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Veröffentlicht am 09.07.2022

Tausend Seiten Spannung

Das Reich der Vampire
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Der Tag ist tot, die Sonne wird nicht mehr hell. Der Orden der Silberwächter ist der letzte Schutz der Menschheit vor den Bestien. Dies ist die Geschichte von Gabriel de Leon, der wie seine Ordensbrüder ...

Der Tag ist tot, die Sonne wird nicht mehr hell. Der Orden der Silberwächter ist der letzte Schutz der Menschheit vor den Bestien. Dies ist die Geschichte von Gabriel de Leon, der wie seine Ordensbrüder zu Hälfte selbst ein Vampir ist. Ein komplexer, eigenwilliger und äußerst leidenschaftlicher Charakter.
Die Welt ist an die unseres Mittelalters angelehnt. Die Geschichte ist voller Grausamkeit, Liebe, Hass und Tod, und vor allem voller Blut. Blut ist überhaupt das Wichtigste. Man kann, man muss es sogar: rauchen. Nur so bleiben die Ordensbrüder bei Kräften.

So hat man Vampire noch nicht erlebt: elende Raubtiere und grässliche Machthaber. Es gibt immer wieder Überraschungen, ihre Fähigkeiten betreffend, und unerwartete Wendungen in der Geschichte. Der Autor schafft es, über tausend Seiten zunehmend Spannung aufzubauen. Es gibt zwei Erzählstränge: Wir lernen Gabriel de Leon als Jugendlichen kennen und folgen seiner Ausbildung innerhalb des Ordens. Parallel dazu erleben wir die Geschichte des erwachsenen Mannes, der seinen Glauben verloren hat. So entsteht zusätzlich Spannung, weil man sich fragt wie er wurde, was er ist.

Die Sprache ist meist die von Leon, dem Ich-Erzähler, und der ist auffallend vulgär. Doch daran gewöhnt man sich, denn es passt zum Charakter. Es geht auch anders: Der Autor kann Szenen so detailliert und emotional schildern, dass man weinen könnte. Die Figuren sind bei aller Fantastik so lebensnah und glaubhaft dargestellt, dass man mit ihnen leidet und sich mit ihnen freut.

Ein Klotz von einem Buch. Ein Buch für Freunde des Fantastischen, und wegen des großartigen Stils, auch ein Stück gute Literatur. Schöne Illustrationen gibt es on top. Sensationell. Es ist der erste Band einer Trilogie.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Ein anständiges Frauenleben

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Virginia lebt nach dem Tod der Eltern mit ihren drei Geschwistern in einer unkonventionellen Wohngemeinschaft in London. Die Treffen mit anderen Intellektuellen und Künstlern inspirieren sie. Sie verdient ...

Virginia lebt nach dem Tod der Eltern mit ihren drei Geschwistern in einer unkonventionellen Wohngemeinschaft in London. Die Treffen mit anderen Intellektuellen und Künstlern inspirieren sie. Sie verdient bereits mit Rezensionen Geld und schreibt auch Essays, ihre Schwester Vanessa malt. Doch immer wieder bremst die gesellschaftliche Vorstellung von einem anständigen Frauenleben sie aus. Schließlich heiratet sie doch: den Autor Leonard Woolf. Doch soweit kommt es in diesem ersten Band über die Gruppe noch nicht. Band zwei wird ihre Schwester Vanessa zum Thema haben und Band drei ihre spätere Geliebte Vita Sackville-West.

Das Buch erzählt lebendig die Jahre 1903 bis 1909. Die Autorin hat Briefe und Veröffentlichungen aller Beteiligten verwendet und spürt den Empfindungen der Menschen sehr genau nach. Es geht um Liebe und Drama, es geht um Homosexualität, um ein selbstbestimmtes Leben auch jenseits der Norm und es geht darum, was es heißt, eine Frau zu sein. Künstlerin, Denkerin zu sein und zu lieben. Virginia ist sehr sensibel, hat depressive Schübe und spricht offen über Selbsttörung. Aber wir lernen sie auch in sehr glücklicher Stimmung kennen sowie als Autorin, die hart an ihren Texten arbeitet, aber damit auch mal wirklich zufrieden ist.

Obwohl es hier primär um Virginia geht, folgen wir auch dem Erleben ihrer Schwester Vanessa und teilweise den Männern, die sie begleiten. Die verschiedenen Perspektiven machen den Roman vielschichtig und lebensnah. Es ist ein Genuss, ihn zu lesen.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Ein satirisches Abenteuer

Bekenntnisse eines Betrügers
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Das Buch hat ein Lesebändchen und einen festen Einband. Das Cover beschreibt bereits die Hauptfigur: Ramesh verschmilzt mit dem Hintergrund. Sichtbar ist seine Hautfarbe und die Leuchtschrift, mit der ...

Das Buch hat ein Lesebändchen und einen festen Einband. Das Cover beschreibt bereits die Hauptfigur: Ramesh verschmilzt mit dem Hintergrund. Sichtbar ist seine Hautfarbe und die Leuchtschrift, mit der die Medien das Urteil über ihn ins Land brüllen.

Er stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und schafft es dennoch, einen Schulabschluss zu machen. Nun wird er beauftragt, das anstelle eines anderen Jungen zu wiederholen – die Abschlussprüfung unter fremdem Namen ist sein erster Betrug. Er verdient eine Menge Geld damit. Doch dabei bleibt es nicht.

In diesem Land, und es ist nur beispielhaft Indien, betrügt jeder jeden, jeder ist käuflich und alle wollen ins Fernsehen. Ramesh erzählt seine Geschichte respektlos und voller Selbstironie. Sein Land „riecht wie etwas Verdorbenes aus all den Träumen, die geronnen und verklumpt sind wie ranziger Frischkäse.“ Doch so negativ das klingt, das Buch ist wirklich witzig. Witzig und oft auch leider viel zu wahr. Es ist gute Satire.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Idyll und Crispr/Cas

Tiefes, dunkles Blau
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Zürich besitzt eine historische Altstadt und liegt idyllisch inmitten hoher Berge an einem See. Hier gibt es Festivals, Fahrräder und moderne Wissenschaft. Und hier lebt die Seepolizistin und Ermittlerin ...

Zürich besitzt eine historische Altstadt und liegt idyllisch inmitten hoher Berge an einem See. Hier gibt es Festivals, Fahrräder und moderne Wissenschaft. Und hier lebt die Seepolizistin und Ermittlerin Rosa Zambrano.

Als ein Toter aus dem See gefischt wird, führt die Spur in die Welt der Genforschung. Mit Hilfe der neuen Genschere Crisp/Cas ist es möglich, auch menschliche Gene so zu manipulieren, dass erbliche Krankheiten eliminiert werden.

Das Ambiente spielt eine eigene Hauptrolle in diesem Buch. Die Autorin schildert Zürich, die Umgebung und die Personen in einer literarischen, fast poetischen Sprache. Das macht das Lesen sehr angenehm, auch wenn zunächst nicht viel passiert. Dafür lernen wir Küche und Garten von Rosa Zambrano besonders gut kennen.

Dies ist ein Krimi für Leute, die Krimis eigentlich gar nicht so gern lesen. Brutalität und Gewalt, wie das Genre sie kennt, kommen hier kaum vor. Das Thema des Buches, die moderne Gentechnik und die Verantwortung der Wissenschaften, wird nur angerissen. Das ist schade. Der Mord wird zum Schluss aufgeklärt.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Witzig und schwesternreich

Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?
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Wie findet eine geschiedene Mutter zweier Kinder, Ärztin noch dazu, einen neuen Partner? Emmas Schwestern haben viele gute Ratschläge. Und so ganz getrennt ist sie von ihrem Ex auch noch nicht, denn seine ...

Wie findet eine geschiedene Mutter zweier Kinder, Ärztin noch dazu, einen neuen Partner? Emmas Schwestern haben viele gute Ratschläge. Und so ganz getrennt ist sie von ihrem Ex auch noch nicht, denn seine neuen und gewesenen Affären verletzen sie noch immer. Doch in dieser Geschichte geht es darum, den Alltag zu bewältigen, einen Alltag mit Kindern, Schwiegereltern und Schwestern, mit Kranken und Kollegen und immer wieder mit dem, was die Frauen für Liebe halten und gehalten haben.

Das liest sich teilweise schreiend komisch und witzig, auch wenn es öfter mal unter die Gürtellinie abgleitet. Hier werden keine Probleme gelöst und keine Selbstfindung geschildert. Es gibt viel Aufregung um Tinder- und andere Dates, einen kleinen Jungen mit schwerem Herzfehler, überraschende Söhne und verlorene oder vergessene Höschen. Doch zum Schluss geht alles gut aus: Die Heldin ist in ihrer chaotischen Familie gut aufgehoben und der nächste Märchenprinz ist auch in Sicht.

Das kann man unterhaltsam finden. Oder albern. Es liest sich jedenfalls unterhaltsam.

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