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Veröffentlicht am 04.06.2020

Ein vielschichtiger und interessanter erster Fall für Enna Andersen und ihr Team

Enna Andersen und das verschwundene Mädchen
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Hauptkommissarin Enna Andersen wird nach einer beruflichen Auszeit als Leiterin einer Abteilung eingesetzt, die sich mit ungelösten Altfällen beschäftigen soll. Begeistert ist die versierte Ermittlerin ...

Hauptkommissarin Enna Andersen wird nach einer beruflichen Auszeit als Leiterin einer Abteilung eingesetzt, die sich mit ungelösten Altfällen beschäftigen soll. Begeistert ist die versierte Ermittlerin nicht, macht sich aber mit zwei Kollegen daran, einen alten Vermisstenfall neu aufzurollen. Dabei geht es um Marie Hansen, die im Jahr 2010 mit ihrer Klasse in einem Landschulheim auf Wangerooge war und plötzlich spurlos verschwand. Nun, 9 Jahre danach wälzen Enna und ihr Team erneut die Akten, befragen einstige Zeugen und während sie die damaligen Ereignisse zu rekonstruieren versuchen, stoßen sie auf Dinge, in einem neuen Licht betrachtet, merkwürdig sind.

„Enna Andersen und das verschwundene Mädchen“ ist der erste Fall für die alleinerziehende Kommissarin Enna Andersen, die mit dem degradierten Oberkommissar Jan Paulsen und der noch unerfahrenen Polizeischulabsolventin Pia Sims ungeklärte Kriminalfälle erneut untersuchen soll. Dass es dabei einige Reibereien gibt und sich das ungleiche Team erst zusammenraufen muss, stört Enna wenig, kostet aber einiges an Geduld. Denn der einzelgängerische Jan Paulsen erweist sich als Querulant, während die junge Kommissarin Pia Sims mit Ehrgeiz und Cleverness überzeugt. Doch mit klaren Ansagen und der nötigen Distanz gelingt es Enna die Spannungen zu lösen.

Voll gepackt mit einer ordentlichen Portion Polizeiarbeit, mit vielen Figuren, einigen Verdächtigen und immer wieder neuen Ermittlungsansätzen präsentiert sich dieser Krimi vielschichtig und interessant. Dabei gelingt es lange Zeit nicht, die Hintergründe für die Entführung der 9-jährigen Marie Hansen zu durchschauen und herauszufinden, was mit ihr geschehen ist. Gleichzeitig sorgen ein flüssiger Schreibstil, kurze Kapitel und knackige Dialoge dafür, dass der Leser den Krimi nur schwer aus der Hand legen kann, während er, genau wie das dreiköpfige Ermittlerteam, verschiedenartige Vermutung anstellt. So geben nur die an einigen Stellen empfundene Überfrachtung und das hinausgezögerte Ende Anlass zur Kritik, schmälern aber zu keiner Zeit den kriminellen Lesegenuss.

Fazit:
Ein interessanter Fall mit authentischen Figuren, akribischer Ermittlungsarbeit und einem Spannungsbogen, der auf einem guten Level verweilt.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Ein wendungsreiches Psychospiel mit Spannungsschwächen

LITTLE LIES – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
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Nachdem Leas Plan, eine erfolgreiche Journalistin zu werden, gescheitert ist, zieht sie mit ihrer besten Freundin Emmy aufs Land. Hier verdient sie als Lehrerin ihr Geld, während Emmy an einer Motelrezeption ...

Nachdem Leas Plan, eine erfolgreiche Journalistin zu werden, gescheitert ist, zieht sie mit ihrer besten Freundin Emmy aufs Land. Hier verdient sie als Lehrerin ihr Geld, während Emmy an einer Motelrezeption in der Nachtschicht unterkommt. Deshalb sehen sich die beiden nur noch wenig, da immer eine von ihnen schläft. Doch als Emmy plötzlich nicht mehr nach Hause kommt, beschleicht Lea ein merkwürdiges Gefühl. Denn in der Nachbarschaft wurde eine junge Frau schwer misshandelt aufgefunden, die zwar Lea zum Verwechseln ähnlich sieht. Aber vielleicht hatte es der Täter nun auch auf Emmy abgesehen und sie schwebt in großer Gefahr.

„Little Lis – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ ist ein Psychothriller der US-amerikanischen Autorin Megan Miranda, die seit ihrer Jugend ein Faible für düstere Spannung besitzt. Deshalb hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und bereits mehrere Psychothriller verfasst. Dabei sind es stets die Figuren, denen sie ihre besondere Aufmerksamkeit schenkt und auf ihrem Weg durch die Dunkelheit begleitet. Wie die Bostoner Journalistin Lea, die nach einem verhängnisvollen Artikel und dem damit verbundenen Tod eines Menschen ihren Job verloren hat. Mit dem Ziel, noch einmal ganz von vorne anzufangen, zieht diese nach West Pennsylvania in ein altes Haus und lebt mit einer Freundin zusammen, die sie nicht wirklich gut kennt.

Ein geschickt konstruiertes Geflecht aus Wahrheit und Lügen erwartet den Leser in „Little Lis“, der die Rolle der beiden Freundinnen und ihre damit verbundenen Absichten lange Zeit nicht durchschauen kann. Dazu werden die Ereignisse überwiegend aus der Sicht von Lea erzählt, wodurch eine objektive Meinungsbildung zu keiner Zeit möglich ist. Dafür reißt der Strudel der Ereignisse den als stillen Beobachter fungierenden Leser anfänglich ordentlich mit, bis die Geschichte eines gut gehüteten Geheimnisses plötzlich ins Stocken gerät. Zu viele Ausschweifungen und unbedeutende Nebenhandlungen sind verantwortlich und auch der angenehm flüssige und gut lesbare Schreibstil schafft es nicht, diesen Makel aufzuwiegen. Doch trotz der zeitweiligen Flaute ist der Unterhaltungswert auf psychologischer Ebene hoch und eine kleine Romanze gibt es gratis dazu.

Fazit und Bewertung:
Ein gut erdachtes und wendungsreiches Psychospiel, das in seiner Umsetzung leider nicht mit durchgängiger Spannung punkten kann, dafür aber mit einer tiefgründigen Geschichte und interessanten Figuren gut unterhält.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Ein schicksalsträchtiges Kriminalhörbuch mit vielen Verwicklungen

Die Mörderinsel
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Die Bewohner des kleinen Dorfes Trenthin sind geschockt. Im naheliegenden Wald wurde ein Mädchen ermordet und der Hotelbesitzer Holger Simonsmeyer soll der Täter sein. Und während die einen glauben, das ...

Die Bewohner des kleinen Dorfes Trenthin sind geschockt. Im naheliegenden Wald wurde ein Mädchen ermordet und der Hotelbesitzer Holger Simonsmeyer soll der Täter sein. Und während die einen glauben, das die Schuldzuweisung auf einem Irrtum beruht, sind die anderen überzeugt davon, dass er der Mörder ist. Doch vor Gericht wird er freigesprochen und plötzlich nimmt ein ungeahnt grausamer Rachefeldzug seinen Lauf.

Monate später erfährt die Journalistin Doro Kagel, dass die Familie Simonsmeyer bei einem Brandanschlag ums Leben gekommen ist. Geplagt von ihrem schlechten Gewissen, da sie damals nur von dem medienträchtigen Mord, aber nicht von Holger Simonsmeyers Freispruch berichtet hat, reist sie nach Trenthin. Mit Hilfe eines Freundes rollt sie den Fall wieder auf und muss erkennen, dass in dem kleinen Ort auf der beliebten Ferieninsel Usedom einiges im Argen liegt.

„Die Mörderinsel“ ist ein schicksalsträchtiges Kriminalhörbuch, das mit einem spannenden Fall, ungeahnten Wendungen und einer interessanten Figurenkonstellation gut unterhält. In verschiedene Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven heraus wird geschildert, was nach dem grausamen Mord an einem jungen Mädchen geschehen ist und wer die Schuld an den todbringenden Ereignissen trägt. Und des bleibt nicht bei einem Mord und einem Brandanschlag, der tödlich endet, sondern es gibt noch weitere Verbrechen und eine Dorfgemeinschaft, die ihre Geheimnisse mit niemandem teilt.

Jede Menge Konflikte, merkwürdige Verhaltensweisen und gut gesponnen Intrigen sorgen dafür, dass der Hörer immer wieder aufs Neue Zweifel daran hegt, welche der zahlreichen Figuren die Wahrheit spricht und welche lügt. Dadurch entwickelt sich eine von Neugier getriebene Spannung, die zwar nicht als nervenaufreibend zu bezeichnen ist, dafür aber auf einem guten Level verweilt. Hinzu kommt, dass viel Aufmerksamkeit beim Zuhören vonnöten ist, da die wechselseitigen Beziehungen und verwandtschaftlichen Verhältnisse im Dorf sonst nicht in ihrem ganzen fatalen Umfang zu durchschauen sind.

Gelesen wird der vielschichtige Krimi von Vera Teltz, die mit viel schauspielerischem Talent jeder Figur einen eigenen Ausdruck verleiht. Wie der Gerichtsreporterin Doro Kagel, die bei ihrer Suche nach Motiv und Täter engagiert und zielstrebig klingt, während ihr Schuldeingeständnis kleinlaut erfolgt. Oder dem besten Freund des vermeintlichen Mörders, der in die Enge getrieben, mit unsicherer Stimme mal auf der einen Seite und mal auf der anderen Seite steht.

Fazit:
Ein spannendes Kriminalhörbuch mit einem interessanten Fall und vielen Verwicklungen, das aufmerksam gehört werden sollte, um das ganze Ausmaß an menschlichen Verfehlungen und kriminellen Machenschaften zu durchdringen.

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Superspannend und schonungslos brutal

Blutgott
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Eine junge Studentin wird auf dem Weg zur Uni in einem Zugabteil bestialisch ermordet und schon bald steht fest, dass eine Gruppe von Jugendlichen verantwortlich dafür ist. Doch die Täter werden nicht ...

Eine junge Studentin wird auf dem Weg zur Uni in einem Zugabteil bestialisch ermordet und schon bald steht fest, dass eine Gruppe von Jugendlichen verantwortlich dafür ist. Doch die Täter werden nicht mit aller Härte bestraft. Sie sind zu jung, um schuldfähig zu sein. Ein Umstand, den ein selbsternannter Gott für seine Zwecke nutzt und ein kindliches Killer-Kommando rekrutiert. Und schon bald geschehen weitere Morde, die in ihrer Ausführung enorm blutig und grausam sind und das Team um Patho-Psychologin Clara Vidalis vor eine große Herausforderung stellen.

„Blutgott“ ist der siebente Fall für Hauptkommissarin Clara Vidalis und Fallanalytiker Prof. Martin Friedrich, der mit einem brisanten Thema und einem knallharten Plot seinen Lesern ordentlich zu schaffen macht. Denn das, was sie hier gemeinsam mit Opfern und Ermittlern durchleben, legt die Nerven mehr als blank. So sehen sie n der Rolle eines außenstehenden Beobachters hilflos zu, wie eine Wettbewerb unter manipulierten Jugendlichen seinen Höhepunkt erreicht, bei dem es darum geht, das abartigste Mordszenario zu inszenieren. Eine Horrorvision, die nah an der Realität angesiedelt ist und deshalb ungemein schockiert.

Viele Hintergrundinformationen zu realen Mordserien, kannibalistischen Neigungen und verbrecherischen Machenschaften im Dark Web verarbeitet Veit Etzold in seinem Buch und zeigt damit die düstere Seite des Lebens auf. Aber auch dem Kampf, der jeden Tag neu gegen das Böse und seine Drahtzieher geführt wird, widmet er seinen Platz. Wie im fiktiven Fall des „Blutgottes“, in dem die Ermittler des LKA Berlin, alles dafür tun, einem gefährlichen Psychopathen und seinen Jüngern beizukommen. Eine ungemein spannende Lektüre, die leider nur einen Haken oder besser bemerkt einen Cliffhanger besitzt, der mit seinem Hinweis auf einen zweiten Teil vom „Blutgott“ den Leser auf eine harte Probe stellt.

Fazit und Bewertung:
Superspannend und schonungslos brutal lotet Veit Etzold die Grenzen des Erträglichen aus und inszeniert ein Horrorszenario, das nah an der Wirklichkeit angesiedelt ist. Eine unbedingte Empfehlung für Thrillerfans, die starke Nerven haben.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Ein wunderbar atmosphärischer Krimi aus dem hohen Norden

Winterfeuernacht
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Lauras erste Schwärmerei für einen Jungen endet in einer Auseinandersetzung, die sie später bitter bereut. Denn nicht nur sie ist in den smarten Jack verliebt, den sie im Feriendorf ihrer Tante Hedda kennengelernt ...

Lauras erste Schwärmerei für einen Jungen endet in einer Auseinandersetzung, die sie später bitter bereut. Denn nicht nur sie ist in den smarten Jack verliebt, den sie im Feriendorf ihrer Tante Hedda kennengelernt hat. Auch ihre Freundin Iben schwärmt für ihn und hofft, dass sie sein Herz erobern kann. Deshalb kommt es während des Luciafestes zu einem Streit, bei dem sich die Mädchen zum letzten Mal sehen. Nur kurze Zeit später ist Iben tot, verschlungen von einem Feuer, das im Festsaal ausgebrochen ist.

30 Jahre nach der verhängnisvollen Nacht erfährt Laura, dass ihre Tante Hedda gestorben ist und ihr das marode Feriendorf Gärdsnäset hinterlassen hat. Zur Klärung der Formalitäten und um einen Käufer zu finden, fährt Laura dorthin und wird erneut mit den Ereignissen des Luciafestes konfrontiert. So gibt es Anzeichen, dass damals nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist und Heddas plötzlicher Tod in Zusammenhang damit steht.

„Winterfeuernacht“ ist nach „Sommernachtstod“ und „Spätsommermord“ der dritte Krimi des schwedischen Autors Anders de la Motte, der wie Tante Hedda auch, im südschwedischen Schonen lebt. Ein Umstand, den der Leser sofort spürt, wenn er mit Laura inmitten der malerischen Landschaft auf die Suche nach einem Geheimnis geht, dem neben ihrer Freundin Iben auch ihre Tante Hedda zum Opfer gefallen ist. Denn auch ihr Tod erscheint in einem merkwürdigen Licht und ist nicht nur mit ihrer Einsamkeit und aufkommenden Depressionen zu erklären.

Die Ereignisse rund um Ibens Tod und Lauras Suche nach der Wahrheit werden in zwei unterschiedlichen Handlungsebenen erzählt, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. Dabei nehmen vor allem die Gedanken und Handlungen von Laura einen großen Teil des Geschehens ein, wodurch die Spannung eher im Mittelfeld verweilt. Doch trotz des oftmals ruhigen Verlaufs entsteht beim Lesen ein ungeahnter Sog, weil der Leser, genau wie Laura wissen will, was damals in der Lucianacht geschehen ist und wer die Verantwortung für die todbringende Katastrophe trägt.

Fazit:
Ein wunderbar atmosphärischer Krimi, der tief in die Handlung eintauchen lässt und mit einem Ende überrascht, das nicht vorherzusehen ist.

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