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Veröffentlicht am 28.07.2022

Belanglos bis zum Tod

Meine verlorene Freundin
1

Eine namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihren zwei halbwüchsigen Söhnen in Barcelona. Eines Tages überfällt sie plötzlich eine Kindheitserinnerung. Sie versucht, ihr nachzugehen und trifft Schulfreundinnen ...

Eine namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihren zwei halbwüchsigen Söhnen in Barcelona. Eines Tages überfällt sie plötzlich eine Kindheitserinnerung. Sie versucht, ihr nachzugehen und trifft Schulfreundinnen wieder. Doch alle erinnern sich in anderer Weise an die verstorbene Mitschülerin Gema. Aber eigentlich geht es gar nicht um Gema, sondern um den Tod selbst. Deshalb schildert die Autorin alles, was die Protagonistin erlebt und tut, als oberflächlich und willkürlich. Zum Schluss erhält sie ausführliche Information über Gemas Familie. Plötzlich wird ihr Handeln zielstrebig.

Im Alltag der Erzählerin sind Äußerlichkeiten wichtig. Nicht zufällig ist sie mit einem Schauspieler befreundet. Kleidung, Modegetränke, angemessenes Verhalten bestimmen ihren Alltag. Das liest sich ausgesprochen uninteressant. Die Erzählerin ist uninteressant, ihr Leben plätschert belanglos vor sich hin. Man hat auch nicht den Eindruck, dass sie unter der Oberflächlichkeit ihres Lebens leiden und sich mehr Tiefe wünschen würde. Doch zum Schluss ändert sich etwas. Zum ersten Mal besucht sie aufmerksam eine Beerdigung. Warum?

Nicht überzeugend.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Spannende Unterhaltung und starke Frauen

Tief in den Wäldern
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Die sechzehnjährige Hailey hat ihre Eltern verloren. Ihre Mutter starb vor Jahren an Krebs, ihr Vater vor kurzem bei einem Verkehrsunfall. Nun lebt sie bei Onkel und Tante, und der Onkel benimmt sich mehr ...

Die sechzehnjährige Hailey hat ihre Eltern verloren. Ihre Mutter starb vor Jahren an Krebs, ihr Vater vor kurzem bei einem Verkehrsunfall. Nun lebt sie bei Onkel und Tante, und der Onkel benimmt sich mehr als merkwürdig. Hailey forscht nach und hat schließlich allen Grund, sich bedroht zu fühlen.
In Anlehnung an die wahre Geschichte des „Highway of Tears“ in Kanada erzählt die Autorin aus einem Dorf in den kanadischen Wäldern. Hier leben ganz normale Menschen. Jeder kennt jeden, man hilft einander. An der Tankstelle stoppen LKW-Fahrer, am See campen Jugendliche und Familien. Und irgendwo ist ein Killer unterwegs. Immer wieder sind junge Frauen verschwunden, an dieser Landstraße, in diesen Wäldern.

Gekonnt wird eine Atmosphäre erzeugt, in der jeder verdächtig sein könnte. Die Bedrohung ist ständig gegenwärtig. Doch die Frauen in diesem Buch sind keine Opfer. Sie wollen ihr Leben trotz aller Schwierigkeiten selbst leben, und sie wollen den Killer zur Strecke bringen. Sie entwickeln überraschende Fähigkeiten, gehen Risiken ein und müssen auch ganz schön „einstecken“. Genreübliche Widerwärtigkeiten fehlen ganz.
Damit ist dieser Thriller ausnehmend angenehm zu lesen. Ein spannendes Abenteuer.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Tee aus Japan

Der Duft der Kirschblüten
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Berlin, 1870: Clara Winterfeld betreibt mit ihren Eltern und Geschwistern ein Teehaus. Neu ist ein grüner Tee aus Japan, das sich allmählich auch der westlichen Welt öffnen will. Die japanische Kultur ...

Berlin, 1870: Clara Winterfeld betreibt mit ihren Eltern und Geschwistern ein Teehaus. Neu ist ein grüner Tee aus Japan, das sich allmählich auch der westlichen Welt öffnen will. Die japanische Kultur und der Japaner, der den Tee vorstellt, wecken Claras Gefühle. Doch Akeno reist wieder ab und Clara kann sich mit ihrem Wunsch, den grünen Tee im Teehaus anzubieten, nicht durchsetzen. Zu exotisch, zu anders.
Das Leben geht weiter. Faktisch ist Clara längst die Geschäftsführerin des Teehauses, doch man erwartet eine Heirat von ihr. Was wird sie tun?

Clara ist eine sympathische Heldin in einer Zeit, in der nur Männer Helden sind. Sie hat ihren eigenen Kopf, möchte aber auch nicht anecken. Es gibt keine Perspektivwechsel; wir lernen Clara und ihre Mitmenschen nur aus ihrer eigenen Sicht kennen. Das und der angenehme, flüssige Stil machen es ausgesprochen leicht zu lesen. Ein unkomplizierter Schmöker ohne allzu tiefe Konflikte. Es gibt eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Zum Verzeifeln belanglos

Freizeit
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Franziska hat zwei Jahre in Paris gearbeitet und studiert. Nun ist sie 27 Jahre alt, Single und erfolgreiche Freiberuflerin. Oder doch nicht? Man weiß es nicht genau. Vieles von dem, was in anderen Romanen ...

Franziska hat zwei Jahre in Paris gearbeitet und studiert. Nun ist sie 27 Jahre alt, Single und erfolgreiche Freiberuflerin. Oder doch nicht? Man weiß es nicht genau. Vieles von dem, was in anderen Romanen Handlung ist, geht hier unter in einer Gemengelage aus Beschreibung, Wahrnehmung und Bewertung. Es werden Twitter-Posts abgesetzt, Instagram-Storys gefilmt und angeschaut, Chatbeiträge gelesen und oft beantwortet – nach längerem Überlegen. Ebenso wie die Gespräche, die sie im richtigen Leben führt, sind es selten mehr als Kommentare, die Franziska ihrerseits für sich kommentiert. Passt das, was sie sagt/schreibt/tut? Merkt jemand, dass die Bemerkung einer Freundin volkommen unpassend war?
Die Menschen sind einander fremd und fern in diesem Buch, auch wenn sie sich schon lange kennen. Franziska bleibt unnahbar, obwohl sie ständig von sich selber spricht. Man weiß nicht, was sie mag, was sie anstrebt und was ihr wichtig ist. Sie weiß es selber auch nicht. Alles was sie tut und erlebt, scheint seltsam belanglos.
Beispielhaftes Zitat, Seite 85: „Franziska denkt, dass Entscheidungen fast nie richtig oder falsch sind, sondern meistens gefällt werden, damit es weitergeht.“
Dann geschieht ein Selbstmord in ihrem Bekanntenkreis. Im Abschiedsbrief bedankt sich die Person für Franziskas Wärme. Das kommt für den Leser ebenso überraschend wie für Franziska selbst. Es scheint sie aus der Bahn zu werfen. Wieso, bleibt unverständlich.
Besser auslassen.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Tausend Seiten Spannung

Das Reich der Vampire
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Der Tag ist tot, die Sonne wird nicht mehr hell. Der Orden der Silberwächter ist der letzte Schutz der Menschheit vor den Bestien. Dies ist die Geschichte von Gabriel de Leon, der wie seine Ordensbrüder ...

Der Tag ist tot, die Sonne wird nicht mehr hell. Der Orden der Silberwächter ist der letzte Schutz der Menschheit vor den Bestien. Dies ist die Geschichte von Gabriel de Leon, der wie seine Ordensbrüder zu Hälfte selbst ein Vampir ist. Ein komplexer, eigenwilliger und äußerst leidenschaftlicher Charakter.
Die Welt ist an die unseres Mittelalters angelehnt. Die Geschichte ist voller Grausamkeit, Liebe, Hass und Tod, und vor allem voller Blut. Blut ist überhaupt das Wichtigste. Man kann, man muss es sogar: rauchen. Nur so bleiben die Ordensbrüder bei Kräften.

So hat man Vampire noch nicht erlebt: elende Raubtiere und grässliche Machthaber. Es gibt immer wieder Überraschungen, ihre Fähigkeiten betreffend, und unerwartete Wendungen in der Geschichte. Der Autor schafft es, über tausend Seiten zunehmend Spannung aufzubauen. Es gibt zwei Erzählstränge: Wir lernen Gabriel de Leon als Jugendlichen kennen und folgen seiner Ausbildung innerhalb des Ordens. Parallel dazu erleben wir die Geschichte des erwachsenen Mannes, der seinen Glauben verloren hat. So entsteht zusätzlich Spannung, weil man sich fragt wie er wurde, was er ist.

Die Sprache ist meist die von Leon, dem Ich-Erzähler, und der ist auffallend vulgär. Doch daran gewöhnt man sich, denn es passt zum Charakter. Es geht auch anders: Der Autor kann Szenen so detailliert und emotional schildern, dass man weinen könnte. Die Figuren sind bei aller Fantastik so lebensnah und glaubhaft dargestellt, dass man mit ihnen leidet und sich mit ihnen freut.

Ein Klotz von einem Buch. Ein Buch für Freunde des Fantastischen, und wegen des großartigen Stils, auch ein Stück gute Literatur. Schöne Illustrationen gibt es on top. Sensationell. Es ist der erste Band einer Trilogie.

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