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Koriander

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2018

Düster und beklemmend

Der Narr und seine Maschine
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Ein düsteres Cover - und ein beklemmender Kriminalroman, in dem Friedrich Ani seinen Privatdetektiv Tabor Süden auf die Suche nach einem Schriftsteller schickt. Eigentlich hat Süden bereits alle Brücken ...

Ein düsteres Cover - und ein beklemmender Kriminalroman, in dem Friedrich Ani seinen Privatdetektiv Tabor Süden auf die Suche nach einem Schriftsteller schickt. Eigentlich hat Süden bereits alle Brücken hinter sich abgebrochen, steht unentschlossen auf dem Bahnsteig im Hauptbahnhof und wird von seiner (ehemaligen) Chefin gerade noch abgefangen. Er lässt sich überreden, den vermisst gemeldeten Linus Hallig aufzuspüren. Eine Suche, die ihn in die Tiefen seines eigenen Lebens blicken lässt…
Friedrich Ani beschreibt ganz raffiniert das Leben beider Männer, durch Zeugen und Beobachter erfährt man über die traurige und wirklich beklemmende Existenz des ehemals unglaublich erfolgreichen Hallig, der - erst recht nach dem Tod seiner Mutter - dem Alkohol verfällt und vergeblich versucht, wieder Fuß zu fassen. Und darf gleichzeitig lesen, wie es Tabor Süden ergeht, der zwar erfolgreich seiner Arbeit nachgeht und doch grundlegende Probleme mit sich und seiner Zukunft hat. Einsam und verlassen, das trifft auf beide zu, obwohl Hallig im Hotel, in dem er lebt, doch irgendwie Freunde hat.
Ein Roman mit psychologischem Tiefgang, gut zu lesen, aber demonstrativ negativ, düster, beklemmend. Man liest ihn relativ schnell - auch in der Hoffnung, an ein gutes Ende zu gelangen… Kein Krimi, der zufrieden macht, aber absolut spannend zu lesen ist!

Veröffentlicht am 18.09.2018

Gefühlvoll

Ein Winter in Paris
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“Ein Winter in Paris” - ein verträumter Titel und ein ansprechendes Cover, und dann ist die Geschichte, die Jean-Philippe Blondel erzählt, so gar nicht romantisch.
Victor, Student im zweiten Jahr an einer ...

“Ein Winter in Paris” - ein verträumter Titel und ein ansprechendes Cover, und dann ist die Geschichte, die Jean-Philippe Blondel erzählt, so gar nicht romantisch.
Victor, Student im zweiten Jahr an einer renommierten Uni, kommt aus einfachen Verhältnissen. Er ist knapp neunzehn, jung, unscheinbar und einsam. Mathieu, ein Jahrgang unter ihm, geht es ebenso und bei einer gelegentlichen gemeinsamen Zigarette bahnt sich ein erster Kontakt an. Dieser zerbricht, als Mathieu völlig unvorhergesehen im Treppenhaus in den Tod springt. Victor ist einer der ersten am Unfallort. Aus Beklemmung, Trauer und Neugier scharen sich die Kommilitonen bald um Victor, der die neu gewonnene Beachtung genießt und in Folge sogar sein Studium vernachlässigt.
Jean-Philippe Blondel ist ein Meister der feinen Töne. Er beschreibt sehr eindringlich und berührend die Gefühlswelt seines zart besaiteten Protagonisten. Victor ist ein kluger Kopf, befindet sich aber genau in dem wankelmütigen Zustand eines Teenagers, der auf dem Weg ins Erwachsenenleben ist. Er hat jede Menge Pläne, die er mit niemandem teilen kann, Erwartungen an die Zukunft, aber auch Befürchtungen und Ängste. Mathieus Tod lässt ihn sein Leben neu überdenken, er trifft Menschen, die ihn beeindrucken, ihm Einblick in ihr Leben geben, und in mit neuen Zweifeln hinterlassen. Auch wenn ihn Mathieus Selbstmord nie loslässt, findet er doch den Weg in ein erfülltes, zufriedenes Leben.
“Ein Winter in Paris” ist ein sehr gefühlvolles, fast poetisches Buch, das sehr beeindruckt und berührt, das man fast nicht aus der Hand legen kann. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Überzeugend!

Der Schmetterling
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“Der Schmetterling” von Gabriella Ullberg Westin überzeugt mich nicht unbedingt mit dem Cover (ist ehrlich gesagt etwas typisch für die Schweden-Krimis: rotes Häuschen, karge Landschaft und/oder Schnee ...

“Der Schmetterling” von Gabriella Ullberg Westin überzeugt mich nicht unbedingt mit dem Cover (ist ehrlich gesagt etwas typisch für die Schweden-Krimis: rotes Häuschen, karge Landschaft und/oder Schnee plus dunkle Wolken) oder Titel, aber das Buch selbst ist wirklich umwerfend!
Am Weihnachtsabend wird im Norden Schwedens die Ehefrau des beliebten und berühmten Fußballspielers Mats Sandin vor den Augen ihrer beiden Kinder erschossen. Natürlich gerät ihr Mann in Verdacht, kann aber mit einem Alibi überzeugen. Diverse Umstände deuten auf weitere mögliche Täter hin und das Ermittlerteam, personell knapp besetzt, kämpft am Rande der Erschöpfung und unter starkem Druck der Chefin und des Staatsanwalts um kleinste Schritte in der Aufklärung…
Der Krimi erinnert mich sehr stark an die ersten Mankell-Krimis (nicht vom Thema her, sondern von dem unheimlich starken Aufbau). Hier laufen erst zwei, drei Erzählstränge parallel, es kommen weitere hinzu, während man mehr von den ersteren erfährt. Hinzu kommen Rückblenden in die Vergangenheit, die aber so mysteriös sind, dass man als Leser - genau wie die Ermittler - im Dunklen tappt. Die Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Ganz verschiedene Charaktere arbeiten gemeinsam an der Lösung, und jeder trägt nach seinen Möglichkeiten dazu bei. Man spekuliert als Leser mit Kriminalinspektor Rokka mit und fiebert mit Janna, die trotz starker Erkältung nicht lockerlässt. Bis zum Ende ist die Geschichte absolut spannend und undurchsichtig, man zweifelt, ob der oder die Täter überhaupt gefunden werden können und staunt dann über die überraschenden Wendungen, die die Fälle letztendlich zusammenführen. Super gut geschrieben, dicht, undurchsichtig, spannend, einfach klasse und absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.09.2018

Unglaublich - aber superspannend und voller Humor!

Der Metzger bricht das Eis
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Es ist schon unglaublich, wie Restaurator Willibald Adrian Metzger da Zeuge eines seltsamen Geschehens wird. Vor seinen Augen rettet ein heruntergekommener, etwas verwirrter Obdachloser das Leben eines ...

Es ist schon unglaublich, wie Restaurator Willibald Adrian Metzger da Zeuge eines seltsamen Geschehens wird. Vor seinen Augen rettet ein heruntergekommener, etwas verwirrter Obdachloser das Leben eines kleinen Mädchens. Voll Mitleids und Teilnahme nimmt er Kontakt auf und gerät in eine Lawine aus Neid, Hass und lange nicht aufgearbeiteter Fehden. Mit Herzensdame Danjela und Halbschwester Sophie unternimmt er eine Reise in die Berge, und was dort alles passiert, ist wirklich fantastisch!
Thomas Raab hat seinen ganz besonderen Schreibstil. Sehr spitzfindig aus ausgefeilt formuliert er, zeichnet Details, beschreibt Situationen und trifft auf jeden Fall immer auf den Punkt. Das muss man mögen, und kann dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es wimmelt nur so von kleinen Anspielungen, witzigen und hinterlistigen Hinweisen, und ist vor allem sehr, sehr menschelnd! Trotzdem spart er nicht an Spannung und Action (diesmal ist ein Held dabei, der einem Action-Comic entsprungen sein könnte), absolut super, sehr gut gemacht und - mit Happy End! Absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 04.09.2018

Spannend mit viel Humor!

Der Metzger
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Die Willibald Adrian Metzger-Krimis finde ich einfach unschlagbar! Und dieser erfüllt auf jeden Fall wieder alle Erwartungen! Diese Mischung aus Spannung, Humor, viel Menschlichkeit und Lokalkolorit, das ...

Die Willibald Adrian Metzger-Krimis finde ich einfach unschlagbar! Und dieser erfüllt auf jeden Fall wieder alle Erwartungen! Diese Mischung aus Spannung, Humor, viel Menschlichkeit und Lokalkolorit, das ist wirklich gelungen! Und die Umgebung, in der der Metzger diesmal "ermittelt", dürfte gut recherchiert sein und ich denke, Buchhandel und Verlagswesen sind wirklich knallharte, straff kalkulierte Unternehmen, die es in der heutigen Zeit sowieso nicht mehr leicht haben. Sehr gut gemacht, stimmig und wirklich fesselnd!