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Veröffentlicht am 25.09.2018

Wenn Zeit alles bedeutet ...

Momo
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Ohne Eltern wohnt die kleine Momo in einem alten Amphitheater, versorgt von den zahlreichen Freunden, die sie immer wieder besuchen. Wie keine andere versteht sich Momo darauf, den Menschen zuzuhören, ...

Ohne Eltern wohnt die kleine Momo in einem alten Amphitheater, versorgt von den zahlreichen Freunden, die sie immer wieder besuchen. Wie keine andere versteht sich Momo darauf, den Menschen zuzuhören, sodass sie selbst ihre Probleme lösen und wieder lachen können. Doch als das rätselhafte Heer der grauen Herren in die Stadt einfällt und sich die Menschen verändern, geht das auch nicht spurlos an Momo und ihren Freunden vorbei. Um die Menschen und ihre Lebenszeit zu retten, muss Momo ganz genau zuhören – und die grauen Herren zu Fall bringen …

„Momo“ ist tatsächlich der Kinderbuch-Klassiker von Michael Ende, den ich als Kind weder gelesen noch in irgendeiner Form angesehen habe. Da „Jim Knopf“ und „Die unendliche Geschichte“ zu meinen Favoriten zählten, wollte ich mich nun aber auch mal an dieses Buch heranwagen und aufholen, was ich verpasst habe. Und so kam es, dass ich mit 21 Jahren Momo in mein Herz geschlossen habe.

Zuerst möchte ich ein paar Worte zu der Fassung verlieren, die ich nun im Regal stehen habe. Die Jubiläumsausgabe für das 45. Jahr „Momo“ ist nämlich wirklich ein richtiger Augenschmaus. Ich kann mir gut vorstellen, dass das modernere Cover mit der Stanzung auch weitere junge Leser anlockt, wobei das Hardcover unter dem Schutzumschlag mit dem Sternenmuster doch das Märchenhafte beibehält und einen tollen Effekt bietet. Ich war wirklich hin und weg von der großartigen Aufmachung, zu der auch die zahlreichen Illustrationen im Buch beitragen.

„Momo“ hat mich aber auch vom Inhalt her überzeugen können. Das Buch besitzt auch die für Michael Ende typische märchenhafte Erzählweise, die manchmal etwas in die Länge gezogen wirken kann, aber durch ihre Wortgewalt besticht. Auf mich macht es immer den Eindruck, dass der Autor es verstanden hat, mit Worten Bilder ins die Köpfe der Menschen zu malen. Er regt die Fantasie an, und auch das ist so charakteristisch, dass es herrlich zu Momo passt: Man benötigt nicht immer mehr und mehr, wenn man in sich selbst genug Erfüllung findet.

„Momo“ steht für mich als eine Lektion in Sachen Achtsamkeit ein, ein Kinderbuch, das besonders Erwachsene aufmerksam machen sollte. Wie gehen wir mit Zeit um? Wissen wir sie wirklich zu schätzen und zu wissen? Nehmen wir uns noch die Zeit, um wirklich zuzuhören und die Welt zu sehen, wie sie ist, oder sind auch wir schon in den Fängen der grauen Herren verstrickt?

Während der Plot des Buchs sehr interessant und immer wieder etwas Neues war, regt das Buch zum Nachdenken über viele Themen der heutigen Zeit an. Es kam mir an vielen Stellen so vor wie ein Ausblick auf das, was wir nun haben – eine Gesellschaft, die der Zeit unterworfen ist, mehr will und immer schneller. Momo als Titelheldin hat dementsprechend mit ihrem Verhalten, ihrer Ruhe und ihrer Gabe, einfach nur zuzuhören, auch mich zum Nachdenken gebracht. Deshalb ist dieses Buch auch solch ein zeitloser Klassiker: Das Streben nach Mehr im Menschen wird niemals aufhören, gleichzeitig wollen wir doch so viel aus unserer Lebenszeit rausholen, wie nur möglich. Die grauen Herren sind hierbei eine wundervolle Metapher, die man im täglichen Leben überall wiederfinden kann. Sie sollten uns aufmerksam machen, wie wir mit uns selbst umgehen, was wir von unserer Zeit eigentlich erwarten und ob wir nicht auch alle mal eine Momo brauchen, die uns geduldig zuhört, bis wir uns selbst wiederfinden.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Eine Entscheidung fürs Leben ...

Das Ende ist erst der Anfang
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Inhalt

An ihrem 18. Geburtstag steht für Lake eine große Wahl an: Nur einen Menschen darf sie von den Toten wiederauferstehen lassen. Ihr Versprechen bindet sie an ihren Bruder Matt, der nach seiner Wiederauferstehung ...

Inhalt

An ihrem 18. Geburtstag steht für Lake eine große Wahl an: Nur einen Menschen darf sie von den Toten wiederauferstehen lassen. Ihr Versprechen bindet sie an ihren Bruder Matt, der nach seiner Wiederauferstehung von seiner Querschnittslähmung geheilt wäre. Doch dann sterben ihre beste Freundin Penny und ihr Freund Will – und Lake steht vor einem Abgrund, aus dem sie nicht mehr rausfindet. Darf und soll sie sich entscheiden? Die Last auf ihr wird immer größer, je näher ihr Geburtstag rückt – und je näher sie Geheimnissen kommt, die sie nie erfahren sollte …

Meine Bewertung

Wow. Das ist erste Wort, das mir zu diesem Buch einfällt, sobald ich anfange, darüber nachzudenken. Einfach nur wow – Chandler Baker hat mich hier von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. „Das Ende ist erst der Anfang“ war ein Buch, an das ich ohne große Erwartungen rangegangen bin, das mich aber tief beeindruckt zurückgelassen hat.

Was hier in der Geschichte rund um die 17-jährige Lake aufgezogen wird, ist eine große Frage nach Ethik und Moral, die mit dem Tod und der Möglichkeit einer Wiederbelebung einhergeht. Sie umfasst auch die Frage nach der Sterbehilfe und was ein Leben eigentlich lebenswert macht – wie weit darf man gehen? All diese Fragen haben sich langsam entfaltet, je weiter ich gelesen habe, und mich nicht mehr in Ruhe gelassen. Lake war mir als Protagonistin trotz einiger Wesenszüge, die sie manchmal kindlicher machten, als sie normalerweise ist, sehr sympathisch. Ihr Weltbild wird durch den Tod ihrer Freunde Penny und Will erschüttert, und ihre Situation ist keine leichte.

Was ich auf jeden Fall sehr interessant fand, war Lakes Umgang mit der Situation. Sie hat sich nach dem Unfall, bei dem Penny und Will starben, viele Gedanken gemacht, und steckt in einem Dilemma fest, dessen Ausweg nur sie selbst bestimmen kann. Trotzdem versuchen ihre alle reinzureden – ihre Eltern, die Familien ihrer verstorbenen Freunde, ihre Psychologin und am meisten ihr eigenes Gewissen. Doch die Wahl besteht nicht nur zwischen Penny und Will, sondern auch zwischen ihrem querschnittsgelähmten Bruder Matt, mit dem sie sich eigentlich nicht gut versteht. Und wiegt Familie nicht schwerer als Freunde? Aber was, wenn deine Freunde deine neue Familie geworden sind, als die alte dich abwies? Was, wenn jeder Geheimnisse vor dir hat, und jedes einzelne deine Entscheidung wenden kann?

Was ich unglaublich gut gemacht fand, waren die vielen Twists in dem Buch. Lake wird auf eine Schatzsuche geschickt, um die geheimen Wünsche ihrer Freunde zu finden. Und dabei entdeckt sie auch Verborgenes, das sowohl Penny und Will, wie auch ihre Familie von ihr ferngehalten haben. Am Ende bleibt ihr nur einer: Ein Freund, Ringo, sie und ihre Situation verstehen kann.

Ringo war aber tatsächlich auch das einzige Manko an diesem Buch. Innerhalb von 23 Tagen entwickelt sich da eine Beziehung, die ich so kurz nach Wills Ableben nicht erwartet hatte und auch nicht richtig nachvollziehen kann. Denn Ringo wirkt ein bisschen wie der Special Snowflake, der Lake als Krücke dient, dabei hat er wesentlich mehr verdient. Und ich wünschte, Autoren würden aufhören, ständig bei Teenager-Charakteren dieses elitäre „Ich bin was Besseres, weil ich die Beatles höre“-Klischee raushängen zu lassen. Hier ist es mir an Ringos Freundesgruppe aufgefallen, dass alle irgendwie besonders sein mussten und jeder, der einfach nur normal war, als langweilig oder zurückgeblieben galt. Diesen Erzählstrang hätte man meinetwegen einfach streichen können, denn förderlich für die Geschichte fand ich ihn nur in ganz wenigen Punkten, und Lakes Umgang mit Ringo ist in meinen Augen auch absolut nicht gesund.

Trotzdem hat mich das Buch durch seine Hintergründe, durch die moralische Debatte und durch das Ende sehr fasziniert und beeindruckt. Ich würde es definitiv jedem empfehlen, der gern selbst mitdenkt und den ethische Fragen interessieren, die hier manchmal nur angerissen werden, aber noch tiefer hätten ergründet werden können. Alles in allem war Lakes Geschichte trotzdem unterhaltsam, herzzerreißend und in vielen Punkten sehr unerwartet für mich.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Wenn alles zu zerbrechen scheint ...

Save Us
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Inhalt

Nach Rubys Rausschmiss aus Maxton Hall sind ihre Träume, in Oxford zu studieren, jäh zerplatzt. Kann James tatsächlich hinter den schrecklichen Fotos stecken, die sie ihre Zukunft kosten? Während ...

Inhalt

Nach Rubys Rausschmiss aus Maxton Hall sind ihre Träume, in Oxford zu studieren, jäh zerplatzt. Kann James tatsächlich hinter den schrecklichen Fotos stecken, die sie ihre Zukunft kosten? Während das junge Paar erneut vor einer Zerreißprobe steht, hat auch Lydia mit ihrer familiären Situation zu kämpfen. Die Clique scheint immer weiter zu zerbrechen, Geheimnisse und Misstrauen stehen im Raum. Werden sie es schaffen, sich gegenseitig wieder zu vertrauen?

Meine Bewertung

Mir tut es gerade im Herzen weh, diese Rezension schreiben zu müssen, da ich die ersten beiden Teile der Maxton-Hall-Trilogie wirklich gefeiert habe. Deshalb war ich auch unheimlich gespannt auf „Save Us“ und habe erwartet, dass es mich trotz einiger bekannter Tropes wie die Vorgänger mitreißen würde. Dass ich jetzt aber hier sitze und mich beim Lesen ernsthaft fragen musste, ob ich das Buch nicht lieber abbreche, ist schon ein bitterer Schock, den ich nicht erwartet habe.

„Save Us“ fing mit einer guten Situation für viel Drama an: Ruby wurde suspendiert und muss sich gegen die Gerüchte behaupten, dass sie eine Affäre mit ihrem Lehrer haben soll. Ich hatte da viel mehr Emotionen erwartet, stattdessen hat Ruby sich mit Alkohol abgeschossen, wie es sonst eher James tut. Der setzt natürlich alles daran, dass alles wieder gut wird – und innerhalb weniger Kapitel war dann auch schon alles abgefrühstückt. Mir hat dabei der emotionale Bezug gefehlt, noch mehr Elemente, die die Situation hoffnungsloser machen.

Das war auch das Problem, dass sich durch das ganze Buch gezogen hat. Kaum taucht ein Problem auf, wird es schon wieder gelöst, die Charaktere müssen sich eigentlich auch kaum dafür anstrengen. Alles geht reibungslos, stattdessen ist das Selbstmitleid aber umso höher. So oft wollte ich Ruby und James im dritten Band anschreien, mal weniger zu jammern und stattdessen ernsthaft die Initiative zu ergreifen. Aber das haben beide irgendwie nur drauf, wenn es um ihre liebevolle Beziehung geht. Und so zieht sich auch ein gewisser Kitsch durch „Save Us“, den ich irgendwann nicht mehr ertragen konnte. Ich habe die ersten zwei Bände trotz ihres Seifenopern-Charakters sehr gern gemocht, aber hier hatte ich wirklich Schwierigkeiten, am Ball zu bleiben, ohne ständig die Augen zu verdrehen, weil alles so perfekt und so reibungslos ist.

In „Save Us“ kommen dazu noch zwei weitere Sichten hinzu: Graham und Alistair haben sie erhalten, was ich denkbar unnötig fand. Alistairs und Keshavs Geschichte fand ich noch ziemlich schön, aber viel zu oberflächlich gehalten, auch da war erst mal viel Geheule und dann ging alles prima, ohne dass groß was passiert wäre. Ebenso verhielt es sich bei Lydia und Graham: Babyparty, Umzug, alles wundervoll bis auf ein kleines Drama am Anfang, das mir viel zu aufgesetzt und übertrieben war. Ich hätte hier einfach mehr Hintergründe erwartet, mehr Schwierigkeiten anstatt des ständigen Jammerns über Probleme, die man sich nur selbst schafft, weil man den Mund nicht aufbekommt.

Was aber wirklich alles getoppt hat, war das Ende. Ich werde an dieser Stelle nicht spoilern, aber ich habe tatsächlich nur durchgehalten, um zu erfahren, wie das Beaufort-Drama um James‘ und Lydias Vater aufgelöst wird. Und auch hier ging mir einerseits alles zu schnell, zu einfach und zu kitschig. Böser Papa, großes Geheimnis, minimaler Aufwand – und ein Charakter wie Percy, der Chauffeur, der so viel Potenzial hatte, wurde nur als Plotstütze benutzt. Da wars für mich dann endgültig vorbei. Ich stehe auf Happy Ends, aber dieses wirkte nicht verdient.

So sehr ich die ersten zwei Bände auch mochte, „Save Us“ hat mich kaum überzeugen können. Mona Kastens Schreibstil war zwar wieder angenehm zum Lesen, doch dank der Handlung, die mich überhaupt nicht packen konnte, kam ich zu schwer voran. Es ist schade, dass das Buch für mich nun keinen guten Abschluss der Maxton-Hall-Reihe bietet, aber „Save Us“ war einfach zu schwach.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Anders ist nur anders besonders ...

Ein komischer Vogel (Ein komischer Vogel, Bd. 1)
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Inhalt

Was ist das denn für ein komisches Ei im Nest von Frau Amsel? Zwischen den kleinen Amseleiern steckt ein Kuckuckskind! Doch als Frau Amsel die Eier ausbrütet, findet sie nicht etwa einen Kuckuck ...

Inhalt

Was ist das denn für ein komisches Ei im Nest von Frau Amsel? Zwischen den kleinen Amseleiern steckt ein Kuckuckskind! Doch als Frau Amsel die Eier ausbrütet, findet sie nicht etwa einen Kuckuck – sondern einen Drachen. Und was soll sie nun mit diesem komischen Vogel anfangen? Obwohl der kleine rote Drache ganz anders ist als seine Geschwister, ist anders sein gar nicht so schlecht, wenn es auf den Winter zugeht …

Meine Bewertung

Schon als ich die Beschreibung von „Ein komischer Vogel“ gelesen habe, war ich hin und weg. Ein kleiner Drache? Ein Kinderbuch über das Anderssein? Das passt beides perfekt zu meinen Vorlieben. Abgerundet mit den Illustrationen von Joëlle Tourlonias konnte es gar nicht schlecht laufen – und dieses Gefühl hat mich nicht getäuscht. „Ein komischer Vogel“ hat mich einfach verzaubert.

Die Geschichte ist im Grunde sehr einfach, behandelt aber Themen, die nicht immer so selbstverständlich aufgenommen werden. Das große Drachenei, dass Frau Amsel in ihrem Nest findet, brütet sie mit ihren eigenen gewissenhaft aus, denn was tut ein Ei mehr schon zur Sache? Den kleinen Drachen, der daraus schlüpft, nimmt sie trotz anfänglicher Skepsis auf. Diese Art der Liebe zur Familie, die nicht nur durch Verwandtschaft bestimmt ist, fand ich in einem Kinderbuch sehr passend thematisiert. Es wird kein Unterschied im Grad der Liebe gemacht, auch wenn der kleine Drache doch anders als seine Geschwister ist.

Dieses Anderssein war auch sehr gut aufgearbeitet und dargestellt, was Kindern zeigen kann, dass es völlig in Ordnung ist, manche Dinge schlechter zu können als andere. Jeder hat unterschiedliche Talente und Neigungen. Während die anderen Vogelkinder Würmer picken und gut fliegen können, entfaltet der kleine Drache seine Talente im Winter, wenn den Waldbewohnern bitterkalt ist. Die Moral des Kinderbuchs war damit sehr einfach gehalten, aber umso wirksamer.

Ein komischer Vogel beeindruckt aber auch auf zwei weiteren Ebenen: Die Sprache, die Michael Engler verwendet, empfand ich als sehr kindgerecht und niedlich gestaltet, weshalb man daran auch viel Spaß haben wird. Sicherlich werden sich auch viele Kinder mit dem kleinen roten Drachen identifizieren können und daraus lernen, dass sie gut so sind, wie sie eben sind. Joëlle Tourlonias‘ Zeichnungen haben mich ebenfalls wieder überzeugen können, wobei bisher tatsächlich „Ein komischer Vogel“ mein Lieblingswerk von ihr ist. Farbenfroh, mit vielen Details und ihrem unverkennbarem, sehr kindgerechten Stil, war das Kinderbuch für mich ein Volltreffer und etwas, was ich gern weitergebe.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Zauberhaft mit Drachenkraft!

Nelly und Klex
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Inhalt

Schon seit langer Zeit wünscht sich Nela Superkräfte, um die Ungerechtigkeiten an ihrer Schule bekämpfen zu können. Die vierte Klasse ist auch nicht einfach, wenn Sachen gestohlen und andere Kinder ...

Inhalt

Schon seit langer Zeit wünscht sich Nela Superkräfte, um die Ungerechtigkeiten an ihrer Schule bekämpfen zu können. Die vierte Klasse ist auch nicht einfach, wenn Sachen gestohlen und andere Kinder beschuldigt werden. Doch als sie eines Tages vom großen DRachenrat ausgewählt wird, um als Superheldin Nelly November für Ordnung zu sorgen, wird Nelas Leben auf den Kopf gestellt. Zwischen mit Orangensaft betriebenen Schwebboards und ihren zwei DRachenrittern, die ihr zu Seite stehen, muss sie den gemeinen Dieb stellen. Und das in der großen Pause!

Meine Bewertung

Wenn ich die zauberhaften Zeichnungen von Joëlle Tourlonias sehe, ist mir eigentlich sofort klar, dass ich das Buch haben muss. Aber gepaart mit kleinen Superhelden ist es doch gleich viel schöner! Umso gespannter war ich auf „Nelly und Klex: Zauberhaft mit Drachenkraft“ von Andrea Schütze, das mir eine sehr niedliche und abenteuerliche Story versprochen hat.

Die habe ich mit Nela schließlich auch bekommen. Denn Nela hat einige Besonderheiten: Zwei Papas, eine adoptierte kleine Schwester, einen großen Sinn für Gerechtigkeit und ihr Alter ego: Nelly November, eine Superheldin. Die Story rund um Nela, die durch die Auswahl des geheimnisvollen DRachenrats tatsächlich als Nelly ein paar Fälle rund um ihre Schule herum aufklären kann, war selbst für alte Superheldinnen wie mich, die schon aus den Kinderschuhen raus sind, sehr amüsant und echt rasant erzählt.

Was mir immer wieder positiv aufgefallen ist, waren das Tempo und die Frische, die in dem Kinderbuch geherrscht haben. Nelly nimmt kaum ein Blatt vor den Mund und setzt sich mit aller Kraft für Gerechtigkeit ein. Damit ist sie ein tolles Vorbild für junge Mädchen und Jungs, auch wenn sie die Schulregeln manchmal etwas überstrapaziert. Auch ihre zwei Begleiter, die ihr bei ihren Fällen zur Seite stehen, sind witzig und sehr ausgefallen, während das ganze Superheldenteam mit ausgeflippten Fähigkeiten und viel Spaß bei der Sache punkten kann.

Gut gefallen haben mir auch die vielen kleinen alltäglichen Dinge, die heutzutage normal sein sollten. Nelly hat zwei Väter, woraus gar keine große Sache gemacht wird, auch wenn es kindgerecht angeschnitten und kurz aufgearbeitet wird. Keiner stört sich dran, und das ist auch gut so. Auch das Thema des Alltagsrassismus wurde gut aufgegriffen mit den beiden Flüchtlingskindern Asifa und Nour, die allein wegen ihrer Herkunft beschuldigt werden, die Diebe der Schule zu sein. Auch hier wird für Toleranz und ein offenes Miteinander gekämpft, was Nelly noch sympathischer macht, ohne dass die Story extrem in eine „Übermoralisierung“ abdriftet. An dieser Stelle hätte ich mir allerdings auch gewünscht, dass gerade bei einem so weltoffenen Buch nicht die Stigmatisierung von psychisch Kranken weitergeführt wird. Für mich gehören Begriffe wie „Klapse“ nicht in ein Buch für Kinder – warum sollte man ihnen noch einen verletzenden Wortschatz antrainieren? Ich würde mir wünschen, dass solche Witze auf Kosten Betroffener nicht ganz so lapidar genommen werden.

Auch die Zeichnungen waren wieder einmal sehr niedlich und wie von der Illustratorin gewohnt passend zu einzelnen Szenen im Buch. Dadurch wird auch vieles aufgelockert und es passt gut zur spritzigen Sprache, die immer wieder ausgefallene neue Wörter aufgreift und das Buch umso lebendiger macht. Außerdem gibt es hinten noch ein paar kleine Überraschungen für angehende Superhelden des DRachenrates, die mich auch zum Schmunzeln gebracht haben. Dass ich meinen Superheldenausweis schon ausgefüllt habe, ist wohl klar, oder?

„Nelly und Klex“ war somit definitiv ein tolles Kinderbuch, das ich jederzeit gern weiterempfehlen werde. Es glänzt mit aktuellen Themen, die auch schon Kinder beschäftigen dürfen, ist humorvoll, locker und sehr actionreich. Nelly als Superheldin hat mir richtig gut gefallen und ich hoffe sehr, dass wir noch viel von ihr mitbekommen werden!