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Veröffentlicht am 05.04.2023

Sehr spannende Science-Fiction für Jugendliche

Die letzte Erzählerin
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"Du trägst mich und meine Geschichten durch die Jahrhunderte in die Zukunft, zu einem anderen Planeten. Da kann ich mich glücklich schätzen."

Ein Komet bedroht die Erde. Drei Raumschiffe voller Menschen ...

"Du trägst mich und meine Geschichten durch die Jahrhunderte in die Zukunft, zu einem anderen Planeten. Da kann ich mich glücklich schätzen."

Ein Komet bedroht die Erde. Drei Raumschiffe voller Menschen fliehen auf einen fernen Planeten, darunter die dreizehnjährige Petra, ihr kleiner Bruder Javier und ihre Eltern. Sie werden für Jahrhunderte in tiefen Schlaf versetzt, bis das Reiseziel erreicht ist. Doch als Petra erwacht, sind ihre Eltern verschwunden und niemand erinnert sich mehr an die Erde. In der Gesellschaft, zu der die Besatzung des Raumschiffes geworden ist, zählt nur noch das "Kollektiv". Erinnerung und Individualität sind so gut wie ausgerottet. Doch Petra erinnert sich an Geschichten, die ihre Großmutter auf der Erde ihr erzählt hat. Schon bald weiß sie sich zu schützen und erzählt die Geschichten weiter.

Die Autorin hat schon einige Kinder- und Jugendbücher geschrieben und auch Preise gewonnen. Das Buch ist schön ausgestattet mit einem ausgefallenen Cover, Lesebändchen, geschmücktem Innenteil und farbigem Buchschnitt.

Die Geschichte ist sehr spannend erzählt und erlebt überraschende Wendungen, die Petra immer wieder vor neue Herausforderungen stellen.
Die Sprache ist gut lesbar, bildhaft und emotional. Es gibt berührende Szenen, wenn zum Beispiel Petra sich an ihre Großmutter erinnert, die sie sehr geliebt hat, aber auf der Erde zurücklassen musste. Auch die Erinnerung an ihre Familie ist eher traurig, denn auch die gibt es nicht mehr. Petra ist allein. Doch sie entwickelt sich von einem verschreckten, alleingelassenen Kind zu einer mitfühlenden, verantwortungsvollen Anführerin, die eine Flucht plant. Das ist fesselnd bis zur letzten Seite. Eine beeindruckende Heldin. Und auch die anderen Figuren sind glaubhaft und authentisch dargestellt.

Faszinierend ist die Idee, welche Funktion Geschichten für den Einzelnen haben. Sie bewegen uns, wir wissen mit ihrer Hilfe, wer wir sind und wo wir stehen. Und doch erzählt sie jede und jeder mit Recht ganz neu. Da darf sich auch die Handlung ändern, alles kann neu und anders werden, wenn es nur hilft, die neue Situation zu bewältigen und zu verstehen. Petra erzählt die Geschichten ihrer Großmutter, und ".. von jetzt an lebt die Geschichte durch mich und in meiner Version weiter."

Fazit: Ein spannendes Jugendbuch mit einer mutigen Heldin in einer dystopischen aber nicht hoffnungslosen Zukunft. Denn solange wir Geschichten haben, haben wir als Menschen eine Zukunft.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Bewegend und großartig

Morgen und für immer
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"Morgen und für immer" will der kleine Kajan für seinen Großvater Klavier spielen, doch das Klavier ist zerschossen und der Großvater liegt im Sterben. Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Kajans ...

"Morgen und für immer" will der kleine Kajan für seinen Großvater Klavier spielen, doch das Klavier ist zerschossen und der Großvater liegt im Sterben. Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Kajans Eltern engagieren sich für den Kommunismus im Lande - Albanien. Als dessen Botschafter darf Kajan eines Tages nach Ostberlin reisen und auf einem Konzert spielen. Hier beginnt seine irre Reise, die ihn durch einen Fluchttunnel unter der Mauer hindurch bis in die USA und nach New Orleans führt, später zurück nach Albanien ins Straflager. Doch das Ende der Geschichte ist versöhnlich.
Kajan und die Personen aus dem Roman sollen tatsächlich gelebt haben. Der Autor ist albanisch-italienischer Liedermacher und Sänger und hat sie von Kajan selbst erfahren. Dies ist sein Debüt; es war in Italien ein großer Erfolg.
Die Lebensgeschichte Kajans ist warmherzig erzählt und klingt bei aller Grausamkeit auch immer wieder poetisch. Die Sprache ist angenehm und flüssig zu lesen, die Hauptperson kommt einem sehr nah. Kajan ist ein sensibler Mann, der das Pech hat, in einer finsteren Zeit und in einem totalitären Land zu leben.
Albanien war von 1945 bis 1990 ein kommmunistisches Land unter der Führung des Diktators Enver Hoxha. Ein Land, in dem Überwachung, Verhaftung und Mord an der Tagesordnung sind, in dem Denken und freie Rede brutal bestraft werden. Selbst innerhalb der Familien wird spioniert und verraten.
Das ist Kajans Heimat. Er ist keiner, der ein großes Ziel verfolgen würde. Eigentlich will er nur Klavier spielen und mit seiner Familie glücklich sein. Doch immer wieder gerät er in unerwartete Situationen. Immer wieder nimmt sein Leben eine überraschende Wendung, und er muss sich auf neue Lebensumstände einstellen, ein neues Land, eine neue Sprache. "Vielleicht ist die Liebe", so heißt es, "eine Fahrkarte an den Ort, an den du willst."
Eine bewegende und fesselnde Geschichte. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Klassische Gruselgeschichte für Jugendliche

Gallant
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Olivia ist stumm und lebt im Waisenhaus. Sie glaubt, keine Verwandten zu haben, da kommt ein Brief ihres Onkels und lädt sie in sein Anwesen ein. Doch hier findet sie keine liebende Familie vor, sondern ...

Olivia ist stumm und lebt im Waisenhaus. Sie glaubt, keine Verwandten zu haben, da kommt ein Brief ihres Onkels und lädt sie in sein Anwesen ein. Doch hier findet sie keine liebende Familie vor, sondern einen alten Fluch, ein verfallendes Herrenhaus und einen Cousin, der sie nicht hier haben möchte. Ihr Onkel ist schon lange tot.

Die Figuren bleiben blass, bis auf Olivia. Wir lernen sie als stumme Waise kennen, die viel zu leiden hat. Die Einladung ist eine Erlösung für sie. Doch wo genau sie landet, bleibt unklar. Die weitere Handlung geschieht ausschließlich im Haus, das eigentlich zwei Häuser ist, und auch im Garten, in dem sich eine magische Grenze befindet.

Die Geschichte ist ausgesprochen gruselig. Anspielungen und Hinweise, die nur halb verständlich sind, lassen furchtbare Dinge ahnen. Blut fließt wenig, dafür kommt viel Asche vor. Ghule treten auf, Geister Verstorbener, die nur Olivia sieht. Sie kann mit ihnen reden und manchmal auch interagieren. Doch viele Einzelheiten in der Geschichte sind nicht richtig logisch oder bleiben unklar. Insgesamt handelt sich um eine professionell erzählte, klassische Gruselgeschichte. Stil und Sprache sind flüssig zu lesen. Immer wieder überraschen originelle, schöne Formulierungen.

Das Buch selbst ist schön ausgestattet mit ansprechendem Cover und erhabener Schrift. Es gibt Abbildungen, die auch in der Story eine Rolle spielen.

Ein Buch mit Schwächen, aber einer tollen, runden Geschichte.

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Veröffentlicht am 18.03.2023

Lesbische Liebesgeschichte und Revolution

Dein Taxi ist da
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Damani fährt Taxi. Kein richtiges Taxi, vielmehr bietet sie ihr Auto über eine App zum Mitfahren an. Nach dem Tod ihres Vaters lebt sie mit ihrer kranken Mutter in prekären Verhältnissen in einer namenlosen ...

Damani fährt Taxi. Kein richtiges Taxi, vielmehr bietet sie ihr Auto über eine App zum Mitfahren an. Nach dem Tod ihres Vaters lebt sie mit ihrer kranken Mutter in prekären Verhältnissen in einer namenlosen Großstadt.
Damani ist dunkelhäutig und bisexuell. Das wird erst im Laufe des Lesens klar, denn Damani erzählt selbst, und beides ist für sie selbstverständlich. Sie triff Gleichgesinnte in einem besetzten Haus, die sich engagieren und auf die Straße gehen, um für bessere Arbeitsbedingungen und für ein besseres Leben zu demonstrieren. In der Stadt brodelt es. Gewalt wird auch auf den Demonstrationen immer häufiger, die Polizei ist selten hilfreich.
Dann verliebt sich Damani in eine Weiße. Jolene ist reich und privilegiert. Sie ist Sozialarbeiterin, auch sie engagiert sich. Und sie erwidert Damanis Gefühle. Diese Leidenschaft treibt das Geschehen auf die Spitze - die Stadt ist tief gespalten zwischen Arm und Reich, Männern und Frauen, Schwarzen und Weißen, zwischen Zugewanderten und jenen, die hier aufgewachsen sind. Als das Geschehen explodiert, sind Damani und Jolene mittendrin.
Die Sprache ist direkt und respektlos, oft wütend, selten ordinär. Die Kapitel sind kurz. Viel beschrieben wird hier nicht. Die Stadt ist austauschbar, Straßen und Gebäude könnten überall sein - irgendwo in der westlichen Welt. Dadurch wird die Sozialkritik sehr pauschal.
Die Stimmung wird durch die Handlung wiedergegeben. Szenen aus Damanis Vergangenheit und ihrem aktuellen Zuhause zeigen eine verletzliche Person, die nach außen hin so hart und klar ist, wie sie es in ihrer Welt wohl sein muss.
Eine unmögliche Liebesgeschichte mit einer wütenden Heldin.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Hochklassiger Klima-Thriller

Oxygen
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Ozeanografin Lombardi stellt fest, dass die Algen im Meer keinen Sauerstoff mehr produzieren. Was ist da los? Bald schon wird klar, dass an Land dasselbe passiert: Alle Pflanzen sterben. Nun wird die Luft ...

Ozeanografin Lombardi stellt fest, dass die Algen im Meer keinen Sauerstoff mehr produzieren. Was ist da los? Bald schon wird klar, dass an Land dasselbe passiert: Alle Pflanzen sterben. Nun wird die Luft dünn, sie enthält immer weniger Sauerstoff, das Atmen für Mensch und Tier wird schwierig. Was ist passiert? In Verdacht gerät die Firma "Corrico", die mit Geo-Engineering versucht hat, klimaschädliche Gase in der Atmosphäre zu neutralisieren. Dabei hat es anscheinend Nebenwirkungen gegeben.
Während die Wissenschaft noch nach Antworten sucht, überschlagen sich die Ereignisse: Die amerikanische Präsidentin wird entführt und dazu gezwungen, ihre Macht abzugeben. Die Chefs des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes können sich gerade noch vor Anschlägen retten und suchen nun gemeinsam mit der Forschung nach Auswegen. Inzwischen planen und bauen die Chefs von "Corrico" Städte mit eigener Luftversorgung, in denen ihre Anhänger überleben können.

Die Story und die wissenschaftlichen Zusammenhänge sind atemlos spannend erzählt. Das Buch liest sich wie ein Agententhriller. Die Fakten sind einfach und leicht verständlich. Die Protagonisten sind beängstigend glaubhaft, wenn auchteilweise etwas oberflächlich. Gut und Böse sind nicht von Anfang an klar zu unterscheiden.
So könnte es aussehen: Das Ende der Menschheit durch eine globale Klimakatastrophe. Wenige Auserwählte überleben in isolieren Reichenghettos, die sie nicht verlassen können, weil die Luft giftig geworden ist. Aber es gibt immer noch Hoffnung.

Eine hochspannende, durchaus realistische Geschichte, die intelligent und kenntnisreich erzählt wird. Leseempfehlung!

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