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Veröffentlicht am 08.03.2020

Ein Pageturner mit authentischen Figuren

Liebe mich, töte mich
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Man liebt nur einen Menschen wirklich und das sein ganzes Leben lang. Das hatte Geos Vater immer gesagt, wenn sie ihn gefragt hat, warum er nach dem Tod ihrer Mutter nie wieder geheiratet hat. Inzwischen ...

Man liebt nur einen Menschen wirklich und das sein ganzes Leben lang. Das hatte Geos Vater immer gesagt, wenn sie ihn gefragt hat, warum er nach dem Tod ihrer Mutter nie wieder geheiratet hat. Inzwischen nun ist Geo selbst verliebt und versteht, warum es für jeden Menschen nur die eine große Liebe gibt. Doch anstatt mit dem etwas älteren und verdammt gutaussehenden Calvin glücklich zu sein, passiert etwas, das ihre junge Beziehung zerstört. Nach einer gemeinsamen Party kehrt Geos beste Freundin Angela nicht nach Hause zurück und nur sie und Calvin wissen, was in der verhängnisvollen Nacht mit ihr geschehen ist.

Vierzehn Jahre danach, Geo hat sich inzwischen als erfolgreiche Geschäftsfrau etabliert, taucht im Wald die vergrabene und zerstückelte Leiche ihrer Freundin auf. Schon nach ersten Ermittlungen steht fest, dass Geos einstiger Freund Calvin ihr Mörder ist. Hinzu kommt, dass es weitere, auf dieselbe Art getötete Frauen gibt und der Mörder an jedem Tatort eine Botschaft hinterlässt, die an Geo gerichtet ist.

„Liebe mich, töte mich“ ist ein düsterer Thriller, der neben einer Reihe an Verbrechen über eine verhängnisvolle Liebe erzählt. Dadurch nimmt er den Leser auf eine Reise mit, die emotional bewegend ist und die er so schnell wieder vergessen wird. Denn nicht etwa die Ereignisse rund um ein verschwundenes Mädchen und die Suche nach ihr sind es, die ihm zusetzen werden, sondern es ist eher die Frage, wie eine junge Frau jahrelang mit einer schweren Schuld auf ihrer Seele leben kann, ohne daran zu zerbrechen. Und das, obwohl sie nicht das typische Ungeheuer ist, sondern im Gegenteil über viele sympathische Seiten verfügt.

Der Schreibstil der kanadischen Autorin Jennifer Hillier ist angenehm lebendig und katapultiert den Leser mitten in das Geschehen hinein. Dabei erfährt er direkt aus Geos Sicht, was einst nach einer Party Verhängnisvolles geschehen ist und wie sie mit den Folgen umzugehen versucht. Ein spannender und erschreckender Einblick, der Geo als zwiespältige Figur präsentiert, die einerseits als unbeschwerte Jugendliche in die Fänge eines Monsters gerät, zum anderen als reife Frau endlich die Verantwortung für ihre Taten übernimmt. Aber ganz so einfach, wie es klingt, ist es nicht. Denn Geos Rolle in dem undurchsichtigen Geflecht aus Wahrheiten und Lügen wird im Verlaufe der Handlung immer wieder neu definiert, da es immense Zweifel an der Abfolge der damaligen Ereignisse gibt.

Fazit:
Superspannend präsentiert sich die Suche nach der Wahrheit, wobei es anfangs auch kleine Flauten gibt, die im späteren Verlauf aber schnell vergessen sind. Ein Pageturner mit authentischen Figuren, der zu fesseln versteht.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 29.02.2020

Ein gekonnt in Szene gesetztes und geschickt arrangiertes Verwirrspiel

Das Gerücht
1

Niemand möchte, dass eine Kindermörderin in seiner Nähe wohnt. Auch Joanna nicht, die mit ihrem Sohn Alfie in die Stadt ihrer Kindheit zieht, um der Mutter nahe zu sein. Doch kaum hat sie sich in dem kleinen ...

Niemand möchte, dass eine Kindermörderin in seiner Nähe wohnt. Auch Joanna nicht, die mit ihrem Sohn Alfie in die Stadt ihrer Kindheit zieht, um der Mutter nahe zu sein. Doch kaum hat sie sich in dem kleinen Küstenort eingelebt, erfährt sie, dass eine Kindermörderin unter den Bewohnern ist. Eine Frau, die im Alter von zehn Jahren ihren Spielkameraden mit einem Stich ins Herz getötet hat. Inzwischen nun befindet sie sich in einem Zeugenschutzprogramm und niemand weiß, wer sie ist. Joanna, die sich unter den Müttern in Alfies Schule erst noch profilieren muss, greift das Gerücht dankbar auf und liefert einen ersten Verdacht. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Denn der Stein, den Joanna damit ins Rollen bringt, stürzt auch sie in ein verheerendes Desaster hinein.

„Das Gerücht“ ist ein Roman mit einer Handlung, die aus dem Leben gegriffen ist und durch ihren undurchsichtigen und wendungsreichen Verlauf spannend unterhält. Dabei ist es vor allem die Frage, ob dem Gerücht Glauben geschenkt werden kann, die Bewohner und Hörer gleichermaßen bewegt, während alle rätseln, wer denn nun hinter der vermeintlichen Kindermörderin steckt. Immer wieder werden neue Vermutungen angestellt, Fotos verglichen und Informationen im Internet gesucht. Und als dann auch noch ein Reporter in der Stadt auftaucht, der seine Nase in ihre Angelegenheiten steckt, spitzt sich die Situation merklich zu. Eine verhängnisvolle Entwicklung, die von Lesley Kara mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Verhaltensweisen geschildert wird und mit einem Erzählstil, der tief in die verhängnisvollen Geschehnisse eintauchen lässt.

Julia Nachtmann als Sprecherin für die Umsetzung zum Hörbuch ist eine ausgezeichnete Wahl. Mit einer stimmungsvollen Lesung und dem Talent, die Charaktere mitsamt ihren Eigenheiten hörbar voneinander abzugrenzen, verleiht sie der Geschichte den letzten Schliff. Dadurch ist ein spannendes Hörerlebnis garantiert, bei dem kräftig mitgeraten, mitgefiebert und mitgesucht werden kann. Und das, bis ganz zum Schluss. Denn egal, wie sehr sich Joanna nach ihrem Fauxpas auch um eine Richtigstellung des von ihr ins Leben gesetzten Gerüchtes und einer damit verbundenen Wahrheitssuche bemüht, der Schaden ist angerichtet und die Klärung braucht seine Zeit.

Fazit und Bewertung:
Ein gekonnt in Szene gesetztes und geschickt arrangiertes Verwirrspiel um den Verbleib einer Kindermörderin und die fatalen Folgen eines damit verbundenen Gerüchts. Ein fesselndes Hörerlebnis vor allem für Fans subtiler Geschichten.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Ein berührender Roman, der Zeit zum Lesen braucht.

Nach Mattias
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Matthias ist ein Tausendsassa. Er managt Newcomerbands, gibt Nachhilfeunterricht, spielt Fußball-Manager und plant mit seinem besten Freund Quentin, ein Café zu eröffnen, bei dem die Verkaufsquittungen ...

Matthias ist ein Tausendsassa. Er managt Newcomerbands, gibt Nachhilfeunterricht, spielt Fußball-Manager und plant mit seinem besten Freund Quentin, ein Café zu eröffnen, bei dem die Verkaufsquittungen mit der aktuellen Playlist versehen sind. Doch plötzlich gibt es Matthias nicht mehr und das Leben der ihm nahestehenden Menschen wird durch seinen unfassbaren Tod geprägt. Wie das seiner Freundin Amber, die in Gedenken an ihn das Strandhaus am Meer alleine besucht oder seine Mutter Kristianne, die zur Trauerbewältigung Flüchtlingen hilft. Für sie alle wird die Erinnerung von nun an getrennt in eine Zeit davor und eine danach.

„Nach Matthias“ ist ein schicksalhafter Roman, der aus einer Reihe von Einzelgeschichten über völlig unterschiedliche Menschen besteht. Und obwohl sie sich gegenseitig nicht unbedingt kennen, haben sie eines gemein. Ihr Leben hat sich mit dem von Matthias gekreuzt und dadurch, dass sie von sich erzählen, erfährt der Leser, wer dieser war und was mit ihm geschehen ist. Eine tiefgreifende Art der Schilderung, die weder von der Last der Trauer getragen wird, noch den Schuldigen an den Pranger stellt. Vielmehr geht es darum, einen Menschen kennenzulernen, der für die einen wichtig war, den anderen aber nur als flüchtige Begegnung im Gedächtnis haften geblieben ist.

Peter Zantingh ist ein Erzähler, der die Gefühle und Beweggründe seiner Figuren in wenige Worte fasst. Dafür lässt er sie in ihrem Umfeld agieren und verleiht ihnen durch ihre unterschiedlichen Herangehensweisen an Dinge und Probleme eine eigene Authentizität. Völlig unspektakulär geht er dazu vor, präsentiert Ereignisse und Sichtweisen, gewährt Einblicke in die Vergangenheit und stellt Berührungspunkte zu anderen Figuren dar. So entsteht mit der Zeit ein Bild, das immer komplexer wird und in dessen Mittelpunkt der nicht mehr unter ihnen weilende Matthias mit allen seinen Eigenarten und wünschen steht.

Fazit und Bewertung:
Ein berührender Roman, der Zeit zum Lesen braucht und tief in das Leben einiger, durch das Schicksal verbundener Menschen blicken lässt.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Ein spannender und unterhaltsamer Frankfurt-Krimi

Frankfurt am Mord
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Im Hinterhof eines Frankfurter Bordells wird die Leiche eines Mannes gefunden, dessen Körper kopfüber in einer Regentonne steckt. Hauptkommissarin Karola Bartsch und das Team der 3. Mordkommission übernehmen ...

Im Hinterhof eines Frankfurter Bordells wird die Leiche eines Mannes gefunden, dessen Körper kopfüber in einer Regentonne steckt. Hauptkommissarin Karola Bartsch und das Team der 3. Mordkommission übernehmen die Ermittlungen und schon bald steht fest, dass es neben der Spur ins Rotlichtmilieu auch ernstzunehmende Hinweise zu einem unlauteren Vogelkundler gibt. Darum muss mit Karolas naturverbundenem Bruder Karsten Hilfe von Außen her, da nur ein Hobbyornithologe, ohne aufzufallen, Nachforschungen im Naturschutzgebiet anstellen kann. Doch trotz des verdeckten Einsatzes ist lange Zeit nicht klar, wer den Mord begangen hat und warum der als renommierter Fotograf identifizierte Tote in das Wasserfass gesteckt worden ist.


„Frankfurt am Mord“ ist der zweite Fall für Hauptkommissarin Karloa Bartsch und ihrem in Polizeiangelegenheiten erfahrenen Bruder Karsten, der vor seiner unfreiwilligen Suspendierung als verdeckter Drogenfahnder tätig war. Inzwischen nun betreibt er einen Kneipenkiosk mitsamt einer privaten Ebbelwoi-Kelterei und sammelt mit Vorliebe gestrandete Existenzen auf. Wie sein Dauergast Spotti, der ihm Tag und Nacht hilfreich zur Seite steht oder einen an der Staustufe aufgetauchten Pinguin, der von Naturschützern aus einem Zoo befreit worden ist. Nur um seiner Schwester zu helfen, betätigt er sich ab und an noch im gewohnten Milieu, wo er diesmal undercover auf die Suche nach einem hinterhältigen Mörder geht.


Voll gepackt mit akribischer Polizeiarbeit, mit faszinierenden Ausflügen in die Ornithologie und anschaulichen Beschreibungen von Land und Leuten versteht es dieser Krimi gut zu unterhalten. Dabei sorgen nicht nur der angenehm wendungsreiche und schwer zu durchschauende Fall dafür, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Sondern es sind vor allem lebendige Dialoge mit humorvollen Schlagabtauschen und die mitten aus dem Leben gegriffenen Figuren, die zum Weiterlesen animieren. Hinzu kommt eine Erzählweise, die angenehm kurzweilig ist und eine Sprache, die durch ihre gewählten Formulierungen ausdrucksstark und stimmungsvoll in Erscheinung tritt.


Fazit und Bewertung:
Ein wunderbar spannender und unterhaltsamer Frankfurt-Krimi, der Lust auf weitere Fälle mit dem geschwisterlichen Ermittlerduo und der 3. Mordkommission macht.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein rätselhafter und geheimnisvoller Thriller

Der Tod der Mrs Westaway
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Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter ist die zweiundzwanzigjährige Harriet Westaway auf sich alleine gestellt. Mit einem Kredit belastet, den sie nicht begleichen kann und Rechnungen, die unbezahlbar ...

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter ist die zweiundzwanzigjährige Harriet Westaway auf sich alleine gestellt. Mit einem Kredit belastet, den sie nicht begleichen kann und Rechnungen, die unbezahlbar sind, sieht sie keine Chance ihre finanzielle Situation zu klären. Da kommt der Brief eines unbekannten Anwalts gerade recht, der ihr eine großzügige Erbschaft verspricht. Nur, dass die Sache einen Haken hat. Harriet kennt die angegebene Mrs Westaway nicht und weiß, dass ihre Großeltern längst verstorben sind. Trotzdem schmiedet Harriet von Verzweiflung getrieben einen verhängnisvollen Plan. Sie gibt sich als Enkelin der Verstorbenen aus und gerät, ohne es zu ahnen, in ein mörderisches Komplott hinein.

„Der Tod der Mrs Westaway“ ist ein subtiler Thriller, der von einer in ihm schwelenden Bedrohung lebt und darüber hinaus von der grenzenlosen Naivität seiner Hauptfigur, die jung und unerfahren ist. So manövriert sich die von einem schlechten Gewissen getriebene Harriet in ungeahnte Schwierigkeiten hinein, ohne zu merken, wer es gut mit ihr meint und wer der Feind hinter einer lächelnden Maske ist. Doch trotz des unheilvollen Geschehen braucht es viel Zeit, bis ein altes Geheimnisses gefährlich wird und die Spannung mit seiner drohende Offenbarung in die Höhe treibt. Ein Manko, das durch die emotionsgeladene Lesung von Julia Nachtmann gekonnt ausgeglichen wird, da der Hörer bis zum aufbrechenden Eklat mit angehaltenem Atem die schicksalsträchtige Lebensgeschichte von Harriet verfolgt.

Dabei ist Harriet mit ihren Sorgen und Ängsten nicht allein. Denn neben ihr gibt es noch eine weitere junge Frau, die um ihre Zukunft hofft und bangt, das allerdings in der Vergangenheit. Ihre tragische Geschichte wird unter Zuhilfenahme von Tagebucheinträgen in einem weiteren Handlungsstrang und erzählt und offenbart, was einst in dem alten Herrenhaus der Mrs Westaway geschehen ist. Darüber hinaus bindet Ruth Ware die mit unterschiedlichen Vorstellungen zur Testamentseröffnung angereisten Angehörigen der Verstorbenen in das Geschehen ein, wie auch die verbliebene Haushälterin, die polternd und mürrisch in Erscheinung tritt. Sie alle sorgen mit ihren allmählich zutage tretenden Eigenheiten und nicht zu durchschauenden Handlungsweisen dafür, dass die an sich schon düstere Atmosphäre immer unheilvoller wird.

Fazit und Bewertung:
Ein rätselhafter, geheimnisvoller und ganz allmählich immer spannender werdender Thriller, der sich um ein altes Familiengeheimnis rankt und durch die fesselnde Lesung von Julia Nachtmann ein unterhaltsames Hörerlebnis verspricht.

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