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Veröffentlicht am 17.04.2017

Ein dramatischer, vielschichtiger und bewegender Roman

Die Schatten von Race Point
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Hallie Costa ist ein glückliches Kind und das, obwohl ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Denn ihr Vater Nick kümmert sich um sie und tut alles dafür, dass sie den schweren Verlust schnell vergisst. ...

Hallie Costa ist ein glückliches Kind und das, obwohl ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Denn ihr Vater Nick kümmert sich um sie und tut alles dafür, dass sie den schweren Verlust schnell vergisst. Als Jahre später die Mutter ihres Schulkameraden Gus von ihrem Mann ermordet wird, ist es Hallie, die dem schwer traumatisierten Jungen zur Seite steht, der mit einem Schlag beide Eltern verloren hat. Eine enge Freundschaft verbindet sie seitdem, bis daraus im Teenageralter Liebe wird. Doch ihre Zukunftsträume platzen jäh, als ein verhängnisvoller Streit bis zum Äußersten führt und Gus und Hallie getrennte Wege gehen. Erst Jahre später, als Hallie mit einem anderen Mann glücklich ist und Gus bezichtigt wird, einen Mord begangen zu haben, kreuzen sich ihre Wege wieder. Und plötzlich wird klar, dass sie füreinander bestimmt gewesen sind, während nun ein düsteres Geheimnis zwischen ihnen steht.

„Die Schatten von Race Point“ ist ein gefühlvoller Roman über Freundschaft und Liebe, über Intrigen und Verrat und über die Kraft, trotz schwerer Sünden, vergeben zu können. Eine Geschichte, die wendungsreich in Erscheinung tritt und gleichzeitig ungemein fesselnd. In ihr taucht der Leser tief in die Gefühls- und Gedankenwelt der jungen Hallie ein und verfolgt, wie sie den Widrigkeiten des Lebens trotzt und das, obwohl das Schicksal es nicht gut mit ihr meint. Aber nicht nur sie wird in den Fokus des Geschehens gestellt und kämpft Jahrzehnte lang darum, ihr Glück zu finden. Auch ihr Schulkamerad Gus, der durch eine schreckliche Tat zum Waisen wird, muss lernen mit den Fehlern anderer und mit eigenen Unzulänglichkeiten umzugehen. Dass diese beiden Menschen ihren Weg zusammengehen, ist das Besondere, das sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Und auch zu Zeiten, in denen sie getrennt ihr Leben meistern, bleibt immer eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen bestehen.

Atmosphärisch dicht geschrieben, mit einer Sprache, die die verhängnisvollen Ereignisse wie ein Film in den Köpfen seiner Leser ablaufen lässt, erzählt Patry Francis ihre Geschichte. Dabei gleitet sie nicht in kitschige Gefilde ab oder schlachtet tiefer gehende Gefühle übermäßig aus. Sondern berichtet aus der Sicht von verschiedenen Personen, was an der Küste von Neuengland in einem Ort namens Provincetown geschieht, dort wo das Wetter unberechenbar ist, wo Touristen ein idyllisches Fleckchen für ihre Erholung finden und die Bewohner ihrem ganz normalen Tagwerk nachgehen.

Fazit:
„Die Schatten von Race Point“ ist ein dramatischer und vielschichtiger Roman, der seine Figuren über eine ungemein lange Zeit ihres Lebens begleitet. Ein Buch für lange und emotional bewegende Leseabende am Strand oder am Kamin


Veröffentlicht am 16.04.2017

Ein erschreckend grausamer Thriller

Der Knochensammler - Die Ernte
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Einer alten Familientradition folgend, ist der Knochensammler auf menschliche Kuriositäten spezialisiert. Egal, ob verformte Skelette und oder andere Abnormitäten. Er sammelt sie, um sich an ihrem Anblick ...

Einer alten Familientradition folgend, ist der Knochensammler auf menschliche Kuriositäten spezialisiert. Egal, ob verformte Skelette und oder andere Abnormitäten. Er sammelt sie, um sich an ihrem Anblick zu erfreuen. Deshalb ist er auch überaus begeistert, als er von dem sechsjährigen Jakey hört, der am Münchmeyer-Syndrom leidet. Einer fortschreitenden Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes, das zu einer allmählichen Versteifung des Körpers führt. Er muss ihn haben, koste was es wolle und wenn er dafür töten muss.

„Der Knochensammler - Die Ernte“ ist ein erschreckend grausamer Thriller, der den Leser tief in menschliche Abgründe führt. Dahin, wo ein psychopathischer Killer seine geheimen Neigungen verbirgt, die er gnadenlos ausleben möchte. Von seinem Vater inspiriert, begeht er grausame Verbrechen an Menschen, die durch ihr schweres Schicksal über alle Maßen gepeinigt sind. Aber nicht nur seine Taten stehen im Fokus des Geschehens, sondern vor allem der Leidensweg der Familien, die von seinen furchtbaren Beutezügen betroffen sind. So lernt der Leser zum einen die Eltern der fünfjährigen Clara kennen, die auf offener Straße vom Knochensammler entführt wurde und zum anderen die Eltern des sechsjährigen Jakey, der aus dem Krankenhaus verschwunden ist. Zwei Familie, deren Eheprobleme durch den Verlust ihrer Kinder offen zutage treten. Überhaupt gibt es in dem Thriller der britischen Autorin Fiona Cummnis keine Hauptfigur, die nicht vom Schicksal gebeutelt oder anderweitig mit Schwierigkeiten behaftet ist. Nur die beiden Kinder sorgen durch ihre Stärke und Tapferkeit dafür, dass in dem deprimierenden Geschehen ein wenig Sorglosigkeit und Hoffnung durchscheint.

Fesselnd und bildhaft geschrieben präsentiert sich die Geschichte des krankhaften Psychopathen und seiner jungen Opfer und legt zum Ende mit einem furiosen Finale noch eine Schippe drauf. Dabei wird die Spannung in diesem Thriller nicht etwa durch ein actionreiches Geschehen oder durch detailreich geschilderte Verbrechen angeheizt, sondern vor allem durch die Missstimmungen innerhalb der Familien und durch die verzweifelte Suche nach den Kindern sowie durch die Frage, wer denn nun eigentlich der Knochensammlers ist.

Fazit:
„Der Knochensammler – Die Ernte“ ist ein packender Thriller, der vor allem von den Unzulänglichkeiten seiner Figuren und ihrer realistischen und streckenweise deprimierenden Darstellung lebt und von einem Verbrechen, das besonders absonderlich und grausam ist. Hinzu kommen jede Menge Wendungen, die dem Geschehen regelmäßig eine andere Richtung verleihen und ein Erzählstil, der sich wunderbar kurzweilig liest.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Ein Krimi, der genauso eigenwillig ist, wie sein Ermittler.

Die letzte Farbe des Todes
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Im Berliner Westhafen wird ein toter Mann in einem Matrosenanzug gefunden, der sich bei näherer Betrachtung als der erfolgreiche Hotelier Hans Pohl entpuppt. Pohl, der gemeinsam mit einer Jugendfreundin ...

Im Berliner Westhafen wird ein toter Mann in einem Matrosenanzug gefunden, der sich bei näherer Betrachtung als der erfolgreiche Hotelier Hans Pohl entpuppt. Pohl, der gemeinsam mit einer Jugendfreundin eine gut gehende Hotelkette führt, ist weder bekannt dafür, dass er Feinde hat, noch gibt es Hinweise darauf, dass in der Firma etwas nicht läuft. Auch ein seltsamer lilafarbener Punkt in seinem Nacken liefert keinen Anhaltspunkt, warum er ermordet wurde. Erst eine zweite Tote mit einem orangefarbenen Punkt im Nacken bringt Bewegung in die Ermittlungen, allerdings auf eine Art, die sehr merkwürdig ist.

„Die letzte Farbe des Todes“ ist der erste Einsatz der neunten Berliner Mordkommission. Einer neu gegründeten Polizeieinheit für besondere Fälle, an deren Spitze der international ausgebildete und hochintelligente Jerusalem Schmitt steht. Schmitt, der von Bekannten und Kollegen nur Jay genannt wird, ist in seinen Ermittlungsmethoden eigenwillig und unkonventionell, eckt dadurch aber auch öfter einmal an. Allerdings geben ihm seine Erfolge recht. Etwas, das im privaten Bereich anders aussieht. Hier hat sich seine Freundin von ihm getrennt, um mit einer Frau zusammen zu sein. Ein unerwarteter Einschnitt, der ordentlich am Ego kratzt und den der professionelle Ermittler nur schwer verwinden kann..

Kurze Kapitel, abwechslungsreiche Handlungsstränge, gut gezeichnete Figuren und ein kniffliger Kriminalfall sorgen dafür, dass der Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Lediglich der nüchterne Schreibstil, der mit einer schnörkellos knappen Sprache und eine Anhäufung von Fakten daherkommt, bedarf anfänglich der Gewöhnung, wird aber nach einigen Kapiteln kaum noch bemerkt. Denn dann schreitet die Handlung stetig voran und der Leser ist genau wie Jay und sein Team damit beschäftigt, den mysteriösen Mordfällen auf den Grund zu kommen und einen lange Zeit im Dunkeln agierenden Täter zu stellen.

Fazit:
Ein Krimi, der genauso eigenwillig ist, wie sein Ermittler und ein Verwirrspiel, das durchgängig spannend unterhält. Ein Debüt, bei dem sich das Lesen lohnt.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Das Phänomen Serienkillerin

Killerfrauen
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Eine Krankenschwester, die Patienten tötet, eine Mutter, die ihre Babys umbringt und eine Frau, die aus Habgier zur Mörderin wird. Verbrechen, die zwar selten sind, dafür aber umso mehr schockieren. Doch ...

Eine Krankenschwester, die Patienten tötet, eine Mutter, die ihre Babys umbringt und eine Frau, die aus Habgier zur Mörderin wird. Verbrechen, die zwar selten sind, dafür aber umso mehr schockieren. Doch warum geschieht es, dass Frauen Gewalt anwenden und anstatt fremde Leben zu achten, diese zerstören? Eine Frage, der Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort in seinem Buch “Killerfrauen“ nachgeht und dabei die Verbrechen von sieben Frauen beleuchtet, die in der jüngeren Vergangenheit im deutschsprachigen Raum begangen wurden.

Wer kennt es nicht das Sprichwort, das besagt: „Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst.“ Aber leider schreibt das Leben nicht nur die schönsten Geschichten, sondern auch die grausamsten. So berichtet der Serienmordexperte Stephan Harbort, der mit mehr als 50 Serienmördern und Serienmörderinnen gesprochen hat von einer Frau, deren schweren Persönlichkeitsstörung dazu führte, dass sie Lust am Töten und Erschrecken empfand. Ihre Opfer sind drei Frauen, die sie wahllos wählte und niederstach, weil sie diese für schwach und verachtenswert hielt. Hinzu kommen mehr als 40 Brandstiftungen, die sie in der Schweiz beging und das alles ohne Reue zu empfinden. Eine hochgefährliche Frau, die bereits mit 18 Jahren zur Mörderin wurde.

Mit einem Schreibstil, der nüchtern und sachlich ist, präsentiert Stephan Harbort dem Leser die notwendigen Fakten, erzählt von der Kindheit und Jugend der Mörderinnen, von ihren Wünschen und Träumen und von ihrem Leben, das nicht so verlaufen ist, wie sie es wollten. Dazu wirft er einen prüfenden Blick in ihre Familien, rollt ungünstige Einflüsse und Entwicklungen auf und benennt verheerende Umstände, die zum Aufbau von unbeherrschbaren Konflikten führten. Und dabei wird allmählich klar. Eine fehlende soziale Kompetenz, ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl und die Unfähigkeit, mit Problemen umzugehen, bilden den Grundstein für die Taten der an sich unscheinbaren „Killerfrauen“.

Fazit:
“Killerfrauen“ ist ein Buch, das sich mit den Taten von sieben Serienmörderinnen beschäftigt, mit Hintergründen und Motiven, mit Persönlichkeitsprofilen und Lebensumständen und mit wissenswerten Details, die am Ende des Buches tabellarisch zusammengefasst worden sind. Eine ernüchternde und erschreckende Lektüre weitab von medienträchtiger Effekthascherei.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Ein spannender Kriminalroman mit einer tollen Atmosphäre

Küstenfluch
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In der nordfriesischen Küstenstadt Husum geschehen merkwürdige Dinge. Erst taucht ein längst verschollenes Schiffswrack im Wattenmeer auf, dann stürzt ein Bauer vom Scheunenboden in den Tod, während sich ...

In der nordfriesischen Küstenstadt Husum geschehen merkwürdige Dinge. Erst taucht ein längst verschollenes Schiffswrack im Wattenmeer auf, dann stürzt ein Bauer vom Scheunenboden in den Tod, während sich kurz darauf ein Mann im Leuchtturm erhängt. Kommissar Theo Krumme, der erst einen Monat zuvor aus der Hauptstadt in das idyllisch gelegene Touristenstädtchen gezogen ist, wittert schnell ein Verbrechen. Doch dem Neuen im Team wird nicht geglaubt und deshalb steht er mit einer jungen Polizeischulabsolventin alleine da und beginnt ohne den Rückenhalt seiner Kollegen zu ermitteln.

„Küstenfluch“ ist der dritte Fall für den Berliner Kommissar Theo Krumme und sein erster Einsatz für die Husumer Polizei. Ein eigensinniger Ermittler, der merkt, wenn sich etwas zusammenbraut und nicht locker lässt, bis er weiß, was es ist. Dass ihm dieses Verhalten zum Verhängnis werden kann, nimmt er billigend in Kauf, obwohl er bei seinen Alleingängen schon gefährlich verletzt worden ist. An seiner Seite und noch völlig unbedarft agiert die junge Polizeiabsolventin Pat, mit der er nicht viel anfangen kann. Denn diese beschäftigt sich lieber mit neumodischer Technik, als mit herkömmlicher Ermittlungsarbeit. So jedenfalls glaubt es der Krumme und befindet sich damit ordentlich auf dem Holzweg.

Neben dem Berliner Kommissar und der zurückhaltenden Jungpolizistin gibt es in dem undurchsichtigen Kriminalroman auch noch eine Handvoll weiterer interessanter Figuren. Da ist zum einen ein aufgeweckter Junge, der sich mit ganz besonderen Fähigkeiten herumplagen muss, zum anderen lernt der Leser einen griesgrämigen Großbauern kennen, der in seiner Funktion als Familienoberhaupt dem Kommissar ordentlich zu schaffen macht und dann gibt es noch eine bildschöne Witwe, die einen viel zu lockeren Umgang mit ihrem Schwager hegt.

Eine tolle Atmosphäre, eine ordentliche Portion Lokalkolorit und ein ereignisreicher Handlungsverlauf sorgen dafür, dass der Leser das Buch nicht aus der Hand legen kann. Und während sich die Unfälle häufen und eine spürbare Bedrohung die Küste erfasst, geschieht es, dass keiner mehr dem anderen traut. Ein spannender Kriminalroman mit sympathischen Ermittlern, einem kniffligen Fall, etwas Mystik und ein wenig Humor.

Fazit:
Unbedingt lesen! Es lohnt sich!