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Veröffentlicht am 23.02.2022

Kielkrimi mit Beziehungsdrama

SPROTTENBLUT – Wagner & Anderson ermitteln in Kiel
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Kommissarin Elisabeth Wagner stößt während einer nächtlichen Joggingrunde auf eine weibliche Leiche im Park. Mit unzähligen Schnitten am ganzen Körper malträtiert, hat ihr Mörder sie verbluten lassen. ...

Kommissarin Elisabeth Wagner stößt während einer nächtlichen Joggingrunde auf eine weibliche Leiche im Park. Mit unzähligen Schnitten am ganzen Körper malträtiert, hat ihr Mörder sie verbluten lassen. Danach hat er ihr mit einem Küchenmesser einen Stich ins Herz versetzt. Der erste Fall für Elisabeth, den sie in Kiel bearbeiten wird. Denn sie ist die Neue im Team und versteht lange Zeit nicht, warum ihr Kollege und Chef Pieter Anderson ihr gegenüber so merkwürdig ist. Noch bevor sie sein seltsames Verhalten klären kann, geschieht ein weiterer Mord und die beiden Ermittler werden mit den perfiden Rachegelüsten eines Psychopathen konfrontiert, der es auch auf sie abgesehen hat.

„Sprottenblut“ ist das Debüt der an der Küste lebenden Autorin Zhara Herbst, die als Psychotherapeutin und Dozentin in Kiel tätig ist. Neben einem spannenden Fall, der sich als überaus knifflig erweist, geht es in ihrem Buch auch um die Bewältigung der Vergangenheit. Dazu gibt es eine aufblühende Liebe, die einen umfangreichen Teil des Geschehens bestimmt und eine passende Portion Lokalkolorit wurde ebenfalls in die abwechslungreiche Handlung eingewebt. Wobei das ewige Hin und Her und die damit verbundenen Missverständnisse zwischen den sich annähernden Ermittlern zeitweilig nervig sind und die Ermittlungen zum Fall stören

Ein flüssiger Schreibstil, lebendige Dialoge und überraschenden Wendungen sorgen dafür, dass sich das Buch gut liest. Lediglich das Verständnis für das Dilemma der beiden Kieler Kommissare nimmt mit zunehmendem Fortschreiten der Handlung ab. Hier wäre weniger mehr gewesen. Dafür aber wurden die Nebenfiguren allesamt gut in Szene gesetzt. Angefangen von der nervigen Staatsanwältin, die am Ende gar nicht mehr so bissig ist, über den machohaften Kollegen, der sich später als guter Kumpel erweist, bis hin zu dem schwer erkrankten Vorgesetzten, der freiwillig das Bauernopfer spielt, wurden alle nachvollziehbar dargestellt und beleben das Geschehen ungemein.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender Kielkrimi, der sich nur schwer in ein Genre packen lässt und fast schon als Liebesroman mit schwerwiegenden Verwicklungen punkten kann. Eine gute Empfehlung für Querbeetleser, die an Beziehungsdramen und Krimis gleichermaßen ihre Freude haben.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 05.02.2022

Ein ergreifender Familienroman mit vielen spannenden und düsteren Elementen

Was damals geschah
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An ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag erhält Libby einen Brief, der ihr Leben verändert. Als Erbin eines imposanten Herrenhauses im Londoner Stadtteil Chelsea hat sie plötzlich keine finanziellen Probleme ...

An ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag erhält Libby einen Brief, der ihr Leben verändert. Als Erbin eines imposanten Herrenhauses im Londoner Stadtteil Chelsea hat sie plötzlich keine finanziellen Probleme mehr. Auch die Geheimnisse ihrer Vergangenheit lüften sich, allerdings anders, als gedacht. Denn in dem von ihr geerbten Haus wurden einst drei Leichen gefunden. Nur ein kleines Baby blieb in einer Wiege liegend, unversehrt zurück. Was ist damals während einer verhängnisvollen Familienfeier geschehen und wieso beschleicht Libby bei ihrem ersten Besuch im Haus das ungute Gefühl, dass sie nicht alleine ist?

„Was damals geschah“ erzählt die Geschichte einer Familie, die auf tragische Weise zerbrochen ist. Glamourös und gut situiert gehörte die Familie Lamb Ende der achtziger Jahre zur Londoner Society. Nach vielen prunkvollen Präsentationen gab es plötzlich keine Auftritte mehr. Henry und Martina Lamb zogen sich in die schützenden Mauern ihres Anwesens zurück, bis sie und mit einem unbekannten Mann in ihrer Küche vergiftet aufgefunden werden. Aber nicht nur ihr Leben wird in ergreifenden Kapiteln erzählt. Auch die Küchenverkäuferin Libby und eine mittellose Mutter namens Lucy bilden einen festen Bestandteil des Geschehens, wobei ihre Schilderungen in der Gegenwart angesiedelt sind.

Die Londoner Autorin Lisa Jewell hat mit ihren Vorgängern „Der Fremde am Strand“ und „Weil niemand sie sah“ unter Beweis gestellt, dass sie ein Garant für emotional ergreifende und spannend erzählte Romane ist. Stets stehen schicksalhafte Ereignisse und ungeklärte Verbrechen der Vergangenheit im Mittelpunkt, die Jahrzehnte später geklärt werden wollen. Wie die Sache mit dem Baby in dem Londoner Herrenhaus, das noch Tage nach dem Tod seiner Angehörigen von einem Unbekannten versorgt worden ist und nur durch den Anruf eines besorgten Nachbarn gefunden wurde. Mit einem guten Gespür für menschliche Verhaltensweisen und emotionale Tiefschläge geht sie dabei vor und nimmt den Leser tief in das Leben der handelnden Figuren mit.

Fazit und Bewertung:
Ein ergreifender Familienroman mit vielen spannenden und düsteren Elementen und Figuren, die arg vom Schicksal gebeutelt sind.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Ein amüsanter Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und schrägen Figuren

MILLIRAHMSTRUDELMORD
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Im bayerischen Dacklrain wird auf dem Feld des Wellnesshofes Feixl der abgetrennte Kopf eines Dorfbewohners entdeckt. Kriminalhauptkommissar Nick Hallinger, der dort samt Gattin Ilse einen erholsamen Urlaub ...

Im bayerischen Dacklrain wird auf dem Feld des Wellnesshofes Feixl der abgetrennte Kopf eines Dorfbewohners entdeckt. Kriminalhauptkommissar Nick Hallinger, der dort samt Gattin Ilse einen erholsamen Urlaub verbringt, wird von der aufgeregten Bäuerin aus dem Bett geholt. Noch im Bademantel sieht er sich das Dilemma an und stößt in dem Mund des erdverschmierten Kopfes auf eine asiatische Tigermücke, die sich mit letzter Kraft aus ihrem Gefängnis befreit. Und während Ilse Hallinger von nun an mit ihrer Freundin die Annehmlichkeiten der Wellnessoase genießt, jagt ihr Mann einen Mörder. Dabei ist er nicht der Einzige, der dem Verbrechen auf den Grund gehen will. Auch die aufgeweckte Rezeptionistin Lexi stellt Nachforschungen an und gerät schon bald in höchste Gefahr.

„Millirahmstrudelmord“ ist ein amüsanter Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und Figuren, die wunderbar schräg und unterhaltsam erdacht worden sind. Da ist zum einen der ermittelnde Kommissar, der sich mit den altersbedingten Veränderungen seiner Frau nur schwer abfinden kann, zum anderen lernt der Leser verschiedene alte Damen kennen, die jede für sich genommen, Unikate sind. Und dann gibt es noch einen merkwürdigen Gast mit zwei löcherigen Hüten auf dem Kopf, der in der Lobby die Gäste mit unschönen Bemerkungen angreift und nicht zu vergessen die kesse und sympathische Rezeptionistin Lexi, die großes Potenzial für eine gewiefte Ermittlerin besitzt. Sie alle sorgen dafür, dass der Krimi abwechslungsreich und lebendig in Erscheinung tritt.

Kate Delore versteht es, ihre Leser von Beginn an in eine spannende Kriminalermittlung zu ziehen, die mit viel bayerischem Flair ausgestattet ist. Doch wer glaubt, dass die Handlung dadurch gemütlich verläuft, der irrt. Denn ein knallhartes Verbrechen steht hinter den begangenen Morden, das bereits zuvor einige Opfer gekostet hat und tief im Verbogenen sein Grauen entfacht. Mit einem guten Gespür für menschliche Schwächen und perfide Rachegelüste geht sie dabei vor und führt Ermittler und Leser gleichermaßen durch das Legen falscher Spuren an der Nase herum. Für Liebhaber von kulinarischen Genüssen gibt es am Ende eben der Auflösung des kniffligen Falls ein Rezept für den köstlichen Millirahmstrudel dazu und ein bayerisches Kurzwörterbuch zum besseren Verständnis von mundsprachlichen Wörtern gibt es im Anhang auch.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Bayernkrimi mit einem spannenden Fall, amüsanten Dialogen und viel Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein fein gesponnener Psychothriller über Korruption, Gewalt und falsche Freunde

Wenn du mir gehörst
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Phil McCarthy hat ihren Wunsch, eine Polizistin zu werden in die Tat umgesetzt. Nach einem Jahrgangsbestenabschluss arbeitet sie bei der Metropolitan Police und glaubt fest daran, der Gerechtigkeit zu ...

Phil McCarthy hat ihren Wunsch, eine Polizistin zu werden in die Tat umgesetzt. Nach einem Jahrgangsbestenabschluss arbeitet sie bei der Metropolitan Police und glaubt fest daran, der Gerechtigkeit zu dienen. Doch als sie zu einem häuslichen Streit gerufen wird, muss sie erfahren, dass es nicht so ist. Denn Phil nimmt einen hochkarätigen Detective von Scotland Yard fest, der seine Geliebte schwer misshandelt hat und wird vom Dienst suspendiert. Deshalb stellt sie heimlich weitere Nachforschungen an, spricht mit der Geliebten, die schon bald ihre beste Freundin wird und hilft der betrogenen Ehefrau, vor dem gewaltbereiten Mann zu fliehen. Und die ganze Zeit über merkt sie nicht, wie toxisch ihre Beziehung zu der neuen Freundin Tempe ist, bis es ein erstes Mordopfer gibt.

„Wenn du mir gehörst“ ist ein fein gesponnener Psychothriller über Korruption, Gewalt und falsche Freunde, in dessen Mittelpunkt Phil McCarthy steht. Eine junge Poliztistin, die sich trotz immenser Schwierigkeiten nicht verbiegen lässt. Aus einer Familie stammend, die auf unlautere Weise ihr Vermögen angehäuft hat, geht sie einen anderen Weg. Mit klaren moralischen Grundsätzen versieht sie ihren Dienst und muss erkennen, dass ihr genau das zum Verhängnis wird. Eine Erfahrung, die sie schwer trifft, an der sie aber auch wächst. Dabei ist sie nicht die Einzige, die ihre Ziele vehement verfolgt. Auch Tempe gibt alles dafür, ihre Interessen durchzusetzen, und schreckt auch vor verbrecherische Machenschaften nicht zurück.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und sorgt dafür, dass sich das Buch trotz anfänglich moderater Spannung wunderbar lesen lässt. Mit viel Tiefgang und Emotionen werden die verhängnisvollen Ereignisse erzählt und eine Sogwirkung entfacht, der nicht zu entkommen ist. Dabei gibt es einige Schwächen, die hin und wieder zutage treten und wenig förderlich für den Fortgang des Geschehens sind. Wie Handlungsstränge, die ins Stocken geraten, Szenen, deren Sinn fragwürdig ist oder Handlungsweisen, die abstrus und nicht nachzuvollziehen sind. Doch sieht man über diese hinweg oder schieb sie in die Kategorie - das Leben ist manchmal unberechenbar - imponiert die Geschichte der jungen Polizistin Phil McCarthy ungemein.

Fazit und Bewertung:
Voller Manipulationen und Täuschungen, mit vielen Wendungen und psychologischem Tiefgang präsentiert sich „Wenn du mir gehörst“ und nimmt den Leser auf eine emotional fesselnde Thrillerreise mit.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Das Böse ist viel näher, als man denkt.

Wahre Verbrechen
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In einem kleinen Schweizer Dorf wurden vier Menschen gefesselt, geknebelt und brutal ermordet. Danach hat der Täter zur Beseitigung der Spuren einen Brand gelegt. Feuerwehrleute, die retten wollten, kamen ...

In einem kleinen Schweizer Dorf wurden vier Menschen gefesselt, geknebelt und brutal ermordet. Danach hat der Täter zur Beseitigung der Spuren einen Brand gelegt. Feuerwehrleute, die retten wollten, kamen in jeder Hinsicht zu spät. Und keiner der schockierten Nachbarn hätte je gedacht, dass das Böse so nahe ist. Ebenso nah war in Niedersachsen ein Mann, der jeden Tag am Bett von Intensivpatienten stand. Seine Aufgabe war es, sie zu überwachen und zu pflegen. Doch anstatt alles dafür zu tun, dass es den Schwerkranken bald besser geht, nahm er ihnen das Leben. Zwei von sechs wahren Fällen, die in ihrer Grausamkeit kaum zu überbieten sind und die niemand schnell vergisst.

Christine Brand ist Gerichtsreporterin. Mit 20 Jahren verfolgte sie zum ersten Mal einen Mordprozess und war fasziniert von den Geschichten, die hinter den Menschen stecken. Von den Schicksalen der Opfer, Täter und Angehörigen, die in einem Gerichtssaal aufeinandertreffen, während ein verübtes Verbrechen aufgearbeitet und gerichtet wird. Dabei erfährt sie viele unschöne Details, wägt ab, welche sie in ihrer Berichterstattung erwähnen kann, ohne voyeuristisch zu sein. Emotionen lässt sie aber wenig zu. Sie sieht sich in der Rolle einer neutralen Beobachterin, die über ein Strafverfahren schreibt und weder voreingenommen noch allzu betroffen ist.

„Wahre Verbrechen: Die dramatischsten Fälle einer Gerichtsreporterin“ beginnt mit einem Vorwort, in welchem Christine Brand über aufkommende Gefühle bei der Aufarbeitung der Fälle erzählt und klarstellt, dass in einem Gerichtsverfahren niemals Gerechtigkeit hergestellt werden kann. Danach legt sie die von ihr gewählten Fälle in allen ihren schockierenden Einzelheiten dar, wobei sie sich nicht nur auf die gemachten Aussagen in den stattgefundenen Strafverfahren stützt, sondern auch auf Gespräche, die sie mit mittelbaren und unmittelbaren Betroffenen geführt hat. Eine sehr umfassende und bewegende Darstellung, die nachdenklich werden lässt und einen tiefen Einblick in menschliche Abgründe gewährt.

Fazit:
Gut recherchiert und kritisch hinterfragt, rollt Christine Brand sechs abscheuliche Verbrechen noch einmal auf und stellt klar, dass das Böse viel näher ist, als man denkt.

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