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Veröffentlicht am 12.12.2021

Ein düsteres Buch mit verheerenden Einzelschicksalen

Was wir verschweigen
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Im finnische Ahlainen wird in einem Wochenendhaus ein Mann mit mehreren Messerstichen ermordet. Der Täter, der als Gast bei einem dort stattfindenden Saufgelage war, flüchtet betrunken in den Wald. Später ...

Im finnische Ahlainen wird in einem Wochenendhaus ein Mann mit mehreren Messerstichen ermordet. Der Täter, der als Gast bei einem dort stattfindenden Saufgelage war, flüchtet betrunken in den Wald. Später wird er von Polizisten gefunden und festgenommen. Lediglich von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Ein Mord, wie es viele gibt und deshalb überträgt der Interimsleiter der Kriminalpolizei den Fall an seine Kollegen, die vor Ort im Einsatz sitzt. Als er jedoch erfährt, dass der vermutliche Täter sein bester Freund aus Kindertagen ist, mischt er sich in die Ermittlungen ein. Schließlich hat Jari ihm sein Leben zu verdanken und eine solche Bürde wiegt schwer.

„Was wir verschweigen“ ist ein düsterer Krimi mit viel Atmosphäre und gut gezeichneten Figuren, leider aber mit wenig Ermittlungsarbeit. Denn neben dem zu untersuchenden Fall gibt es einen zweiten Strang in der Vergangenheit, der das Geschehen bestimmt und die unzertrennliche Freundschaft von zwei Jungen zum Inhalt hat. Antti und Jari, die in verschiedenen sozialen Schichten groß geworden sind, werden vom Schicksal nicht verschont. So geschieht es, dass ein schwerwiegendes Verbrechen sie für immer trennt und auf völlig unterschiedliche Bahnen lenkt.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und sorgt dafür, dass sich das Buch trotz moderater Spannung gut lesen lässt. Mit Tiefgang und vielen Emotionen werden die Ereignisse vor 27 Jahre erzählt und entfachen eine Sogwirkung, der nur schwer zu entkommen ist. Demgegenüber bleiben die Schilderungen der gegenwärtigen Ermittlungen gefühlskalt und fad und zeigen vor allem die Schwächen der Ermittler auf und ihr Unvermögen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dazu kommt ein deprimierender Einblick in ein Milieu, das von Alkohol und Haltlosigkeit geprägt ist und ein Ende, das wenig überzeugt.

Fazit und Bewertung:
Ein düsteres Buch mit verheerenden Einzelschicksalen, das mehr ein bewegender Roman, als ein Krimi ist. Wer allerdings dramatische Geschichten mit Tiefgang mag, sollte es lesen. Wer hingegen die Hoffnung auf einen spannenden Krimi hat, für den ist „Was wir verschweigen“ nichts.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Eine harmonische Freundschaft, die zum Alptraum wird.

Unter Freundinnen
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Die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny leben in dem kleinen Ort Dorset, wo sie jeder kennt und sie mit ihren Familien eine vertraute Gemeinschaft bilden. Doch an dem Tag, als Jenny bei einem Kajakausflug ...

Die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny leben in dem kleinen Ort Dorset, wo sie jeder kennt und sie mit ihren Familien eine vertraute Gemeinschaft bilden. Doch an dem Tag, als Jenny bei einem Kajakausflug stirbt, wendet sich das Blatt. Plötzlich zieht Misstrauen in ihr Leben ein, während ein Geheimnis nach dem anderen ans Tageslicht tritt. Uns schon bald entsteht der Verdacht, dass Jennys Tod kein Unfall war und einer ihrer Freunde etwas darüber weiß. Deshalb nimmt auch die Kriminalpolizei die Ermittlungen auf und stochert, ohne Rücksicht zu nehmen, in ihrer aller Leben herum. Ein Desaster, das kein Ende nehmen will und der ganze Ort schaut voller Häme zu, wie die einst beliebte Clique an ihren Lügen zerbricht.

„Unter Freunden“ ist ein geschickt erdachter und zum Ende hin immer spannender werdender Roman, der sich anfangs mit ganz alltäglichen menschlichen Verhaltensweisen auseinandersetzt. So lernt der Leser die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny und ihre Familien besser kennen, erfährt, wie ihre Kindheit und ihre Jugend verlaufen ist und welche Umstände zu ihrem engen Bündnis führten. Eine beneidenswerte Verbundenheit, die erste Risse bekommt, als der geplante Kajakausflug ohne eine der Freundinnen stattfinden soll. Von diesem Moment an, gibt es kein Halten mehr. Das Unglück geschieht und die Handlung entwickelt sich undurchsichtig und abwechslungsreich.

Der Schreibstil ist flüssig. Die Handlung wird aus verschiedenen Sichten heraus erzählt und um Rückblicke in die Vergangenheit ergänzt. Dazu kommen die Klatschbasen des Ortes in kurzen Einschüben zu Wort und das Fortschreiten der Ermittlungen wird in allen Einzelheiten nachvollziehbar dargestellt. Und obwohl manche Handlungsweisen der Figuren nur schwer nachzuvollziehen sind und Beziehungen untereinander sehr oberflächlich erscheinen, unterhält die gelungene Kombination aus Familientragödie, Klatschroman und Krimi ungemein. Die Auflösung, was an dem verhängnisvollen Nachmittag wirklich geschehen ist, erfährt der Leser erst zum Schluss, wird aber noch einmal ordentlich überrascht.

Fazit:
Ein Roman, dessen anfängliche Harmonie zu einem Alptraum wird und der voller Rätsel und Geheimnisse steckt.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt.

Im Versteck
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Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen ...

Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen musste und selbst zum Verbrecher geworden ist. Doch das heruntergekommene Anwesen in den Bergen bietet ihm nicht die Ruhe und Einsamkeit, die er braucht, um seinen unstillbaren Trieben zu entfliehen. Als kurze Zeit später ein 8-jähriges Mädchen spurlos verschwindet, gerät Paul unter Verdacht, dafür verantwortlich zu sein. Hat er die kleine Viola umgebracht oder gibt es eine ganz andere Erklärung dafür, dass sie nach einem geplanten Schwimmausflug, nicht nach Hause zurückgekommen ist?

„Im Versteck“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt. Denn zum einen ist der Werbefotograf Paul Börger in seinem Job brillant, sieht ungemein gut aus und weiß, wie er Menschen für sich gewinnen kann. Schaut man aber tief in ihn hinein, lauert dort eine unsichtbare Gefahr. Eine dunkle Seite, die immer dann an die Oberfläche tritt, wenn er alleine mit kleinen Mädchen ist. Niemand von seinen Kollegen und Freunden weiß davon. Auch sein engster Vertrauter, sein Mitbewohner Donnie ist ahnungslos. Deshalb zieht er die Reißleine und kämpft mit allen Mitteln gegen das immer wieder aufflammende Begehren an.

Sabine Thiesler ist eine wunderbare Autorin. Sie versteht es, Figuren und Handlungen so zu beschreiben, dass sie plastisch und greifbar in Erscheinung treten. Dadurch haucht sie ihren Geschichten viel Leben ein, wobei diesmal ein entscheidender Aspekt fehlt. Es gibt zu wenig Überraschungen in der Story und darunter leidet auch die von ihr gewohnte Unvorhersehbarkeit. Viel zu zeitig wird die Neigung des renommierten Fotografen offenbart, wird sein Kampf gegen sich selbst und seine Dämonen dargestellt und anschließend sein Versagen. Dafür aber ist der erklärende Rückblick in die Vergangenheit interessant, in dem der Leser beobachten kann, welche unrühmliche Rolle Pauls Mutter spielt und wie ihr kleiner Sohn nur verlieren kann.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegendes Buch, das eher ein Roman, als ein Thriller ist und auch ohne durchgängigen Spannungsbogen zu fesseln vermag.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Ein spannungsgeladener Thriller, dramatisch und voller Wendungen.

Die Früchte, die man erntet
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In der schwedischen Kleinstadt Karlshamn werden drei Menschen ermordet ohne, dass es zwischen ihnen einen Zusammenhang gibt. Vanja Lithner und ihre Kollegen der Reichsmordkommission übernehmen den Fall ...

In der schwedischen Kleinstadt Karlshamn werden drei Menschen ermordet ohne, dass es zwischen ihnen einen Zusammenhang gibt. Vanja Lithner und ihre Kollegen der Reichsmordkommission übernehmen den Fall und bevor es erste Ermittlungsergebnisse gibt, schlägt der unbekannte Heckenschütze erneut wieder zu. Deshalb bittet sie Sebastian um Hilfe, der ein Profil vom Täter erstellen soll. Zur gleichen Zeit kämpft der Polizist Billy darum, seinen Drang zum Töten zu besiegen. Fünf Menschen hat er bereits ermordet und war sich sicher, seine Dämonen im Griff zu haben. Nun aber bricht die ungezügelte Lust wieder hervor und Billy nutzt die Serie des Heckenschützen gnadenlos dazu aus, seinem Verlangen nachzugehen.

„Die Früchte, die man erntet“ ist der siebte Band einer Reihe um Kriminalpsychologe Sebastian Bergman, der diesmal wenig mit den eigentlichen Ermittlungen zu tun hat. Vielmehr kümmert er sich, in einem Nebenstrang angelegt, liebevoll um Vanjas Tochter Amanda, die ihm neue Zuversicht und Hoffnung gegeben hat. Zudem ist er als Psychologe und Therapeut aktiv und wird in seiner Praxis von einem Patienten aufgesucht, der, genau wie er, einen geliebten Menschen beim Tsunami verloren hat. Dadurch bricht sein unverarbeitetes Trauma völlig unkontrolliert wieder auf und Sebastian Bergman ist gezwungen, sich nach vielen Jahren exzessiven Lebens, seiner Vergangenheit endlich zu stellen.

Mehrere Handlungsstränge, die wendungsreich in Erscheinung treten und ein schonungsloser Einblick in das schwierige Leben mehrerer Figuren verweben sich in diesem Thriller zu einem komplexen und undurchsichtigen Plot. Und obwohl die Mordserie des Heckenschützen bereits in der ersten Hälfte des Buches aufgeklärt werden kann, gibt es keinerlei Spannungsabfall. Denn die dramatischen Ereignisse rund um Billy, die Konfrontation von Sebastian mit seiner Vergangenheit und Svenjas Bemühen, ihren neuen Job souverän auszuführen, sorgen dafür, dass es ein Höhepunkt nach dem anderen gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein spannungsgeladener Thriller, der auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt und darauf, dass Sebastian als Berater der Reichsmordkommission wieder mehr in den Fokus der Handlung rückt.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Ein spannender True-Crime-Thriller mit interessanten Einblicken in die Rechtsmedizin

Abgetrennt
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Der Rechtsmediziner Paul Herzog kehrt nach einer Auszeit in das Kieler Institut für Rechtsmedizin zurück, in dem sich Einiges verändert hat. Denn die Erkenntnis, dass ihr ehemaliger Chef ein skrupelloser ...

Der Rechtsmediziner Paul Herzog kehrt nach einer Auszeit in das Kieler Institut für Rechtsmedizin zurück, in dem sich Einiges verändert hat. Denn die Erkenntnis, dass ihr ehemaliger Chef ein skrupelloser Mörder ist, ging an keinem der Mitarbeiter spurlos vorbei. Doch viel Zeit, um darüber nachzugrübeln, bleibt Herzog nicht. Ein Bombenanschlag im Eros Center fordert seine ganze Aufmerksamkeit. Dazu tauchen auch noch Leichenteile auf, die illegal beschafft worden sind. Bei einer ersten Inaugenscheinnahme stellt Herzog fest, dass einer der beschlagnahmten Arme bereits vorher schon auf seinem Obduktionstisch lag. Verkauft einer seiner Kollegen die Körperteile der Toten oder gibt es ene ganz andere Erklärung dafür?

„Abgetrennt“ ist der 3. Teil der Trilogie um den Kieler Rechtsmediziner Paul Herzog, der teilweise auf wahren Begebenheiten, teilweise auf Fiktion beruht. Und obwohl man als Leser den Wahrheitsgehalt der dargelegten Fälle kaum glauben kann, ist vieles in ihnen wirklich geschehen. Ein Statement dazu gibt der Autor und Rechtsmediziner Michael Tsokos am Ende seines Buches ab und legt dar, welche echten Verbrechen er hier verarbeitet hat. Aber nicht nur die verübten Taten an sich bringen eine ordentliche Portion Spannung in das Geschehen. Auch der Einblick in den Alltag eines Rechtsmediziners ist vor allem für True Crime Fans sehr interessant und sorgt dafür, das der Thriller kaum aus der Hand gelegt werden kann.

Kurze Kapitel, gelungene Szenenwechsel und gut beschriebene Figuren sorgen dafür, dass der Leser schnell in das brisante Geschehen eintaucht. Allerdings sollte er nicht zu zartbesaitet sein, da es an Herzogs Arbeitsplatz ordentlich zu Sache geht. Ohne Effekthascherei wird schon mal die eine oder andere Gliedmaße fachmännisch abgetrennt oder die Funktion der eingebauten Madenrinne erklärt. Dabei kommt auch die Handlung nicht zu kurz. So durchlebt Paul Herzog eine unliebsame Überraschung, auf die er gerne verzichtet hätte, während sein Privatleben inzwischen wohl geordnet ist. Mehr aber wird nicht verraten. Lest lieber selbst, wer hinter dem Auftauchen von ominösen Leichenteilen steckt und warum der Rechtsmediziner Paul Herzog in große Gefahr gerät.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender True-Crime-Thriller mit vielen interessanten Einblicken in die Rechtsmedizin und ein gelungener Abschluss der Trilogie um Paul Herzog, der vielleicht noch einmal in einen der weiteren Thriller von Michael Tsokos auftaucht.

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