Profilbild von KittyCatina

KittyCatina

Lesejury Star
offline

KittyCatina ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit KittyCatina über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2018

emotionales Highlight

All In - Tausend Augenblicke
2

Kacey, Gitarristin der aufstrebenden Band „Rapid Confession“, zelebriert ihr Rockerleben mit überschwänglichen Partys und einer Menge Alkohol. Doch diese Eskapaden täuscht nur über ihre Einsamkeit und ...

Kacey, Gitarristin der aufstrebenden Band „Rapid Confession“, zelebriert ihr Rockerleben mit überschwänglichen Partys und einer Menge Alkohol. Doch diese Eskapaden täuscht nur über ihre Einsamkeit und den Wunsch geliebt zu werden hinweg. Als sie nach einer katastrophalen Nacht ausgerechnet auf der Couch ihres Chauffeurs aufwacht, ändert sich ihr Leben jedoch grundsätzlich, denn Jonah gibt ihr die Chance, zur Ruhe zu kommen und über ihr Leben nachzudenken.

Ein riesengroßes Dankeschön geht an den LYX Verlag, dass er mir dieses Buch für die Teilnahme an einer Leserunde auf Lesejury zur Verfügung gestellt hat. Es hat mich wirklich sehr gefreut, wieder dabei sein zu dürfen und das Buch hat mich buchstäblich aus den Socken gehauen.

Dieser Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Kacey und Jonah erzählt, wodurch man einen sehr guten Einblick auf die Gefühle der beiden bekommt und sich sehr gut in sie hineinfühlen kann. Dabei hat Emma Scott einen sehr angenehmen, leichten Schreibstil, der dennoch sehr tiefgründig und poetisch daher kommt. So war es nicht schwer, den Roman förmlich zu verschlingen. Was natürlich auch an der super schönen, aber auch sehr tiefgründigen und emotionalen Handlung des Buches liegt.

Schon von der ersten Seite an war ich mitten im Geschehen, weil man direkt in die Geschichte hinein geschmissen wird. Dabei lernt man im Prolog gleich als erstes Jonah kennen und wird sofort mit seiner sehr schweren Krankheit, die im Verlaufe der Story eine sehr große Rolle spielt, konfrontiert. Und auch Kacey lernt man ziemlich schnell kennen und bekommt ohne jede Beschönigung ihre Gefühlslage vorgesetzt. Und so geht es dann auch ganz schnell extrem emotional zur Sache, denn sowohl Kacey als auch Jonah hatten, beziehungsweise haben, kein einfaches Leben. Dazu hat dieser Roman von Anfang an eine sehr melancholische Grundstimmung, die sich zum Ende hin beinahe ins Unerträgliche steigert. Dennoch musste ich einfach weiter lesen und hätte ich auf Grund der Leserunde keine Pausen machen müssen, hätte ich die Geschichte wohl in kürzester Zeit durchgesuchtet. Einerseits fürchtet man sich vor dem, was noch geschehen könnte, andererseits will man unbedingt erfahren, wie die Geschichte ausgeht, wobei die Handlung oft zutiefst tiefgründig ist und mit der Zeit immer romantischer wird. Bis es dann zum großen Finale kommt, welches gleichzeitig extrem traurig und schockierend, aber auch vorhersehbar ist.

Was die Charaktere angeht, so fand ich sie alle sehr gut und nachvollziehbar geschrieben. Sowohl Kacey als auch Jonah sind sehr tragische Personen, die, wie schon erwähnt, viel in ihrem Leben ertragen mussten und dieses Mal nicht die typischen Probleme anderer New Adult Protagonisten haben, sondern viel tiefere. Kacey ist eine gebrochene junge Frau, die sich mit Alkohol und Partys betäubt und durch Jonah wieder lernt, klarer zu sehen. Wohingegen Jonah sehr bodenständig ist, beinahe spießig. Aber das alles hat einen Grund. Letztendlich muss ich sagen, dass mir gerade diese gegensätzlichen Rollen sehr gut gefallen haben, weil sie mal etwas Neues sind.

Abschließend kann ich nur sagen, dass mich dieser Roman zum Nachdenken gebracht hat, zum Lachen und zum Weinen und dabei absolut in seinen Bann gezogen. Ich bin mir ganz sicher, dass er ein Jahreshighlight werden wird, denn ich habe selten ein so gutes New Adult Buch gelesen und ich bin mir sicher, dass man Emma Scott schon ganz bald in einer Reihe mit Größen wie Brittainy C. Cherry hören wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.10.2018

spannendes Mittelalterspektakel

Saeculum
0

Als sich Bastian mit seiner Freundin und ihrer Rollenspielgruppe aufmacht, um fünf Tage weitab der Zivilisation ins Mittelalter abzutauchen, weiß er noch nicht, was auf ihn zukommt. Denn kaum auf der Lichtung ...

Als sich Bastian mit seiner Freundin und ihrer Rollenspielgruppe aufmacht, um fünf Tage weitab der Zivilisation ins Mittelalter abzutauchen, weiß er noch nicht, was auf ihn zukommt. Denn kaum auf der Lichtung tief in einem abgelegenen Wald angekommen, geschehen mysteriöse Dinge. Liegt es an dem Fluch, der angeblich auf der Gegend ruht oder steckt etwas ganz anderes dahinter. Bald schon wird es extrem gefährlich und ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Vor langer Zeit hatte ich bereits „Erebos“ von Ursula Poznanski gelesen und war begeistert. Nun habe ich auch dieses Buch endlich gelesen und muss sagen, dass mich auch „Saeculum“ durchaus überzeugen konnte, wenn es auch Kleinigkeiten gab, die mich gestört haben.

Aber erst einmal zum Schreibstil. Dieser hat mir sehr gut gefallen, denn er war passend zum Genre und empfohlenen Lesealter einfach gehalten und schnell zu lesen. So war auch die Sprache die meiste Zeit ziemlich jugendlich, wenn bedingt durch das Thema nicht gerade mittelalterlich gesprochen wurde.

Um in die Handlung hinein zu finden, brauchte ich erst einmal ein paar Seiten, da mir das Thema in Buchform komplett neu war. Daher fand ich es auch gut, dass man nicht gleich ins Geschehen geworfen wird, sondern in den ersten Kapiteln einen Überblick über Live-Rollenspiele bekommt und in die Welt des Mittelalterspektakels eingeführt wird. Als es dann Richtung Wald und Schauplatz der Convention geht, wie dieses Event genannt wird, wird es immer spannender. Trotzdem muss ich sagen, dass die Spannungskurve dann doch immer mal wieder abbricht, weil meiner Meinung nach zu viele Diskussionen aufkamen und teilweise in die Länge gezogen wurden. Dennoch konnte mich die Geschichte absolut in ihren Bann ziehen und ich wurde sehr gut unterhalten. Auch das Ende hat mir gut gefallen und die Wendungen, die geschickt dazu geführt haben. Bis zum Schluss hatte ich zwar immer wieder Vermutungen, was hinter den ganzen Geschehnissen steckt, wurde dann aber doch noch überrascht.

Was die Charaktere angeht, so fand ich sie alle sehr gut geschrieben. Mit dem Protagonisten Bastian bin ich zwar bis zum Ende nicht richtig warm geworden, aber er war mir auch nicht unsympathisch. Anders ging es mir da bei Sandra. Sie mochte ich nicht, was wohl auch an ihrer Rolle im Buch lag. Was mir jedenfalls aufgefallen ist, ist dass man die Charaktere in diesem Buch nie so richtig einschätzen kann und damit jeder hinter den geheimnisvollen Vorkommnissen stecken konnte. Allerdings fand ich, dass einige der Jugendlichen wirklich dumm gehandelt haben. Selbst, wenn es die Handlung bewirkte, so war gerade eine Entscheidung, die getroffen wurde, einfach nur bescheuert und hat mich total genervt.

Alles in Allem ist dieses Buch aber trotzdem absolut lesenswert und wie schon erwähnt, die meiste Zeit wirklich spannend. Gerade das Thema Mittelalter-Live-Rollenspiel fand ich sehr interessant und wie die Geschichte darum aufgebaut wurde. Meiner Meinung nach ist Ursula Poznanski auch mit diesem Buch ein richtig guter Jugendthriller gelungen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Mehr Psycho als Thriller

ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt
0

Zehn Jahre ist es her, dass Laine Moreno nach jahrelanger Gefangenschaft und Missbrauch, hochschwanger vor ihrem Entführer flüchten kann. Sie selbst war noch ein Kind und ihre Tochter wurde zur Adoption ...

Zehn Jahre ist es her, dass Laine Moreno nach jahrelanger Gefangenschaft und Missbrauch, hochschwanger vor ihrem Entführer flüchten kann. Sie selbst war noch ein Kind und ihre Tochter wurde zur Adoption freigegeben. Inzwischen versucht sie ein mehr oder weniger normales Leben zu führen, als plötzlich wieder ein kleines Mädchen verschwindet und Laine wird auf brutale Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Nachdem ich das erste Mal die Beschreibung zu diesem Buch gelesen habe, musste ich es unbedingt haben, weil sie so spannend klang. Nun habe ich es endlich zur Hand genommen und war eher mittelmäßig begeistert.

Der Schreibstil der Autorin ist wirklich gut. Ich kam super durch die Geschichte und die Seiten flogen nur so vor sich hin. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Laine erzählt, wodurch man sich gut in sie hinein versetzten kann und man immer mitten im Geschehen ist.

Leider hat das jedoch nicht über die relativ tröge Story hinweg getröstet, denn von einem Psychothriller erwarte ich einfach mehr. Eigentlich begleitet man die Protagonistin nur die ganze Zeit durch ihr trostloses Leben, ihre Tablettensucht und ihre Schwärmerei für einen Mann, den sie nicht haben kann. Dabei bleibt die Spannung schon extrem auf der Strecke. Außerdem wird die Auflösung der ganzen Geschichte schon ziemlich früh indirekt gespoilert. Jeder der eins und eins zusammenzählen kann, kann sich so denken, wer wohl der Entführer ist beziehungsweise mehr mit der ganzen Sache zu tun hat. Man merkt zwar förmlich immer wieder, wie die Autorin versucht hat, durch angetäuschte Wendungen immer wieder Spannung zu erzeugen, konnte sie aber nicht aufrecht erhalten. Das Ende dann hat mich gar nicht mehr überrascht. Ab einer bestimmten Szene, bestätigte sich, was ich sowieso schon vermutet hatte. Nur die Protagonistin reagiert natürlich total unvorsichtig und lässt sich nicht zum ersten Mal erwischen.

Und genau auch da hatte dieser angebliche Psychothriller weitere Probleme, nämlich bei der Beschreibung von Laine Moreno. Zwar hat es mich gar nicht gestört, dass die Protagonistin so überhaupt nicht sympathisch war. Im Gegenteil fand ich es ziemlich erfrischend, dass sie Ecken und Kanten hat. Aber dass sie nur auf ihre Drogenprobleme reduziert wurde, hat mich schon extrem gestört. Doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste, handelt sie manchmal auch noch so dumm, dass es mich wahnsinnig genervt hat. Ansonsten haben mir die anderen Charaktere aber recht gut gefallen.

Für mich war dieses Buch auf keinen Fall ein Psychothriller, sondern eher eine Studie über die charakterliche Entwicklung nach einer Entführung. Das Einzige, was an diesem Roman wirklich Psycho ist, ist die Protagonistin und das auch nur, weil sie mit ihren ganzen Problemen allein gelassen wurde. Alles in allem ist dieses Buch ein schlechter Thriller, aber ein doch noch recht guter Roman.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Sehr bewegend!

Das Kind aus dem versteckten Dorf
0

Es ist 1943 in den Niederlanden. Die neunjährige Mentje und ihr Vater arbeiten auf dem Feld, als plötzlich die Soldaten vor der Tür stehen. Mentjes Vater wird festgenommen, weil er auf seinem Hof Juden ...

Es ist 1943 in den Niederlanden. Die neunjährige Mentje und ihr Vater arbeiten auf dem Feld, als plötzlich die Soldaten vor der Tür stehen. Mentjes Vater wird festgenommen, weil er auf seinem Hof Juden Unterschlupf bietet. Das Mädchen schafft es zwar, sich zu verstecken, doch auch sie ist auf dem Hof fortan nicht mehr sicher. So macht sie sich auf den Weg zu dem Anwalt, der die jüdische Familie bei ihnen untergebracht hat. Dieser bringt sie in einem versteckten Dorf im Wald unter, wo sich Juden verstecken, die durch den Widerstand unterstützt werden und dort findet Mentje eine neue Heimat, immer darauf hoffend, dass ihr Vater eines Tages zurück kommt. Aber ihre Reise ist damit noch nicht zu ende, denn ihr Weg beginnt erst und als sie einem englischen Soldaten das Leben rettet, bekommt sie eine Chance auf ein neues Leben.

Ein riesengroßes Dankeschön geht an den Verlag der Francke-Buchhandlung, der mir dieses sehr interessante und tiefgründige Buch für eine Leserunde auf Lovelybooks zur Verfügung gestellt hat. Außerdem möchte ich der lieben Arwen10 danken, dass sie immer wieder so tolle christliche Leserunden ins Leben ruft und natürlich meinen Mitlesern und -leserinnen. Es hat mir sehr großen Spaß gemacht, wieder mit dabei sein zu dürfen.

Das Buch wird im Blick auf zwei verschiedene Charaktere erzählt. Die meiste Zeit geht es um Mentje und was sie im Laufe von einigen Jahren erlebt. Aber auch der britische Soldat Tinus hat seine eigenen Kapitel. Was den Schreibstil angeht, so bin ich ein bisschen zwiegespalten. Einerseits hatte ich gerade am Anfang noch große Probleme, weil er da noch eher schlicht und etwas langatmig war, andererseits ließ er sich die meiste Zeit richtig gut lesen und gerade Mentjes Gedanken zu lesen, ihre Gefühle und Wünsche zu erfahren, fand ich sehr emotional. Ebenfalls hat mir gefallen, dass englische sowie niederländische Ausdrücke und Sätze im Original übernommen und nochmal ins Deutsche übersetzt wurden. Außerdem gibt es immer wieder Erklärungen zu Begriffen, die man so vielleicht noch nie gehört hat. Das Buch ist also für Jung und Alt gleichermaßen gut verständlich.

Die Geschichte fand ich größtenteils wirklich überragend. Zwar brauchte ich gerade am Anfang ein bisschen, um hinein zu finden und auch das Ende hatte seine Längen, dennoch war ich gerade zwischendrin die meiste Zeit so gepackt von der Handlung, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Dabei ist die Geschichte sehr plastisch, Orte und Begebenheiten wahnsinnig gut beschrieben, so dass man sich richtig gut in sie hineinfallen lassen kann. Beeindruckend finde ich außerdem, dass sich die Handlung so nah an der Realität entlang hangelt. Man merkt hier, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat und ihr ganzes Herzblut in das Buch hinein gelegt hat. So wurde auch die Geschichte für mich sehr realistisch und ich habe noch viel darüber gelernt, wie schrecklich und unbarmherzig Krieg ist. Und an so mancher Stelle wurde ich zum Nachdenken gebracht, wie froh wir doch sein können, dass wir das nicht erleben müssen! Auch der Bezug zum Glauben und der Bibel hat mir sehr gut gefallen. Immer wieder gibt es Szenen, in denen die Autorin Mentjes Beziehung zu Gott bearbeitet und ganz realistisch auch die Schattenseiten betrachtet. Dann zum Beispiel, wenn das Schicksal besonders hart zuschlägt, verliert Mentje auch einmal beinahe ihren Glauben und findet doch wieder zurück. Dennoch kann man dieses Buch getrost auch dann lesen, wenn man kein gläubiger Mensch ist, denn es wird hier nichts idealisiert und niemandem etwas aufgedrückt.

Auch was die Charaktere angeht, war ich etwas geteilter Meinung, denn von Äußerlichkeiten erfährt man erst mit der Zeit etwas. So blieben sie doch anfangs noch ein bisschen blass. Vor allem Tinus konnte ich erst ziemlich spät fassen, weil auch sein Charakter nicht so richtig zum Vorschein kam. Mentje hingegen war mir von Anfang an charakterlich sehr präsent. Sie ist ein Mädchen, welches sich sehr schnell in mein Herz graben konnte und welches ich auch so schnell nicht mehr vergessen werden. Denn Mentje ist ein wahnsinnig starker Charakter, den ich sehr gut geschrieben fand. Dazu kamen noch eine ganze Menge anderer Charaktere, die man nicht mögen muss, die aber dennoch sehr nachvollziehbar und realistisch gezeichnet waren. Eine Person, die auf jeden Fall die Geister scheidet, ist Mentjes Tante Maria, welche als Mutter total versagt, meiner Meinung nach aber nicht, weil sie ein schlechter Mensch ist, sondern weil der Krieg sie kaputt gemacht hat. So bekommt man immer wieder verschiedene Blickwinkel auf den Krieg und merkt schnell, dass jeder Mensch anders damit umgeht.

Für mich war dieses Buch eines dieser Bücher, die etwas ganz Besonderes sind. Nicht, weil es perfekt wäre, denn das ist es nicht, sondern weil es mich zum Nachdenken gebracht und sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Wer also einen tiefgründigen, emotionalen und sogar lehrreichen Roman sucht, der keine Angst hat, den Krieg so darzustellen, wie er ist und der eine starke Protagonistin bietet, der sollte unbedingt zu diesem Buch hier greifen. Und wie schon erwähnt, braucht man sich auch nicht davon abgeschreckt fühlen, dass der Glaube hier eine große Rolle spielt.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Traurig aber wahr

Und über mir das Meer
0

Korea, 1943: Hana ist 16 Jahre alt und eine Haenyeo, eine der Frauen, die im Meer nach Meerestieren tauchen und damit ihre Familien ernähren. Als ihrer kleinen Schwester droht, von einem japanischen Soldaten ...

Korea, 1943: Hana ist 16 Jahre alt und eine Haenyeo, eine der Frauen, die im Meer nach Meerestieren tauchen und damit ihre Familien ernähren. Als ihrer kleinen Schwester droht, von einem japanischen Soldaten entführt zu werden, opfert sich Hana für sie und wird selbst verschleppt, um in einem Bordell als Zwangsprostituierte zu arbeiten.

Südkorea, 2011: Emi gibt sich seit Jahrzehnten die Schuld daran, dass ihre Schwester verschleppt wurde. Zu Besuch bei ihren Kindern in Seoul wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Wird sie es schaffen, sich selbst zu vergeben?

Ein ganz großes Dankeschön geht an den Limes Verlag, dass ich dieses wunderbare und tiefgründige Buch als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen habe. Diese Geschichte hat mich sehr bewegt und nachdenklich zurückgelassen.

An den Schreibstil der Autorin musste ich mich zwar erst einmal gewöhnen, da das Buch größtenteils im Präsens geschrieben ist, aber darüber hinaus ist er recht leicht zu lesen und ich kam gut durch die Geschichte. Allerdings muss ich sagen, dass manche der Kapitel, die abwechselnd aus Sicht von Hana und Emi geschrieben sind, schon etwas sehr lang waren.

Die Geschichte war, wie schon erwähnt, sehr tiefgründig und hat mich wirklich mitgerissen, ist sie doch an tatsächliche Geschehnisse im Korea der vierziger Jahre angelehnt, die schlimmer kaum hätten sein können. Damals wurden viele koreanische Frauen von den Japanern als „Trostfrauen“ missbraucht, was Auswirkungen bis in die heutige Zeit hat. Die Geschichte dieser Frauen erzählt Mary Lynn Bracht anhand ihrer Protagonistin Hana, die für alle Opfer von Kriegsvergewaltigungen steht. Das erklärt sie auch in ihren emotionalen Anmerkungen am Ende des Buches. Dabei merkt man, das ihr dieses Thema sehr am Herz liegt. Und trotz, dass die Geschichte eher nüchtern erzählt wird, habe ich extrem mit Hana, aber auch Emi, mitgelitten und die ganze Zeit gehofft, dass die Handlung wenigstens zu einem guten Ende führt. Außerdem fand ich die Haenyeo sehr interessant und deren Leben. Diese Frauen und ihre Arbeit haben mich tatsächlich beeindruckt. Das Ende dann hat mich nicht enttäuscht, auch wenn es nicht alle Fragen, die ich mir im Laufe der Geschichte gestellt hatte, zu einhundert Prozent aufklärt. Was mich allerdings ein bisschen gestört hat war, dass einige Szenen meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr in die Länge gezogen wurden und ich dadurch ab und zu die Konzentration verloren habe. Manchmal hätten diese ruhig etwas kürzer ausfallen können.

Was die Charaktere angeht, so finde ich, dass die meisten von ihnen etwas bildlicher hätten beschrieben werden können. Leider konnte ich mir kaum einen Charakter bildlich vorstellen, was echt schade war. Ansonsten sind sie aber alle sehr gut geschrieben und ich habe vor allem die beiden Schwestern sehr gemocht. Beide mussten viel durchmachen und obwohl Hana diejenige ist, der so etwas Schreckliches angetan wurde, ist für mich Emi die tragischere Figur. Außerdem finde ich gut gelöst, dass kein Volk im Allgemeinen zum Feindbild gemacht wurde. Stattdessen gibt es einen Antagonisten, der nicht einfach nur böse ist, sondern ein Charakter mit vielen Facetten. Man bekommt sehr gut vor Augen geführt, was der Krieg aus den Menschen macht und somit ist dieser das eigentliche Feindbild in der Geschichte.

Alles in allem kann ich nur sagen, dass dieser Roman einer von denen ist, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Er hat mich gleichfalls unterhalten und fassungslos gemacht und mir einen Einblick in ein Thema gegeben, von welchem ich vorher noch gar nichts wusste. Wer also tragische Geschichten mit Tiefgang mag, sollte auf jeden Fall hieru greifen.