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Veröffentlicht am 10.04.2019

Ein Anti-Held kämpft sich um Kopf und Kragen

Im Zeichen des Raben
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Der Leichtsinn meines Vorhabens hatte einen weniger bitteren Beigeschmack als erwartet. Im Grunde trog der Eindruck, dass ich eine Wahl getroffen hatte. Ob aus Sentimentalität oder aufgrund meiner Intuition, ...

Der Leichtsinn meines Vorhabens hatte einen weniger bitteren Beigeschmack als erwartet. Im Grunde trog der Eindruck, dass ich eine Wahl getroffen hatte. Ob aus Sentimentalität oder aufgrund meiner Intuition, ob Ezabeth recht hatte oder nicht: Ich war auf ihrer Seite gewesen, seit sie wieder in mein Leben getreten war. Ich hatte nur bis jetzt gebraucht, um mir das einzugestehen. Dass Ezabeth Widersacher hatte, war nicht nur ein Theorem. In dieser Nacht hatten ihre Feinde versucht, sie aufzuhalten. Falls sie an sie herankämen, würden sie sie töten.
Ich saß die ganze Nacht mit dem Gesicht zur Tür, das Schwert über die Knie gelegt.
Sollten sie es nur versuchen.
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INHALT:
Ryhalt Galharrow ist Hauptmann der Schwarzschwingen - einer Truppe von Söldnern, die dem Befehl des "Namenlosen" Krähfuß unterstehen, einem mächtigen Zauberer. Meistens jedoch ist diese Arbeit nicht so ehrenhaft wie sie klingt - teilweise gibt es jahrelang kein Lebenszeichen von dem Magier, und bis dahin müssen sich Galharrow und seine Kumpanen so über Wasser halten. Alles ändert sich, als er auf einer seiner Kopfgeldjagden plötzlich die Botschaft erhält, eine bestimmte Adlige zu retten und zu beschützen. Und nicht nur irgendeine: Ezabeth Tanza ist seine Jugendliebe, und noch dazu eine äußerst mächtige Zauberin. Sie hat Informationen, die schnell sehr wichtig werden. Denn diese könnten bedeuten, dass die Könige aus der Tiefe, die schon lange nach der Vereinnahmung der Menschheit trachten, einen neuen Vorstoß wagen...

MEINE MEINUNG:
Ambitionierte Fantasy-Debüts gibt es viele, aber selten funktionieren sie so gut wie Ed McDonalds "Im Zeichen des Raben", Band 1 seiner Trilogie um das "Raven's Mark". Dass man hier etwas Besonderes in den Händen hält, wird schon sehr schnell klar, denn die Geschichte beginnt direkt im sogenannten Elend, einem magieverseuchten Gebiet voller gefährlicher Kreaturen. Protagonist Galharrow erzählt von seinen Erlebnissen aus der Ich-Perspektive - ungewöhnlich für das Genre. Nicht nur deswegen hat mich der gesamte Roman positiv an die "Greatcoats"-Reihe von Sebastien de Castell erinnert, nur in düsterer und schmutziger.

Vor allem aber ist Galharrow kein wirklicher Held und schon gar kein atemberaubendes Talent, was sehr erfrischend ist. Er ist ein guter Kämpfer und die Mitglieder seiner Söldner-Truppe sind ihm wichtig, aber er ist auch ein starker Trinker und nicht unfehlbar. Seine Vergangenheit, in der er in seiner Familie in Ungnade gefallen ist, macht ihm noch immer zu schaffen, und dass er sich als Schwarzschwinge zu einem Leben im Dreck verpflichtet hat, macht es nicht besser. Mit seinem daraus resultierenden schwarzen Humor und seiner Trinkfestigkeit kann es seine Kumpanin Nenn eindeutig aufnehmen - sie hat vieles verloren, unter anderem ihre Nase, lässt sich aber nie unterkriegen und wäscht ihrem Freund auch mal gehörig den Kopf. Außerdem ist da noch Tnota, quasi der Reiseführer der Gruppe, der nicht kämpft, aber immer den Weg kennt, und die Zauberin Ezabeth. Sie ist mächtig, intelligent und gezeichnet von ihrer Kraft, was sie zu einer schwierigen Person macht. Sie will keine Schwäche zeigen, wirkt aber sehr zerbrechlich. Dafür, dass sie so mit ihrem Äußeren hadert, ging ihre Entwicklung zum Ende hin etwas schnell, trotzdem ist sie eine spannende Figur voller Überraschungen.

Und diese Überraschungen finden sich auch in der Handlung wieder. Das beginnt schon bei der Magie, die den Roman durchzieht, sich aber oft im Verborgenen hält: Neben den Königen aus der Tiefe, die die Welt an sich reißen wollen, gibt es die Namenlosen, mächtige Zauberer und vollkommen undurchschaubar - und Lichtspinner wie Ezabeth, die aus dem Schein der Monde Energie für ihre Zauber weben können. Die Welt kann man von der Komplexität und den Laufwegen der Figuren her ein wenig mit der Welt des "Witchers" vergleichen - sie ist aber noch deutlich schmutziger. Nicht nur wird das von Magie zerstörte "Elend" des Landes geplagt von schaurigen und gefährlichen Kreaturen, auch in den Städten treiben Anhänger der Könige ihr Unwesen. Inmitten immer der Protagonist Galharrow, der dabei noch zusätzlich in die Machenschaften von Magiern, Adligen und Offizieren hinein gezogen wird. Mir persönlich hätte seine Obsession mit Ezabeth etwas weniger Raum einnehmen können - andererseits ist diese überhaupt erst der Auslöser vieler Geschehnisse. Beinahe durchgehend bleibt das Ganze spannend, immer wieder durchsetzt von bissigem Witz und dem ein oder anderen Plottwist. Das Ende ist zwar in sich stimmig, lässt aber noch ein paar Fragen offen - wie gut, dass Band 2 im Original schon erschienen ist.

FAZIT:
Ed McDonalds Welt in "Im Zeichen des Raben" ist düster, schmutzig und brutal - nichts für zarte Gemüter also. Der Protagonist kämpft sich durch eine Welt, die ihm nicht positiv gesinnt ist, und versucht dabei größtenteils einfach, am Leben zu bleiben. So wird die Spannung kontinuierlich hoch gehalten, und die wenigen Kritikpunkte tun dem Vergnügen kaum einen Abbruch. Verdiente 4 Punkte!

Veröffentlicht am 19.02.2019

Die komplexe Fantasy-Saga geht weiter

Das Echo der Zukunft
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Erran wandte sich ihm zu. "Du bist nicht zu unserem Treffen erschienen."
Davian deutete zum Tol. "Ich war damit beschäftigt, nicht zu sterben. Tut mir leid."
"Trotzdem ein bisschen unhöflich." Erran grinste ...

Erran wandte sich ihm zu. "Du bist nicht zu unserem Treffen erschienen."
Davian deutete zum Tol. "Ich war damit beschäftigt, nicht zu sterben. Tut mir leid."
"Trotzdem ein bisschen unhöflich." Erran grinste ihn matt an und richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Fessi, die sich aufrichtete. Davian brauchte den Kanstrang nicht eigens zu sehen, um zu wissen, dass sie miteinander kommunizierten.
Nach einigen Sekunden nickte Fessi zögerlich, und Erran wandte sich wieder Davian zu. "Also. Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass dir das nicht noch mal passiert", sagte er leise.
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INHALT:
Die Schlacht gegen die Blinden hat der Augur Davian mithilfe seiner Freunde und vieler mutiger Kämpfer knapp gewonnen und so das Land Andarra vor dem frühzeitigen Untergang bewahrt. Doch die Gefahr ist nicht gebannt: Die Barriere, die die Monster der Dunklen Lande fernhalten soll, droht zusammen zu brechen. So macht sich Davian mit einigen Verbündeten dorthin auf, während sein Freund Werr versucht, sein Amt als Nordwächter zu verteidigen, und seine Freundin Asha, mehr über die sogenannte Shadraehin zu erfahren, die irgendetwas zwischen Freund und Feind zu sein scheint. Gleichzeitig macht sich Caeden daran, seine Erinnerungen wieder zu erlangen, um herauszufinden, was genau sein Plan ist - und auf welcher Seite er selbst überhaupt steht...

MEINE MEINUNG:
Nachdem James Islington mit seinem Debüt 2014 gezeigt hat, dass er direkt auf Anhieb mit den ganz großen der High Fantasy mithalten kann, beweist er nun mit Band 2 seiner Saga, "Das Echo der Zukunft", dass er sogar fähig ist, diese Qualität zu halten. Nach großen, erschreckenden Enthüllungen zum Ende des ersten Teils startet dieser mit einer Zusammenfassung aller Ereignisse. Das ist ein erster großer Pluspunkt, denn seien wir mal ehrlich: Wer kann sich nach über einem Jahr noch an 700 Seiten Geschehen erinnern? So fehlt mir zwar noch immer eine Karte, um mich in den einzelnen Gebieten besser zurechtzufinden, zumindest kann ich mich aber wieder an die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander erinnern.

Protagonist Davian hat sich inzwischen daran gewöhnt, ein Augur zu sein, und trainiert nicht nur seine Fähigkeiten, sondern versucht auch mehr über die Barriere herauszufinden, und wie man ihren Zusammenbruch aufhalten kann. Allerdings sind seine Kapitel in diesem Teil deutlich seltener, weswegen er eine geringere Entwicklung erfährt als zuvor. Dafür kommt insbesondere Caeden zu Wort, dessen Abschnitte zu großen Teilen aus Erinnerungen bestehen. So erfährt man einiges über seine Vergangenheit, kommt seinem wahren Ich immer näher - allerdings ist das auch relativ verwirrend, wenn einzelne auftauchende Personen einem kaum bekannt sind. Werr und Asha, die besten Freunde von Davian, halten sich derweil größtenteils in der Hauptstadt in der Administration auf, gehen aber vollkommen unterschiedliche Wege. Dadurch erfahren sie auch getrennt von einander Dinge, und eventuell aufkeimende Langeweile wird umgangen.

Wie schon im ersten Teil braucht das Buch aber seine Zeit, um in Schwung zu kommen. Bei mir sind seit dem Lesen des Vorgängers fast anderthalb Jahre vergangen, weswegen ich die ersten 100-200 Seiten gebraucht habe, um mich in Andarra wieder wirklich heimisch zu fühlen. Erneut sind die Freunde in alle Winde zerstreut, was ein wenig schade ist, weil sie gemeinsam eine tolle Dynamik besitzen - dafür treffen sie alle auf weitere interessante Charaktere, die sie auf ihren Reisen unterstützen (oder behindern). Immer noch ist es schwierig, Gut von Böse zu unterscheiden, vor allem, weil es so viele Graustufen gibt. Das ist es auch, was die Reihe ausmacht: Dass jeder der Charaktere gezwungen ist, auch gegen die eigene Moral zu entscheiden, wenn es sein muss. Wie schon im Band zuvor werden die einzelnen Stränge zum Ende hin wieder logisch miteinander verwoben, und darüber hinaus kommt es nicht nur zu ein paar Überraschungen, sondern auch zu wirklich spannenden Actionszenen. Man fragt sich, wie der Autor das alles in einem letzten Teil zu einem würdigen Abschluss bringen will - aber spätestens jetzt habe ich keine Zweifel mehr daran, dass er das schafft.

FAZIT:
James Islington ist ein noch relativ neuer Autor - aber das merkt man ihm kaum an. Nicht nur die Welt seiner "Licanius"-Trilogie ist komplex und faszinierend, auch seine Charaktere wissen zu begeistern. Mir fehlte etwas der Schwerpunkt auf Protagonist Davian, der meine liebste Figur ist, und es gibt durchaus ein paar Längen - aber der großartige Schluss entschädigt dafür. Für High Fantasy-Fans ist die Reihe definitiv einen Blick wert! 4 Punkte.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Ein Gott zum Vater, ein Halbgott zum Bruder

Anansi Boys
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Das Schlimmste an Fat Charlies Vater war schlicht und einfach dies: Er war peinlich.
Nun sind natürlich alle Eltern peinlich. Das liegt in der Natur der Sache. Eltern sind peinlich einfach dadruch, dass ...

Das Schlimmste an Fat Charlies Vater war schlicht und einfach dies: Er war peinlich.
Nun sind natürlich alle Eltern peinlich. Das liegt in der Natur der Sache. Eltern sind peinlich einfach dadruch, dass sie existieren, während Kinder ab einem bestimmten Alter von Natur aus nicht anders können, als im Boden zu versinken vor Verlegenheit, Scham und Schmach, sofern sie mit ihren Eltern auch nur zusammen auf der Straße gesehen werden.
Fat Charlies Vater aber hatte all dies zu einer Kunstform erhoben, und er erfreute sich daran [...].
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INHALT:
Seit Fat Charlie Nancy denken kann, ist ihm sein Vater unfassbar peinlich. So peinlich, dass er lieber nach England gezogen ist, als mit ihm weiter das Land zu teilen. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass er selbst im Allgemeinen kein besonders charmanter und beliebter Mensch ist - im Gegensatz zu seinem Vater, dem alles zuzufliegen scheint. Bis dieser stirbt und Fat Charlie nach der Beerdigung nicht nur erfährt, dass sein Vater ein Gott war, sondern auch den Tipp erhält, auf absurde Weise einen ihm bisher vollkommen unbekannten Bruder zu kontaktieren. In angetrunkenem Zustand geht er dem nach - aber wie hätte er ahnen sollen, dass dies sein gesamtes Leben durcheinander bringen würde? Denn kurz darauf steht Spider vor der Tür, der, wie sich herausstellt, die göttlichen Fähigkeiten ihres gemeinsamen Vaters geerbt hat. Und der sich nicht nur an Charlies Verlobte heranmacht, sondern ihm auch deutlich gefährlichere Probleme bereitet...

MEINE MEINUNG:
Momentan scheint eine Hoch-Zeit zu sein für Fantasy- und Science-Fiction-Autoren, deren Bücher zu Serien verfilmt werden. Nicht nur Stephen Kings und Margaret Atwoods Stoffe werden adaptiert, auch hinter den Geschichten von Neil Gaiman ist man seit einiger Zeit vermehrt her. "American Gods" habe ich letztes Jahr begeistert geschaut, "Good Omens" gibt es in den nächsten Monaten - "Anansi Boys", lose verknüpft mit ersterem, erwartet bisher aber keine Adaption. Meine Chance also, endlich mal die Lektüre vorher zu schaffen. Und das lohnt sich: Denn es sind nicht nur die Ideen des Autors, die zu überzeugen wissen, sondern auch sein unverwechselbarer Stil voller Wortwitz, kleiner Anekdoten, Geschichten über die Götter, und skurriler Dialoge.

Und natürlich, ganz besonders, seine Charaktere. Da ist zum einen Protagonist Fat Charlie, der eigentlich gar nicht dick ist, nur blieb der Name in seiner Kindheit hängen. Er ist ein sehr weicher Kerl ohne rechtes Selbstbewusstsein und ohne den Mut, für sich einzustehen. Sein Bruder bringt zwar sein komplettes Leben durcheinander, hilft ihm aber auch, seine Schwächen zu sehen und daran zu arbeiten. Spider ist nämlich das genaue Gegenteil: Gutaussehend, arrogant und gesegnet mit göttlichen Fähigkeiten kann er Menschen ganz einfach dazu bringen, zu tun, was er will. Lange hat ihm das nichts ausgemacht - aber vielleicht entdeckt er ja doch sein Gewissen? Zusätzlich zu den beiden tauchen in der Geschichte nicht nur zwei junge Damen auf (von der ich aber nur eine interessant fand), sondern auch vier deutlich ältere, die manchmal hilfreich sind, Charlie sehr oft aber auch Steine in den Weg legen. Und dann sind da natürlich noch die Götter. Anders als in "American Gods" sind diese hier Tierwesen: Manche verschmitzt und listig, andere hasserfüllt und auf Rache sinnend. Sie nehmen gar keinen besonders großen Raum ein, wissen aber in ihren jeweiligen Momenten zu begeistern.

Im Gegensatz zu "American Gods" - oder sagen wir, der Serien-Form davon - wirkt das Umfeld der Protagonisten deutlich weniger düster. Es gibt zwar mindestens einen Antagonisten, der auch vor Gewalttaten nicht zurück schreckt, und einige der Götter hegen keine guten Absichten, inhaltlich dreht alles sich aber viel mehr um die schwierige Beziehung der Brüder zueinander und Charlies Entwicklung zu einem stärkeren Selbst. Versöhnung und Familie nehmen goße Parts der Handlung ein, wunderbar unterlegt von passendem Humor. Zwischenzeitlich hätte der Bezug auf die Götter ein bisschen größer sein können, und der permanente Wechsel zwischen Präsens und Präteritum in den Erzählungen über diese hat mich doch sehr irritiert. Dafür entschädigen allerdings die letzten 100 Seiten, auf denen sich die Ereignisse überschlagen, alle Charaktere zusammen geführt und einige Geheimnisse enthüllt werden. Zuletzt endet die Geschichte sehr zufrieden stellend - aber ich hätte dennoch Lust, noch einmal in die Welt zurück zu kehren.

FAZIT:
"Anansi Boys" spielt in derselben Welt wie auch "American Gods", die beiden hängen - nach meinem Verständnis - aber nur sehr lose zusammen. So ist es kein Problem, das eine ohne das andere zu lesen. Neil Gaimans Schreibstil ist ein Genuss und voller humorvoller Details, seine Charaktere sind liebenswert und voller Fehler. Ein wenig mehr noch hätte es sich um die Götter drehen können, aber so ist das Ganze eine überzeugende Geschichte um zwei Brüder, die ungewollt zusammen arbeiten müssen. Lesenswert! 4 Punkte.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Schwächelt in der Mitte stark

Mein Weihnachtswunsch bist du
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David grinste sie an und lachte ebenfalls. Dann nahm er zwei Zwiebeln, um sie in den Wagen zu legen. Doch durch die gelöste Stimmung schien er ein wenig albern geworden zu sein, da er mit den Zwiebeln ...

David grinste sie an und lachte ebenfalls. Dann nahm er zwei Zwiebeln, um sie in den Wagen zu legen. Doch durch die gelöste Stimmung schien er ein wenig albern geworden zu sein, da er mit den Zwiebeln jonglierte und sie höher und höher in die Luft warf. Die letzte verfehlte er allerdings, und sie knallte auf den Rand des Einkaufswagens, prallte ab und rollte durch die Beine einer ungläubigen Einkäuferin.

"Entschuldigung", sagte David zu der finster blickenden Dame, während er versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. "Hab meine Zwiebel verloren."
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INHALT:
Schon seit Jahren träumen Leah und ihre kleine Tochter Sadie davon, eines Tages auf das Anwesen der Großmutter, Evergreen Hill, ziehen zu können und dort ihre eigene Eventfirma zu starten. Doch dann verstirbt Nan plötzlich und alles ist wieder offen - besonders, als ersichtlich wird, dass nicht nur Leah das Grundstück geerbt hat, sondern sie es sich mit ihrem Kindheitsfreund David teilen muss. Und dieser hat vollkommen andere Vorstellungen davon, wie verfahren werden soll. Werden die beiden sich einigen können?

MEINE MEINUNG:
Im November und Dezember ist es wie jedes Jahr wieder erneut so weit: Die Weihnachtsromane finden Einzug in die Buchhandlungen und -regale - denn womit lässt es sich besser bei grauem Wetter in eine Decke kuscheln als mit einer Liebesgeschichte unter dem Weihnachtsbaum? Auch Jenny Hale, die jährlich einen Sommer- und einen Winterroman veröffentlicht, will die Leser mit "Mein Weihnachtswunsch bist du" in diese kalte wie auch zauberhafte Zeit entführen. Das in allerdings nur 300 Seiten, was es der Autorin erschwert, wirklich in die Tiefe zu gehen.

Leah ist eine noch recht junge, alleinerziehende Mutter, die schon lange den Wunsch hegt, sich mit ihrer eigenen Veranstaltungs-Location selbstständig zu machen. Sie hat ein gutes Herz, ist allerdings auch sehr nah am Wasser gebaut und weint ständig, was bald anstrengend wird. Love-Interest David stellt nach dem anfänglich netten Eindruck bald ziemlich hohe Anforderungen - will keinen Kompromiss schließen und Leah mehr oder weniger das Haus wegnehmen, und zwar gegen eine lächerliche Summe. Er entwickelt sich zwar, allerdings haben die meisten seiner Taten mit Geld zu tun. Die Nebenfiguren sind eigentlich das sympathischste - Leahs beste Freundinnen etwa, oder ihre süße Tochter Sadie, die allerdings übertrieben altklug ist.

Nach dem interessanten Einstieg und dem ersten Aufeinandertreffen des späteren Liebespaars, schwächelt der Mittelteil leider stark - es passiert nur sehr wenig, und dem Grund für Nans geändertes Testament kommt niemand wirklich näher. Um dieses Rätsel in die Länge zu ziehen wird sich sogar einiger Logiklücken bedient: Dass David und Leah trotz Adresse etwa eine Person nicht finden, oder dass genau diese später ganz praktisch einfach vor der Tür steht. Immerhin die Liebesgeschichte kann überzeugen - diese schwelgt nämlich erst sehr lange und kann sich so gut entwickeln. Das Ende wird sehr kitschig, schließt die Geschichte aber recht zufrieden stellend ab, wenn auch leider nicht so winterlich wie erwartet.

FAZIT:
Zur Weihnachtszeit lese ich sehr gern mal eine winterweiße Liebesgeschichte - da kam mir "Mein Weihnachtswunsch bist du" gerade recht. Leider zieht es sich in der Mitte sehr, und die Handlungsstränge können nicht alle überzeugen. Insgesamt nur nett. Knappe 3 Punkte.

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Veröffentlicht am 04.12.2018

Düster, zauberhaft, wunderschön

Die Sprache der Dornen
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Man diskutiert darüber, wie Yeva Luchova wirklich aussah, ob ihr Haar wie poliertes Gold oder von glänzendem Schwarz war, ob ihre Augen so blau wie Saphire oder oder grün wie frisches Gras waren. Uns geht ...

Man diskutiert darüber, wie Yeva Luchova wirklich aussah, ob ihr Haar wie poliertes Gold oder von glänzendem Schwarz war, ob ihre Augen so blau wie Saphire oder oder grün wie frisches Gras waren. Uns geht es aber nicht um die Einzelheiten ihrer Schönheit, sondern um ihre Macht, und so reicht es, wenn wir wissen, dass Yeva vom Moment ihrer Geburt an entzückend war.
Sie war so wunderschön, dass die Hebamme, die ihrer Mutter beistand, das weinende Neugeborene an sich riss und sich mit ihm im Wäscheschrank einschloss, wo sie darum flehte, dass man ihr noch einen Augenblick gewährte, um in Yevas Gesicht zu blicken. Sie weigerte sich, wieder herauszukommen und das Baby loszulassen, bis der Herzog endlich nach einer Axt schickte und die Tür einschlagen ließ.
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INHALT:
Die Welt der Grischa ist ebenso beeindruckend, wie sie gefährlich ist: Magische Fähigkeiten, tödliche Feinde und brodelnde Rebellionen prägen die verschiedenen Länder. Und jedes von ihnen hat seine eigenen Sagen: Rawka etwa besitzt eine ganz eigene Version von Hänsel und Gretel, in Fjerda erzählt man sich dagegen eine herzzerreißende Geschichte über Meerjungfrauen. Sie alle bringen diese besonderen Länder näher, die von so vielen unterschiedlichen Menschen und Talenten bevölkert werden. Und sie alle begeistern mit ihren eigenen Motiven und Ideen, die in den Bann ziehen und lange nicht mehr loslassen.

MEINE MEINUNG:
Wer einmal ein Buch von Leigh Bardugo gelesen hat, weiß, dass man bei ihr eigentlich immer gut aufgehoben ist: Die Beschreibungen, die alles zum Leben erwecken; die authentischen Dialoge; die fulminanten Ideen und Showdowns - das alles macht jedes ihrer Werke zu einem besonderen Lesevergnügen. "Die Sprache der Dornen" ist allerdings keiner ihrer Romane, sondern stattdessen eine Kurzgeschichtensammlung, deren Sagen in den Ländern von "Glory or Grave" und dem "Grisha Verse" spielen. Und obwohl ich eigentlich kein großer Fan so kurzer Erzählungen bin, wurde ich hier einmal mehr vollkommen in den Bann gezogen.

Das liegt zum Teil natürlich an der Aufmachung, die direkt ins Auge springt. Nicht nur ist die Sammlung wunderschön gebunden mit einem vom Original übernommenen Cover, auch die Innengestaltung ist ein wahrer Augenschmaus - mit komplett bunter Schrift, die teilweise sogar mitten in der Erzählung die Farbe wechselt, und wunderschönen Verzierungen am Rand, die mit Fortschreiten der Handlung einen Rahmen bilden. Am Ende jeder Geschichte erwartet den Leser ein zauberhaft illustriertes Bild, das grundsätzlich so voller Details steckt, dass man sich daran kaum sattsehen kann.

Im Nachwort berichtet die Autorin darüber, wie manche Märchen bei ihr als junges Mädchen einen unguten Nachgeschmack hinterlassen haben - weil das Ziel der weiblichen Protagonistin es oft war, zum Schluss geheiratet zu werden, oder weil der wahre Bösewicht in "Hänsel und Gretel" für sie eigentlich der Vater war, der sich nicht gegen seine Frau durchsetzen konnte. Dass ihre eigenen Geschichten anders werden sollten, merkt man sehr deutlich, und das ist auch gut so! Nicht nur können die weiblichen Figuren hier starke Heldinnen sein, sie dürfen auch mal die Rolle des Bösewichts einnehmen. Neben den Neuerzählungen von "Hänsel und Gretel" und der "Kleinen Meerjungfrau", hat mich besonders direkt die erste Geschichte um Ayama begeistert, bei der ich auch nichts gegen einen kompletten Roman hätte. Jede der Geschichten besitzt eine leise Botschaft, wie man es von Märchen kennt, auf die ein- oder zweimal etwas zu sehr mit dem Finger gedeutet wird. Davon abgesehen aber beinhalten die Buchdeckel knapp 200 Seiten schönste Fantasy-Literatur.

FAZIT:
Dass auch ich mich dem Hype um Leigh Bardugos Welt der Grischa nicht entziehen kann, ist kein Geheimnis - aber wer hätte gedacht, dass auch ihre Kurzgeschichten so zu begeistern wissen? Um auf so wenigen Seiten immer wieder so fesseln zu können, ist schon einiges an Talent notwendig, und das entdeckt man hier auf jeder Seite. Wunderschöne Erzählungen, die mal auf düstere, mal auf zauberhafte Weise in andere Welten einladen. 5 Punkte!