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Veröffentlicht am 20.06.2024

Der Sohn des Mörders

Das Dorf der acht Gräber
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Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite ...

Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite Vorgeschichte schildert unfassbares Leid und schwer erträglichen Frauenhass.
Tatsuya lebt und arbeitet in Kobe, einer japanischen Großstadt. Er ist ohne Vater aufgewachsen, und seine Mutter verstarb früh. Nun erhält er die Nachricht, er habe in einem abgelegenen Dorf ein größeres Erbe gemacht. Er reist nach Acht Gräber, lernt mehr über seine Familiengeschichte und plötzlich geschehen Morde in seiner Umgebung.
Tatsuya selbst ist der Erzähler dieses spannenden Gruselkrimis. Er ist ein unschuldiges Kind, das versehentlich in eine furchtbare Geschichte hineingestolpert ist – seine eigene Familiengeschichte. Aus der Großstadt kommend und nicht grade wohlhabend, ist er plötzlich ein Familienoberhaupt in einer sehr traditionellen, dörflichen Gemeinschaft. Und dann geschehen Morde. Hat der Mörder es auch auf ihn abgesehen?
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Stück für Stück und Mord für Mord wird man tiefer hinein geführt und fragte sich, gemeinsam mit der Hauptperson, was denn nun dahinter steckt. Der Ermittler Kosuke Kundaichi, der in zahlreichen Kriminalgeschichten des Autors auftritt, ist hier nur eine Nebenfigur. Doch er ist derjenige, der zum Schluss alles aufklärt.
Hilfreich ist das Personenverzeichnis, besonders wegen der japanischen Namen. Ein Glossar gibt es auch.
Für Krimifans ein Muss! Für alle anderen eine spannende Geschichte aus einer fremden Kultur, deren Aufbau an die Kriminalromane von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle erinnert.

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Veröffentlicht am 08.06.2024

Mit Pflanzen die Welt retten

Forgotten Garden
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Luisa ist Landschaftsarchitektin und hat vor vielen Jahren ihren Ehemann verloren. Da wird ihr im Nordwesten Englands an der Küste ein Grundstück angeboten. Das Anlegen eines Gemeinschaftsgartens für Nachbarn ...

Luisa ist Landschaftsarchitektin und hat vor vielen Jahren ihren Ehemann verloren. Da wird ihr im Nordwesten Englands an der Küste ein Grundstück angeboten. Das Anlegen eines Gemeinschaftsgartens für Nachbarn und Freunde, der gemeinsam gepflegt wird, war eine Lieblingsidee, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann ausgearbeitet hatte.
Luisa nimmt die Herausforderung an. Für sie ist das ein großer Schritt, der sie aus ihrer Trauer und Resignation endlich herausholen könnte. Sie trifft auf ein Stück vernachlässigtes Brachland und auf Menschen, die sehr abweisend sind. Aber sie ist nicht Einzige, die hier etwas verändern möchte. Cas ist Lehrer und betreibt eine Boxschule, um Jugendliche von der Straße zu holen. Schülerin Harper hat viele Talente, einen Alkoholiker zum Vater und einen jüngerer Bruder, um den sie sich liebevoll zu kümmern versucht.
Die Geschichte ist vorhersehbar aber angenehm erzählt. Sie ist flüssig zu lesen, harmonisch und unkitschig. Die auftretenden Konflikte sind glaubhaft und die Personen sind es auch. Besonders gefallen hat mir Harper, die ihre Familie ganz alleine managt, ein altes Auto repariert und nebenbei geniale Ideen für die Bewässerung des Gartens und der Welt entwickelt. Auch ihr kleiner Bruder hat es in sich. Aber die Stars, die alles Leben in dieser Geschichte retten, sind die Pflanzen. Sie wachsen. Und wachsen. Auch wenn sie einmal zerstört werden. Sie wachsen immer weiter. Ein schönes Sinnbild für das Leben. Insgesamt ein Wohlfühlbuch.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Plötzlich sechzig

Im wechselnden Licht der Jahre
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Der Autor ist bereits durch mehrere Romane bekannt geworden. Hier schreibt er über das Altern und über seine Generation.
Alexander wächst in Westberlin auf und erlebt dort Schulzeit und Studium. Jahre ...

Der Autor ist bereits durch mehrere Romane bekannt geworden. Hier schreibt er über das Altern und über seine Generation.
Alexander wächst in Westberlin auf und erlebt dort Schulzeit und Studium. Jahre später hat er ein Haus und eine Familie, und er nähert sich seinem sechzigsten Geburtstag.
Der Rückblick in die Zeit von Alexanders Kindheit weckt nolstalgische Gefühle. Auch wer wie dieser in den achtziger Jahren in Westberlin war, kann sich hier gut zurück träumen. Aber Nostalgie ist nicht direkt das Thema des Buches, es geht vielmehr um das Lebensgefühl in unserer heutigen Gesellschaft, in der Mittelschicht.
Die Bilder aus der Gesellschaft, der von heute und der aus den Siebzigern und Achtzigern, sind zutreffend und amüsant gezeichnet. Man hat den Eindruck, die Leute regen sich über Belanglosigkeiten und Irrtümer auf, wenn zum Beispiel eine offensichtlich weiße Frau sich aufgrund einer vermuteten Verwandtschaft als POC bezeichnet – als Person of Colour. Dazu passt, dass das Thema des Alterns nur sehr abstrakt behandelt wird, denn Alexander ist kerngesund. Als er einen gebrechlichen Achtzigjährigen trifft, den er von früher kennt, ahnen wir, dass es vielleicht für den Fast-Sechzigjährigen doch nicht so ein großes Problem ist.
Überhaupt ist Alexander ziemlich naiv. Es fehlt ihm an Energie, und der Aspekt Revolte, der in dieser Generation stark war, fehlt ihm auch. Er hatte eine Menge Glück im Leben, unter anderem seine Ehefrau. Diese bleibt leider etwas blass.
Der Stil ist sehr angenehm zu lesen. Der Autor kann auch mal mit langen Sätzen fesseln. Das macht das Lesen abwechslungsreich. Die Erzählweise ist sonst eher gemächlich, es gibt aber spannende Höhepunkte. Insgesamt ist dies ein recht unterhaltsamer Roman ohne größeren Anspruch, der besondes den lesenden Babyboomern Spaß machen dürfte.

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Veröffentlicht am 22.05.2024

Zwischen Prunk und praktisch

Bonjour Agneta
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Agneta sitzt im Keller ihres Hauses und futtert heimlich leckeres Toastbrot mit Butter und Marmelade. Sie ist Anfang fünfzig, ihr Ehemann ist ein Sport- und Gesundheitsjunkie und ihre Kinder sind längst ...

Agneta sitzt im Keller ihres Hauses und futtert heimlich leckeres Toastbrot mit Butter und Marmelade. Sie ist Anfang fünfzig, ihr Ehemann ist ein Sport- und Gesundheitsjunkie und ihre Kinder sind längst ausgezogen. Ihre Lieblingsbeschäftigung sind Kreuzworträtsel. Plötzlich trifft sie eine verrückte Entscheidung, und damit beginnt eine bezaubernde Entpuppungsgeschichte.
Die Protagonistin war mir von Anfang an sympathisch. Sie hat Humor, sie redet mit sich selber, ihre Probleme sind begreiflich, aber ihre Handlungen sind es nicht. Sie ist schräg, sie ist seltsam, und sie ist wie du und ich. Das ist die Persönlichkeit, die sich hier entfaltet.
Das Geschehen wird komplett aus Sicht der Protagonistin beschrieben. Es passieren vollkommen unvorhersehbare Dinge, was im Gegensatz zu Agnetas normalem Leben steht. Es wird genüsslich gegessen und getrunken, so dass beim Lesen Appetit aufkommt. Der Stil ist nicht nur flüssig und gut zu lesen, sondern auch sehr anschaulich, ohne langwierige Beschreibungen. Man kann sich gut vorstellen, wo die Heldin da hingeraten ist. Und man fühlt mit ihr – man schmunzelt, schüttelt den Kopf und freut sich dann mit ihr.
Ich habe dieses Buch verschlungen, obwohl ich anfangs nur kurz reingucken wollte. Doch Agneta hat mich neugierig gemacht und die ganze Geschichte hindurch gefesselt. Deshalb volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Schlaftipps aus der Forschung

Einfach gesund schlafen
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Der Autor ist Schlafpsychologe und seit vierzig Jahren als Schlafforscher tätig. Hier stellt er sein ganzheitliches Konzept für bioenergetischen Schlaf, SAMINA, vor.
Guter Schlaf lässt sich nicht erzwingen. ...

Der Autor ist Schlafpsychologe und seit vierzig Jahren als Schlafforscher tätig. Hier stellt er sein ganzheitliches Konzept für bioenergetischen Schlaf, SAMINA, vor.
Guter Schlaf lässt sich nicht erzwingen. Es gibt viele Aspekte, die dabei eine Rolle spielen. Das können körperliche Voraussetzungen sein, eine psychologische Disposition, aber auch die Bedingungen in der Umgebung des Schlafenden. Klar ist nur, dass genügend Schlaf für ein gesundes Leben zwingend notwendig ist.
Schwerpunkt des Buches ist die Schilderung wissenschaftlicher Zusammenhänge. Die sind interessant, aber nicht immer leicht zu verstehen. Das vorgestellte ganzheitliche Schlafkonzept ist eine kostspielige Angelegenheit: Wer einen fünfstelligen Betrag auszugeben bereit ist, um besser zu schlafen, findet hier die Gründe, warum etwa ein schräg stehendes Bett sinnvoll ist, eine Erdungsmatte und viel Schafwolle. Um das Bett, das man hat, schräg genug zu stellen, müsste man das Kopfende um 17 cm erhöhen.
Konkrete Tipps und Anregungen, die man wirklich leicht umsetzen könnte, gibt es nur wenige.