Das Leben tanzen
Der ewige TanzDas rote Cover zeigt die Dargestellte nur zur Hälfte. Erst wenn man das Buch aufklappt, ist sie ganz zu sehen. Anita Berber passte nicht ins Bild. Sie lebte exzessiv und intensiv, sie war eine Künstlerin, ...
Das rote Cover zeigt die Dargestellte nur zur Hälfte. Erst wenn man das Buch aufklappt, ist sie ganz zu sehen. Anita Berber passte nicht ins Bild. Sie lebte exzessiv und intensiv, sie war eine Künstlerin, die machte, was sie wollte. Und sie lebte zu einer Zeit, in der ihre Kunst erfolgreich sein konnte – oder als vulgär verurteilt wurde.
Anita Berber war der große Star eines heute vergessenen Genres: Der Ausdruckstanz, der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts parallel zum Stummfilm Leidenschaften auf die Bühne brachte, ist schon lange vergessen. Entsprechend schwierig ist es heute, sich vorzustellen, wie das damals war.
Romanhaft schildert der Autor die Lebensgeschichte der Berber, in Form von Rückblicken. In der Gegenwart liegt sie bereits im Sterben, mit 29 Jahren.
Ein kleines Mädchen, das tanzt. Sie lernt klassisches Ballett und hat ihren ersten Soloauftritt, noch ehe sie 18 wird. Sie ist begeistert, geradezu entflammt von klassischer Musik, und spürte diese im ganzen Körper. Das ist nicht leicht zu vermitteln, so rein als Text. Ich habe die Faszination vermisst, die Tanz sein kann, für Tanzende und Zuschauende. Ich habe nicht mitempfunden, was die Berber antrieb. Vielleicht ist ein Buch dafür das falsche Medium. Eine gewisse Ahnung davon findet sich in den bekannten Stummfilmen von Fritz Lang. In manchen hat sie mitgespielt.
Ich hätte mir zumindest Fotos gewünscht, und vielleicht ein paar Links zu filmischen Aufzeichnungen.
Gut zu lesen ist es auf jeden Fall. Eine Reise in eine ferne Zeit und in die Künstlerszene des beginnenden 20. Jahrhunderts.