Besondere Figuren, großartiger Plot-Twist
Durchs Feuer"Es war schrecklich. Es war genial."
"Aber es war so gefährlich", sagte er. "Du hättest sterben können."
"Hast du es noch nicht rausgefunden?", fragte ihn Margot.
"Was?"
"Das große Geheimnis des Lebens. ...
"Es war schrecklich. Es war genial."
"Aber es war so gefährlich", sagte er. "Du hättest sterben können."
"Hast du es noch nicht rausgefunden?", fragte ihn Margot.
"Was?"
"Das große Geheimnis des Lebens. Wenn etwas nicht gefährlich ist, lohnt es sich kaum, es zu tun."
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INHALT:
Iris ist mit einer furchtbaren Familie geschlagen: Ihr Vater hat sie vor Jahren verlassen, ihre Mutter denkt nur ans Geld und ihr Stiefvater nur an sich selbst. Um ihre Gefühle verarbeiten zu können, zündelt sie gern und treibt sich mit ihrem besten Freund Thurston auf den Straßen herum. Bis ihre Mutter beschließt, dass sie wieder nach England zurückziehen und Iris' Vater besuchten sollten. Dieser liegt ihm Sterben und es wartet das große Geld. Nach anfänglicher Skepsis lässt sich Iris bald auf diesen fremden, aber irgendwie vertrauten Mann ein, der ihr die Augen öffnet über so manche Familiengeheimnisse...
MEINE MEINUNG:
Jenny Valentine schreibt sehr besondere Bücher für Jugendliche - von denen ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, noch keines gelesen habe. Bisher, denn mit "Durchs Feuer" habe ich wohl einen sehr guten Anfang erwischt. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Iris, der man so sehr nah kommt. Der Stil ist wunderschön, manchmal rau, manchmal zärtlich und durchsetzt von mitreißenden Beschreibungen, die einen von der ersten Seite an fesseln.
Iris ist eine eigenwillige, spitzzüngige Hauptfigur, die man mit ihrer pyromanischen Ader nicht immer verstehen muss - deren Motive dafür man allerdings immer nachvollziehen kann. Ihr bester Freund Thurston ist noch skurriler als sie, mit verrückten Ideen und einer irren Sprunghaftigkeit, dem die Freundschaft aber dennoch extrem viel bedeutet. Und auch Iris' Vater, den sie nun erst richtig kennen lernt, schließt man mit seiner nachdenklichen, liebevollen Art schnell ins Herz. Dagegen präsentieren sich die Mutter und der Stiefvater als egoistische, niederträchtige Persönlichkeiten, denen man alles Schlechte wünscht. Dabei gelingt es der Autorin aber trotzdem auf verblüffende Weise, dass auch diese beiden niemals eindimensional wirken.
Natürlich hat die Geschichte nicht wirklich viele Überraschungen zu bieten - kurz vor dem Tod des Vaters trifft die Tochter auf ihn und sie versöhnen sich. Aber durch die Sprünge in die Vergangenheit, wenn Iris von ihrem Leben in den Staaten, von ihren Aktionen mit Thurston und ihren Bränden erzählt, kommen dennoch viele originelle Details hinzu, und der Wortwitz und die vielen Oneliner tun ihr Übriges. Das Ganze ist unfassbar unterhaltsam, geht aber auch in die Tiefe und stimmt nachdenklich über Leben und Tod, über Vergeben, Vergessen und Rache. Und nachdem der Roman 200 von 215 Seiten wenige Wendungen aufzubieten hatte, kommen diese dann am Ende mit einem schon im Klappentext angekündigten "wahren Paukenschlag" - so unerwartet und genial ausgedacht, dass der Schluss einen lange nicht mehr loslässt.
FAZIT:
"Durchs Feuer" mutet vom Inhalt her gar nicht mal so besonders an - aber Jenny Valentines großartiger Schreibstil und ihre klasse ausgearbeiteten Figuren lassen das Buch zu einem echten Lesevergnügen werden. Die große Überraschung am Ende setzt dem Ganzen nur die Krone auf. 5 Punkte!