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Veröffentlicht am 05.02.2022

Ein amüsanter Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und schrägen Figuren

MILLIRAHMSTRUDELMORD
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Im bayerischen Dacklrain wird auf dem Feld des Wellnesshofes Feixl der abgetrennte Kopf eines Dorfbewohners entdeckt. Kriminalhauptkommissar Nick Hallinger, der dort samt Gattin Ilse einen erholsamen Urlaub ...

Im bayerischen Dacklrain wird auf dem Feld des Wellnesshofes Feixl der abgetrennte Kopf eines Dorfbewohners entdeckt. Kriminalhauptkommissar Nick Hallinger, der dort samt Gattin Ilse einen erholsamen Urlaub verbringt, wird von der aufgeregten Bäuerin aus dem Bett geholt. Noch im Bademantel sieht er sich das Dilemma an und stößt in dem Mund des erdverschmierten Kopfes auf eine asiatische Tigermücke, die sich mit letzter Kraft aus ihrem Gefängnis befreit. Und während Ilse Hallinger von nun an mit ihrer Freundin die Annehmlichkeiten der Wellnessoase genießt, jagt ihr Mann einen Mörder. Dabei ist er nicht der Einzige, der dem Verbrechen auf den Grund gehen will. Auch die aufgeweckte Rezeptionistin Lexi stellt Nachforschungen an und gerät schon bald in höchste Gefahr.

„Millirahmstrudelmord“ ist ein amüsanter Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und Figuren, die wunderbar schräg und unterhaltsam erdacht worden sind. Da ist zum einen der ermittelnde Kommissar, der sich mit den altersbedingten Veränderungen seiner Frau nur schwer abfinden kann, zum anderen lernt der Leser verschiedene alte Damen kennen, die jede für sich genommen, Unikate sind. Und dann gibt es noch einen merkwürdigen Gast mit zwei löcherigen Hüten auf dem Kopf, der in der Lobby die Gäste mit unschönen Bemerkungen angreift und nicht zu vergessen die kesse und sympathische Rezeptionistin Lexi, die großes Potenzial für eine gewiefte Ermittlerin besitzt. Sie alle sorgen dafür, dass der Krimi abwechslungsreich und lebendig in Erscheinung tritt.

Kate Delore versteht es, ihre Leser von Beginn an in eine spannende Kriminalermittlung zu ziehen, die mit viel bayerischem Flair ausgestattet ist. Doch wer glaubt, dass die Handlung dadurch gemütlich verläuft, der irrt. Denn ein knallhartes Verbrechen steht hinter den begangenen Morden, das bereits zuvor einige Opfer gekostet hat und tief im Verbogenen sein Grauen entfacht. Mit einem guten Gespür für menschliche Schwächen und perfide Rachegelüste geht sie dabei vor und führt Ermittler und Leser gleichermaßen durch das Legen falscher Spuren an der Nase herum. Für Liebhaber von kulinarischen Genüssen gibt es am Ende eben der Auflösung des kniffligen Falls ein Rezept für den köstlichen Millirahmstrudel dazu und ein bayerisches Kurzwörterbuch zum besseren Verständnis von mundsprachlichen Wörtern gibt es im Anhang auch.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Bayernkrimi mit einem spannenden Fall, amüsanten Dialogen und viel Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein fein gesponnener Psychothriller über Korruption, Gewalt und falsche Freunde

Wenn du mir gehörst
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Phil McCarthy hat ihren Wunsch, eine Polizistin zu werden in die Tat umgesetzt. Nach einem Jahrgangsbestenabschluss arbeitet sie bei der Metropolitan Police und glaubt fest daran, der Gerechtigkeit zu ...

Phil McCarthy hat ihren Wunsch, eine Polizistin zu werden in die Tat umgesetzt. Nach einem Jahrgangsbestenabschluss arbeitet sie bei der Metropolitan Police und glaubt fest daran, der Gerechtigkeit zu dienen. Doch als sie zu einem häuslichen Streit gerufen wird, muss sie erfahren, dass es nicht so ist. Denn Phil nimmt einen hochkarätigen Detective von Scotland Yard fest, der seine Geliebte schwer misshandelt hat und wird vom Dienst suspendiert. Deshalb stellt sie heimlich weitere Nachforschungen an, spricht mit der Geliebten, die schon bald ihre beste Freundin wird und hilft der betrogenen Ehefrau, vor dem gewaltbereiten Mann zu fliehen. Und die ganze Zeit über merkt sie nicht, wie toxisch ihre Beziehung zu der neuen Freundin Tempe ist, bis es ein erstes Mordopfer gibt.

„Wenn du mir gehörst“ ist ein fein gesponnener Psychothriller über Korruption, Gewalt und falsche Freunde, in dessen Mittelpunkt Phil McCarthy steht. Eine junge Poliztistin, die sich trotz immenser Schwierigkeiten nicht verbiegen lässt. Aus einer Familie stammend, die auf unlautere Weise ihr Vermögen angehäuft hat, geht sie einen anderen Weg. Mit klaren moralischen Grundsätzen versieht sie ihren Dienst und muss erkennen, dass ihr genau das zum Verhängnis wird. Eine Erfahrung, die sie schwer trifft, an der sie aber auch wächst. Dabei ist sie nicht die Einzige, die ihre Ziele vehement verfolgt. Auch Tempe gibt alles dafür, ihre Interessen durchzusetzen, und schreckt auch vor verbrecherische Machenschaften nicht zurück.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und sorgt dafür, dass sich das Buch trotz anfänglich moderater Spannung wunderbar lesen lässt. Mit viel Tiefgang und Emotionen werden die verhängnisvollen Ereignisse erzählt und eine Sogwirkung entfacht, der nicht zu entkommen ist. Dabei gibt es einige Schwächen, die hin und wieder zutage treten und wenig förderlich für den Fortgang des Geschehens sind. Wie Handlungsstränge, die ins Stocken geraten, Szenen, deren Sinn fragwürdig ist oder Handlungsweisen, die abstrus und nicht nachzuvollziehen sind. Doch sieht man über diese hinweg oder schieb sie in die Kategorie - das Leben ist manchmal unberechenbar - imponiert die Geschichte der jungen Polizistin Phil McCarthy ungemein.

Fazit und Bewertung:
Voller Manipulationen und Täuschungen, mit vielen Wendungen und psychologischem Tiefgang präsentiert sich „Wenn du mir gehörst“ und nimmt den Leser auf eine emotional fesselnde Thrillerreise mit.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Das Böse ist viel näher, als man denkt.

Wahre Verbrechen
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In einem kleinen Schweizer Dorf wurden vier Menschen gefesselt, geknebelt und brutal ermordet. Danach hat der Täter zur Beseitigung der Spuren einen Brand gelegt. Feuerwehrleute, die retten wollten, kamen ...

In einem kleinen Schweizer Dorf wurden vier Menschen gefesselt, geknebelt und brutal ermordet. Danach hat der Täter zur Beseitigung der Spuren einen Brand gelegt. Feuerwehrleute, die retten wollten, kamen in jeder Hinsicht zu spät. Und keiner der schockierten Nachbarn hätte je gedacht, dass das Böse so nahe ist. Ebenso nah war in Niedersachsen ein Mann, der jeden Tag am Bett von Intensivpatienten stand. Seine Aufgabe war es, sie zu überwachen und zu pflegen. Doch anstatt alles dafür zu tun, dass es den Schwerkranken bald besser geht, nahm er ihnen das Leben. Zwei von sechs wahren Fällen, die in ihrer Grausamkeit kaum zu überbieten sind und die niemand schnell vergisst.

Christine Brand ist Gerichtsreporterin. Mit 20 Jahren verfolgte sie zum ersten Mal einen Mordprozess und war fasziniert von den Geschichten, die hinter den Menschen stecken. Von den Schicksalen der Opfer, Täter und Angehörigen, die in einem Gerichtssaal aufeinandertreffen, während ein verübtes Verbrechen aufgearbeitet und gerichtet wird. Dabei erfährt sie viele unschöne Details, wägt ab, welche sie in ihrer Berichterstattung erwähnen kann, ohne voyeuristisch zu sein. Emotionen lässt sie aber wenig zu. Sie sieht sich in der Rolle einer neutralen Beobachterin, die über ein Strafverfahren schreibt und weder voreingenommen noch allzu betroffen ist.

„Wahre Verbrechen: Die dramatischsten Fälle einer Gerichtsreporterin“ beginnt mit einem Vorwort, in welchem Christine Brand über aufkommende Gefühle bei der Aufarbeitung der Fälle erzählt und klarstellt, dass in einem Gerichtsverfahren niemals Gerechtigkeit hergestellt werden kann. Danach legt sie die von ihr gewählten Fälle in allen ihren schockierenden Einzelheiten dar, wobei sie sich nicht nur auf die gemachten Aussagen in den stattgefundenen Strafverfahren stützt, sondern auch auf Gespräche, die sie mit mittelbaren und unmittelbaren Betroffenen geführt hat. Eine sehr umfassende und bewegende Darstellung, die nachdenklich werden lässt und einen tiefen Einblick in menschliche Abgründe gewährt.

Fazit:
Gut recherchiert und kritisch hinterfragt, rollt Christine Brand sechs abscheuliche Verbrechen noch einmal auf und stellt klar, dass das Böse viel näher ist, als man denkt.

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Eine unterhaltsame Sammlung mit mörderisch guten Weihnachtskrimis

Winter, Weihrauch, Wasserleiche
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Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Friedens. Doch wenn die Liebe erloschen ist und der Frieden nicht mehr währt, schlägt die besinnliche Zeit in eine mörderische um. Und plötzlich gibt es nicht ...

Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Friedens. Doch wenn die Liebe erloschen ist und der Frieden nicht mehr währt, schlägt die besinnliche Zeit in eine mörderische um. Und plötzlich gibt es nicht nur einen toten Nikolaus, sondern gleich drei. Wie in Kempten, wo einer der weißbärtigen Männer mit einem Eiszapfen im Auge tot aufgefunden wird, ein zweiter vergiftet in einem Wohnwagen liegt und ein dritter erschlagen in einem Müllcontainer gefunden wird. Was ist dort bloß geschehen in dem sonst so friedlichen bayerischen Ort? Und wer um Himmelswillen bringt am Nikolausabend die von allen Kindern geliebten Heiligen um?

24 düstere Kurzkrimis rund um das Weihnachtsfest sind in der Anthologie „Winter, Weihrauch, Wasserleiche“ enthalten, die je nach Belieben als Adventskalender gelesen oder in einem Rutsch verschlungen werden kann. Dabei ist die ganze Zeit über mörderisch gute Unterhaltung garantiert, zum Beispiel, wenn in Stuttgart ein Akt der Nächstenliebe für die Vertuschung eines Mordes herhalten muss oder in Wien eine Häkelkrimi lesende Buchhändlerin ihr Wissen für die Aufklärung eines Verbrechens nutzt. Auch wird der dümmste Juwelendieb der Welt enttarnt und einem skrupellosen Immobilienhai für immer das Handwerk gelegt.

Von Amrum bis Hallstatt, quer durch die ganze Republik, in die Schweiz und nach Österreich führen die kriminellen Geschichten, die von namhaften Autoren erdacht worden sind. Neben viel Festtagsatmosphäre und einer ordentlichen Portion Alltagshumor werden in ihnen unzählige Becher Glühwein geleert und jede Menge fleißige Weihnachtsmänner sind aktiv. Wobei deren Motive nicht immer ehrenhaft und uneigennützig sind. Dazu wird ein Blick in die Vergangenheit gewährt, in der es schon immer heimtückische Verbrechen während der Weihnachtszeit gab und nicht zu vergessen die allseits beliebte Weihnachtsmusik, die Tag und Nacht in den festlich geschmückten Häusern erklingt.

Fazit:
„Winter, Weihrauch, Wasserleiche“ ist eine unterhaltsame Sammlung mörderischer Weihnachtsgeschichten, die nicht nur für Krimifans geeignet sind und die der Nikolaus, sollte er seinen Einsatz überleben, gerne in den einen oder anderen Stiefel packen kann.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Ein spannender Thriller, der die Urteilsfähigkeit des Lesers immer wieder neu auf die Probe stellt.

Ein dunkler Abgrund
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Tess lebt mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy allein, die regelmäßig ihren Vater Jason und dessen neue Frau Emily besucht. Ein aufgewecktes Mädchen, das weiß, was es will und keine Probleme mit der Trennung ...

Tess lebt mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy allein, die regelmäßig ihren Vater Jason und dessen neue Frau Emily besucht. Ein aufgewecktes Mädchen, das weiß, was es will und keine Probleme mit der Trennung ihrer Eltern hat. Doch als Tess zwischen ihren bunten Kinderzeichnungen eine ungewöhnlich düstere Kreidezeichnung entdeckt, ist sie alarmiert. Denn Poppy verhält sich neuerdings merkwürdig. Sie schläft sehr schlecht, benutzt obszöne Worte und reißt ihre Lieblingspuppe entzwei. Tess, die sich sicher ist, dass Poppy Zeugin eines schrecklichen Verbrechens geworden ist, spricht mit Jason, informiert Poppys Kindergärtnerin und die Polizei. Aber niemand glaubt der besorgten Mutter. Deshalb beginnt Tess eigene Nachforschungen anzustellen und gerät bald in große Gefahr.

"Dunkler Abgrund" ist der neue Thriller des Autoren Ehepaares Nicci Gerrard und Sean French, die unter dem Pseudonym Nicci French spannende und psychologisch tiefgründige Geschichten schreiben. Wie die von Tess und Poppy und einem Verbrechen, das vielleicht verübt worden ist oder auch nicht. Tess jedenfalls ist sich sicher und kämpft mit allen Mitteln darum, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Lange dauert es nicht, bis Tess Verhalten paranoide Züge annimmt und niemand mehr an ihren Verdacht glauben mag. In dieser für alle schwierigen Situation könnte man meinen, Poppy wirkt so gestört, weil Tess kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Doch dann tauchen neue Hinweise auf, dass etwas nicht stimmt und Poppys düstere Zeichnung vielleicht doch eine tiefere Bedeutung besitzt.

Die spannende Suche nach der Wahrheit wird aus der Sicht von Tess erzählt, wodurch keine vorurteilsfreie Einordnung der ablaufenden Ereignisse möglich ist. Auch wurde Tess als Figur zwiespältig angelegt und entwickelt sich von einer naiven und angepassten Frau zu einer starrköpfigen und manipulativen Kämpferin. Eine Wandlung, die sie keinesfalls sympathisch wirken lässt und den Glauben an ihre Handlungen viel zu oft infrage stellt. Deshalb sind es eher die Nebenfiguren, die einen stabilen und zuverlässigen Eindruck vermitteln und deren Meinung bezüglich Poppys Verhalten eine ganz andere ist. Und genau von diesen völlig unterschiedlichen Wahrnehmungen, den immer wieder wechselnden Verdächtigungen und der Frage, was wirklich geschehen ist, lebt der Thriller bis es am Ende eine verblüffende Auflösung gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein Pageturner, der nur so über die Seiten fliegen lässt und die Urteilsfähigkeit des Lesers mit immer wieder neuen Wendungen auf die Probe stellt.

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