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Veröffentlicht am 23.10.2017

Eingeschränkte Leseempfehlung

Immer diese Herzscheiße
1

Meinung

Immer diese Herzscheiße ist mein erstes Buch der Autorin, wobei mir erst nach Übersenden des Romans aufgefallen war, dass ich ein weiteres Buch von ihr – Wir waren hier – auf dem Stapel ungelesener ...

Meinung



Immer diese Herzscheiße ist mein erstes Buch der Autorin, wobei mir erst nach Übersenden des Romans aufgefallen war, dass ich ein weiteres Buch von ihr – Wir waren hier – auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen habe.

Bei richtig guten Büchern werden meine Bewertungen recht kurz. Richtig schlechte Geschichten führen zu überlangen Rezensionen. Und dann sind da noch diese Bücher, die ich nicht so recht einzuschätzen weiß und deren Beurteilung zu einer größeren Herausforderung wird. Zu eben jeden Büchern gehört auch Immer diese Herzscheiße.

Warum gestaltet sich das Verfassen der Rezension aber nun so schwierig für mich und warum hätte ich es, wäre es nicht eben ein Rezensionsexemplar gewesen, nach dem ersten Abschnitt am liebsten abgebrochen? Es liegt am von Rademacher gewählten Stil. Dieser ist gleichzeitig Höhepunkt und Todesurteil.

Ich habe es selten erlebt, dass sich eine Autorin so gut in in die Denkweise und das Gefühlsleben einer ‚problematischen‘ Fünfzehnjährigen hineinversetzen kann, wie in diesem Roman. Protagonistin Sarah wirkt dadurch wahnsinnig authentisch und ich sehe da viel, was mir selbst bzw. besonders meiner Schwester in dem Alter durch den Kopf gegangen ist. Romane dieser Art (Schwierige Jugendliche, problematisches Umfeld, keine Perspektiven) werden oft aus einer harten, jedoch gefühlsfernen Sicht geschildert. Man hat den Einblick in die Gedanken der umliegenden Personen und nimmt deren Sichtweisen an. Man findet es falsch, dass dieser Jugendliche so sehr abdriftet und dass man weiß, ‚aus dem wird nichts‘.

In dem Fall von Immer diese Herzscheiße erzählt Sarah die Geschichte aus ihrer Sicht und sieht natürlich nichts Verwerfliches darin, die Schule abzubrechen und eine ‚Hartz IV Karriere‘ zu starten. Wieso sollte es auch anders sein? Zerrüttete Familienverhältnisse, Freunde mit Vorstrafen und ein Umfeld, welches fast nur aus Arbeitslosen besteht. Sarah kennt es nicht anders und da kann in ihren Augen auch ein überengagierter Deutschlehrer erst einmal nichts daran ändern. Im weiteren Verlauf schildert der Roman mögliche Perspektiven, auf die ich natürlich hier nicht weiter eingehen werde.

„[…] jeder kann ja eigentlich alles sein. Nur bei uns im Viertel eben nicht.“ – Seite 89

Interessant ist die Geschichte allemal und wie bereits geschildert ist der Autorin das Erschaffen ihrer Protagonistin wahrlich gelungen. Allerdings stößt es mir immer noch auf, dass sich Sarahs Art zu sprechen im kompletten Text wiederfindet. Durch die Erzählweise in der 1. Person muss man sich als Leser durch 320 Seiten Umgangssprache durcharbeiten und dabei versuchen, nicht daran zu verzweifeln. Um das Authentische noch zu unterstreichen, dürfen Rechtschreibfehler nicht fehlen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass dieses Buch eine ganz andere Zielgruppe als mich anspricht und gerade meine Texte sind, trotz mehrmaligem Durchlesen, sicher nie gänzlich fehlerfrei. Jedoch kann – und sollte – ich von einem Jugendbuch das Zwölf- bis Fünfzehnjährige anspricht einen Text erwarten können, der sich eben nicht einem ‚Schreiben nach Gehör‘ beugt.

„Ach, das ist ja wie in der Toskana mit den Züpressen!“ – Seite 37

Ein Roman der Autorin für ‚ältere Leser‘ würde mich sehr reizen, denn zwischen all den jugendlichen Ergüssen stecken hier und da wundervolle kleine Zeilen, die fast schon poetisch anmuten. Und auch hier bin ich mir sicher, wäre der Roman in einer etwas anderen Art verfasst worden, hätte er mir sicher sehr gut gefallen können.

„Es kommt eben nicht auf die Menge der Zeit an, sondern auf die Art, wie wir zusammen sind.“ – Seite 233

Ich weiß, eine Grenze zu ziehen ist wirklich schwierig. Ein Buch wie dieses steht jenen gegenüber, die Jugendliche aufweisen, die wie Fünfunddreißigjähre klingen und auch sonst deren Hobbys und Musikgeschmäcker aufweisen. Den Punkt genau in der Mitte zu treffen, damit ich zu 100 % begeistert bin, ist aber nicht die Aufgabe der Autoren. Ein Buch, dass Jugendliche abholt und sie zum Lesen animiert, kann nie verkehrt sein. Da hilft auch mein Einwand während der Leserunde ‚Auch als ich in Sarahs Alter war, habe ich Bücher in so einem Stil schon nicht leiden können‘ nichts. Ich könnte wirklich damit Leben, hätte man auf die absichtlichen Fehler verzichtet.

Fazit



Wem ein authentischer jugendlicher Schreibstil nicht abschreckt, sollte mit Sicherheit das Experiment Immer diese Herzscheiße wagen. Inhaltlich bringt der Roman sein behandelndes Thema treffend auf den Punkt. Aus alten Mustern auszubrechen, sich gegen vermeintliche Freunde stellen und neue Wege einzuschlagen kann beängstigend sein und es gibt sicher genug, die sich hier wiedererkennen werden. Auch wenn ich mich die Art, wie der Roman verfasst wurde, im weiteren Verlauf weniger störte wie noch zu Beginn, empfand ich das Lesen dadurch trotzdem sehr anstrengend. Von daher gibt es heute nur eine Leseempfehlung Auf eigene Gefahr.

Veröffentlicht am 06.10.2017

Ohne Wenn und Abfall

Ohne Wenn und Abfall
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Ohne wenn und Abfall wurde mir freundlicherweise von Kiepenheuer & Witsch zum Rezensieren angeboten. Milena Glimbovksi hatte bereits zu ihrem Buch einen Vortrag auf der LitBlog Convention im Mai 2017 ...


Ohne wenn und Abfall wurde mir freundlicherweise von Kiepenheuer & Witsch zum Rezensieren angeboten. Milena Glimbovksi hatte bereits zu ihrem Buch einen Vortrag auf der LitBlog Convention im Mai 2017 in Köln gehalten, an der ich ebenfalls teilgenommen habe. Ihren Vortrag selbst konnte ich mir allerdings nicht ansehen. Umso gespannter war ich nun auf ihr Sachbuch, denn mir ihrem Lebensweg stellt sie ein Konzept vor, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen, wenn wir unseren Nachfahren unseren Planenten nicht als Müllhalde zurück lassen wollen.

Meinung



Der erste Abschnitt befasst sich mit der Unternehmensgründung von Glimbovskis Laden Original Unverpackt bis hin zur Entstehung einer Genossenschaft von verpackungsfreien Supermärkten und beinhaltet direkt erst einmal keinen größeren Mehrwert. Sieht man ihn als Einleitung und interessiert man sich für die Entstehung eines Unternehmens via Crowdfounding ist dies sicher ein interessanter Abschnitt. Ich habe ihn gelesen, für die den Rest des Buchs macht es jedoch keinen Unterschied, wenn man diesen Abschnitt überspringen möchte.

Weitere Abschnitte, wie etwa der über Minimalismus und die Kritik an der mit ihm einhergehenden Modeerscheinung, haben mit der soeben angesprochenen Einleitung eines gemeinsam: Sie enthalten sehr viel Einblicke in Milenas Privatleben und ihre Vergangenheit. Kein Kritikpunkt meinerseits, für mich jedoch überflüssig, da ich in solchen Bücher keinen Wert auf solche Details lege. So gehen teilweise auch wichtige Informationen, wie zum Beispiel die richtige Trennung von Papier, in Geschichten unter. In einem Abschnitt etwa, in dem sie von ihrer gemeinsamen Präsentation mit Lauren Singer – die in den Staaten mit ihrem Blog Trash is for Tossers bekannt ist – spricht, wird zwar darauf eingegangen, was es zu trinken gab und das dringend ein Adapter für das Macbook gesucht wurde. Die Fragen jedoch, die vom Publikum an Singer gestellt wurden und (noch wichtiger) ihre Antworten, wurden nur in einem Nebensatz erwähnt.

„Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Im Gegenteil. Weniger ist mehr.“ – Seite 67

Dass dem Minimalismus ein eigener Abschnitt gewidmet wurde ist sicher für Einsteiger in diese Themen gut geeignet. Es wird dabei jedoch nur kurz angerissen und und die Grundzüge erklärt. Der Gedanke dahinter ist einfach: Umso weniger man sich anschafft und konsumiert, umso weniger beteiligt man sich selbst am Herstellungskreislauf. Die Tipps zum Ausmisten und generell diesen Abschnitt hätte ich jedoch weiter nach hinten verlagert. Der eigentliche Inhalt des Buchs beginnt daher erst nach den Kapiteln Unternehmensgründung und Minimalismus auf Seite 83 (und da auch erst nur einleitend). Ausmisten ist befreiend und gehört mit Sicherheit zum Gesamtkonzept dazu. Jedoch erwarte ich bei einem Buch das mir helfen soll weniger Müll zu produzieren auch ein geballte Informationspaket – und dies nicht erst zur Hälfte des Buchs hin.

Positiv anzumerken ist, dass sich Glimbovski den Beginn der Zero Waste Bewegung nicht sich selbst zuschreibt, sondern auf die für diese Welle verantwortliche Bea Johnson verweist und deren Konzept näher erläutert.

Für alle im Buch genannten Fakten, wie etwa der Aufwand Schrott zu recyceln, hätte ich mir gerne Quellen gewünscht. Es werden in Ohne Wenn und Abfall viele Fakten und Tatsachen benannt, ohne aber weitergehend aufgeführt worden zu sein. Hier ist es an mir, dem Leser, selbst zu recherchieren. Dies kann natürlich helfen, sich weiter mit der Materie zu beschäftigen, jedoch erwarte ich bei einem solchen Ratgeber, dass solche Fußnoten bereits vorhanden sind. Die Autorin selbst weist darauf hin, dass sie zu einigen der Thematiken selbst nicht bewandert ist und gerade deswegen fehlen mir hier einfach diese Angaben.

„Ich bin keine Chemikerin, keine Naturwissenschaftlerin, keine Erdölraffineriebetreiberin. Ich habe von wenigen Dingen weniger Ahnung als davon, wie Erdöl gewonnen wird und wie daraus am Ende des Tages Plastik entsteht. Ich weiß aber, dass Erdölraffinerien die Natur und Lebensräume um sie herum zerstören, ich weiß, dass Erdöl endlich ist und in den nächsten Jahrzehnten aufgebraucht sein wird.“ – Seite 103

Auf Seite 123 von 288 kamen tatsächlich erst Lebensmittel und das Einkaufen auf den Punkt. Wie bereits geschrieben, hätte ich mir diesen Teil mit den praktischen Tipps schon weiter vorn im Buch gewünscht, um nicht den Anschluss zu verlieren. Ratgeber, die erst so spät zum eigentlichen Punkt kommen, gefallen mir in der Regel leider nicht so gut und werden, nach dem ersten Blick hinein, dann auch meist nicht von mir gekauft. Besonders schade ist dies bei einem Buch wie diesem mit einem so wichtigen Thema. In den Kapiteln über Küche und Einkaufen waren die für mich persönlich interessantesten Themen aufgeführt, die mir noch einige gute Tipps mit auf den Weg geben konnten und auch die Rezepte sind einfach und gut erklärt.

Am Ende des Buchs befindet sich noch eine Liste, mit allen bereits eröffneten verpackungsfreien Supermärkten.

Fazit



Insgesamt ist das Buch ein guter Einblick in ein so verpackungs- und plastikfreies Leben, wie möglich. Durch die Gründung ihres Unternehmens, hat Glimbovski einen wichtigen Schritt in eine umweltschonende Einkaufsmöglichkeit geschaffen und ihr Erfolg damit, denn das Konzept hat viele Nachahmer gefunden, ist beeindruckend. Wir stehen alle in der Verantwortung gegenüber unserer Umwelt, unserem Planeten und all seinen Bewohnern. Dies war mir allerdings auch schon ohne diese Lektüre bewusst. Für alle, die sich noch überhaupt nicht mit diesem Thema auseinander gesetzt haben, ist dieses Buch daher sicher eine erste Hilfestellung.

Für mich persönlich konnte ich einige gute Tipps aus Ohne Wenn und Abfall ziehen und werde auch in Zukunft mehr darauf achten, wieder nachhaltiger mit Verpackung und Konsum umzugehen. Denn als Erinnerung und Mahnung daran ist dieses Buch auf jeden Fall gut geeignet. Als den Ratgeber für mich persönlich betrachte ich es nicht, da mir die Struktur des Aufbaus nicht zugesagt hat. Alle wichtigen Stellen, die vielleicht aufgrund von Erzählungen untergehen musste ich mir markieren, um sie schneller wieder zu finden. Die Anschaffung des ebooks eignet sich hier eindeutig. Bücher zu diesem Thema gibt es in Hülle und Fülle. Ob sich Ohne Wenn und Abfall davon abheben wird, bleibt abzuwarten.

Veröffentlicht am 06.10.2017

The Romantics

The Romantics, oder wie Gael das mit der Liebe lernte
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Meinung

Bei diesem Roman hatte ich wie so oft lediglich die Kurzbeschreibung gelesen. Teilweise lasse ich auch nur Titel, Genre und Cover über den Kauf des Buchs entscheiden, da Inhaltsangaben neuerdings ...

Meinung



Bei diesem Roman hatte ich wie so oft lediglich die Kurzbeschreibung gelesen. Teilweise lasse ich auch nur Titel, Genre und Cover über den Kauf des Buchs entscheiden, da Inhaltsangaben neuerdings häufig viel zu viel im Voraus verraten. In einem Fall wie diesen wäre ein Blick in die ausführliche Inhaltsangabe sicher ratsam gewesen, denn sie gibt doch einen guten Einblick in das, was einen bei The Romantics erwartet.

Erzählerisch weiß der Roman nicht, wo er genau hinmöchte. Der Wechsel zwischen nüchterner und doch schöner Erzählung und den eigenen, umgangssprachlichen Worten der Liebe, lässt ihn unstrukturiert erscheinen.
Es bedarf 130 Seiten, bis die die eigentliche Geschichte beginnt und in Schwung kommt. Jedes Kapitel zuvor endet mit mehr oder weniger identischen Worten der Liebe, dass dies eigentlich nicht der Plan gewesen ist, den sie für Gael vorgesehen habe.

Insgesamt bin ich schnell durch das Buch durch gewesen, was jedoch vielmehr daran lag, dass ich es endlich beenden und zu einem anderen übergehen wollte. Der Handlung, so interessant die Idee auch war, fehlt es an Spannung und es ist bereits in einem frühen Stadium absehbar, welche Richtung später eingeschlagen wird.

Gael ist mir als Protagonist nicht all zu positiv in Erinnerung geblieben. Für den typischen Außenseiter, den er darstellen soll, erscheint er in den unpassensten Situationen zu tough. Seine Weltanschauung ließ bei mir ein Gefühl von Ablehnung und Desinteresse zurück. Wer Ted Mosby aus How I met your mother nicht mochte, wird auch kein Freund von Gael Brennan werden. Überhaupt liest sich der Roman, als ob er unbedingt eine filmische Adaption bekommen möchte, was dem eigentlichen Inhalt nicht gut bekommen ist.

Der eigentliche Aufhänger, die Liebe und wie sie handelt, wirkte über weite Strecken Fehl am Platz. Der Roman bietet viel Potenzial in Richtung Charakterentwicklung und die Einmischung der erzählenden Liebe stört diesen Erzählfluss. Würde man das Lesen lediglich auf die letzten Absätze eines jeden Kapitels beschränken, wäre man trotzdem komplett im Bilde. Eine Entdeckung meinerseits, die mich doch ein wenig erschreckt hat.

Die Kapitelüberschriften sind in einem hübschen Kalligraphiefont verfasst, der sich allerdings leider nicht auf dem Cover wiederfindet. Auf diesem befinden sich bereits drei verschiedene Schriftarten. In der Kombination mit den Überschriften der Kapitel wirkt dies leider sehr unruhig.

Fazit



Als reiner Coming of Age Roman wäre The Romantics trotz unsympathischem Protagonisten eine kurzweilige Unterhaltung gewesen. Aufgrund des Gefühls, eine reine Filmvorlage gelesen zu haben, konnte ein Eintauchen in das Geschehen kaum stattfinden. Die eigentliche Idee, den Roman aus Sicht der Liebe erzählen zu lassen gefällt mir immer noch gut, die Umsetzung ist in meinen Augen jedoch nicht gelungen.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Möge der Mops mit dir sein

Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen
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Meinung

Ein wichtiges Detail in diesem ersten Band der Lennart Malmkvist Reihe ist der langsame Aufbau der Geschichte nebst Einführung der wichtigsten Figuren. Mag dieses Detail dem ein oder anderen Leser ...

Meinung



Ein wichtiges Detail in diesem ersten Band der Lennart Malmkvist Reihe ist der langsame Aufbau der Geschichte nebst Einführung der wichtigsten Figuren. Mag dieses Detail dem ein oder anderen Leser als Makel vorkommen, bevorzuge ich doch meist das stetige Heranführung an die eigentliche Story. So erfährt man in den ersten beiden Drittel doch einiges über den – bisweilen eigenartigen – Protagonistin Lennart sowie seine illustren Mitstreiter, wie etwa die nahezu ohne Unterbrechung kochende Nachbarin Maria.

Lennart selbst läuft während des kompletten Handlungsverlauf ein Entwicklung durch, ohne jedoch gänzlich aus seiner Rolle zu fallen. Mit seinen Macken und seiner leicht überheblichen Art ist er nicht der klassische Held, dem man in einem solchen Roman erwarten würde und doch hat er es geschafft, dass ich mich mit letztendlich dennoch identifizieren konnte.

Der größte Sympathieträger des Romans ist unzweifelhaft der kleine, sabbernde und vor sich hinröchelnde Mops Bölthorn. Bölthorn ist altnordisch und bedeutet so viel wie „Dorn des Verderbens“. Ein wundervoller Name für ein solch zerknautsches Geschöpf, nicht wahr? Was sich genau dahinter verbirgt, sollte jeder Leser allerdings selbst herausfinden.

Über einige der Figuren hätte ich gerne bereits in diesem Teil mehr erfahren, da sie für meinen Geschmack ein wenig zu kurz gekommen sind. Allerdings bin ich guter Dinge, dass sich dies im zweiten Teil ändern wird.

Einer der Punkte, der mich am meisten gestört hat, war die leichte Oberflächlichkeit bzw. die Klischees, mit denen – besonders die weiblichen – Figuren bedacht worden sind. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier mehr hineinlese, als tatsächlich vorhanden, allerdings hätte ich mir doch ein wenig mehr Ausgeglichenheit zwischen den Charakterstärken und -schwächen der weiblichen und männlichen Figuren gewünscht.

Ich kam nicht umhin, Parallelen zu Harry Potter zu ziehen. Der eine und auserwählte „Zauberschüler“ – unabhängig davon, wie alt er nun ist – der sein bisherigen Leben lang nichts von seinen Fähigkeiten geahnt hat und nun gegen den einen bösen Zauberer antreten muss. Nun, dieses Thema ist wahrscheinlich kein neues, allerdings empfinde ich es bis jetzt gut umgesetzt und hoffe, dass sich einige Fragen, die sich doch bei mir angesammelt haben, im Verlaufe des nächsten Bandes (der nächsten Bände?) klären werden. Um ein konkretes Beispiel zu nennen, ohne zu viel vorweg zu nehmen: In Bezug auf Fantasyromane bin ich nun doch recht verwöhnt, was die Motive und überhaupt die Daseinsberechtigung „des Bösen“ belangt. Das klassische Spiel „good vs. evil“ ohne tiefergehende Begründung der Motive „des oder der Bösen“ mag zweifelsohne ebenso unterhalten, mir fehlt dann allerdings etwas.

Man merkt dem Autor seine Zeit in Schweden deutlich an. Durch bildhafte, nicht überladene Beschreibungen entstanden Göteburg und mit ihm der Zauber- und Scherzartikelladen vor meinem geistigen Auge. Simons Schreibstil würde ich ansonsten als schnörkellos und teilweise auch brachial beschreiben, hält man sich die Figurenbeschreibungen erneut vor Augen. Der Humor kommt nicht zu kurz, sondern wurde gekonnt und auf die Situation passend dosiert eingesetzt.

Fazit



Bei diesem mopstatischen Roman handelt es sich um eine bunte Mischung aus schwedischem Krimi und komödiantischen Fantasyabenteuer. Wer einem, in die Geschichte einführenden, ersten Teil nicht abgeneigt ist und gerne Romane im Stil derer von Christopher Moore oder A. Lee Martinez liest, dem lege ich Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen gerne ans Herz. Trotz einiger, kleinerer, Schwächen konnte mich der Roman sehr gut unterhalten, weswegen ich mir auch den zweiten Teil anschaffen werde. In diesem Sinne:

Möge der Mops mit dir sein!

Veröffentlicht am 29.09.2017

Nanoka no Kare 1

Ein Freund für Nanoka - Nanokanokare 01
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Einleitung

„Nanoka no Kare“ ist ein Manga, um den ich schon länger meine Kreise gezogen habe. Besonders die Cover hatten mich angesprochen, da sie alle sehr schlicht, jedoch farbenfroh gestaltet wurden. ...

Einleitung



„Nanoka no Kare“ ist ein Manga, um den ich schon länger meine Kreise gezogen habe. Besonders die Cover hatten mich angesprochen, da sie alle sehr schlicht, jedoch farbenfroh gestaltet wurden. Einzig der Titel schreckte mich ein wenig ab. Das drängende Bedürfnis, umbedingt einen festen Freund haben zu müssen, schreckt mich nicht nur in Geschichten aus Fernost ab. Danke eines Gutscheinrestbetrages, durfte Band 1 dann endlich doch Einzug in mein völlig überfülltes Mangaregal einhalten. Sollte mir die Geschichte auch weiterhin zusagen, wird es eine Abschlussbesprechung zur kompletten Reihe geben.

Story



Überraschenderweise hat mir die Geschichte von Nanoka Ayase wirklich gut gefallen. Auch wenn klassische Elemente des Shojo* Mangas enthalten sind, stechen besonders die Gedanken der Figuren hervor. Der Fokus liegt daher nicht umbedingt auf Konversationen oder witziger Situationskomik, sondern auf den Gedankengängen der Protagonistin, die sehr gefühlvoll beschrieben werden. „Nanoka no Kare“ überrascht mit Tiefgang und Einfühlungsvermögen und hebt sich dadurch deutlich von anderen Geschichten aus dem Genre Shojo ab.

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, war meine größte Sorge, dass Nanoka als naives Mädchen dargestellt wird, die um jeden Preis einen Freund finden möchte. Tatsächlich ist dies in ihrem Freundeskreis das Thema überhaupt, doch sie selbst steht einer Beziehung eher zurückhaltend entgegen.

Ich mochte besonders ihre impulsiven Ausbrüche, da unter der Oberfläche mehr, als die zurückhaltende Persönlichkeit, die sie ihren Freunden zur Schau stellt, verborgen ist. Wie man es von anderen Manga kennt, werden auch Figuren, die man anfangs nicht wirklich mochte, im weiteren Verlauf zu Sidekicks, die man letztendlich doch ins Herz schließen kann. In welcher Art auch immer.

In Bezug auf Romane lese ich ungern Bücher, die von zwei Autoren zusammen geschrieben wurden. Zu oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass man die unterschiedlichen Stile herausliest und dadurch der Lesefluss erheblich beeinträchtigt wird. Bei Manga ist mir dies so noch nie passiert und die Zusammenarbeit von mehreren Mangaka gehört dort auch eher zur Regel. In manchen Fällen werden die Zeichnungen von dem einem, die Story und Texte von dem anderen übernommen. Viele Mangaka arbeiten auch mit Assistenten, die sich um Hintergründe oder Rasterfolien kümmern. Im Fall von „Nanoka no Kare“ stammen sowohl Zeichnungen, als auch Texte von beiden Mangaka. Für die Geschichte selbst ist dieses Detail jedoch nicht von Belang, da sie als Ganzes wirkt und ohne störende Stilwechsel auskommt.

Der erste Teil endet mit einem fiesen Cliffhanger, der bereits ein weiteres, typisches Element des Shojo ankündigt, den ich aber aufgrund der Spoilergefahr nicht weiter benennen möchte. Auch wenn ich Geschichten mit solchen Handlungssträngen eigentlich nicht mehr sehen kann, wurde ich von „Nanoka no Kare“ dann doch so angesprochen, dass ich mir direkt im Anschluss an diesen Teil, die Bände 2 und 3 gekauft habe.

Zeichnungen



Die Zeichnungen wirken klar und sind einfach gehalten. Die Linien sind nicht all zu dünn, jedoch nicht aufdringlich. Helle Töne bestimmen die Geschichte und sorgen für einen freundlichen Eindruck. Der Fokus liegt eindeutig auf den Figuren. Es gibt keine Ablenkungen durch übertriebenes Detailreichtum.

Ganz zu Anfang war etwas in den Gesichtern der Charaktere, was ich zwar nicht benennen konnte, mich jedoch leicht gestört hat. Ayase-san, die Protagonistin, wurde sehr einfach gestaltet und wird dadurch recht austauschbar. Ihr Aussehen ist im Bereich des Shojo gerade sehr beliebt. Verständlich, da ihre Panels dadurch schneller gezeichnet werden können. Dadurch fehlt ihr dann leider aber auch das Alleinstellungsmerkmal. Nebenfiguren, wie ihre beiden Klassenkameradinnen, wurde hingegen ein unverwechselbares Äußeres geschenkt. Mit der Zeit verging jedoch dieser erste Eindruck und die kleinen Feinheiten stachen immer mehr hervor. Besonders Gesichter im Profil sind sehr gelungen. Dass beide Mangaka für die Zeichnungen verantwortlich sind, merkt man weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick.

Die Rapsblüten, die jedes Cover zieren, beziehen sich auf Nanokas Namen. Die Blüten werden im Japanischen „Nanohana“ genannt. (菜の花 in Kanji; なのはな in Hiragana).

Farbige Innenseiten sind nicht vorhanden, dafür liegt – zumindest der ersten Auflage – eine Shojocard zum Sammeln bei.

Fazit



Die Handlung mag auf den ersten Blick nicht unbedingt revolutionär wirken und an mancher Stelle auch vorhersehbar sein. Doch „Nanoka no Kare“ punktet durch eine Tiefe, die ich so nicht erwartet hätte. Ich empfehle den ersten Band allen Shojofans, die Charaktere mögen, die sich weiterentwickeln und auch einmal aus der Reihe tanzen.