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Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein wunderbar düsteres Thriller-Hörbuch

Rotkäppchens Traum
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Annie Friedmann wird seid ihrer Kindheit von einem Unbekannten beobachtet. Er weiß, welche Farbe ihre Schultüte hat, wann sie zum ersten Mal einen Jungen küsste oder was sie in ihrer Handtasche bei sich ...

Annie Friedmann wird seid ihrer Kindheit von einem Unbekannten beobachtet. Er weiß, welche Farbe ihre Schultüte hat, wann sie zum ersten Mal einen Jungen küsste oder was sie in ihrer Handtasche bei sich trägt. Und obwohl er stets in ihrer Nähe weilt, hat sie ihn nicht bemerkt. Doch eines Tages wird Annie mitten im Wald unter einem Laubhaufen wach und weiß nicht, wie sie dorthin gekommen ist. Auch das Blut an ihrem Mantel kann sie sich nicht erklären. Denn die Erinnerung an ihr bisheriges Leben ist völlig ausgelöscht. Von Panik getrieben macht sich Annie daran zu erforschen, was geschehen ist und muss erfahren, dass sie sieben Jahre zuvor spurlos verschwand.

„Rotkäppchens Traum“ ist ein subtil erdachter Thriller, der geschickt mit der Wahrnehmung des Hörers spielt und ihn, genau wie die Hauptprotagonistin Annie, immer wieder in die Irre führt. Mal taucht ein Mann auf, der behauptet, dass er sie gut kennt, dann wiederum wird offenbart, dass sie eine notorische Lügnerin ist. Und plötzlich gibt es auch noch eine Freundin, die genauso gekleidet ist, wie sie. Dadurch erhärtet sich schnell ein Verdacht, was im Wald geschehen ist, um kurz darauf doch nicht wahr zu sein. Ein perfides Spiel, das rätselhaft und verworren in Erscheinung tritt und bis zum Schluss mit einem undurchsichtigen Verlauf gut unterhält.

Gelesen wird das nervenaufreibende Geschehen um Annie Friedmann von Axel Milberg, der mit einer zur Handlung passenden Interpretation Gänsehaut erzeugt. Egal, ob er Annie atemlos durch den Wald rennen lässt, ihre panische Begegnung mit einem Wolf beschreibt oder das Erstaunen, als sie auf einen angeblichen Liebhaber trifft. Die von ihm imitierten Situationen und Figuren laufen wie ein Film im Kopf des Hörers ab und katapultieren diesen tief in die Handlung hinein. Lediglich einige anfangs verschwiegene und plötzlich von großer Bedeutung werdende Informationen irritieren ein wenig, wobei einer unter Amnesie leidenden Hauptfigur das wohl nicht vorgeworfen werden kann.

Fazit:
Ein wunderbar düsterer Thriller, der als Hörbuch genossen, fesselnde Stunden beschert, obwohl er weder glaubwürdig noch tiefgreifend ist.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Eine verzwickte Mörderjagd in der amischen Gemeinde von Painters Mill

Brennendes Grab
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Als sich der 18-jährige Daniel Gingerich heimlich mit seiner Freundin in einer Scheune treffen will, ahnt er nicht, dass jemand ein böses Spiel mit ihm treibt. Denn nur kurze Zeit später ist er tot, verbrannt ...

Als sich der 18-jährige Daniel Gingerich heimlich mit seiner Freundin in einer Scheune treffen will, ahnt er nicht, dass jemand ein böses Spiel mit ihm treibt. Denn nur kurze Zeit später ist er tot, verbrannt in einer Sattelkammer, die ein Unbekannter verschlossen hat. Polizeichefin Kate Burgholder übernimmt den Fall und schon bald steht fest, dass Daniel Gingerich mit einem eigens dafür gelegten Brand ermordet worden ist. Doch wer hasst den freundlichen und zuverlässigen Jugendlichen so sehr, dass er ihn qualvoll sterben lässt? Oder ist er etwa nicht der, für den er gehalten wird?

„Brennendes Grab“ ist der 10. Fall für die Polizeichefin Kate Burgholder, die früher einmal in der amischen Gemeinschaft der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Painters Mill fest verankert war, nun aber ein weltliches Leben führt. Eine Tatsache, die den Amischen nicht passt und deshalb geschieht es immer wieder einmal, dass sie während der von ihr durchgeführten Befragungen als Aussätzige angesehen wird und nur karge oder gar keine Antworten erhält. So wie in diesem Fall, in dem ein amischer Junge verbrannt worden ist und keiner etwas über die Umstände der Tat wissen will.

Linda Castillo hat mit ihrem Jubiläumsfall erneut eine verzwickte Mörderjagd zu Papier gebracht, die den Leser tief in menschliche Abgründe führt und gleichzeitig beweist, dass man einen geliebten Menschen niemals wirklich kennt. Doch bevor die schwelende Ahnung einer arglistigen Täuschung zur Gewissheit wird und das Motiv der Tat am Pranger steht, finden jede Menge akribische Ermittlungen statt. Dabei tummeln sich gleich eine ganze Handvoll an Verdächtigen in diesem Buch und auch das Privatleben von Kate hat seinen Platz. Ein gelungener Krimi, der durchgängig mitraten lässt, nur in Sachen Spannung nicht die Höchstmarke erreicht.

Fazit:
Wer die Amischen-Krimis von Linda Castillo liebt, wird seine Freude an diesem Buch haben. Aber auch die Leser, die menschlichen Verstrickungen und eingeschworene Gemeinschaften mögen, in deren Mitte ein Mord geschieht, kommen auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein geheimnisumwobener und atmosphärischer Whodunitkrimi

Der zehnte Gast
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An einem bitterkalten Wochenende verbringt eine bunt zusammengewürfelte Schar von Gästen ihr Wochenende in einem abgelegenen Berghotel, das durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird. ...

An einem bitterkalten Wochenende verbringt eine bunt zusammengewürfelte Schar von Gästen ihr Wochenende in einem abgelegenen Berghotel, das durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird. Gut versorgt, mit einem prasselnden Feuer im Kamin fühlen sie sich wohl, bis in der ersten Nacht ein brutaler Mord geschieht. Seid dem macht sich Panik unter den Eingeschlossenen breit und jeder von ihnen verdächtigt jeden, ein Mörder zu sein.

„Der zehnte Gast“ ist nach „The Couple Next Door" und „A Stranger in the House" das dritte Buch von Shari Lapena, das in deutscher Sprache erschienen ist. Als Kriminalroman verfasst, mutet es wie eine Hommage an Agatha Christie an, nur, dass sein Handlungsort nicht in einem fiktiven englischen Dorf gelegen ist, sondern auf einem Bergzug im US-Bundesstaat New York. Mit einem rätselhaften Fall, heimlich verübten Morden und undurchsichtigen Figuren führt sie ihre Leser, genau wie die Queen of Crime, geschickt an der Nase herum. Denn immer, wenn einer der Anwesenden besonders verdächtig ist, gerät er in Gefahr und die Suche nach dem Täter beginnt von vorn.

Shari Lapena verfügt über einen Schreibstil, der sich angenehm liest. Viele kleine, gut versteckte Hinweise, falsche Fährten und finstere Geheimnisse sorgen dafür, dass die Atmosphäre immer unheimlicher wird, während ein Mord nach dem anderen geschieht. Dazu werden einige der stattfindenden Szenen aus der Sicht von verschiedenen Gästen mehrfach erzählt, sodass ein komplexes Bild der immer gefährlicher werdenden Geschehnisse entsteht. Und die ganze Zeit über rätselt der Leser mit, spürt die Anspannung unter den Anwesenden und ist am Ende erstaunt, wer hinter den verübten Verbrechen steckt.

Eines aber gibt in diesem Krimi Anlass zur Kritik und lässt den Leser nach einer spannenden Jagd mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. So wird am Ende des Buches der enorm knifflige Fall viel zu lieblos aufgelöst, indem nicht etwa Sergant Margaret Sorensen die verübten Morde durch logische Schlussfolgerungen klärt. Sondern nur ein klitzekleiner Zufall führt dazu, dass der Täter gestellt werden kann, während sein stattgefundener Rachefeldzug in einem abschließenden Rückblick nachgelesen werden kann.

Fazit:
Ein geheimnisumwobener und atmosphärischer Whodunitkrimi, der in guter Agatha-Christie-Manier rätseln lässt, wer hinter einer Reihe an perfide verübten Morden steckt. Nur das Ende enttäuscht ein wenig, weil die Auflösung zu abrupt und unspektakulär geraten ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein Thriller, der mit vielen Höhen und Tiefen gut unterhält.

Blutige Stille
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Als Officer Chuck Skidmore das Farmhaus der Familie Plank betritt, wird er von einem Anblick geschockt, den er so schnell nicht vergisst. Drei Menschen liegen dort, brutal ermordet in ihrem eigenen Blut, ...

Als Officer Chuck Skidmore das Farmhaus der Familie Plank betritt, wird er von einem Anblick geschockt, den er so schnell nicht vergisst. Drei Menschen liegen dort, brutal ermordet in ihrem eigenen Blut, wobei zwei von ihnen noch Kinder sind. Aber das ganze Ausmaß des verübten Verbrechens wird ihm erst bewusst, als er mit Polizeichefin Kate Burkholder das Anwesen durchsucht und auf weitere fünf hingerichtete Familienmitglieder stößt. Denn neben der auf dem Weg liegenden Mutter mit einem toten Baby im Arm, finden sie in der Scheune die Töchter der Familie, deren Körper übel zugerichtet worden sind. Ein grausamer Rachefeldzug, der nur schwer zu ertragen ist und sie schonungslos an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt.

Dabei sind es nicht nur die Ermittler, die gleich zu Beginn des Buches mit den Taten einer Bestie klarkommen müssen. Auch dem Leser rauben die beschriebenen Bilder fast den Verstand, während er ein grausames Detail nach dem anderen erfährt. Einfach ist es nicht, sich da durchzukämpfen. Allerdings auch schwer aufzuhören. Denn der texanischen Autorin Linda Castillo gelingt es nur allzu gut, die Grausamkeit in Worte zu fassen und mit aufkommenden Fragen eine Spannung zu erzeugen, die ohne Wenn und Aber weiterlesen lässt. Ob dabei die Neugier auf den Täter oder auf sein Motiv eine Rolle spielen, sei dahingestellt. Nur das Wissen, warum Mörder so unbarmherzig war, zählt in diesem Moment und die Erklärung, warum er unschuldigen Kinder unter Qualen ihr Leben nahm.

5300 Einwohner sind es durchschnittlich, die in dem kleinen verschlafenen Nest Painters Hill in Ohio wohnen und zu einem Drittel aus Amischen bestehen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die durch den Glauben an Gott, harte Arbeit und feste Familienbande eng miteinander verbunden sind und dazu auch noch die abgeschieden von der Außenwelt leben. Wie die Polizeichefin Kate Burkholder früher einmal, die eine von ihnen war und nun ein weltliches Leben führt. Dass dadurch Probleme im Umgang entstehen, lässt sich erklären. Doch der viel zu großen Raum, den diese in der Geschichte einnehmen, ist eine Schwäche, die nicht nötig war. So wird durch viele, manchmal auch öfter wiederholte Erklärungen, der Lesefluss ausgebremst, was einfach schade ist. Hier wäre weniger mehr gewesen. Aber zum Glück sorgen überraschende Wendungen und interessante Figuren dafür, dass sich der Leser schnell mit den kleinen Mankos versöhnt.

Fazit:
"Blutige Stille" ist der zweite Fall für die Polizeichefin Kate Burkholder, die neben ihrer beruflichen Anspannung, auch einige private Probleme zu lösen hat. Ein Thriller, der sehr blutig vonstattengeht und mit vielen Höhen und Tiefen gut unterhält.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein sehr düsteres und horrorlastiges Märchen fü Erwachsene

Das Labyrinth des Fauns
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Die 13-jährige Opfelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter in die Berge, wo sie an der Seite des Hauptmanns Vidal ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen will. Doch anstatt mit Liebe empfangen ...

Die 13-jährige Opfelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter in die Berge, wo sie an der Seite des Hauptmanns Vidal ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen will. Doch anstatt mit Liebe empfangen zu werden, herrschen in ihrem neuen Heim erbarmungslose Grausamkeiten vor. Deshalb flüchtet Ofelia immer öfter in eine Welt der Magie, die in den dichten Wäldern der Berge zu finden ist und geheimnisvolle Wesen in sich birgt. Dort trifft sie auch auf einen Faun, der von ihr die Lösung dreier Aufgaben verlangt, um zu bewiesen, dass sie die lang gesuchte Prinzessin ist. Wird es ihr gelingen für immer der brutalen Wirklichkeit zu entfliehen, oder ist das Böse überall?

"Das Labyrinth des Fauns" von Cornelia Funke ist die Romanadaption des Fantasydramas „Pan´s Labyrinth“ von Guillermo del Toro, das als Film bereits sehr erfolgreich war. Als tragisches Märchen für Erwachsene kam es in die Kinos und hat vor allem durch seine Bezüge zur spanischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts und die damit verbundene Fantasiewelt eines zu dieser Zeit lebenden Kindes überzeugt. Denn Ofelias Flucht aus der Wirklichkeit erfolgte nur, weil sie mit der Hartherzigkeit und Barbarei ihres Stiefvaters nicht umgehen konnte und sich für ihr eigenes Überleben einen fiktiven Ort geschaffen hat.

Cornelia Funke erzählt die märchenhafte Geschichte mit einer bildhaften und poetischen Sprache und lässt ihre Figuren sehr lebendig erscheinen. Deshalb schließt der Leser die mutige Ofelia schnell in sein Herz, die einerseits mit kindlicher Fantasie in einer Traumwelt lebt, andererseits ungemein tapfer an der Seite ihrer Mutter steht. Und dann gibt es da noch den Faun, der nett und unberechenbar ist oder Vidals Angestellte Mercedes, die Ofelia zu helfen versucht. Ergänzt wird das erschreckend düstere und doch sehr magische Geschehen mit einigen schwarz-weißen Zeichnungen von Cornelia Funke und zur Handlung passenden Illustrationen des Künstlers Allen Williams, wodurch der Leser auch visuell tief in die eindrucksvoll beschriebenen Ereignisse eintauchen kann.

Fazit:
Ein sehr düsteres und horrorlastiges Märchen, das ausschließlich für Erwachsene geeignet ist und mit seinen zwei Welten gleichermaßen fesselt und schockiert.