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Veröffentlicht am 26.12.2021

Eine unterhaltsame Sammlung mit mörderisch guten Weihnachtskrimis

Winter, Weihrauch, Wasserleiche
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Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Friedens. Doch wenn die Liebe erloschen ist und der Frieden nicht mehr währt, schlägt die besinnliche Zeit in eine mörderische um. Und plötzlich gibt es nicht ...

Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Friedens. Doch wenn die Liebe erloschen ist und der Frieden nicht mehr währt, schlägt die besinnliche Zeit in eine mörderische um. Und plötzlich gibt es nicht nur einen toten Nikolaus, sondern gleich drei. Wie in Kempten, wo einer der weißbärtigen Männer mit einem Eiszapfen im Auge tot aufgefunden wird, ein zweiter vergiftet in einem Wohnwagen liegt und ein dritter erschlagen in einem Müllcontainer gefunden wird. Was ist dort bloß geschehen in dem sonst so friedlichen bayerischen Ort? Und wer um Himmelswillen bringt am Nikolausabend die von allen Kindern geliebten Heiligen um?

24 düstere Kurzkrimis rund um das Weihnachtsfest sind in der Anthologie „Winter, Weihrauch, Wasserleiche“ enthalten, die je nach Belieben als Adventskalender gelesen oder in einem Rutsch verschlungen werden kann. Dabei ist die ganze Zeit über mörderisch gute Unterhaltung garantiert, zum Beispiel, wenn in Stuttgart ein Akt der Nächstenliebe für die Vertuschung eines Mordes herhalten muss oder in Wien eine Häkelkrimi lesende Buchhändlerin ihr Wissen für die Aufklärung eines Verbrechens nutzt. Auch wird der dümmste Juwelendieb der Welt enttarnt und einem skrupellosen Immobilienhai für immer das Handwerk gelegt.

Von Amrum bis Hallstatt, quer durch die ganze Republik, in die Schweiz und nach Österreich führen die kriminellen Geschichten, die von namhaften Autoren erdacht worden sind. Neben viel Festtagsatmosphäre und einer ordentlichen Portion Alltagshumor werden in ihnen unzählige Becher Glühwein geleert und jede Menge fleißige Weihnachtsmänner sind aktiv. Wobei deren Motive nicht immer ehrenhaft und uneigennützig sind. Dazu wird ein Blick in die Vergangenheit gewährt, in der es schon immer heimtückische Verbrechen während der Weihnachtszeit gab und nicht zu vergessen die allseits beliebte Weihnachtsmusik, die Tag und Nacht in den festlich geschmückten Häusern erklingt.

Fazit:
„Winter, Weihrauch, Wasserleiche“ ist eine unterhaltsame Sammlung mörderischer Weihnachtsgeschichten, die nicht nur für Krimifans geeignet sind und die der Nikolaus, sollte er seinen Einsatz überleben, gerne in den einen oder anderen Stiefel packen kann.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Ein spannender Thriller, der die Urteilsfähigkeit des Lesers immer wieder neu auf die Probe stellt.

Ein dunkler Abgrund
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Tess lebt mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy allein, die regelmäßig ihren Vater Jason und dessen neue Frau Emily besucht. Ein aufgewecktes Mädchen, das weiß, was es will und keine Probleme mit der Trennung ...

Tess lebt mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy allein, die regelmäßig ihren Vater Jason und dessen neue Frau Emily besucht. Ein aufgewecktes Mädchen, das weiß, was es will und keine Probleme mit der Trennung ihrer Eltern hat. Doch als Tess zwischen ihren bunten Kinderzeichnungen eine ungewöhnlich düstere Kreidezeichnung entdeckt, ist sie alarmiert. Denn Poppy verhält sich neuerdings merkwürdig. Sie schläft sehr schlecht, benutzt obszöne Worte und reißt ihre Lieblingspuppe entzwei. Tess, die sich sicher ist, dass Poppy Zeugin eines schrecklichen Verbrechens geworden ist, spricht mit Jason, informiert Poppys Kindergärtnerin und die Polizei. Aber niemand glaubt der besorgten Mutter. Deshalb beginnt Tess eigene Nachforschungen anzustellen und gerät bald in große Gefahr.

"Dunkler Abgrund" ist der neue Thriller des Autoren Ehepaares Nicci Gerrard und Sean French, die unter dem Pseudonym Nicci French spannende und psychologisch tiefgründige Geschichten schreiben. Wie die von Tess und Poppy und einem Verbrechen, das vielleicht verübt worden ist oder auch nicht. Tess jedenfalls ist sich sicher und kämpft mit allen Mitteln darum, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Lange dauert es nicht, bis Tess Verhalten paranoide Züge annimmt und niemand mehr an ihren Verdacht glauben mag. In dieser für alle schwierigen Situation könnte man meinen, Poppy wirkt so gestört, weil Tess kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Doch dann tauchen neue Hinweise auf, dass etwas nicht stimmt und Poppys düstere Zeichnung vielleicht doch eine tiefere Bedeutung besitzt.

Die spannende Suche nach der Wahrheit wird aus der Sicht von Tess erzählt, wodurch keine vorurteilsfreie Einordnung der ablaufenden Ereignisse möglich ist. Auch wurde Tess als Figur zwiespältig angelegt und entwickelt sich von einer naiven und angepassten Frau zu einer starrköpfigen und manipulativen Kämpferin. Eine Wandlung, die sie keinesfalls sympathisch wirken lässt und den Glauben an ihre Handlungen viel zu oft infrage stellt. Deshalb sind es eher die Nebenfiguren, die einen stabilen und zuverlässigen Eindruck vermitteln und deren Meinung bezüglich Poppys Verhalten eine ganz andere ist. Und genau von diesen völlig unterschiedlichen Wahrnehmungen, den immer wieder wechselnden Verdächtigungen und der Frage, was wirklich geschehen ist, lebt der Thriller bis es am Ende eine verblüffende Auflösung gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein Pageturner, der nur so über die Seiten fliegen lässt und die Urteilsfähigkeit des Lesers mit immer wieder neuen Wendungen auf die Probe stellt.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Ein düsteres Buch mit verheerenden Einzelschicksalen

Was wir verschweigen
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Im finnische Ahlainen wird in einem Wochenendhaus ein Mann mit mehreren Messerstichen ermordet. Der Täter, der als Gast bei einem dort stattfindenden Saufgelage war, flüchtet betrunken in den Wald. Später ...

Im finnische Ahlainen wird in einem Wochenendhaus ein Mann mit mehreren Messerstichen ermordet. Der Täter, der als Gast bei einem dort stattfindenden Saufgelage war, flüchtet betrunken in den Wald. Später wird er von Polizisten gefunden und festgenommen. Lediglich von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Ein Mord, wie es viele gibt und deshalb überträgt der Interimsleiter der Kriminalpolizei den Fall an seine Kollegen, die vor Ort im Einsatz sitzt. Als er jedoch erfährt, dass der vermutliche Täter sein bester Freund aus Kindertagen ist, mischt er sich in die Ermittlungen ein. Schließlich hat Jari ihm sein Leben zu verdanken und eine solche Bürde wiegt schwer.

„Was wir verschweigen“ ist ein düsterer Krimi mit viel Atmosphäre und gut gezeichneten Figuren, leider aber mit wenig Ermittlungsarbeit. Denn neben dem zu untersuchenden Fall gibt es einen zweiten Strang in der Vergangenheit, der das Geschehen bestimmt und die unzertrennliche Freundschaft von zwei Jungen zum Inhalt hat. Antti und Jari, die in verschiedenen sozialen Schichten groß geworden sind, werden vom Schicksal nicht verschont. So geschieht es, dass ein schwerwiegendes Verbrechen sie für immer trennt und auf völlig unterschiedliche Bahnen lenkt.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und sorgt dafür, dass sich das Buch trotz moderater Spannung gut lesen lässt. Mit Tiefgang und vielen Emotionen werden die Ereignisse vor 27 Jahre erzählt und entfachen eine Sogwirkung, der nur schwer zu entkommen ist. Demgegenüber bleiben die Schilderungen der gegenwärtigen Ermittlungen gefühlskalt und fad und zeigen vor allem die Schwächen der Ermittler auf und ihr Unvermögen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dazu kommt ein deprimierender Einblick in ein Milieu, das von Alkohol und Haltlosigkeit geprägt ist und ein Ende, das wenig überzeugt.

Fazit und Bewertung:
Ein düsteres Buch mit verheerenden Einzelschicksalen, das mehr ein bewegender Roman, als ein Krimi ist. Wer allerdings dramatische Geschichten mit Tiefgang mag, sollte es lesen. Wer hingegen die Hoffnung auf einen spannenden Krimi hat, für den ist „Was wir verschweigen“ nichts.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Eine harmonische Freundschaft, die zum Alptraum wird.

Unter Freundinnen
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Die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny leben in dem kleinen Ort Dorset, wo sie jeder kennt und sie mit ihren Familien eine vertraute Gemeinschaft bilden. Doch an dem Tag, als Jenny bei einem Kajakausflug ...

Die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny leben in dem kleinen Ort Dorset, wo sie jeder kennt und sie mit ihren Familien eine vertraute Gemeinschaft bilden. Doch an dem Tag, als Jenny bei einem Kajakausflug stirbt, wendet sich das Blatt. Plötzlich zieht Misstrauen in ihr Leben ein, während ein Geheimnis nach dem anderen ans Tageslicht tritt. Uns schon bald entsteht der Verdacht, dass Jennys Tod kein Unfall war und einer ihrer Freunde etwas darüber weiß. Deshalb nimmt auch die Kriminalpolizei die Ermittlungen auf und stochert, ohne Rücksicht zu nehmen, in ihrer aller Leben herum. Ein Desaster, das kein Ende nehmen will und der ganze Ort schaut voller Häme zu, wie die einst beliebte Clique an ihren Lügen zerbricht.

„Unter Freunden“ ist ein geschickt erdachter und zum Ende hin immer spannender werdender Roman, der sich anfangs mit ganz alltäglichen menschlichen Verhaltensweisen auseinandersetzt. So lernt der Leser die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny und ihre Familien besser kennen, erfährt, wie ihre Kindheit und ihre Jugend verlaufen ist und welche Umstände zu ihrem engen Bündnis führten. Eine beneidenswerte Verbundenheit, die erste Risse bekommt, als der geplante Kajakausflug ohne eine der Freundinnen stattfinden soll. Von diesem Moment an, gibt es kein Halten mehr. Das Unglück geschieht und die Handlung entwickelt sich undurchsichtig und abwechslungsreich.

Der Schreibstil ist flüssig. Die Handlung wird aus verschiedenen Sichten heraus erzählt und um Rückblicke in die Vergangenheit ergänzt. Dazu kommen die Klatschbasen des Ortes in kurzen Einschüben zu Wort und das Fortschreiten der Ermittlungen wird in allen Einzelheiten nachvollziehbar dargestellt. Und obwohl manche Handlungsweisen der Figuren nur schwer nachzuvollziehen sind und Beziehungen untereinander sehr oberflächlich erscheinen, unterhält die gelungene Kombination aus Familientragödie, Klatschroman und Krimi ungemein. Die Auflösung, was an dem verhängnisvollen Nachmittag wirklich geschehen ist, erfährt der Leser erst zum Schluss, wird aber noch einmal ordentlich überrascht.

Fazit:
Ein Roman, dessen anfängliche Harmonie zu einem Alptraum wird und der voller Rätsel und Geheimnisse steckt.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt.

Im Versteck
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Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen ...

Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen musste und selbst zum Verbrecher geworden ist. Doch das heruntergekommene Anwesen in den Bergen bietet ihm nicht die Ruhe und Einsamkeit, die er braucht, um seinen unstillbaren Trieben zu entfliehen. Als kurze Zeit später ein 8-jähriges Mädchen spurlos verschwindet, gerät Paul unter Verdacht, dafür verantwortlich zu sein. Hat er die kleine Viola umgebracht oder gibt es eine ganz andere Erklärung dafür, dass sie nach einem geplanten Schwimmausflug, nicht nach Hause zurückgekommen ist?

„Im Versteck“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt. Denn zum einen ist der Werbefotograf Paul Börger in seinem Job brillant, sieht ungemein gut aus und weiß, wie er Menschen für sich gewinnen kann. Schaut man aber tief in ihn hinein, lauert dort eine unsichtbare Gefahr. Eine dunkle Seite, die immer dann an die Oberfläche tritt, wenn er alleine mit kleinen Mädchen ist. Niemand von seinen Kollegen und Freunden weiß davon. Auch sein engster Vertrauter, sein Mitbewohner Donnie ist ahnungslos. Deshalb zieht er die Reißleine und kämpft mit allen Mitteln gegen das immer wieder aufflammende Begehren an.

Sabine Thiesler ist eine wunderbare Autorin. Sie versteht es, Figuren und Handlungen so zu beschreiben, dass sie plastisch und greifbar in Erscheinung treten. Dadurch haucht sie ihren Geschichten viel Leben ein, wobei diesmal ein entscheidender Aspekt fehlt. Es gibt zu wenig Überraschungen in der Story und darunter leidet auch die von ihr gewohnte Unvorhersehbarkeit. Viel zu zeitig wird die Neigung des renommierten Fotografen offenbart, wird sein Kampf gegen sich selbst und seine Dämonen dargestellt und anschließend sein Versagen. Dafür aber ist der erklärende Rückblick in die Vergangenheit interessant, in dem der Leser beobachten kann, welche unrühmliche Rolle Pauls Mutter spielt und wie ihr kleiner Sohn nur verlieren kann.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegendes Buch, das eher ein Roman, als ein Thriller ist und auch ohne durchgängigen Spannungsbogen zu fesseln vermag.

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