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Veröffentlicht am 24.02.2019

Ein „Kurzer“, der es in sich hat

Der Brezen-Trick
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In ihrem Pfingsturlaub hat Kommissarin Elsa Dorn nur eines im Kopf. Ihr neues Kleid, das sie aus der Boutique ihrer Freundin Cordula abholen will und mit dem sie sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt. ...

In ihrem Pfingsturlaub hat Kommissarin Elsa Dorn nur eines im Kopf. Ihr neues Kleid, das sie aus der Boutique ihrer Freundin Cordula abholen will und mit dem sie sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Doch kaum ist Elsa dort angekommen, wird sie von der Anwesenheit ihrer Kollegen überrascht, die mit umfangreichen Ermittlungen zu einem stattgefundenen Einbruch beschäftigt sind. Dabei wurde neben einer ganzen Reihe an hochwertigen Designerstücken auch Elsas Traumkleid zerstört und deshalb setzt die erfahrene Polizistin alles daran, den Übeltäter zu fassen. Und während sie selbst undercover als Putzfrau in einem Bordell tätig ist, wird der von ihr beauftragte Privatschnüffler Sven Schäfer in Sachen Edelboutique aktiv und kommt einem Komplott auf die Spur, das ungeheuerliche Ausmaße besitzt.

„Der Brezen-Trick“ ist ein humorvoller Kurzkrimi, der mit einem handfesten Fall und wendungsreichen Ermittlungen die Zeit bis zu Elsa Dorns nächsten Einsatz gut zu überbrücken versteht. Zwar ist dem aufmerksamen Leser beizeiten klar, wer hinter dem perfide verübten Einbruch steckt. Doch warum dieser geschehen ist und was es mit dem Tod eines Ehemanns und eines einstigen Angestellten auf sich hat, erfährt er erst ganz zum Schluss. Denn der Autor Franz Hafermeyer, der im wahren Leben selbst die bösen Buben jagt, kennt die verschachtelten Wege, die ein Verbrechen nimmt, und wendet seine umfangreichen Erfahrungen beim Schreiben von Krimis an. Da die Realität aber eher trocken und weniger unterhaltsam ist, hat er seine Figuren mit amüsanten Handlungsweisen ausgeschmückt und sie nachvollziehbar in Szene gesetzt. So darf sich der Leser über einen aufbrausenden Jansenbrink freuen, der als Chef völlig versagt, den Erfolg aber wie selbstverständlich für sich verbucht. Oder kann mit dem unaufmerksamen Privatschnüffler Schäfer auf die Suche nach wichtigen Spuren gehen, um sich plötzlich zu wundern, warum er mit einer unschönen Beule am Kopf ausgeknockt am Boden liegt.

Fazit:
Ein „Kurzer“, der es in sich hat und mit passendem Humor, einer ordentlichen Portion krimineller Energie und akribisch geführter Ermittlungsarbeit gut unterhält.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Ein subtil erdachter Thriller mit einem grauenerregenden und Angst einflößenden Geschehen

Mörderhaus
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Der Statiker Patrick verwirklicht seinen lang gehegten Traum, als er mit seiner Frau Sarah und den beiden Kindern Mia und Joe in das Haus seiner Kindheit zieht. Idyllisch gelegen am Meer bietet es ausreichend ...

Der Statiker Patrick verwirklicht seinen lang gehegten Traum, als er mit seiner Frau Sarah und den beiden Kindern Mia und Joe in das Haus seiner Kindheit zieht. Idyllisch gelegen am Meer bietet es ausreichend Platz, um für immer in seinen Mauern glücklich zu sein. Lediglich die Tatsache, dass es 15 Jahre zuvor zum Schauplatz eines bestialischen Dreifachmordes geworden ist, hat Patrick bei seinem Kauf bewusst verdrängt. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Denn kaum sind sie dort eingezogen, geschehen merkwürdige Dinge und schon bald weiß niemand mehr, wem er noch trauen kann oder auch nicht. So beobachtet ein Fremder heimlich das Haus, während stumme Anrufe und anonyme Geschenke an der Tagesordnung sind und Patrick plötzlich immer seltsamer wird.

"Das Mörderhaus" ist ein ruhiger, dafür aber umso nervenaufreibender Psychothriller, der gekonnt mit den Gefühlen seiner Figuren spielt. Angefangen mit der erschreckenden Nachricht, dass der perfide Dreifachmörder aus dem Gefängnis entlassen worden ist, über eine Reihe an absonderlichen Vorkommnissen, für die es einfach keine Erklärung gibt, bis hin zu den Andeutungen im Ort, dass mit dem vor sich hinfaulenden Haus etwas ganz und gar nicht stimmt, wird ihnen immer wieder Angst eingejagt. Und ganz allmählich verlieren sie ohne es zu wollen den Bezug zur Realität und glauben fest daran, dass es in dem verfallenen Mörderhaus Geister gibt und eine heimlich lauernde Gefahr Besitz von ihnen ergreift. Ein wunderbar subtil erdachter Plot, dessen geschickt verborgenes Grauen mit jeder gelesenen Seite ein Stück mehr ans Tageslicht tritt.

Neben der gut beschriebenen Gruselatmosphäre und den kaum zu beherrschenden Ängsten sind es vor allem die Verhaltensweisen der Figuren, die dafür sorgen, dass die mit einer Menge Lügen und Geheimnissen einhergehende Geschichte ihre volle Wirkung entfacht. Angefangen mit Sarah, die nach dem Tod ihrer Mutter psychische Probleme hat, über ihre Tochter Mia, die an paranormale Erscheinungen glaubt, bis hin zu ihrem Sohn Joe, der viel zu zartbesaitet für die Bewältigung seiner Probleme ist und vor allem nicht zu vergessen Patrick, der seine Arbeit zu verlieren droht, haben sie alle einen Anteil daran, dass in dem Haus am Meer ihre Familie zu zerbrechen droht. Hinzu kommt mit Tom das überlebende Kind der ermordeten Familie, das genau wie ein einstiger Freund von Patrick eine nicht zu unterschätzende Rolle in dem dramatischen Geschehen spielt, wie auch die beste Freundin von Sarah, die noch nie viel von Patrick gehalten hat. Ihr mehr oder weniger aufreibendes Zusammenspiel bildet die Grundlage dafür, dass die immer bedrohlicher werdende Situation schon bald zu eskalieren droht.

Fazit:
Ein Psychothriller, der erst in Fahrt kommen muss, dann aber mit seinem grauenerregenden und Angst einflößenden Verlauf enorm spannende Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein enorm spannender und teilweise recht brutaler Thriller

Blinde Rache
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In Frankfurt wird einer der führenden Köpfe der kroatischen Mafia bestialisch ermordet. Und egal, wie sehr sich die dortige Mordkommission auch bemüht, niemand will etwas gesehen haben und sagt über die ...

In Frankfurt wird einer der führenden Köpfe der kroatischen Mafia bestialisch ermordet. Und egal, wie sehr sich die dortige Mordkommission auch bemüht, niemand will etwas gesehen haben und sagt über die unlauteren Geschäfte des Toten aus. Deshalb kommt ihrem frustrierten Chef die Rückkehr der unbeliebten Polizeioberkommissarin Maria Billinsky gerade recht, weswegen er ihr den aussichtslosen Fall kurzerhand überträgt. Doch kaum hat eigenwillige Ermittlerin erste Recherchen angestellt, steckt sie auch schon in einem Sumpf aus verschiedenartigen Verbrechen fest und gerät immer mehr in gefährliche Situationen hinein. Und erst, als das Mitglied einer regionalen Rockerbande ähnlich grausam wie der Mafiaboss hingerichtet wird und Maria den Tipp eines Informanten erhält, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Von nun an nimmt Maria einen selbst ernannten Racheengel aufs Korn, der neben den Kandidaten auf seiner Todesliste auch die unbequeme Kommissarin aus dem Weg räumen will.

"Blinde Rache" ist der Auftakt für Polizeioberkommissarin Mara Billinsky, die als Ermittlerin nicht den üblichen Klischees einer ehrgeizigen Polizistin entspricht. Weil sie durch ihr Äußeres eher an eine Punkerbraut denken lässt, als an eine Gesetzeshüterin, der man bedingungslos vertraut. Aber auch ihre Arbeitsweise fügt sich nicht reibungslos in die gewohnten Abläufe auf dem Polizeipräsidium ein. Denn das, was sie antreibt, ist nicht der Wunsch nach Erfolg, sondern das Streben nach Gerechtigkeit. So hat Mara als Tochter einer ermordeten Mutter beizeiten gelernt, dass dem Bösen nur schwer beizukommen ist und es viel zu viele unaufgeklärte Verbrechen gibt. Aber nicht nur diese Erkenntnis hat sie geprägt. Auch die Ignoranz ihres Vaters trägt dazu bei, dass sie anderen Menschen nur schwer vertraut und lieber wie ein einsamer Wolf auf die Jagd nach dem Abschaum der Gesellschaft geht. Eine unbequeme und hartnäckige Frau, die sich nichts aus vorgegebene Zwänge macht und durch ihre Andersartigkeit nur schwer zu mögen ist.

Der von Beginn an undurchsichtige Fall verläuft enorm dramatisch und rasant. Dabei sind es nicht nur die wendungsreichen Ermittlungen oder die Querelen zwischen den Figuren, die den Leser von Spannung und Neugier getrieben, über die Seiten jagen, sondern es ist vor allem die Verbrechensserie an sich, die ein Opfer nach dem anderen fordert, ohne dass ein Muster zu erkennen ist. Das alles wird von Leo Born in einem flüssigen und mit vielen bildhaften Beschreibungen angereicherten Schreibstil erzählt und lässt eine Atmosphäre entstehen, die unangenehm düster und von Angst geprägt in Erscheinung tritt. Angefangen mit den detailreichen Schilderungen bei dem Anblick der Folteropfer über die gefährlichen Situationen, die Mara Billinsy bei ihren Alleingängen durchleben muss bis hin zu den Mobbingattacken ihrer Kollegen gehen die dramatischen Ereignisse dem Leser sehr nah und so fiebert er bis zum Ende hin mit, weil er den Drahtzieher der bestialischen Verbrechen unbedingt hinter Gittern sehen will.

Fazit:
Ein enorm spannender und teilweise recht brutaler Thriller, der mit einer ungewöhnlichen Ermittlerin in Erscheinung tritt und nervenaufreibende Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein nervenaufreibendes Psychospiel mit kleinen Schwächen

Alles, was du fürchtest
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Nach einem traumatischen Erlebnis wird Kate Price regelmäßig von Panikattacken und Albträumen heimgesucht. Deshalb wundert es ihre Familie sehr, dass sie die Londoner Wohnung mit dem Bostoner Appartement ...

Nach einem traumatischen Erlebnis wird Kate Price regelmäßig von Panikattacken und Albträumen heimgesucht. Deshalb wundert es ihre Familie sehr, dass sie die Londoner Wohnung mit dem Bostoner Appartement ihres Cousin Corbin tauschen will. Doch Kate sieht in der Veränderung ihrer Lebenssituation eine reale Chance, den seelischen Problemen beizukommen. Deshalb macht sich voller Zuversicht auf Weg. Aber kaum ist sie dort angekommen, muss sie erfahren, dass Corbins Nachbarin Audrey ermordet worden ist und niemand weiß, wer der Täter war. Von nun an wird Kate mit merkwürdigen Dingen konfrontiert und ist sich bald nicht mehr sicher, ob sie Corbins Beteuerung unschuldig zu sein glauben kann und welche Rolle der gegenüber wohnende Nachbar Alan in dem immer gefährlicher werdenden Drama spielt.

"Alles, was du fürchtest" ist ein Thriller des US-amerikanischen Autors Peter Swansson, der bereits mit "Die Unbekannte" und "Die Gerechte" bewiesen hat, dass er die Spielarten perfider Geschichten bestens beherrscht. So gaukelt er seinen Lesern und Figuren gleichermaßen eine bestimmte Entwicklung der Ereignisse vor, bis er sie plötzlich widerruft und mit Andeutungen und Beobachtungen untersetzt, in eine ganz andere Richtung laufen lässt. Und während er mit den Wahrnehmungen und Gefühlen spielt, kristallisiert sich ganz allmählich die Wahrheit heraus, die noch ungeheuerlicher ist, als gedacht. Ein wunderbar wendungsreiches Geschehen, das diesmal allerdings einen Haken besitzt. Denn Corbins Vergangenheit wird in der Mitte des Buches so detailliert offenbart, dass das Ende der dramatischen Mörderjagd viel zu schnell vorhersehbar ist.

Kurze Kapitel, ein flüssiger Schreibstil und der zunächst wunderbar undurchsichtige Plot sorgen dafür, dass das Buch nur schwer aus der Hand gelegt werden kann. Dabei werden die in Boston zum Tragen kommenden Ereignisse aus den Perspektiven von Kate und Alan erzählt, während sich Corbins Schilderungen nach seiner Ankunft in London eher auf die Vergangenheit beziehen. Darüber hinaus spielen auch noch weitere Figuren eine Rolle, wie ein vor dem Haus auftauchender Mann, der sich als guter Freund von Corbin entpuppt oder die mit den Ermittlungen betrauten Detectives, die akribisch jeder noch so kleinen Spur nachgehen. Und mit der Zeit wird aus der Fülle der Ereignisse und Erinnerungen ein erschreckend grausames Komplott zusammengesetzt, dessen Drahtzieher noch lange nicht am Ende mit seinen perfiden Spielchen ist.

Fazit:
Ein perfider Thriller, der durch das nervenaufreibende Zusammenspiel seiner Figuren Spannung erzeugt und lange Zeit mit einem undurchsichtigen Plot punkten kann. Doch leider werden die Hintergründe der verabscheuungswürdigen Tat viel zu schnell aufgedeckt und damit das in der Geschichte wohnende Potenzial teilweise verschenkt.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Ein ruhiger und in sich brodelnder Thriller, der durch seine Zwielichtigkeit fesselt

Die Beobachterin
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Nach der Trennung von ihrem Mann zieht die erfolgreiche Romanautorin Elena in das Haus einer Freundin ein, wo sie ihre Entscheidung überdenken und zu sich selbst finden will. Doch schon nach kurzer Zeit ...

Nach der Trennung von ihrem Mann zieht die erfolgreiche Romanautorin Elena in das Haus einer Freundin ein, wo sie ihre Entscheidung überdenken und zu sich selbst finden will. Doch schon nach kurzer Zeit nimmt die Langeweile überhand, da sie auf dem großen Anwesen ganz alleine ist und auch keine Idee zum Schreiben hat. Deshalb nistet sich Elena in der Küche ein und beobachtet das Haus nebenan, in dem etwas ganz und gar nicht zu stimmen scheint. Denn umso mehr sie wie ein Voyeur in Geheimnisse der fremden Familie eintaucht, umso stärker erhärtet sich der Verdacht, dass etwas Schreckliches im Gange ist und einer der Bewohner um sein Leben fürchten muss.

"Die Beobachterin" ist nach "Die Vermissten" der zweite Thriller der Stockholmer Autorin Caroline Eriksson, der in deutscher Sprache erschienen ist. Mit einem mysteriös verlaufenden Plot und Figuren, die nur schwer zu durchschauen sind, gelingt es ihr, jede Menge Misstrauen beim Leser zu streuen und ihn lange Zeit darüber im Unklaren zu lassen, was hinter der Fassade eines gutbürgerlichen Hauses wirklich geschieht. Dabei sind es meist nur kleine Beobachtungen und geschickt platzierte Andeutungen, die durch Elena gemacht, Schlimmes vermuten lassen, wobei sie bei näherer Betrachtung auch nur schlecht zu deuten sind. So wird der Leser ohne es anfänglich zu bemerken in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt, weil es ihm einfach schwerfällt einzuschätzen, ob er der in einer deprimierenden Lage befindlichen Romanautorin glauben kann oder nicht.

Erzählt wird das geschickt erdachte Verwirrspiel aus zwei Perspektiven heraus, die in ihrem Zusammenspiel eine ungeahnte Sogwirkung entfachen. Vor allem, weil der Leser durch Elenas aufkommende Panik neugierig wird und wissen will, ob bei den Nachbarn tatsächlich Einiges im Argen liegt oder ihre Fantasie ein böses Spiel mit ihr treibt. So berichtet zum einen Elena aus ihrer Sicht, was sie von den heimlich ausspionierten Vorkommnissen hält und wie sie diese zu deuten versucht. Zum anderen kommt der Mann der Nachbarin zu Wort, der durch ein außereheliches Verhältnis abgelenkt, seine Frau viel zu oft alleine lässt. Und dann gibt es da noch ihren gemeinsamen Sohn, der ganz eigene Sorgen hat und Elenas Mutter, die Einiges über die Vergangenheit ihrer Tochter erzählt.

Fazit:
"Die Beobachterin" ist ein ruhiger und in sich brodelnder Thriller, der den Leser durch seine Zwielichtigkeit in den Bann zu ziehen versteht und je nachdem, wie ihm die subtile Art der Zurschaustellung fremder Probleme und Gemütsverfassungen gefällt, mag er dieses Buch oder mag er es nicht.