Eine wenig gelungene Geschichte der Selbstfindung
Die SonnenschwesterElektra war immer die temperamentvolle kleine Schwester – nun ist sie die beruflich erfolgreichste Schwester und jettet als farbiges Supermodel durch die Welt. Hinter der schönen Fassade ist Elektra jedoch ...
Elektra war immer die temperamentvolle kleine Schwester – nun ist sie die beruflich erfolgreichste Schwester und jettet als farbiges Supermodel durch die Welt. Hinter der schönen Fassade ist Elektra jedoch einsam und sowohl alkohol- als auch drogensüchtig. Fast ein Jahr nach dem Tod ihres Adoptivvaters beschließt sie, sich auch auf der Suche nach der Suche nach ihren Wurzeln zu machen und den Hinweisen in ihrem Brief zu folgen. Elektra trifft Stella, ihre leibliche Großmutter, die ihr von ihrer beider kenianischen Vorfahren erzählt – und sie gleichzeitig ermutigt, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Und deswegen begibt sich Elektra in eine Entzugsklinik…
Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Wie immer gibt es zwei parallele Erzählstränge, in diesem Fall die Erlebnisse von Elektra und die von der jungen Amerikanerin Cecily, die Ende der 1930er Jahre nach Kenia auswandert. Um es offen zu sagen, konnte ich mit Elektra bis zum Ende nicht wirklich viel anfangen. Lucinda Riley hat hier eine ziemlich flache Persönlichkeit erschaffen, denn obwohl mehrfach betont wird, wie hochbegabt die schöne Elektra angeblich ist, merkt der Leser davon nichts, im Gegenteil, und es werden alle gängigen Klischees über Models reichlich bedient. Stella hingegen wirkt reichlich forsch und mischt sich aus heiterem Himmel in das Leben der Enkelin ein – wirklich sympathisch ist auch sie nicht.
Die Geschichte von Cecily, Stellas Adoptivmutter, hingegen ist zwar interessant, aber unterm Strich nichtssagend. Als sie nach sechs Jahren in Kenia ihre Eltern in New York besucht, hat man gefühlte zwanzig Jahre in Kenia miterlebt und gute 500 Seiten gelesen. Dass Cecily, die sich in ihrer ganzen Zeit in Kenia nie auch nur im Geringsten für die aktuelle Politik oder Rassendiskriminierung interessiert hat (dies wird im Text auch nur am Rande thematisiert), in New York plötzlich zur Aktivistin mutiert, nicht nachvollziehbar. Ebenso wenig, dass sie die Ablehnung ihrer konservativen Mutter nicht versteht, als diese entdeckt, dass die vermeintliche Tochter der schwarzen Haushaltshilfe im Bett der kinderlosen Tochter schläft. Man wünscht sich, dass Cecily zumindest versucht, ihren Eltern die komplizierte Situation mit Stella zu erklären, ehe sie mit ihnen für immer bricht und sie als Rassisten abstempelt. Dass Cecily aus dem geplanten Weihnachtsurlaub bei ihren Eltern spontan nie wieder zu ihrem Ehemann zurückkehrt – aus der vorangegangenen Handlung nicht nachvollziehbar. Dass Cecily aus Liebe zu Stella ihr gesamtes eigenes Leben aufgibt, wird als Selbstlosigkeit dargestellt, empfinde ich aber nicht als richtig. Ich würde nicht wollen, dass jemand um meinetwegen auf alle eigenen Träume verzichtet, die Verantwortung für dieses Opfer wäre mir zu schwer.
Insgesamt wirkt der Text leider sehr schlecht strukturiert, es wirkt, als hätte wäre der Autorin am Ende die Zeit (oder die Lust) ausgegangen. Gerade Stellas eigene Erlebnisse, während der Zeit der Bürgerrechtsbewegungen, die sehr interessant gewesen wären, wurden leider auf einige wenige Seiten zusammengekürzt, wohingegen man die Zeit in Kenia locker auf die Hälfte hätte kürzen können.
Generell mag ich diese Reihe, wobei ich es sehr schade finde, dass jede Schwester unbedingt mit einer berühmten Person verwandt sein muss. Ich habe mich auch gefragt, wieso Riley den Hinweis auf Rosa Parks nicht vermieden hat. Wie man mittlerweile weiß, ist das berühmte Foto gestellt und nicht echt – etwas, was auch “Stella“ bekannt sein müsste und Riley sicher recherchiert hat.
Insgesamt wird man aber mit diesem Buch gut unterhalten, wobei mir aber die Geschichten anderer Schwestern besser gefallen haben.