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Veröffentlicht am 01.07.2023

Sehr menschlich

Patria
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Die Geschichte spielt in einem Dorf im Baskenland. Zwei Familien stehen im Mittelpunkt, ebenso der bewaffnete Kampf der ETA um die Unabhängigkeit des Baskenlandes.
Es ist mit über 750 Seiten ein ziemlich ...

Die Geschichte spielt in einem Dorf im Baskenland. Zwei Familien stehen im Mittelpunkt, ebenso der bewaffnete Kampf der ETA um die Unabhängigkeit des Baskenlandes.
Es ist mit über 750 Seiten ein ziemlich dickes Ding. Nach dem „Mauersegler‟ war ich eigentlich kein Fan dieses Autors, aber dieses Buch ist großartig.
Die beiden Familien umfassen neun Personen, die wir alle sehr genau kennen lernen. Bei jeder Figur, ob alt oder jung, Mann oder Frau, sind wir so sehr mittendrin, dass Erzähler und Hauptperson verschmelzen – teilweise innerhalb eines Satzes wechselt Amraburu von Er zum Ich. Das macht viele Stellen sehr dicht.
Das zentrale Ereignis ist zu Beginn des Buches bereits passiert, aber wie kam es dazu, wie wirkt es sich aus, und wie reagieren die einzelnen Personen darauf? Darin besteht der Gehalt und die Stärke dieses Buches. Um den einzelnen Personen und Umständen nahe zu kommen, springt die Geschichte zeitlich hin und her. Doch man weiß immer genau, an welcher Stelle der Geschiche man sich gerade befindet. Es geht um Menschen, nicht um Spannung. Und das macht Aramburu sehr gut. Es wird trotz der Länge auch nicht langweilig, denn es gibt eine Entwicklung, bis ganz zum Schluss.
Die ETA war eine Terror-Organisation, ursprünglich als Widerstand gegen die Franco-Diktatur und für ein autonomes Baskenland gegründet. Obwohl es seit 1977 freie Wahlen in Spanien gab, mordete die ETA weiter. Warum sie das tat, wird in „Patria‟ nicht thematisiert. Hier geht es um die Folgen und wie es dazu kam, dass Nachbarn einander töteten, Freunde einander nicht mehr auf der Straße grüßten und dass Menschen ihr Zuhause verlassen mussten. Diese Auswirkungen von Ideologie und Glauben sind an vielen Stellen so traurig, dass man weinen könnte.
Sehr glaubhaft, sehr menschlich.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Was wird sein, was können wir tun?

Über Leben in der Klimakrise
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Der Klimawandel wird die ganze Welt praktisch unbewohnbar machen, und das schon bald. Die Autorin hat die ersten Unverpackt-Läden gegründet und denkt hier weiter.
Für Klimaschutz sei es zu spät, so ihre ...

Der Klimawandel wird die ganze Welt praktisch unbewohnbar machen, und das schon bald. Die Autorin hat die ersten Unverpackt-Läden gegründet und denkt hier weiter.
Für Klimaschutz sei es zu spät, so ihre These, die sie ausführlich begründet. Das sei kein Grund, damit aufzuhören. Doch jetzt, so der zweite, umfassendere Teil des Buches, sei es wichtig, sich anzupassen.
Nun werden verschiedene Aspekte bearbeitet, in denen Klimaanpassung erforderlich und möglich ist, beginnend mit der Wasserversorgung über Energie, Landwirtschaft und Wirtschaft allgemein. Hier schildert sie auch, warum sich ihre Unternehmensidee nicht durchsetzte und woran sie vermutlich scheiterte. Sie betrachtet Zukunfsperspektiven für ein Leben in der Stadt und auf dem Land, bis hin zu Selbstversorgung und Katastrophenschutz. Doch zum Schluss werden wir Flüchtlinge auf dem eigenen Planeten. Denn unsere Fähigkeit zur Anpassung hat Grenzen.
Das Buch ist gut recherchiert und leicht verständlich geschrieben. Die Autorin hat viele Gespräche geführt und einige Ideen verfolgt, mit denen man weiterleben könnte.
Interessant fand ich den radikal persönlichen Zugang zum Thema. Nicht nur, dass die Autorin als Unternehmerin versuchte, etwas zu verbessern. Sie schildert eindringlich, wie es sich anfühlt, wenn man das Bevorstehende nicht mehr verdrängt – Klimaangst.
Nicht so gut gefallen hat mir, dass es wohl keine Lösung gibt. Aber das liegt nicht an der Autorin.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Schön, zart, anrührend

Vom Ende der Nacht
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Will und Rosie lernen sich in der Schule kennen. Sie spielt Klavier und singt, er liebt Motorräder und arbeitet in einer Werkstatt. Doch beide tragen tiefe innere Verletzungen in sich, von denen man zum ...

Will und Rosie lernen sich in der Schule kennen. Sie spielt Klavier und singt, er liebt Motorräder und arbeitet in einer Werkstatt. Doch beide tragen tiefe innere Verletzungen in sich, von denen man zum Teil erst mitten im Buch erfährt. Dann geschieht ein schweres Unglück.
Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptpersonen erzählt, doch es ist immer sehr klar, wessen Sichtweise wir gerade lesen. Mir hat gefallen, dass nicht versucht wird, irgendeinem Ideal von Liebe oder Beziehung zu entsprechen oder sich an irgendwelchen Verhaltensregeln zu orientieren. So wirken die Gefühle, mit denen die beiden umgehen, immer echt. Beide Personen erleben eine Menge auf ihren unterschiedlichen Lebenswegen. Sie nähern sich an und entfernen sich wieder von einander. Und oft ist der andere nur einen Handyanruf weit weg.
Das ist anrührend und emotional geschildert. Die Entwicklung der Personen bis zum Ende ist glaubhaft. Mich hat die Geschichte gut unterhalten und insbesondere der Schluss sehr berührt.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Ein Klimaroman

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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Der Autor hat sich bereits mit „Der Wal und das Ende der Welt‟ und „Das Jahr des Dugong‟ einen Namen gemacht. Nun also ein Eisbär.

Ein Politiker und ein Student wetten in einer Kneipe in Cornwall, dass ...

Der Autor hat sich bereits mit „Der Wal und das Ende der Welt‟ und „Das Jahr des Dugong‟ einen Namen gemacht. Nun also ein Eisbär.

Ein Politiker und ein Student wetten in einer Kneipe in Cornwall, dass das Haus des Politikers in 50 Jahren durch den Anstieg des Meerespiegels (nicht) überflutet sein wird. Der Roman umfasst tatsächlich Zeiträume, die für ein Menschenleben sehr lang sind. Die letzten Szenen spielen 80 Jahre später.

Der Stil ist sehr distanziert. Der Autor schildert seine Personen wie ein Theaterregisseur, der sein Personal auf einer Bühne platziert. Mir hat das beim Lesen wenig Freude gemacht. Einzig der zentrale Abschnitt, in dem auch der Eisbär auftritt, ist so geschrieben, dass man wirklich dabei ist. Hier findet sich auch eine Schilderung des Karbonzeitalters und der weiten Entwicklung der Erdgeschichte. Das zeigt die Bedeutung des Kohlendioxids für unser Klima, auf sehr populäre und verständliche Weise. Einzig eine namenlose Mikrobe habe die Erde für uns bewohnbar gemacht.
Sosehr mich dieser Abschnitt begeisterte, so wenig überzeugend fand ich den Roman als Ganzes. Dazu trägt auch bei, dass die Zeitsprünge manchmal sehr groß sind, was vielleicht weges des Klimathemas auch sein müssen.
Mein Fazit: Klima taugt nicht als Thema für einen Roman. Hier klappt es jedenfalls nicht.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Kesse kleine Kanadierin

Anne auf Green Gables
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Die Geschichte von Anne ist ein Klassiker im englischsprachigen Raum und wurde vielfach aufgelegt und verfilmt. Es gibt mehrere Fortsetzungen. Dies ist ein Comic, eine Graphic Novel.
Ende des 19. Jahrhunderts ...

Die Geschichte von Anne ist ein Klassiker im englischsprachigen Raum und wurde vielfach aufgelegt und verfilmt. Es gibt mehrere Fortsetzungen. Dies ist ein Comic, eine Graphic Novel.
Ende des 19. Jahrhunderts kommt das Waisenkind Anne auf den Hof der Geschwister Cuthbert. Mit ihrer Lebhaftigkeit und ihrer Fantasie bringt sie das Leben der beiden gehörig durcheinander.
Die Darstellungen sind etwas gewöhnungsbedürftig. Es sind farbige Zeichnungen, die Augen teilweise nur Punkte oder Striche, die Gesichter eher angedeutet. Doch Haltung, Kleidung und Gesichtsausdrücke der Menschen machen ihre Gefühle und ihr Selbstbild sehr deutlich. Es gibt mehr ausdrucksstarke Bilder anzuschauen als Worte und Sprechblasen zu lesen. Die Farben sind angenehm kräftig, ohne grell zu sein. Die starken Emotionen der Hauptfigur prägen die Geschichte. Mir hat gefallen, wie überschwenglich Anne auf die Farben der Natur reagiert – ein Gegenstand, der für die Menschen, die in dem Ort leben, Alltag ist.
Ein schönes Kinderbuch, besonders für Erwachsene.

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