Profilbild von Knabber

Knabber

Lesejury Profi
offline

Knabber ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Knabber über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2017

Wilde Abenteuerfahrt mit blassen Charakteren

Saint Lupin´s Academy 1: Zutritt nur für echte Abenteurer!
0

Anne will dem Waisenhaus von Saint Lupin entkommen. Als sich die Gelegenheit bietet, wird sie in eine abenteuerliche Mission hineingezogen, in der sie mit ihren Freunden die Welt retten muss. Ob ihr das ...

Anne will dem Waisenhaus von Saint Lupin entkommen. Als sich die Gelegenheit bietet, wird sie in eine abenteuerliche Mission hineingezogen, in der sie mit ihren Freunden die Welt retten muss. Ob ihr das gelingt, wird natürlich nicht verraten.
Das Cover des Buches ist wirklich wunderschön, und man kann dort Anne (ganz rechts), ihre Freundin Penelope ( Mitte ) und den Zauberer Hiro (links) erkennen. Auch innen ist das Buch besonders, denn zwischen den Kapiteln gibt es immer Auszüge aus dem "Handbuch für Abenteurer", dessen Seiten grau gestaltet sind. Diese kleinen Einschübe lockern die Textpassagen auf und sind auch sehr witzig, so dass ich oft schmunzeln musste.
Dennoch lässt mich das Buch etwas zwiegespalten zurück. Anfangs war ich noch sehr begeistert von den vielen kreativen Ideen, dem Humor und der interessanten Story-Idee um den Panzerhandschuh und die Prophezeiungs-Medaillons. Die Geschichte hatte viel Potential. Es gibt eine fiese Waisenhaus-Leiterin und einem machthungrigen Abenteuer-Minister sowie Annes sympathischer Freundin Penelope. Leider blieben alle diese Figuren im Laufe der Geschichte so blass, dass es mir gegen Ende sogar egal war, ob sie die Mission schaffen oder nicht. Das beste Beispiel dafür ist Hiro, der überhaupt keine richtige Beziehung zu irgendwem aufbauen konnte, so dass man ihn auch hätte weglassen können. Sehr schade, denn die Ansätze für gute Charaktere waren alle vorhanden! Stattdessen reiht sich nach dem spannenden Beginn nur noch eine Aktion an die nächste, wodurch die Geschichte für mich an Tiefe verlor. Es passiert unheimlich viel, alles Schlag auf Schlag, und das fand ich insgesamt einfach zu viel des Guten. Vielleicht liegt es daran, dass es ein Einsteigerband ist, und der Umfang sonst zu groß geworden wäre. Ich hoffe, dass es in Band 2 etwas ruhiger zugeht, und die Charaktere weiter ausgearbeitet werden.
Dennoch ist es ein schönes Abenteuer für Kinder, das sich flott lesen oder vorlesen lässt. Und auf jeden Fall ist es ein Augenschmaus fürs Bücherregal.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Schlacht in Rimmersgard

Das Herz der verlorenen Dinge
0

Es ist einige Zeit vergangen, seitdem wir Simon Schneelocke durch Osten Ard begleiten durften. Nun ist er König, doch ruhig sind die Zeiten noch immer nicht. Im Norden kämpft Herzog Isgrimnur immer noch ...

Es ist einige Zeit vergangen, seitdem wir Simon Schneelocke durch Osten Ard begleiten durften. Nun ist er König, doch ruhig sind die Zeiten noch immer nicht. Im Norden kämpft Herzog Isgrimnur immer noch mit einem Rest zäher Nornen, die sich an ihrem Berg verschanzt haben. Da die Nornenkönigin in einem Erholungsschlaf liegt, müssen die Hikeda'ya nun ihre eigenen Entscheidungen treffen, wie sie sich gegen die Sterblichen behaupten wollen.

Ich mochte es sehr, wieder nach Osten Ard zurück zu kehren. Die Idee, auch die Sicht der Nornen in die Geschehnisse mit einzubinden, fand ich klasse, auch wenn ich erst gegen Ende Sympathien für die Protagonisten entwickeln konnte. Denn die Nornen waren in den vorangegangenen Bänden ja immer die "Bösen", weshalb es jetzt interessant war, sie von einer anderen, bedrängten Seite aus zu betrachten. Das Buch wird zwar so beworben, dass man es auch als Neueinsteiger in die Reihe ohne Vorkenntnisse lesen kann, aber davon würde ich abraten. Tad Williams High Fantasy ist ohnehin schon recht anspruchsvoll, und ohne das Vorwissen der ersten vier Bände wird es bestimmt noch schwieriger, die Völker, Gebiete und Namen auseinanderhalten zu können. Außerdem geht es tatsächlich in diesem Buch nur um die Schlacht von Nakkiga, was für Neueinsteiger vielleicht langweilig sein könnte, weil man die tiefe Bedeutung dieser Situation ohne Vorkenntnisse kaum erfassen kann. Bei Tad Williams steht nicht die Handlung im Vordergrund, sondern die Charaktere, ihre Gedanken und Gefühle und ihr Einfluss auf die Welt von Osten Ard.

Etwas enttäuscht war ich deshalb auch, dass, abgesehen von Isrimnur und Sludig, keine Charaktere aus den ersten vier Bänden aufgetaucht sind. Allerdings ist das Buch für die Verhältnisse des Autors und dieser Saga auch extrem kurz, so dass es sich für mich wie eine Art Prolog zu noch kommenden Büchern anfühlt. Über die Karten und das Personenverzeichnis am Ende des Bandes habe ich mich gefreut, allerdings habe ich beides nicht benötigt, da mir die Welt von Osten Ard bekannt ist.

Mich hat diese Welt aufs Neue eingefangen, und ich freue mich schon auf Band 2, da dort auch wieder die alten Bekannten wie Simon und Miriamel anzutreffen sein werden. Empfehlen würde ich "Das Herz der verlorenen Dinge" aber nur den Lesern, die bereits die ersten vier Bände der Osten Ard-Saga gelesen haben oder wirklich eingefleischten High Fantasy-Lesern, die gut mit fremden Welten und Völkern zurecht kommen.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Von Träumen, Wirklichkeiten und dem Schicksal

The Sun Is Also a Star
0

Natasha lebt seit ihrem 8. Lebensjahr illegal in den USA. Da macht ihr Vater einen Fehler, der die Familie auffliegen lässt. Als Folge sollen Natasha und ihre Familie zurück in ihre Heimat Jamaika abgeschoben ...

Natasha lebt seit ihrem 8. Lebensjahr illegal in den USA. Da macht ihr Vater einen Fehler, der die Familie auffliegen lässt. Als Folge sollen Natasha und ihre Familie zurück in ihre Heimat Jamaika abgeschoben werden.
An ihrem letzten Tag in Amerika setzt Natasha alles daran, doch bleiben zu dürfen, und versucht, alle Chancen zu nutzen, die es noch gibt. Dabei begegnet sie dem Koreaner Daniel, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt, nicht ahnend, dass noch am selben Abend ihre Ausreise bevor steht.

Diese Geschichte von Nicola Yoon hat mich absolut gefesselt und berührt. Es ist nur ein einziger Tag im Leben von Natasha und Daniel, den man miterlebt, und doch erfährt man so viel über die beiden, dass man sie gut zu kennen glaubt und mit ihnen mitfühlt.
Es passiert viel an diesem Tag, und die beiden machen sich tiefgründige Gedanken über das Leben und das Schicksal. Immer abwechselnd erzählt die Autorin mal aus Natashas und mal aus Daniels Perspektive. Nebenbei kommen auch Personen zu Wort, die auf die beiden einen Einfluss haben und auf die sie wiederum einen Einfluss haben. So verweben sich die verschiedenen Lebensläufe miteinander, ohne dass sie selber etwas davon ahnen. Ein Satz kann tatsächlich für einen sensiblen Menschen das ganze Leben verändern. Es ist der Autorin unheimlich gut gelungen, solche komplexen Gedankengänge in eine einfache Geschichte zu integrieren, so dass es an keiner Stelle aufgesetzt oder künstlich wirkt. Die Liebesgeschichte steht zwar im Vordergrund, aber dahinter finden sich zahlreiche wertvolle Themen, über die es sich nachzudenken lohnt.

Sowohl die Geschichte als auch die Charaktere haben mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen, und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Definitiv ein Lese-Highlight für alle Romantiker und Poeten da draußen!

Veröffentlicht am 17.04.2017

Lebendiger Bericht über eine zweijährige Weltreise

Der weiteste Weg
0

Im Reisebuch „Der weiteste Weg“ beschreibt der Autor Bruno Blum seine zweieinhalb Jahre dauernde Tour durch exotische Länder der Welt. Es handelt sich dabei nicht um einen Reiseführer, sondern um einen ...

Im Reisebuch „Der weiteste Weg“ beschreibt der Autor Bruno Blum seine zweieinhalb Jahre dauernde Tour durch exotische Länder der Welt. Es handelt sich dabei nicht um einen Reiseführer, sondern um einen individuellen Erlebnisbericht, was es sehr lebendig macht. Allein mit seiner Freundin und einem Campingbus fährt Blum auf über 90.000 km u.a. durch Russland, Iran, Pakistan, Indien, Australien, Japan und die Mongolei.
Es ist spannend, diese Reise mitzuerleben und mitzustaunen, wie gastfreundlich die Menschen in diesen Ländern sind, und mitzubibbern, wenn mal wieder der Camper kaputt geht. Dass es so viele Schwierigkeiten bei Zoll- und Visaformalitäten gibt, hat mich auch erstaunt. Da braucht man schon gute Nerven. Aber die einzigartigen Erlebnisse mit Menschen, Kultur und Natur lassen das wieder vergessen.
Der Text liest sich sehr unterhaltsam und wird von vielen bunten Reisefotos begleitet. Das Buchcover ist aus einem weichen Material, und fühlt sich beim Lesen sehr angenehm in der Hand an. Innen findet man noch eine große Weltkarte, auf der man die Route verfolgen kann. Ich hätte mich noch über eine Tabelle mit der Reiseroute gefreut, damit man einen Überblick hat, wie viele Tage und Kilometer mit den einzelnen Etappen verbracht wurden. Das fehlt hier leider, tut dem Bericht aber auch keinen Abbruch.
Mir hat das Buch viel Spaß gemacht, auch wenn mir der Teil in Australien etwas zu lang war, und ich lieber noch mehr aus Kasachstan oder Kathmandu erfahren hätte. Aber da ist es sicher schwierig, jedermanns Geschmack zu treffen. Überhaupt waren mir die Berichte insgesamt viel zu kurz und ich hätte auch gerne die doppelte Seitenanzahl für noch mehr Begegnungen und Erlebnisse gelesen. 220 Seiten sind für zweieinhalb Jahre einfach viel zu wenig.
Auf jeden Fall war dieses Buch ein kurzweiliges Vergnügen, und ich werde es bestimmt noch öfter zur Hand nehmen, allein um mir nochmal die tollen Bilder anzusehen. Bitte mehr davon!