonders ...

Meinung



Generell sind Romane, die ein ‚großes und düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit‘ beinhalten, nicht mein Fall. Sie laufen immer nach einem bestimmten Schema ab und müssen entweder ganz besonders ansprechend oder von einem Autor/einer Autorin verfasst worden sein, den/die ich sehr schätze. Bei Heute fängt der Himmel an war letzteres der Fall. Aus diesem Grund hatte ich das Buch auch ohne den Klappentext gelesen zu haben, im Bloggerportal von Random House angefragt. Die beiden ersten Romane von Kristin Harmel (Solange am Himmel Sterne stehen und Über uns der Himmel) haben mir seinerzeit aufgrund des gefühlvollen Stils so gut gefallen, dass ich mir vorgenommen hatte, jeden weiteren Roman von ihr ebenfalls lesen zu wollen.



Mein oben genanntes Problem mit dieser Art von Geschichten ist folgendes: In den meisten dieser Roman gibt es eine Protagonistin, die irgendwelche Briefe oder andere unerklärliche Erinnerungsstücke eines Verwandten findet und damit eine Tür zu einem bislang unbekannten Leben derjenigen Person aufstößt. In den Romanen, die ich bislang gelesen habe auf die diese Beschreibung zutrifft, hatten immer gemeinsam, dass der in – der Vergangenheit gelegene Teil – den der Gegenwart bei Weitem übertrifft. In manchen Fällen war es sogar so, dass die Figur aus der Gegenwart völlig überflüssig für die Geschichte war und lediglich als Aufhänger für den eigentlichen Plot genutzt wurde. Einzig bei Bis ans Ende der Geschichte von Jodi Picoult hatte ich das Gefühl, dass dieses Verhältnis ausgeglichen eingearbeitet worden ist. Nun habe ich Heute fängt der Himmel an beendet und kann zumindest was dies betrifft sagen, dass Harmel ein ausgewogene Geschichte geschaffen hat. Und trotzdem wusste sie mich nicht im Ganzen zu überzeugen.

Ihre bisherige Stärke, gefühlvolle Romane zu verfassen die eben nicht ins Kitschige abdriften, konnte ich hier leider nicht wiederentdecken. Die ‚tragische Liebesgeschichte‘, die ihre Erwähnung im Klappentext findet, hatte nicht die Kraft, mich so zu berühren, wie es wahrscheinlich angedacht gewesen ist. Die beiden Liebenden erschienen zu fern und ihre – wirklich wenigen – Unterhaltungen sind so schmalzig verfasst, dass ich jedes Mal froh war, wenn ein solcher Abschnitt beendet war. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Art zu sprechen eine Anlehnung an die Zeit des II. Weltkrieges ist, aber realistisch erscheint sie trotz allem nicht.



Ein roter Faden zieht sich durch den Roman und die Familie Emerson. Diese ist geprägt von Enttäuschungen und den Versuchen, diese wieder gut zu machen. Dieses Bild, dass ich komplett durch den Roman zieht und die Art, wie Harmel dies eingebaut hat, ist das Besondere an Heute fängt der Himmel an. Das Wort ‚Neuanfang‘ prägt die Geschichte zu großen Teilen und hier hätte sie mich komplett abholen können, wäre Protagonistin Emily nicht so verbohrt mit ihren Ansichten gewesen, dass es mir irgendwann schwerfiel, weiterhin mit ihr zu sympathisieren. Auch war mir die Anzahl der Schicksalsschläge, die sich hier versammelten, ab einem gewissen Punkt einfach zu viel und dadurch zu unglaubwürdig.

Fazit

Alles in Allem eine solide Liebesgeschichte/Familiensaga, die für meinen persönlichen Geschmack zu viel Schicksalsschläge und Drama beinhaltet. Meine Bewertung würde milder ausfallen, würde ich nicht die anderen Romane der Autorin kennen. Heute fängt der Himmel an ist eine Geschichte über das Verzeihen im großem Stil und wenn man nicht vor triefenden Liebesgeschichten zurückscheut, wird man mit diesem Buch sicher einige unterhaltsame Lesestunden verbringen.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Verdient "Bester Kriminalroman Schwedens 16"!

Im Traum kannst du nicht lügen
3

Daten

Titel: Im Traum kannst du nicht lügen
Originaltitel: Störst av allt
Autor: Malin Persson Giolito
Übersetzer: Thorsten Alms
Seiten: 464
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 26.10.2017
ISBN: 978-3431039931

Meinung

Wie ...

Daten



Titel: Im Traum kannst du nicht lügen
Originaltitel: Störst av allt
Autor: Malin Persson Giolito
Übersetzer: Thorsten Alms
Seiten: 464
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 26.10.2017
ISBN: 978-3431039931

Meinung



Wie kann es dazu kommen, dass zwei privilegierte und gesellschaftlich gut aufgestellte Jugendliche mit Waffen in ihre Schule stürmen, um dort mehrere Schüler aus der Klasse, sowie den Klassenlehrer zu ermorden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Roman Im Traum kannst du nicht lügen der schwedischen Autorin Malin Persson Giolito.

Dieses Buch setzt sich in einiger einzigartigen Weise mit den Gedanken, Ängsten und Emotionen einer Person – die sich wie Protagonistin Maja – in einer Ausnahmesituation wiederfindet, realistisch auseinander. Egal, wie rational sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Die Autorin geht sehr in die Tiefe und lässt keinen Raum für Schwarz-Weiß-Denken, sondern liefert eine große Anzahl an Grautönen mit denen sich der Leser zurecht finden muss.

Persson Giolito setzt sich nicht nur mit den Angehörigen der Opfer auseinander, wie in vielen ähnlichen Romanen. Sie beleuchtet das ‚Leben danach‘ und das ‚Wie konnte es soweit kommen‘ vor allem aus Sicht der vermeidlichen Täterin durch Rückblenden und Gerichtsverhandlungen und stellt den Leser damit vor ungemütliche Tatsachen. Denn, wer will sich schon dabei ertappen, plötzlich mit einer vor Gericht stehenden Person mitzufühlen und -fiebern, die wahrscheinlich Schuld an dem Tod mehrerer Personen ist? Dabei ist dies zunächst gar nicht so einfach, denn Majas Gedanken sind mitunter recht feindselig und ungemütlich. Aber sie sind ehrlich. Es geht auch gar nicht darum, eine Protagonistin zu haben, die man sofort ins Herz schließt, sondern hinter ihre Tat und ihre Psyche zu schauen.

Vor allem ist dieser Roman ein Seitenhieb an die Sensationslust der Menschen und spielt gekonnt mit dieser Neugierde und deren Nachspielen.

„Weil die Journalisten ihre Leser mit mir Ködern wollen, riecht es nach Tod, und das erregt die Hyänen nur noch mehr.“ – Seite 25

Es ist egal, wer eine Tat vollbracht hat. Es ist egal, welche Tat es gewesen ist. Und es wird am Ende auch egal sein, welche Strafe denjenigen erwarten wird. Es ist die Sensationsgier der Presse, die den ‚wütende Mob‘ entfacht und antreibt. Es geht auch nicht um das oder die Opfer und das ihnen Gerechtigkeit zukommt, sondern um die eigene soziale und vor allem moralische Überlegenheit. Persson Giolito weiß auch dies gekonnt in Szene zu setzen und in Frage zu stellen.

„Ich drehe mich immer noch nicht um, stattdessen schaue ich auf die Bank hinunter. Das werden sie auch berichten, nehme ich an. Dass ich mir die Liste der Toten und Verletzten anhörte, dass ich dieses Weinen hörte, dieses verdammte Weinen, ohne Gefühle zu zeigen. Sie lieben es, mich eiskalt zu finden. Unmenschlich.“ – Seite 44

Die Protagonistin ist eine wahre Beobachtungskünstlerin. Durch ihre Augen wird jeder Beteiligter, sei es nun die Zellenwärterin, die Staatsanwältin, ihre Eltern oder eben die ermordeten Klassenkameraden, bis ins Kleinste auseinandergenommen und analysiert. Bisweilen begibt sie sich damit auf das Niveau der Klatschblätter, wodurch die Autorin in meinen Augen perfekt den Kreislauf schließt.

Da ich den Roman vorab als Manuskript für eine Leserunde erhalten habe, konnte ich mir allerlei Notizen an die Seitenränder vermerken. Unter anderem habe ich festgehalten, dass Majas rückwirkende Erzählungen über ihre beste Freundin Amanda die beste Charakterbeschreibung einer fiktiven Person seit langem war und das vor dem Hintergrund, dass Amanda bis zu diesem Zeitpunkt nie selbst zu Wort gekommen ist. Dies trifft auch auf die weiteren, im Fokus stehenden Personen zu, was das besondere Gespür der Autorin für Personen beweist.

Der Roman ist in viele kleine Abschnitte unterteilt, die sich abwechseln und treffend ergänzen. Dadurch bekommt man als Leser das Gefühl nicht nur Teil einer, sondern direkt mehrerer Geschichten zu sein. Die Mischung aus Falltagen und Rückblenden zur Tragödie und ihr Entstehen liefern einen faszinierenden Kontrast, da sich daraus natürliche Cliffhanger ergeben.

Den Schreibstil würde ich als jugendlich, was vor allem aus der teilweise eingestreuten Umgangssprache ergibt, jedoch keineswegs einfach beschreiben. Majas Gefühlswesen weißt eine Palette von gleichgültig bis tiefverletzt auf, was sich auch auf die Art ihrer Erzählweise – hier die 1. Person – auswirkt. Persson Giolito schreibt metaphernreich, brutal ehrlich und eben doch so leicht, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

„Todesstill, die Minuten nach einem Atombomenabwurf, dachte ich.“ – Seite 72

Persson Giolito spielt mit den Gefühlen ihrer Figuren und ihrer Leser zu gleichen Teilen und scheut dabei auch nicht davor zurück, die letzteren auf falsche Fährten zu führen. Vieles, das zuvor Fragen aufgeworfen hat wird bei einem zweiten Blick auf diese Abschnitte (ich bin für diese Rezension das Manuskript ein zweites Mal durchgegangen) klarer und es ergeben sogenannte ‚Aha-Momente‘. Ich denke dass es sich aus diesem Grund lohnt, diesen Roman noch ein weiteres Mal zu lesen.

Fazit



Es hat mir eine wahre Freude bereitet, Teil dieser Leserunde sein zu dürfen, denn ohne sie wäre dieser außergewöhnliche Roman sicher an mir vorbei gegangen. Es ist für mich völlig nachvollziehbar, dass Malin Persson Giolito für dieses Werk einen Preis erhalten hat und ich hoffe sehr darauf, in Zukunft mehr von ihr lesen zu können.

Der Roman ist politisch aktuell und befasst sich sowohl mit dem lasterhaften Leben reicher Jugendlicher, als auch mit dem Auseinandersetzen einer Tragödie fernab der Berichterstattung von Tages- und Boulevardpresse.

Im Traum kannst du nicht lügen ist meine Empfehlung für Liebhaber von thrillerartigen Romanen, die in die Tiefe gehen und ihre Charaktere bis ins kleinste Durchleuchten. Auch wenn viele Erzählstränge aufeinander treffen kommt es an keiner Stelle zu Längen. Ich habe seit Langem keinen, mit einer solchen Thematik versehenen Roman gelesen, der mich in dieser Art und Weise fesseln konnte.

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