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Veröffentlicht am 28.09.2021

Mut in Zeiten des Krieges

Das Buch der verschollenen Namen
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Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt dieser Roman die Geschichte einer jungen Jüdin, die im 2. Weltkrieg, in Frankreich für viele Flüchtende Ausweispapiere fälschte.

Eine betagte Bibliothekarin ...

Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt dieser Roman die Geschichte einer jungen Jüdin, die im 2. Weltkrieg, in Frankreich für viele Flüchtende Ausweispapiere fälschte.

Eine betagte Bibliothekarin stolpert zufällig über einen Zeitungsartikel, in dem es über geraubte Bücher geht und kann es nicht fassen. Das abgebildete Bild zeigt IHR Buch, ein Buch das ihr einmal unglaublich wichtig war und das zum Ende des Krieges verschwunden ist….

Frankreich 1942: Die junge Jüdin Eva Traube liebt Bücher und studiert in Paris Englisch, als die Deportierungen der französischen Juden beginnen. Gemeinsam mit ihrer Mutter gelingt ihr die Flucht – und Eva fälscht das erste Mal Papiere. Die beiden Frauen finden Unterschlupf in einem kleinen französischen Bergdorf, in dem die Resistance sehr aktiv ist. Evas zeichnerisches Talent wird bemerkt und so fälscht sie fortan Dokumente im großen Stil und rettet damit zig Leben. Damit die echten Namen der Flüchtlinge und besonders der kleinen Kinder nicht für immer „verloren“ gehen, legt Eva ein Buch an, in dem die richtigen Namen kodiert eingetragen werden. Für die Zeit nach dem Krieg. Doch dann fliegt die Gruppe auf und Eva muss erneut flüchten.

Mich hat die beschriebene Geschichte unglaublich berührt, vor allem in dem Wissen, dass die Romanhandlung zwar erfunden ist, es in dieser furchtbaren Zeit wirklich so mutige Menschen gab, die für andere ihr Leben aufs Spiel gesetzt und sie gerettet haben.
Es wäre allerdings schön gewesen, wenn als Nachwort konkrete Infos zum historischen Background mitgeliefert worden wären – das hätte die Geschichte abgerundet. Dennoch 5 Sterne von mir, für ein Buch, das mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Uninspirierter Frauenroman

Man wird ja wohl noch träumen dürfen
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Thea ist 27, Single und Physiotherapeutin mit eigener Praxis. Im Großen und Ganzen zufrieden, zumal sie sich auch mit den übrigen Mietern des Hauses gut versteht und eine ungewöhnliche Gemeinschaft bildet. ...

Thea ist 27, Single und Physiotherapeutin mit eigener Praxis. Im Großen und Ganzen zufrieden, zumal sie sich auch mit den übrigen Mietern des Hauses gut versteht und eine ungewöhnliche Gemeinschaft bildet. Als das Haus verkauft werden soll, bekommen alle Mieter die Kündigung - ein großer Schock. Und da ist noch der blonde Mann, den Thea finden will, schließlich hat ihre Oma von der bevorstehenden Hochzeit geträumt und Oma hat immer Recht, oder?

Was zu Beginn amüsant klingt, entpuppt sich leider schnell als einer dieser austauschbaren Frauenromane, die vorhersehbar und langweilig sind. Eines jener Bücher, das man liest und sich einen Tag später nur mehr mit Mühe an den Namen der Hauptfigur erinnert. Thea war mir als Protagonistin zudem unsympathisch und wirkte die meiste Zeit viel älter als 27.

Daher von mir nur 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Aus Liebe zu den Menschen

Das Novembermädchen
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Die wahre Geschichte der Gründerin der Berliner Volksküchen. 1866, am Vorabend des Krieges, schafft es Lina Morgenstern gegen viele Widerstände die ersten Volksküchen zu eröffnen. Die Idee: Saisonale Lebensmittel ...

Die wahre Geschichte der Gründerin der Berliner Volksküchen. 1866, am Vorabend des Krieges, schafft es Lina Morgenstern gegen viele Widerstände die ersten Volksküchen zu eröffnen. Die Idee: Saisonale Lebensmittel in großen Mengen am Stadtrand günstig einkaufen um damit für die Armen der Stadt einmal am Tag eine gesunde, warme Mahlzeit zu ermöglichen. Was heute unspektakulär und simpel klingt, war damals komplettes Neuland. Schließlich werden die Küchen auch noch kurzfristig dazu verpflichtet, die Soldaten vor der Abfahrt an die Front zu verpflichten- und Lina beweist wieder unglaubliches Organisationstalent. Auch als es gilt, Kriegsgefangene und Verletzte zu betreuen. Ihr Engagement bringt ihr und ihrem sie immer unterstützenden Mann viel Anerkennung, aber auch Anfeindungen...

Die Lebensgeschichte der Jüdin Lina Morgenstern klingt unglaublich - umso trauriger ist es, dass ihr Name heutzutage mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist. Sie gründete Kindergarten, schrieb neben ihrer Arbeit für die Küchen außerdem mehrere Bücher und war in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus. Wobei man bei aller Bewunderung auch sagen muss, dass für die eigenen 5 Kinder wahrscheinlich zu wenig Zeit blieb. Gut geschrieben und auch als Roman informativ, daher 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Eine grausame Lebensgeschichte

Tage des Sturms
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19.Jahrhundert. Als uneheliche Tochter des Schlossherrn wird die junge Magd Resa von dessen Ehefrau tyrannisiert. Die Situation eskaliert, als ein neureicher Fabrikant das benachbarte Gut erwirbt und alle ...

19.Jahrhundert. Als uneheliche Tochter des Schlossherrn wird die junge Magd Resa von dessen Ehefrau tyrannisiert. Die Situation eskaliert, als ein neureicher Fabrikant das benachbarte Gut erwirbt und alle verarmten Adelsfamilien der Gegend auf einen reichen Heiratskanditaten hoffen. Doch der hält um Resas Hand an, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hat. Außer sich vor Wut darüber, dass ihre eigene Tochter übergangen wurde, beschließt die Herrin, Resa verschwinden zu lassen.... Resa landet in einem Berliner Nobelbordell und schwört auf Rache....

Insgesamt hat mir dieser historische Roman gut gefallen - auch wenn die Bordellszenen teilweise heftig sind. Außerdem passiert in einem kleinen Zeitfenster von einigen Monaten extrem viel, obwohl man das Gefühl hat, es müssten doch mittlerweile Jahre vergangen sein. Gute Unterhaltung, aber kein Buch, das ich ein zweites Mal lesen würde. Daher 4 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Ein intelligentes Porträt

Was wir scheinen
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Über Hannah Arendt bin ich während des Studiums immer wieder gestolpert, allerdings habe ich mich nie dazu überwinden können, ein Werk von ihr zu lesen. Durch Zufall bin ich auf diesen biographischen Roman ...

Über Hannah Arendt bin ich während des Studiums immer wieder gestolpert, allerdings habe ich mich nie dazu überwinden können, ein Werk von ihr zu lesen. Durch Zufall bin ich auf diesen biographischen Roman gestoßen und habe mich gefreut, hier eine Lücke schließen zu können.

Der fast 600 Seiten starke Roman (ohne Fotos, vermutlich um die Abgrenzung zu einer Biographie zu schaffen) ist komplex und sehr detailliert. Kellers Text ist sehr dicht und gerade für LeserInnen, die weniger Hintergrundwissen über Hannah Arendts Leben und Werk bzw. Philosophie im Allgemeinen haben, stellt die Einordnung der Fülle an Namen und Informationen, an Spitznamen und Textbrüchen eine Herausforderung dar. Es ist hilfreich, sich zusätzliche Informationen zur Einordnung zu besorgen und es braucht eine gewisse Zeit, bis man sich an diesen anspruchsvollen und ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnt hat. Man sollte sich vor dem Kauf auch klar darüber sein, dass man keine Biographie zu erwarten hat.

Im Roman begleitet man die Philosophin auf ihre letzte Reise 1975 von New York in die Schweiz – im Gepäck: viele Bücher und noch mehr Erinnerungen. Durch diese letzten erholsamen Wochen kurz vor ihrem Tod wird Arendts Alltag beschrieben, aber auch Erinnerungen an vergangene Lebensstationen, besonders an die Zeit ihrer Immigration, an ihre Beziehungen, aber auch an weiter zurückliegende Erlebnisse.

Insgesamt wird ein komplexes Bild einer sehr interessanten, intelligenten und unabhängigen Frau gezeichnet – man erhält (auch durch die eingefügten Originalzitate) einen guten Einblick in ihre Ansichten. ihre Theorie, ihr Denken. Genauso wie durch eingearbeiteten Dialoge, die ihre Kommunikation mit vielen Persönlichkeiten ihrer Zeit aufzeigen. Und auch die Kritik an Arendts Positionen lässt Keller nicht aus.
Zusammenfassend ist Keller durch ausführliche Recherche ein einfühlsames und umfassendes Porträt gelungen, das einem eine komplexe Persönlichkeit viel näher bringt, aber aufgrund des Schreibstils sicher nicht für jeden gut geeignet ist. Wenn man sich aber auf den Text einlässt, bekommt man viele Denkanstöße und Lust darauf, Originaltexte von Arendt zu lesen. Ich vergebe daher 4 Sterne.

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