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Veröffentlicht am 22.12.2019

Ein sehr trauriger und bewegender Psychothriller

Poppy
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Poppy ist sechs Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter die heruntergekommene Hochhauswohnung verlässt und in eine wunderschöne Villa zieht. Denn ihre Mutter hat einen neuen Freud, der zwar ein wenig alt und ...

Poppy ist sechs Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter die heruntergekommene Hochhauswohnung verlässt und in eine wunderschöne Villa zieht. Denn ihre Mutter hat einen neuen Freud, der zwar ein wenig alt und nicht gerade ansehnlich ist, dafür aber ein gut gehendes Unternehmen und viel Geld besitzt. Damit kauft ihre Mutter von nun an täglich ein, fühlt sich schön und privilegiert und merkt nicht, was hinter ihrem Rücken in der imposanten Villa mit ihrer kleinen Tochter geschieht.

"Poppy" ist die tragische Geschichte eines Mädchens, das viele Jahre durch die Hölle ging, ohne dass jemand es merkte und ihr half. Ganz im Gegenteil. Dankbar sollte sie sein, für die vielen Geschenke, die sie von ihrem neuen Stiefvater bekam und für seine Fürsorge und Liebe, die er ihr jeden Tag zuteilwerden ließ. Dass er dabei immer wieder die Grenzen überschritt, wurde dem kleinen Mädchen erst viel später klar. Sie spürte nur, dass sie es nicht mochte, was er mit ihr tat. Aber wirklich wehren konnte sie sich nicht.

Astrid Korten hat in ihrem neuen Psychothriller eine Thematik aufgegriffen, die entsetzt und doch alltäglich ist. Immer wieder werden Kinder gequält und missbraucht. Wie ihre kleine Heldin Poppy, die klug und mutig ist und sich trotz des abscheulichen Verhaltens ihres Stiefvaters und der Unfähigkeit ihrer Mutter auf sie aufzupassen, nicht unterkriegen lässt. Mit viel Feingefühl und einer dem Unfassbaren innewohnenden Normalität erzählt sie, wie Poppy ihre Kindheit und Jugend erlebt und dabei stets versucht, auf ihre eigene Art wenigstens etwas glücklich zu sein.

Fazit:
Ein sehr trauriger und bewegender Psychothriller, der auf wahren Begebenheiten beruht und deutlich macht, wie unvollkommen unsere Gesellschaft ist und wie sie ihre Wahrnehmung viel zu oft vor kindlichen Qualen verschließt.

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Eine unterhaltsame Sammlung mit schwarzhumorigen Weihnachtsgeschichten

Der Tannenbaum des Todes
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Ein Creepy-X-Mas-House-Of-Horror, eine Puppe aus der Bling Bling Bitch Kollektion oder ein Banking-Millionärs-Monopolyspiel, das horrende Siegprämien verspricht. Die Geschenkeliste in der schaurig schönen ...

Ein Creepy-X-Mas-House-Of-Horror, eine Puppe aus der Bling Bling Bitch Kollektion oder ein Banking-Millionärs-Monopolyspiel, das horrende Siegprämien verspricht. Die Geschenkeliste in der schaurig schönen und mit vielen makabren Begebenheiten einhergehenden Geschichtenanthologie des Bestsellerautors Markus Heitz ist lang. Doch was geschieht, wenn der vermeintliche Sack des Weihnachtsmannes plötzlich in einem kleinen verschneiten Wald gefunden wird oder herrenlos mitten auf einem gut besuchten Bahnsteig steht? Denn niemand kann dem Überbleibsel der heiligen Traditionen heutzutage noch trauen und schwört aus Sicherheitsgründen lieber auf einen Bombenalarm.

Mehr als 24 herrlich schräge und bitterböse Weihnachtsgeschichten und -gedichte wurden in "Der Tannenbaum des Todes" friedlich miteinander vereint und um auszuwürfelnde Menüvorschläge für den Heiligabend ergänzt. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass der bekannte Fantasy-, Horror- und Science-Fiction-Autor über falsche Nikoläuse, korrupte Weihnachtsmänner, kindliche Geschenkterroristen und tödliche Lebkuchenwettbewerbe schreibt? Eine Veranstaltung mit dem Titel "Böser die Glocken" ist verantwortlich dafür, dass er in jedem Jahr drei wenig besinnliche Weihnachtsgeschichten verfasst und sie, kombiniert mit einem 4-Gänge-Menü, im Zweibrückener Wirtshaus Zum Alten Bahnhof zum Besten gibt.

Jede Menge fiese Einfälle, gruselig anmutende Idee und gut beobachtete Festtagsrituale liefern den Stoff dafür, dass Markus Heitz uns Leser mit einer satirisch angehauchten Weihnachtsgeschichtensammlung ordentlich auf die Schippe nimmt. Ob chaotische Weihnachtsfeiern oder liegen gebliebene Rentierschlitten, nervtötende Schlangen an den Kaufhauskassen oder mordenden Weihnachtsmänner. Keine noch so kleine Möglichkeit, eine abstruse Festtagsgeschichte zu ersinnen lässt er aus und sorgt dafür, dass es unter dem jährlich leuchtenden Weihnachtsbaum zwar ungemein böse zugeht, es aber trotzdem erstaunlich weihnachtlich ist.

Fazit:
Eine unterhaltsame Sammlung mit schwarzhumorigen Weihnachtsgeschichten und -gedichten, die voller skurriler Szenen und schräger Pointen sind.

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Veröffentlicht am 03.12.2019

Kopfkino pur mit viel britischem Charme, schrulligen Figuren und krimineller Energie

Drei Fälle für Adam Dalgliesh
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Die ledige Mutter Sally Jupp ergattert einen Job als Haushaltshilfe bei der gutbürgerlichen Familie Maxie und angelt sich auch gleich noch deren Sohn Stephen, welcher ihr auf dem Sommerfest einen Heiratsantrag ...

Die ledige Mutter Sally Jupp ergattert einen Job als Haushaltshilfe bei der gutbürgerlichen Familie Maxie und angelt sich auch gleich noch deren Sohn Stephen, welcher ihr auf dem Sommerfest einen Heiratsantrag macht. Ein Affront für die Familie und für Stephens angebliche Verlobte Catherine, die allesamt erbost über dessen Eigenmächtigkeiten sind. Doch schon am nächsten Morgen ist die ungeliebte Haushaltshilfe tot und Detective Chief Inspector Adam Dalgliesh hat alle Hände voll zu tun, ihn aufzuklären. Aber nicht nur dieser Fall beschäftigt den erfolgreichen Ermittler von Scotland Yard. Auch der perfide verübte Mord an einer verhassten Verwaltungschefin und das Auffinden eines Toten ohne Hände geben ihm jede Menge Rätsel auf.

"Drei Fälle für Adam Dalgliesh" ist ein wunderbar unterhaltsames und mit über 25 Stunden sehr umfangreiches Hörbuch, das mit viel Einfühlungsvermögen von Frank Stieren gelesen wird. Eine gute Wahl. Denn der als Schauspieler bekannt gewordene Sprecher verkörpert die handelnden Figuren dermaßen gut, dass der Hörer sie jederzeit vor sich sieht und ihre durchlebten Gefühle in allen ihren Facetten nachvollziehen kann. So wie Stephens Mutter Eleanor Maxie, die nach dem Heiratsantrag ihres Sohnes zunächst einmal wütend ist, später dann aber resigniert. Oder seine Verlobte Catherine, die Stephens Verrat einfach nicht fassen kann und mit höchster Empörung über dessen Fehlverhalten ausgiebig lamentiert.

Voll gepackt mit akribischer Ermittlungsarbeit, mit schrulligen Figuren und viel britischem Charme verstehen es die drei Fälle des passionierten Lyrikers und genialen Polizisten Adam Dalgliesch, tief in das Geschehen zu ziehen. Dabei schreitet die Handlung nur gemächlich voran, während Fakten gesammelt, Gespräche geführt und Verdachtsmomente erläutert werden. Und obwohl die Spannung auf einem eher niedrigen Level verweilt, fesselt das Geschehen. Denn immer wieder ist die Neugier groß, wer von den Beteiligten die Wahrheit spricht und wer gnadenlos lügt. Darüber hinaus kann jederzeit mit geraten werden, da genug Informationen und Hinweise vorhanden sind, wobei das Ende der kniffligen Kriminalgeschichten jedes Mal überrascht.

Fazit:
Drei gediegene englische Krimis mit viel Atmosphäre, jeder Menge Klatsch und Tratsch, mit Intrigen und Geheimnissen und einer ordentlichen Portion krimineller Energie.

Veröffentlicht am 01.12.2019

Ein Thriller, der ruhig beginnt, später aber einen Schrecken nach dem anderen präsentiert

Die Wahrheit will nicht sterben
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Der Hoteldirektor Frank und seine Frau Grace haben in ihrem Leben alles erreicht. Sie führen eine gute Ehe, arbeiten in einen einträglichen Job und haben zwei wundervolle Kinder, die sie glücklich machen.. ...

Der Hoteldirektor Frank und seine Frau Grace haben in ihrem Leben alles erreicht. Sie führen eine gute Ehe, arbeiten in einen einträglichen Job und haben zwei wundervolle Kinder, die sie glücklich machen.. Doch in letzter Zeit geschehen Dinge, die merkwürdig sind. Erst verschwinden die Frettchen ihrer Tochter Audrey, obwohl sie im Käfig eingeschlossen waren. Dann fallen Grace die Haare aus und niemand weiß warum. Und zu guter Letzt erleidet der kleine Simon einen Unfall, bei dem er eines seiner Augen verliert. Von den Vorfällen irritiert brechen sie ihre Zelte in Seattle ab, um von nun an in Boston zu leben. Mit ihrem Wohnmobil machen sie sich auf den Weg und plötzlich gibt es einen Zwischenfall, der ihre Pläne zerstört und den mit einer Schuld beladenen Familienvater in das Grauen seiner Vergangenheit blicken lässt.

"Die Wahrheit will nicht sterben" ist ein Thriller, der ruhig beginnt und später immer rasanter wird. Doch bevor etwas Schreckliches geschieht, lernt der Leser zunächst einmal Frank und seine Familie kennen. Seine Frau, die Youtuberin Grace, die die ganze Welt an ihrem glücklichen Familienleben teilhaben lässt, seine Tochter, die pubertierende Audrey, die ihren Eltern gerne altkluge Ratschläge erteilt und seinen Sohn, den kleinen Simon, der seid dem Verlust eines Auges eine riesige Anzahl an verschiedenen Augenklappen besitzt. Sie alle glauben, dass niemand ihre gut funktionierende Gemeinschaft zerstören kann. Allerdings nur bis zu dem Tag, als sie auf die selbstzerstörerische Maria treffen, die mit voller Absicht einen Zwischenfall mit dem nach Boston fahrenden Wohnmobil provoziert.

Paul Pen versteht es, seine Leser an das Geschehen zu fesseln und sie, genau wie die Figuren im Buch, ein emotional aufreibendes Martyrium durchleben zu lassen. Sei es durch geschickt platzierte Andeutungen, die Schreckliches erahnen lassen oder durch grauenhafte Ereignisse, die für eine kaum zu beherrschende Angst zuständig sind. Denn das, was in der zweiten Hälfte des Buches geschieht, ist der pure Horror für alle Beteiligten und stellt ihr Leben auf den Kopf. Mit einem Schreibstil erzählt, der nur so über die Seiten fliegen lässt und Beschreibungen, die nicht für Zartbesaitete geeignet sind, wird das Grauen in jedem einzelnen Detail ans Tageslicht gezerrt. So wird der Leser in den Sog von Ereignissen gezogen, die nur schwer zu fassen sind und die er mit einer enormen Wut im Bauch letztendlich nur verurteilen kann.

Fazit:
Ein Thriller, der erst eine Weile braucht, um zu zeigen, was in ihm steckt. Dann aber mit voller Wucht einen Schrecken nach dem anderen präsentiert. Eine gute Empfehlung für Leser, die Geschichten mit unerwarteten Wendungen und menschlichen Abgründen mögen.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Spannende Unterhaltung mit viel frischen Wind und Sonnenschein

In der heißen Sonnenglut
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John Benthin und sein Kollege Tommy Fitzen verbringen ein Männerwochenende auf Sylt, während ihre Freundinnen mit den Kindern nach Mallorca geflogen sind. Im Strandkorb aalend, schaut sich Benthin gerade ...

John Benthin und sein Kollege Tommy Fitzen verbringen ein Männerwochenende auf Sylt, während ihre Freundinnen mit den Kindern nach Mallorca geflogen sind. Im Strandkorb aalend, schaut sich Benthin gerade die wohlgeformten Füße einer weiblichen Schönheit an, als er merkt, dass etwas nicht stimmt. Und tatsächlich stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass sie nicht mehr lebt und blutunterlaufene Male von mehreren Bisswunden am Hals besitzt. Ohne zu zögern, nehmen die beiden Flensburger Kommissare die Ermittlungen auf und stoßen schon bald auf ein verschwundenes Zwillingspaar und auf einen Journalisten, der sich äußerst merkwürdig benimmt.

"In der heißen Sonnenglut" ist der dritte Fall der Jahreszeiten-Reihe mit dem sympathischen Kommissar John Benthin, der immer wieder einmal in der idyllischen Küstenlandschaft von Sylt ermitteln darf. Denn so beschaulich, wie man denkt, ist es in dem beliebten Urlaubsgebiet nicht. Hier wird gemordet und gelogen, getrickst und getäuscht und den einen oder anderen Diebstahl gibt es auch. Deshalb steckt John Benthin anstatt die Sonne zu genießen gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Tommy Fitzen in einem verzwickten Mordfall fest, bei der es neben weiteren Toten auch eine nicht unerhebliche Anzahl an Verdächtigen gibt. Da heißt es, die Spreu vom Weizen zu trennen und bei den Alibis genau hinzuschauen. Enorm viel Arbeit für die Ermittler, während der Hörer die gekonnt vorgetragene Lesung von Reinhard Kuhnert in vollen Zügen genießt und von Beginn an wunderbar mitraten kann.

Fazit:
Viel Lokalkolorit, eine passende Portion Humor, sympathische Ermittler und ein kniffliger Fall. Die Mischung in diesem Kurzkrimi stimmt und bietet neben spannender Unterhaltung auch reichlich frischen Wind und Sonnenschein.