Spannende Geschichte
AtemnotIlsa J. Bick gehört zu den Autoren, die mich im Vorfeld unglaublich gereizt haben. Leider habe ich es bis zum heutigen Tage noch nicht geschafft, ihre umjubelte „Ashes“-Trilogie zu lesen, von daher war ...
Ilsa J. Bick gehört zu den Autoren, die mich im Vorfeld unglaublich gereizt haben. Leider habe ich es bis zum heutigen Tage noch nicht geschafft, ihre umjubelte „Ashes“-Trilogie zu lesen, von daher war ich besonders gespannt, wie mir „Atemnot“ gefallen wird.
Ich muss zugeben, dass mir das Buch deutlich besser gefallen hat, als ich zuvor erwartet habe. Zwar habe ich hierbei nicht mit einem Flop gerechnet, allerdings waren meine Erwartungen auch nicht besonders hoch. Zum Glück habe ich mich dabei so geirrt und wurde von der Geschichte geradezu magisch in den Bann gezogen. „Atemnot“ liest sich aufgrund seiner recht kurzen, gut gegliederten Kapitel unglaublich schnell und ich hatte das Buch in nur wenigen Stunden ausgelesen, was ich ein wenig bedauert habe, denn ich hätte am liebsten noch so viel mehr erfahren.
Die Geschichte liest sich nicht nur sehr flüssig, sondern auch sehr spannend. Nur schwer konnte ich das Buch aus den Händen legen und wollte immer mehr über Jenna, ihr Leben und ihre Familie erfahren. Bereits bei der „Ashes“-Trilogie habe ich immer wieder gelesen, dass die Autorin einen sehr intensiven und aufwühlenden Schreibstil verwenden soll, dies kann ich bei dieser Geschichte nur bestätigen, denn Jennas Geschichte wird sehr schonungslos beschrieben, sodass ich an der ein oder anderen Stelle eine Gänsehaut bekam.
Allgemein fand ich Jenna eine unglaublich interessante und sympathische Figur. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und spricht offen aus, was sie denkt. Gleichzeitig ist sie aber oftmals sehr verschwiegen, sodass sie fast bis zum Schluss ihre Geheimnisse für sich behält. Durch ihr bisheriges Leben und die vielen negativen Erfahrungen vertraut sie sich nur wenigen Menschen an und bringt es nur schwer über sich, sich auf fremde Menschen oder gar auf ihre Familie einzulassen. Ihr Vater ist ein sehr strenger, herrschsüchtiger Mann, der mit klaren Linien bestimmt, was in der Familie geschehen soll. Dabei ist ‚Rücksicht‘ ein Fremdwort für ihn und so entscheidet er oftmals Dinge, die seiner Tochter, aber auch seiner Frau schaden. Diese ist Alkoholikerin und kann sich nur in den seltensten Fällen gegen ihren Mann behaupten. Sehr interessant ist auch Jennas Lehrer Mr. Anderson, der immer mehr zu einer Bezugsperson für sie wird und ihr Vater und Freund gleichzeitig zu ersetzen versucht. Er merkt schnell, dass mit dem Mädchen etwas nicht stimmt und versucht sie immer wieder zu animieren, dass sie aus sich raus kommt.
Wie man sieht, herrscht eine drückende Stimmung über Jennas Familie, sodass die Geschichte sehr viel an Melancholie, Trauer und Angst besitzt. Obwohl dies so manches Mal recht bedrückend war, hat mich die Stimmung dennoch nicht erdrückt, sodass die Autorin hierbei eine perfekte Mischung aus Trauer und Spannung geschaffen hat. Interessant ist hierbei auch die Schuldfrage an vielen Umständen, die nie ganz geklärt werden kann und von daher viel Raum für Spekulationen lässt. Ein klassisches Gut und Böse ist hier nicht vorhanden, sodass man als Leser selbst mit seinem Gewissen hadern muss. Auf der einen Seite fand ich dies sehr gut, denn so wurde man stets zum Nachdenken angeregt, auf der anderen Seite war dies stellenweise auch sehr beklemmend, da man nie so ganz wusste, wie man selbst in der ein oder anderen Situation reagiert hätte.
Das Cover wirkt verstörend, aber auch gleichzeitig unglaublich passend. Der leere Blick, die Wassertropfen, die Schriftart – alles harmoniert sehr gut zusammen, sodass es trotz seiner Schlichtheit ein richtiger Hingucker ist. Die Kurzbeschreibung finde ich ebenfalls gelungen, auch wenn ich finde, dass stellenweise schon fast zu viel verraten wird.
Insgesamt konnte mich Ilsa J. Bick mit „Atemnot“ schockieren, zum Nachdenken anregen und gleichzeitig so begeistern, dass ich am liebsten direkt ein weiteres Buch von der Autorin gelesen hätte. Interessante Figuren, sowie eine Handlung, die mir eine Gänsehaut bescheren konnte, macht dieses Buch einzigartig, sodass ich es nur empfehlen kann. Die perfekte Lektüre für verregnete Nachmittage.