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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2019

Angenehm spannend

Lago Mortale
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„Lago Mortale“ – Ein Piemont-Krimi, so lautet der für Italien-Fans vielversprechende Titel von Giulia Conti’s Buch. Und man wird auf keinen Fall enttäuscht!
Simon Strasser, ein „Halb-Italiener“ durch seine ...

„Lago Mortale“ – Ein Piemont-Krimi, so lautet der für Italien-Fans vielversprechende Titel von Giulia Conti’s Buch. Und man wird auf keinen Fall enttäuscht!
Simon Strasser, ein „Halb-Italiener“ durch seine italienische Mutter und in Frankfurt aufgewachsen, sehnt sich nach seinen Wurzeln und übersiedelt nach einer schweren Entscheidung, die ihn von seiner Liebsten Luisa räumlich trennt, an den Lago d’Orta im Piemont. Ehemals erfolgreicher Polizeireporter, genießt er nun das italienische Flair, findet Freunde und: eine Leiche auf einer scheinbar herrenlosen Promi-Yacht. Sein Instinkt ist geweckt…
Giulia Conti hat einen sehr gefälligen Krimi geschrieben. Begleitet von wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, viel Lokal-Kolorit und unzähligen zwiespältigen Gefühlen, die den Protagonisten zeitweilig plagen, wird man von dem zunächst noch nicht ganz sicheren Mord an dem jungen Marco Zanetti, Sohn aus reichem Hause, gefesselt. Man begleitet Simon bei seinen Recherchen und fiebert mit, bis der Mörder dingfest gemacht wird. „Lago Mortale“ ist kein blutrünstiger, grobschlächtiger Krimi, er überzeugt vielmehr durch feinsinnige Gedankenspiele, Beobachtungen, Schnüffeleien und Zufälle. Was ihm aber nichts an Spannung nimmt! Ein Krimi, den man prima mit einem Cappuccino oder Prosecco genießen kann!

Veröffentlicht am 04.02.2019

LEHRREICH UND TROTZDEM AMÜSANT

Luft nach oben
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„Wie richtiges Atmen uns stärker macht“ – das wollte ich unbedingt wissen!
Dr. Michael Barczok, Pneumologe in Ulm, zeigt sich mit einem Schmunzeln auf dem Cover und so liest sich auch sein Ratgeber: unterhaltsam ...

„Wie richtiges Atmen uns stärker macht“ – das wollte ich unbedingt wissen!
Dr. Michael Barczok, Pneumologe in Ulm, zeigt sich mit einem Schmunzeln auf dem Cover und so liest sich auch sein Ratgeber: unterhaltsam und amüsant.
Dabei bringt er auf 287 Seiten, die sehr gut strukturiert sind, seinen Lesern alles über ihr lebensnotwendiges Organ, der Lunge, nahe. Man staunt über die Fakten (wir atmen täglich einen ganzen Heißluftballon voller Luft ein und aus) und fühlt sich zeitweise in den Biologie-Unterricht zurückversetzt. Hat man sich erst einmal durch Aufbau und Funktion der Lunge gekämpft, wird man mit ausführlichem Wissen um Gefahren, Allergien und Krankheitsbildern konfrontiert. Wer bereits betroffen ist, findet hier Aufklärung und einige Ratschläge zur Behandlung und Verbesserung.
Ich war immer wieder überrascht, wie viele Auslöser es gibt, die unsere Lunge beeinträchtigen (können). Als Nichtraucher bleibt mir zwar schon einiges erspart, aber dass Feinstaub direkt und indirekt längst auch dazu gehört, war mir in dem Maße nicht bewusst. Natürlich ist das Thema in aller Munde und wird heiß diskutiert, aber dass wir bereits an den Auswirkungen erkranken, hat mich entsetzt. Ich verstehe jetzt auch, dass man Japaner und Chinesen mit Staubmasken sieht…
Das Thema „Allergien“ war beeindruckend, ich habe für mich viel gelernt und verstehe Zusammenhänge besser. Auch die Beschreibung der Krankheitsbilder war gut verständlich, aber ich fürchte, wer erst einmal an Asthma oder Schlimmerem erkrankt ist, braucht keinen freundlichen Ratgeber, sondern professionelle, abgestimmte Medikation.
Die von mir heiß ersehnten Ratschläge zum Untertitel fand ich dann fast erst im Anhang: Atempädagogin Susanne Menrad-Barczok informiert, gibt Ratschläge und erklärt Übungen zur effektiveren Atmung und besseren Haltung. Hierüber hätte ich gerne sehr viel mehr gelesen – für mich kommen Vorbeugung und das Lungentraining einfach zu kurz.
Mein Fazit: Dr. Michael Barczok ist auf jeden Fall ein sehr interessantes und unterhaltsames Buch gelungen. Trotz geballtem Wissen bleibt es stets spannend und humorvoll, und zu Recht kommt auch ein erhobener Zeigefinger öfters mal vor. Das Thema „Atemübungen“ ist für mich leider viel zu kurz gekommen. Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, das dem Leser einen achtsamen Umgang mit seiner Lunge amüsant näher bringt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Thema
  • Umsetzung
  • Wissen
Veröffentlicht am 24.01.2019

FEINSINNIG UND PERFIDE ERDACHT

Die Farben des Feuers
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Marcel Péricourt, Bankenmagnat, stirbt 1927 und hinterlässt eine junge Tochter und einen leichtlebigen Bruder. Die unerfahrene Madeleine erbt nahezu alles, Bruder Charles wird mit dem Nötigsten versorgt. ...

Marcel Péricourt, Bankenmagnat, stirbt 1927 und hinterlässt eine junge Tochter und einen leichtlebigen Bruder. Die unerfahrene Madeleine erbt nahezu alles, Bruder Charles wird mit dem Nötigsten versorgt. Der tragische Unfall ihres kleinen Sohnes am Tage des Begräbnisses raubt Madeleine nahezu den Verstand, aber „Freunde“ stehen ihr zur Seite – Glück im Unglück…?
Pierre Lemaitres wahrhaft abenteuerlicher Roman beginnt düster. Man ist sofort gefangen von dieser Geschichte, die so unglaublich und fast kurios startet. Sehr feinsinnig entwickelt sich ein Ablauf, der den Leser zwischen Mitgefühl und Bedauern schwanken lässt – Madeleine ist einfach zu blauäugig und der Stellvertreter ihres Vaters, der die Geschäfte der Bank weiterführt, stellt sich als durchtrieben heraus. Aber weit gefehlt: Madeleine lernt schnell und aus dem verwöhnten Einzelkind wird eine harte, gnadenlose Kämpferin im Untergrund. Für alle Beteiligten unfassbar und völlig undurchschaubar wird sie zur Rächerin, die sich sogar das aufstrebende Hitlerreich zu Nutze macht. Am Ende kann man auch als Leser mit Genugtuung aufatmen.
Pierre Lemaitre erzählt sehr feinsinnig, anheimelnd, mitfühlend. In einer Art, die ein bisschen an „Ein Winter in Paris“ erinnert. Er schöpft die Sprache aus, formuliert zart, anspruchsvoll, aber wunderbar verständlich und mit einer großen Prise Humor. Die Geschichte ist so perfide erdacht, das sie stellenweise spannend wie ein Krimi ist. Außergewöhnlich, fesselnd und absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 01.01.2019

Spannend und sexy!

Paper Princess
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Ein zauberhafter Einband, dazu ein Titel, der an Cinderella denken lässt, so präsentiert sich das Buch von Erin Watt. Von Cinderella bleibt „Ella“ – und die schlägt sich eher schlecht als recht durch ihr ...

Ein zauberhafter Einband, dazu ein Titel, der an Cinderella denken lässt, so präsentiert sich das Buch von Erin Watt. Von Cinderella bleibt „Ella“ – und die schlägt sich eher schlecht als recht durch ihr Leben. Nach dem Tod ihrer Mutter verfolgt sie vehement nur ein Ziel: sie will auf das College und sich mit einer guten Ausbildung eine stabile Lebensgrundlage schaffen. Und dann tritt Callum Royal in ihr Leben und stellt es – samt seinen fünf Söhnen – auf den Kopf…
Erin Watt hat ein wunderbares, modernes Märchen geschrieben. Ella ist schön, schlank und ein richtig gutes Mädchen mit ehrbaren Absichten. Trotz ihrer Vergangenheit, die sich ausgesprochen verrucht anhört, kämpft sie für ein besseres Leben. Konfrontiert mit einer völlig neuen Lebenssituation bleibt sie sich trotzdem selbst treu. Auch die Verlockungen von Geld und Macht können ihr nichts anhaben. Nur Reed, einer ihrer schönen „Brüder“, bringt ihr Blut in Wallung. Und Ella gerät in Versuchung…
Fantastisch erzählt, modern und ausgesprochen sexy macht dieses Buch Lust auf mehr!

Veröffentlicht am 25.12.2018

Erschreckend real!

Flucht in die Schären
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Viveca Sten ist mit „Flucht in die Schären“ ein furchtbar realer Thriller gelungen. Mina, blonde Schwedin, ist mit ihrem kleinen Jungen Lukas in einer Gewaltspirale gelandet. Ihr Mann Andreis schlägt zu. ...

Viveca Sten ist mit „Flucht in die Schären“ ein furchtbar realer Thriller gelungen. Mina, blonde Schwedin, ist mit ihrem kleinen Jungen Lukas in einer Gewaltspirale gelandet. Ihr Mann Andreis schlägt zu. Und zeigt Reue. Aber diese hält nur kurz: immer öfter gerät er außer Fassung und wird gewalttätig. Mina kann ihre Verletzungen nicht mehr verbergen und ergreift voller Angst schließlich die Flucht – was Andreis zum wilden Tier werden lässt…
Mit Gänsehaut liest man, welche Angst Mina durchleidet, bis sie sich endlich entscheidet, Andreis u verlassen. Eine unbeschreibliche Verfolgungsjagd ist die Folge, und Andreis, voller Hass und zu jeglicher roher Gewalt fähig, zieht, völlig entfesselt, die Menschen, die Mina beistehen, mit in den Abgrund. Parallel erzählt Viveca Sten von Andreis Kindheit mit Bruder Emir in Bosnien, der Flucht seiner Eltern vor dem Krieg. Ein Buch, das den Leser zum Schaudern bringt, atemlos und betroffen macht, und schonungslos real ist. Vor Minas Schicksal bleiben die Ermittlungsarbeiten eher im Hintergrund, und man liest schneller, um von der bedrückenden Situation befreit zu werden… Ein ausgesprochen fesselnder Thriller, erschreckend real, spannend bis zur letzten Seite, absolut empfehlenswert!