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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2019

Das war leider nichts…

Eines Abends in Paris
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Eine junge Frau im roten Mantel, die jeden Mittwochabend in ein altes Programmkino geht. Der verträumte Kinobesitzer, der sich irgendwann ein Herz fasst und sie zum Essen einlädt. Ein traumhafter Abend ...

Eine junge Frau im roten Mantel, die jeden Mittwochabend in ein altes Programmkino geht. Der verträumte Kinobesitzer, der sich irgendwann ein Herz fasst und sie zum Essen einlädt. Ein traumhafter Abend und danach taucht die Dame nie wieder auf. Zur gleichen Zeit wird beschlossen, das alte Kino als Filmkulisse zu verwenden – was viel Unruhe ins beschauliche Leben bringt. Und der Kinobesitzer macht sich auf die Suche seiner großen Liebe…

Obwohl ich die Grundidee sehr gut finde, hat mir der Roman insgesamt nicht besonders gut gefallen. War der Hinweis auf Woody Allen wirklich notwendig? Und wenn ja, was wollte Barreau damit sagen? Die Sprache bezaubert wie üblich, das alte Kino versprüht einen wunderbaren Charme – aber was an der Dame im roten Mantel letztendlich so großartig sein soll, erschließt sich mir nicht. Sie reagiert mit Eifersucht auf eine eigentlich harmlose Situation und meldet sich danach nie wieder. Man fragt sich, wieso sie nicht versucht, das Missverständnis aufzuklären, der gemeinsame erste Abend war doch anscheinend so magisch. In meinem Augen kein besonders erwachsenes Verhalten und Sympathiepunkte gibt’s dafür auch keine. Andererseits erfolgt das Wiedersehen am Ende nur mithilfe einiger sehr unlogischer Zufälle (man hat z.B. nur ein „V“ als Anhaltspunkt und findet auf Anhieb im gar nicht so kleinen Paris jemanden namens Victor, der – oh Wunder – genau der Mann ist, den man sucht). Funktioniert leider nicht, deswegen nur drei Sterne von mir.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Ermittlungen im historischen London

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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London Anfang 1920: Eine ältliche Krankenschwester wird in einem Zug ermordet, der Fall wird schnell zu den Akten gelegt, ein junger Polizist ermittelt jedoch auf eigene Faust weiter. Zeitgleich gelingt ...

London Anfang 1920: Eine ältliche Krankenschwester wird in einem Zug ermordet, der Fall wird schnell zu den Akten gelegt, ein junger Polizist ermittelt jedoch auf eigene Faust weiter. Zeitgleich gelingt es der 19-jährigen Louisa eine Stelle als Kindermädchen bei der adligen Familie Mitford zu bekommen. Die älteste Tochter des Hauses, Nancy, liebt Kriminalgeschichten und ist fasziniert vom Kriminalfall – vor allem als sich herausstellt, dass das Mordopfer eine Verbindung zum Hause Mitford hatte…

Dieser Roman ist eine Mischung aus Fiktion und historischen Tatsachen, die Familie Mitford gab es wirklich, ebenso den Mordfall im Januar 1920, der jedoch, anders als im Buch, nie aufgeklärt wurde. Die Geschichte beginnt schleppend, erst nach ca. 150 Seiten nimmt die Handlung an Spannung auf. Weiters ist der Text zu Beginn oftmals irritierend, da es sowohl Nancy als auch Nanny gibt – ich zumindest bin anfangs oft darüber gestolpert.

Der beschriebene Mordfall und die Ermittlungen sind teilweise spannend, teilweise konnte man gewisse Entwicklungen bereits erahnen. Negativ möchte ich anmerken, dass manche Textsprünge nicht logisch sind bzw. nicht authentisch wirken (so beispielsweise Louisas Bemerkung, sie hätte viele Überstunden, die sie abbauen könne; man korrigiere mich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu dieser Zeit für weibliches Hauspersonal so etwas wie Arbeitszeitaufzeichnungen gegeben hat.) Mehrfach werden logische Vermutungen aufgestellt und dann 200 Seiten lang nicht mehr erwähnt.

Insgesamt ist das Buch ein netter Zeitvergleich, wer allerdings auf Zwanzigerjahre-Flair oder einen Krimi a la Agatha Christie hofft, wird enttäuscht sein. Vielleicht liegt es daran, dass Filme über diese Zeit immer so schillernd sind – beim Text entstehen jedenfalls keine derartigen Bilder, der Roman könnte genauso nach dem zweiten Weltkrieg spielen.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Die schönen Männer haben mir immer am besten gefallen – interessante Erinnerungen

Jetzt sag ich's
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Obwohl ich diese Zeit selbst nicht erlebt habe, habe ich ein Faible für die deutschen „Heile-Welt-Filme“ der 50er und 60er Jahre. Und wenn man diese Filme mag, kennt man natürlich auch die Schauspielerin ...

Obwohl ich diese Zeit selbst nicht erlebt habe, habe ich ein Faible für die deutschen „Heile-Welt-Filme“ der 50er und 60er Jahre. Und wenn man diese Filme mag, kennt man natürlich auch die Schauspielerin Waltraud Haas. Über diese Biographie bin ich in der Bibliothek eher zufällig „gestolpert“. Frau Haas beschreibt darin bekannte oder auch weniger bekannte Ereignisse aus ihrem Leben in einer humorvollen, sympathischen Sprache. Wer eine klassische Biographie erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein, da die Kapitel zwar chronologisch aufgebaut sind (und auch Kindheit und Jugend umfassen), aber nicht sehr ins Detail gehen. (Soweit ich weiß gibt es bereits 2 andere Biographien, die vielleicht diesbezüglich umfangreicher sind.) Das Buch besteht mehr aus einer Aneinanderreihung einzelner Erinnerung. Manche davon habe ich in unterschiedlichen Interviews schon einmal gehört, andere wurden erstmals erzählt.

Insgesamt ist dieses Buch sehr sympathisch geschrieben und vollgepackt mit einer Reihe von (aus heutiger Sicht) mehr oder weniger bekannten Namen. Kritisieren könnte man vielleicht, dass bei so gut wie allen Personen bemerkt wird, wie sympathisch sie waren. Das klingt zwar nett, aber nicht so ganz glaubwürdig. Dennoch gibt es für Fans von Frau Haas eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Eine unglaubliche Liebeserklärung an Venedig

Das Café der kleinen Wunder
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Dieser Roman erzählt die Geschichte der jungen Pariserin Nelly, die als Universitätsassistentin unglücklich in ihren Chef verliebt ist. Nelly ist zurückhaltend und leidet unter extremer Flugangst, was ...

Dieser Roman erzählt die Geschichte der jungen Pariserin Nelly, die als Universitätsassistentin unglücklich in ihren Chef verliebt ist. Nelly ist zurückhaltend und leidet unter extremer Flugangst, was ihr eine berufliche Chance verbaut und in der Folge dazu führt, dass sich ihr Schwarm überraschend verlobt. Nelly beschließt, sich einen Monat Auszeit in Venedig zu nehmen. Dort sucht sie nicht nur nach der Vergangenheit ihrer Großmutter, sondern findet selbst auch die ganz große Liebe…

Wer einige meiner Rezensionen kennt, weiß, dass ich ein Fan von Nicolas Barreau bin. Wobei mir dieses Buch bislang am besten gefallen hat. Auch hier schreibt er romantisch und mit viel Charme, wie immer ohne jedoch ins Kitschige abzudriften. Anders als in den meisten anderen Liebesromanen, trinkt die Protagonistin hier nicht jedes zweiten Tag Prosecco und auch die obligatorische beste Freundin und den selbstverständlich schwulen besten Freund mit der Schulter zum Ausweinen sucht man hier vergeblich. Stattdessen begegnen dem Leser in der phasenweise nicht vorhersehbaren Geschichte eine Reihe sehr sympathischer Figuren.

Dass Nelly vom winterlichen Paris nach Venedig fährt, überrascht auf den ersten Blick. Warum von einer Traumstadt in eine andere fahren? (Zumal jeder, der schon einmal im Januar in Venedig war, über Nellys Ansinnen schmunzelt „in den warmen Süden“ zu fahren.)

Nellys Tage in Venedig werden – mit viel Liebe zum Detail und abseits der „Touristenfallen“ - beschrieben. Anders als erwartet und angenehmerweise nimmt die Geschichte der Großmutter nicht viel Raum ein, rundet aber die ganzen Geschehnisse ab. Am Ende lernt Nelly in der Gegenwart zu leben und ihre Ängste zu überwinden. Als Leser freut man sich mit und beschließt ein paar historische Details zu Venedig „nachzugoogeln“. Dadurch habe ich nebenbei noch eine Wette gewonnen und vergebe für diesen wunderbaren Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Jo mei – der Eberhofer wieder

Kaiserschmarrndrama
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Band 9 der Reihe rund um den bayrischen Gendarmen aus Niederkaltenkirchen. Zwei Frauen werden erschlagen aufgefunden - man befürchtet einen Serienmörder und eine eigene SOKO wird gegründet. Parallel dazu ...

Band 9 der Reihe rund um den bayrischen Gendarmen aus Niederkaltenkirchen. Zwei Frauen werden erschlagen aufgefunden - man befürchtet einen Serienmörder und eine eigene SOKO wird gegründet. Parallel dazu schlägt sich der Eberhofer privat mit einem Hausbau herum, sein Hund wird krank und dann will auch noch sein verletzter Freund Rudi bei ihm einziehen….

Ich habe fast alle Bände dieser Reihe gelesen und muss leider sagen, dass sich der Charme und der Esprit der ersten Bücher mittlerweile sehr abgenutzt haben. Die Figuren sind bekannt und agieren wie gewohnt, eine Weitentwicklung sucht man vergeblich. Während sich die Handlung rund um die beiden Morde mehr schlecht als recht dahinschleppt, nervt der Eberhofer mit seiner privaten Inaktivität. Er steckt mitten im Doppelhaushälftenbau mit Bruder Leopold samt Anhang – aber eigentlich interessiert ihn das ganze Projekt nicht. Als Leser fragt man sich, warum er nicht mit Frau und Kind zusammen wohnen will, bzw. wieso er etwas macht, was ihm offensichtlich so zuwider ist. Zusätzlich glänzt der Eberhofer in diesem Band durch ungewohnt machohaftes, überhebliches Verhalten, was zunehmend unsympathisch wirkt.

Insgesamt ist dies daher ein Buch, das keinen großen Eindruck macht und ich auch nur eingefleischten Eberhofer-Fans empfehlen würde.