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Veröffentlicht am 30.04.2019

Ein faszinierendes Fantasybuch rund um die Magie der Bücher

Die Seiten der Welt
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Furia lebt zusammen mit ihrem Vater Tiberius und ihrem kleinen Bruder Pip auf einem abgeschiedenen Landsitz in England, wo in uralten Katakomben die Bibliothek der Familie Faerfax untergebracht ist. Und ...

Furia lebt zusammen mit ihrem Vater Tiberius und ihrem kleinen Bruder Pip auf einem abgeschiedenen Landsitz in England, wo in uralten Katakomben die Bibliothek der Familie Faerfax untergebracht ist. Und immer, wenn ihr Vater sie nicht sieht, schleicht Furia dorthin, um im Lieblingsbuch ihrer Mutter zu lesen. Doch nach einem fiesen Schimmelrochenangriff stellt Furia das Buch nicht mehr zurück und so hat sie die Geschichten des Autors Siebenstein dabei, als sie nach dem Tod des Vaters vor dem Angriff der Umgarnten fliehen muss. Dabei wird ihr Bruder Pip von den Kavalieren entführt, während sich Furia durch die Herausgabe des „Fanastica“ noch mit knapper Not retten kann. Von nun an ist Furia auf sich allein gestellt und begibt sich nach Libropolis, wo sie die Diebin Cat und den Rebellen Finnian kennenlernt. Gemeinsam mit ihnen zieht sie in den Kampf gegen die Tyrannei der Adamitischen Akademie, während sie gleichzeitig ihren Bruder Pip aus den Klauen seiner Kidnapper befreien will.

Kai Meyer ist es mit seiner Fantasy-Trilogie für jugendliche Leser gelungen, eine völlig neue Welt mit wundersamen Wesen zu erschaffen, die rund um die magische Anziehungskraft von Büchern angesiedelt ist. Angefangen mit der fünfzehnjährigen Furia Salamandra Fairfax, die nach dem Vorbild ihres Vaters eine herausragende Bibliomantin werden will, über umherirrende Romanfiguren, die aus Büchern gefallen sind, bis hin zu einer vorlauten Leselampe, die gemeinsam mit einem sprechenden Lesesessel gegen Feinde aller Art ungemein hilfreich sind. Sie alle leben in einer Welt, die noch nie ein Leser betreten hat und in der tief im Verborgenen schlimme Dinge geschehen.

Vollgepackt mit vielen spannenden Abenteuern und seltsamen Orten präsentiert sich „Die Seiten der Welt“ und lässt seine Leser nicht mehr los. So werden sie von Beginn an mit einer Geschichte konfrontiert, die ungemein rasant vonstattengeht und neben einem zauberhaften Flair, auch viel Düsternis in sich birgt. Hinzu kommt, dass sie sehr komplex erdacht worden ist und eine hohe Aufmerksamkeit verlangt, um sie in allen ihren Facetten zu durchschauen. Doch sobald dieses gelungen ist, sorgen viele bildhafte Beschreibungen, witzige Dialoge und märchenhafte Szenen dafür, dass der Leser in einer Welt gefangen ist, die durch ihre Einzigartigkeit fasziniert. Denn egal, ob ein Baum voller gut gewachsener Lesezeichen auftaucht oder Origami-Vögel, die Bücher vom Staub der Zeit befreien. Es gibt viel zu entdecken und zu bestaunen, während der Kampf gegen das Böse die Nerven zum Zerreißen spannt.

Fazit:
Ein faszinierendes Fantasybuch mit einer liebenswerten Heldin, spannenden Abenteuern und einer wundersamen Welt, die sich rund um die Magie der Bücher dreht.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Ein ergreifender Roman, der mit viel Herzblut und Hoffnung geschrieben ist

Der Wal und das Ende der Welt
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In dem kleinen Fischerdorf St. Piran wird ein nackter junger Mann an den Strand gespült, wo er nur kurz darauf von den Bewohnern gefunden und gerettet wird. Fast am gleichen Ort strandet später ein Wal, ...

In dem kleinen Fischerdorf St. Piran wird ein nackter junger Mann an den Strand gespült, wo er nur kurz darauf von den Bewohnern gefunden und gerettet wird. Fast am gleichen Ort strandet später ein Wal, der den Ertrinkenden ans Ufer getragen haben soll. So jedenfalls wird es Jahre später am Tag des Wales erzählt, an dem der inzwischen bei ihnen wohnende Mann namens Joe als Held und Retter gefeiert wird. Schließlich war er es, der mit einer enormen Überzeugungskraft dafür Sorge trug, dass der Wal durch die Kraft aller Bewohner zurück ins Wasser kam und der alles dafür tat, dass das kleine Dorf während einer verheerenden Epidemie nicht unterging.

Es ist eine emotional ergreifende Geschichte, die John Ironmonger in seinem Roman „Der Wal und das Ende der Welt“ erzählt und dabei das Gute im Menschen und die Kraft der Gemeinschaft in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Mit vielen positiven Gedanken und bildhaften Beschreibungen geht er dabei vor und lässt im Kopf des Lesers eine Gemeinschaft entstehen, die von ihren vielfältigen Figuren und deren Verbundenheit lebt. Ein Märchen, das nie wahr werden wird und trotzdem die Fantasie des Lesers entfacht, der in dem Fischerdorf schnell heimisch wird und gespannt darauf ist, was in dem eher unspektakulären Leben der überwiegend schrulligen Bewohner noch alles geschieht.

Es ist schwer an diesem Punkt mit der Darlegung der eigenen Meinung fortzufahren, ohne zu viel von den verheerenden Geschehnissen nach der Rettung des Wales zu verraten. Auf jeden Fall wird die Herkunft und Vergangenheit des zunächst mysteriös erscheinenden John aufgerollt und der Leser erfährt, was dieser vor seinem Leben in St. Piran getan hat und warum er so besonnen auf eine, das Dorf heimsuchende Katastrophe reagiert. Aber nicht nur er wächst während einer sich immer mehr zuspitzenden Notlage über sich hinaus. Auch weitere Bewohner, wie der bärbeißige Pfarrer Hocking, der gemeinsam mit ihm in Quarantäne ist oder die afrikanische Krankenschwester Aminata, deren Lächeln alle Herzen erweicht beweisen, wie wichtig eine gut funktionierende Gemeinschaft ist. Und obwohl der Roman weit entfernt von realen Verhältnissen verläuft, macht es Spaß dabei zuzusehen, wie ein Wunder durch den Zusammenhalt von Menschen wahr werden kann.

Fazit:
Ein ergreifender Roman, der mit viel Herzblut und Hoffnung geschrieben ist und sich Seite für Seite mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren in das Herz des Lesers schleicht.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Ein gnadenlos schockierender True-Crime-Thriller

Drosselbrut
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Fünf junge Frauen verschwinden in Berlin spurlos, nachdem sie Follower der Online-Kampagne „Befrei dich!“ geworden sind, die für ein selbstbestimmtes Leben wirbt. Zur gleichen Zeit sind in der Hauptstadt ...

Fünf junge Frauen verschwinden in Berlin spurlos, nachdem sie Follower der Online-Kampagne „Befrei dich!“ geworden sind, die für ein selbstbestimmtes Leben wirbt. Zur gleichen Zeit sind in der Hauptstadt Enkelinnen-Kidnapper aktiv, die mit ihren verschleppten minderjährigen Opfer Sexvideos drehen und mit diesen Geld erpressen. Fälle, in denen das LKA ermittelt, allerdings noch keine Erfolge vorweisen kann. Deshalb kommt den Kommissaren Kira Hallstein und Max Lohmeyer der Anruf eines verängstigen Großvaters gerade recht, dessen Enkeltochter entführt und geschändet worden ist und der für ihre Freilassung Fünfzehntausend Euro zahlen soll. Mit dem Versprechen nicht aufzufallen, sind sie bei der Geldübergabe dabei und kommen einem Menschenhändlerring auf die Spur, dessen Drahtzieher überaus mächtig sind.

„Drosselbrut“ ist der zweite Fall für die traumatisierte Kriminalhauptkommissarin Kira Hallstein, die von einer immensen Schuld geplagt, noch immer nach den Verantwortlichen für den Tod an ihrem Bruder sucht. Und für den stets an ihrer Seite agierenden Kriminaloberkommissar Max Lohmeyer, der als typischer Schwiegermuttertyp ungemein sympathisch ist. Ein erfolgreiches Team, das sich wunderbar ergänzt, wobei er stets festen Boden unter den Füßen hat, während sie sich mit ungesundem Ehrgeiz in ihre These über ein dubioses Netzwerk verbeißt. Deshalb geschieht es auch, dass Kira Hallstein einige Alleingänge wagt und dabei um ihr Leben fürchten muss.

Gleich eine ganze Reihe an Verbrechen werden in diesem an die Nieren gehenden Thriller zu einem großen Ganzen verwebt, dass am Ende zutiefst schockiert und mehr Fragen offenlässt, als es klärt. Denn nur den kleinen Handlangern, denen eine strafbare Tat nachgewiesen werden kann, wird der Prozess gemacht, während die Hauptverantwortlichen mit ihrer Macht und Einflussnahme hinter sich aufzuräumen wissen. Vor allem deshalb geht dem Leser die rasant fortschreitende Handlung sehr nah, weil sie auf wahren Vorkommnisse beruht und Andreas Gößling in seinem True-Crime-Thriller bekannte Fakten schonungslos benennt und nicht zimperlich bei der Beschreibung der geschilderten Verbrechen ist.

Fazit:
Der auf den „Jahrhundertfall“ Dutroux beruhende Thriller sorgt beim Lesen mehr als nur für Gänsehaut. Er schockiert und bewegt und lässt den Leser mit vielen Zweifeln und aufkommenden Ängsten zurück.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Ein geheimnisumwitterter Horrorthriller

Der Exorzismus der Gretchen Lang
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Zehn Jahre ist Abby alt, als sie während einer missglückten Geburtstagsfeier Gretchen Lang kennenlernt und von nun an ihre beste Freundin ist. Deshalb stört sie es nicht, dass Gretchen in der Highschoolzeit ...

Zehn Jahre ist Abby alt, als sie während einer missglückten Geburtstagsfeier Gretchen Lang kennenlernt und von nun an ihre beste Freundin ist. Deshalb stört sie es nicht, dass Gretchen in der Highschoolzeit immer merkwürdiger wird und an einem lauen Sommerabend gemeinsam mit zwei weiteren Freundinnen LSD nehmen will. Ein Trip, der für Gretchen fatale Folgen hat. Nur kurz darauf verschwindet sie nackt im Wald und taucht erst am nächsten Tag völlig verwirrt in einer heruntergekommenen Hütte wieder auf. Von nun an magert sie immer mehr ab, wird von unheimlichen Flashbacks geplagt und scheint von einem Dämonen besessen zu sein. Denn wie sonst ist zu erklären, dass Gretchen nachts lautstarke Geräusche ausstößt, am Tag schwarze Federn erbricht oder immer wieder fremde Hände auf ihrem Körper spürt.

„Der Exorzismus der Gretchen Lang“ ist nach dem erfolgreichen Thriller „Horrorstör“ das zweite Buch des US-amerikanischen Autors und Journalisten Grady Hendrix, das im Droemer Knaur Verlag erschienen ist. Grady Hendrix, der einige Jahre an der Telefonhotline einer parapsychologischen Forschungsorganisation gearbeitet hat, besitzt ein feines Gespür für außersinnliche Wahrnehmungen und eine ordentliche Portion Fantasie, um diese in erdachten Horrorgeschichten einfließen zu lassen. Dabei scheut er sich nicht, bekannte Schockelemente erneut zu benutzen und seine Figuren mit Angst erregenden Vorkommnissen und übernatürlichen Phänomenen zu verstören. Doch trotz dieser für sie nur schwer zu ertragenden Qual, zeigt er ihnen auch einen Weg, wie sie dem Grauen entkommen können und einer damit unweigerlich verbundenen Gefahr.

Der von einer tiefen Freundschaft zwischen zwei Mädchen lebende Thriller benötigt eine ganze Weile, um in Fahrt zu kommen und um das in ihm enthaltene Potenzial in vollen Zügen zu nutzen. Denn zunächst einmal lernt der Leser Abby und Gretchen kennen, begleitet sie die Schulzeit hindurch und ist dabei, wenn sie an einem verhängnisvollen Abend einen schwerwiegenden Fehler begehen. So geht viel Zeit ins Land, ehe der Horror das Geschehen bestimmt und mit unnatürlichen Vorkommnissen, mit Angstträumen und Besessenheit, mit ekelerregenden Szenen und grauenhaften Veränderungen eine Atmosphäre erzeugt, die von schreckerfülltem Schauder getragen ist. Von da an wird auch die Spannung angeheizt und die Handlung nimmt einen Verlauf, dessen Ausgang lange Zeit ungewiss bleibt.

Fazit:
Ein geheimnisumwitterter Horrorthriller, der in den 80er Jahren spielt und trotz anfänglicher
Längen mit einem wendungsreichen und immer unheimlicher werdenden Geschehen
überzeugen kann.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Ein ruhiger und nah an der Realität angesiedelter Thriller

Blutmond
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Nach einer exklusiven Party der Kopenhagener Fashion Week wird die zusammengekrümmte Leiche des Modezar Alpha Bartholdy in einem naheliegenden Park im Schnee entdeckt. Mit einem Drink vergiftet, der mit ...

Nach einer exklusiven Party der Kopenhagener Fashion Week wird die zusammengekrümmte Leiche des Modezar Alpha Bartholdy in einem naheliegenden Park im Schnee entdeckt. Mit einem Drink vergiftet, der mit Rohrreiniger versetzt worden ist, starb er einen einsamen und qualvollen Tod. Die beiden Polizeiassistenten Jeppe Kørner und Anette Werner übernehmen den ungewöhnlichen Fall und stecken schon bald in einer Ermittlung fest, die es in sich hat. Denn zum einen fehlt ihnen ein stichhaltiges Motiv, das eine solche Tat rechtfertigen kann, zum anderen haben sie es mit einem Täter zu tun, der seinen Rachefeldzug akribisch plant. Und bereits am nächsten Tag geschieht ein weiterer Mord, der auf dieselbe perfide Weise verübt worden ist, während Jeppes bester Freund Johannes aufgrund schwerwiegender Indizien zum Hauptverdächtigen wird.

„Blutmond“ ist nach „Krokodilwächter“ der zweite Fall für das eingeschworene Duo Jeppe Kørner und Anette Werner, die diesmal in der exzentrischen Welt der Stars und Modemacher auf die Jagd nach einem Mörder gehen. In einer Welt, in der nach außen hin alles glamourös und faszinierend erscheint und es hinter der schillernden Fassade jede Menge Unrecht und Schmutz zu entdecken gibt. Und genau dorthin lenkt Katrine Engberg die Aufmerksamkeit ihrer Leser und lässt sie erleben, welche verbrecherischen Machenschaften und menschliche Verfehlungen gut geschützt vor dem Blick der Öffentlichkeit geschehen. Allerdings nur in kurzen Passagen, da das Hauptaugenmerk in dem verworrenen Fall eher auf die zahlreichen Schicksale der Figuren und die nur zäh voranschreitenden Ermittlungen gelegt worden ist.

Katrine Engberg schreibt wunderbar unspektakulär und mit einem versteckten Humor, der gut zu den teilweise mondänen und teilweise mitten im Leben stehenden Figuren passt. Wie die Seherin Lulu, die mit ihrer antrainierten Gabe den mehr oder weniger bekannten Prominenten das Geld aus der Tasche zieht oder Esther, die als pensionierte Literaturprofessorin nicht nur Krimis schreibt, sondern eigene Recherchen über das Motiv des Mörders anstellt. Und dann gibt es da noch das eingespielte Ermittlerteam, das im privaten Bereich einige Probleme hat und aufpassen muss, dass es nicht zu Konflikten im Berufsleben kommt. Eine vielseitige Figurenkonstellation, die kombiniert mit einer rätselhaften Mordserie spannend unterhält und durch viele bildhafte Beschreibungen und einer nüchternen Atmosphäre authentisch in Erscheinung tritt.

Fazit
„Butmond“ ist ein ruhiger und nah an der Realität angesiedelter Thriller, der vor allem mit vielseitigen Figuren, überraschenden Wendungen und viel Ermittlungsarbeit punkten kann und dabei gleichzeitig Einiges über Kopenhagen und seine Bewohner verrät.